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Vorbericht zur Spiel Digital: Japon Brand

Japon Brand ist im Laufe eines guten Jahrzehnts in Essen zu einer kleinen Legende geworden. Aus den Anfängen an einem winzigen Stand mit einem Tisch und drei Stühlen ist eine Wand geworden, an der sich am Donnerstagmorgen solche Schlangen bilden, dass sie in manchen Jahren mit Absperrbändern gebändigt werden mussten. Vieles an diesem Stand lief anders als an anderen Ständen. Die Zahl der Exemplare pro Spiel war begrenzt, von manchen Spielen gab es nur zehn Exemplare, von anderen zweihundert, sodass einige Sachen immer ratz-fatz ausverkauft waren. Wer im Vorverkauf zuschlug, musste einen Aufpreis zahlen, da das erstens mit viel Planung verbunden war und zweitens die Gewissheit, das zu ergattern, was man sich ausgesucht hatte, genug Anreiz gab, diesen Aufpreis auch zu zahlen. Dabei war es immer so, dass die Spiele ein wildes Sammelsurium von fantastischen Perlen und seltsamen Spielen waren, die einen ratlos zurückließen. Aber gerade das machte den Reiz aus – würde man dabei sein, wenn der nächste Hype entstand? Vorbericht zur Spiel Digital: Japon Brand weiterlesen

Messevorschau 2019: Japan (Teil 1) – Japon Brand, itten

Nach meinem letzten Artikel über Spiele aus Taiwan wende ich mich jetzt Japan zu, das ja als erstes asiatisches Land in Essen wirklich Spuren hinterlassen hat. Heute gibt es eine ganze Reihe Leute, die sich speziell für japanische Spiele interessieren, und für die ist auch in diesem Jahr wieder einiges im Angebot.

JAPAN

Messevorschau 2019: JapanKein Verlag im eigentlichen Sinne, aber dennoch eine Legende ist Japon Brand (4-D113). Diese Organisation bringt jedes Jahr eine Auswahl von Spielen japanischer Kleinverlage nach Essen. Dieses Jahr sind es deutlich weniger als in den vergangenen Jahren, aber trotzdem ist wieder Interessantes dabei. Disclaimer: Ich habe sechs der Spiele für Japon Brand übersetzt.
Das größte Spiel im diesjährigen Angebot ist Orchard Ocean (analog lunchbox, €58) von Masaki Suga, Messevorschau 2019: Japan (Teil 1) – Japon Brand, itten weiterlesen

Die Liste von Japon Brand für 2019 ist da!

Ein kleiner Höhepunkt meiner persönlichen Vorfreude auf die Messe in Essen ist immer die Veröffentlichung der Liste der Spiele von Japon Brand. Wer damit jetzt nichts anfangen kann: Japon Brand ist eine Organisation, die jedes Jahr Spiele von japanischen Kleinverlagen auswählt und mit nach Essen bringt. In diesem Jahr warten sie mit einer dicken Überraschung auf: Auf der Liste stehen statt der üblichen rund 15 – 20 Spiele nur 9. Sechs davon kenne ich schon, denn ich habe die Regeln aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt. Von diesen klingt für mich Monster Party am lustigsten, aber auch auf Fillit und Numberplace City bin ich gespannt. New Sakura wird mit seinen ungewöhnlich geformten Karten sicher ebenfalls Aufsehen erregen. Drei der Spiele kenne ich noch nicht im Detail. Beluga stammt von den gleichen Leuten wie letztes Jahr Mayfly, ist also auf alle Fälle einen Blick wert. Über Orchard Ocean und Trimau weiß ich auch noch nicht mehr, als in der Beschreibung auf der Liste steht – vielleicht kommen ja auch dafür noch Übersetzungsanfragen. Die Sachen, die ich übersetzt habe, bekomme ich normalerweise schon vor der Messe, da kann ich im Idealfall schon Ersteindrücke schildern.

Wer sich nun für Spiele von Japon Brand interessiert, sollte sie am besten vorbestellen. Das kostet zwar einen Aufpreis von ungefähr zwei Euro (der schon im angegebenen Preis enthalten ist), aber wer je die Schlangen an ihrem Stand am Donnerstagmorgen und die Ausverkauft-Schilder am Donnerstagnachmittag gesehen hat, dürfte draus gelernt haben. Von Machi Koro zum Beispiel waren damals gerade mal 100 Stück am Start. Zwar hat das später einen weltweiten Siegeszug angetreten, ebenso wie Love Letter, das seinerzeit in der spektakulär gestalteten Originalversion in hübschen Briefumschlägen für 4 Euro verkauft wurde, aber darauf sollte man sich besser nicht verlassen (zumal für mich gerade bei Love Letter der ursprüngliche Charme in der internationalen Ausgabe mit der langweiligen Grafik weitgehend verloren ging). Wer ungewöhnliche Spiele liebt, sollte also auf alle Fälle mal einen Blick auf die Liste werfen.

Drei Tage im Oktober – die Messevorschau 2018 (Teil 1)

Auch in diesem Jahr will ich einen kleinen Überblick darüber geben, was mich auf der Messe in Essen besonders reizt. Natürlich liegt mein Schwerpunkt dabei nicht auf den großen deutschen Verlagen, sondern auf den kleineren, meist aus fernen Ländern (obwohl ich hier und da auch mal eine Ausnahme mache). Das liegt nicht etwa daran, dass mich andere Spiele überhaupt nicht interessieren würden, sondern eher daran, dass ich dafür keine Messe brauche, denn die meisten deutschen Spiele kriege ich hinterher problemlos noch zu sehen, dafür brauche ich nicht nach Essen zu fahren. Und da ich dieses Jahr leider, leider nur von Mittwoch bis Freitag dort sein kann, muss ich mir meine Zeit gut einteilen. Drei Tage im Oktober – die Messevorschau 2018 (Teil 1) weiterlesen

Von der Kunst, sich nicht in die Zange nehmen zu lassen

Manchmal beeindrucken mich Spieleautor*innen durch spektakuläre, ungewöhnliche Einfälle. In anderen Fällen aber auch mal dadurch, dass sie Altbekanntes miteinander kombinieren oder mit kleinen Variationen bekannte Ideen weiter ausreizen, als das bisher der Fall war. Auch das ist ein tolles Talent. Ein solches Spiel, das Bekanntes neu kombiniert und das Ergebnis mit einer schönen Neuerung variiert, ist KUAN, das ich in diesem Jahr für Japon Brand ins Deutsche übersetzt habe. Viel Arbeit war das nicht, denn die Regeln sind geradezu spektakulär kurz.

KUAN

Worum geht’s?

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Machtlose Gottheiten

Dass ich mich für Spiele aus entfernten Weltgegenden interessiere, liegt unter anderem auch daran, dass dort manchmal Themen behandelt werden, auf die man hierzulande kaum kommen würde. Gerade aus Japan kommen immer mal wieder Sachen, die mich ungläubig staunen lassen, denn einige der kleineren Verlage scheinen dort nicht zuerst den Profit (und damit das Ansprechen einer möglichst großen Zielgruppe) im Auge zu haben, sondern einfach nur ihre Idee verwirklichen zu wollen. Das kann Vor- und Nachteile haben. Einerseits erweitert es den Horizont massiv, andererseits besteht natürlich die Gefahr, dass neben dem thematischen auch der spielerische Geschmack einer größeren Zielgruppe verfehlt wird. Aber ich bin ja experimentierfreudig, und so habe ich mich über den Auftrag gefreut, das Spiel Mayfly ins Deutsche zu übersetzen. Ein Spiel über das Leben einer Eintagsfliege? Was soll da schon schiefgehen?

Mayfly

Worum geht’s?

Die Spieler*innen übernehmen die Rolle von Flussgottheiten, die kooperativ eine Eintagsfliegenlarve aufpäppeln, damit sie stark genug ist, als Erwachsene eine Partnerin zu finden und Nachwuchs zu zeugen. Machtlose Gottheiten weiterlesen

Die Japon-Brand-Liste für 2018 ist da!

Für mich läutet die Veröffentlichung der Japon-Brand-Liste für Essen immer ein bisschen die Vorfreude auf die Messe ein. Und die Liste ist nun online! Wie immer ist noch nicht völlig klar, ob nicht noch was dazukommen könnte, aber auch jetzt schon sind einige spannende Sachen zu sehen.

Für diejenigen, die Japon Brand noch nicht kennen: Japon Brand ist eine gemeinnützige Organisation, die jedes Jahr eine Reihe Spiele von japanischen Kleinverlagen nach Essen mitbringt, jeweils in begrenzter Anzahl zwischen ungefähr 10 und 300 Stück. Wer sichergehen will, ein bestimmtes Spiel zu bekommen, sollte es unbedingt vorbestellen und dann in Essen abholen. Auf gut Glück zum Japon-Brand-Stand zu gehen, hat allenfalls direkt zu Messebeginn am Donnerstagmorgen wirklich gute Aussichten auf Erfolg. Die Chancen, hinterher noch an die Spiele heranzukommen, sind nicht so sehr hoch, obwohl einige der Spiele von der Messe aus ihren Siegeszug um die Welt angetreten haben (wie zum Beispiel Love Letter und Machi Koro).

Da ich auch dieses Jahr wieder für Japon Brand als Übersetzer im Einsatz bin, habe ich die Spiele, für die ich eingeteilt bin, schon bekommen und auch einige ausprobieren können. Zu denen (und einigen anderen) möchte ich hier erste Kurzeinschätzungen geben. Wahrscheinlich werden zu dem einen oder anderen Spiel auch noch ausführlichere Rezensionen folgen.

Animale Tattica

Autor Susumu Kawasaki war hier vor einigen Jahren mit dem lockeren Ablegespiel R-Öko (erschienen bei Amigo) in Erscheinung getreten. Sein neues Spiel ist seiner eigenen Aussage nach von Der Große Dalmuti inspiriert. So sehr ähnlich finde ich die beiden Spiele allerdings nicht. Vier verschiedene Tierarten (Hund, Katze, Pinguin und Bär) treten in einen Wettbewerb ein. Jede*r Spieler*in kontrolliert eine Tierart und versucht, die Karten aus der Hand zuerst loszuwerden. Dabei kann man Einzelkarten oder Paare, Drillinge und so weiter legen – muss aber entweder gleich viele Karten legen, die höher sind, oder mehr Karten mit der gleichen Gesamtsumme. Uns hat es Spaß gemacht, obwohl es das Rad nicht neu erfindet. Meine Tochter fand es aber allein schon wegen der sehr japanischen Illustrationen klasse.

Die Japon-Brand-Liste für 2018 ist da! weiterlesen

Weiß statt Rosa

Als ich 2005 unverhofft die Gelegenheit bekam, von Taiwan aus mal nach Japan zu reisen, fiel das auch noch mit der berühmten Kirschblütenzeit zusammen. Zumindest soweit, wie man die vorhersagen konnte. Es handelt sich bei dieser ganzen Geschichte nämlich um ein Naturereignis, das man nicht so gut Monate im Voraus im Kalender eintragen kann. Aber ich war guter Dinge. Und dann sah ich sie tatsächlich vor mir, eine einzige weiße Pracht… Moment mal, sollten diese Blüten nicht eigentlich eher rosa sein? Das ist ja Schnee! In einem Meter hohen Verwehungen! Wie sollen denn da die Kirschbäume blühen?
Nun ja, haben sie auch nicht – noch nicht. Ich war einerseits zu früh dran und andererseits vielleicht zu viel in den Bergen unterwegs, wo es eher kälter sein dürfte als anderswo. Toll war die Reise trotzdem, auch wenn ich nicht die volle Punktzahl einstreichen konnte.

Punkte? Was denn für Punkte? Nun ja, die Japaner/innen verteilen für das Erblicken besonders schön blühender Bäume Punkte. Zumindest im Kartenspiel Sakura Hunt von Yu Maruno, das letztes Jahr in Essen den Weg in meine Sammlung fand. Man versucht darin, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und das sogenannte Hanami zu feiern, das ist so eine Art Picknick mit Kirschblütenbetrachtung. Jede/r Spieler/in kann das an vier verschiedenen Orten tun und das möglichst zur idealen Zeit, denn stehen die Bäume noch nicht in voller Blüte, taugt das Ganze noch nicht viel, sind sie schon verblüht, auch nicht.

Sakura Hunt

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Vier Tage im Oktober – Teil 1

Ich kann es nicht leugnen – die Messe in Essen ist ein echter Fixpunkt in meinem Leben geworden. 1990 war mein erstes Mal, und seit 1995 habe ich sie nur zweimal verpasst. Für mich ist es schon immer ein harter Schlag, wenn es mit dem Urlaub nicht hinhaut und ich nur über das Wochenende hin kann. Dieses Jahr sieht es wieder gut aus, ich fahre Mittwochnachmittag hier los und kann dann Donnerstag früh am Start sein.
In den Wochen und Monaten vorher bin ich im Kopf aber mit der Messe auch schon gut beschäftigt. Ich habe nämlich eigentlich kein Budget für Spiele und muss da ein bisschen erfinderisch sein. Meine Fahrkarten habe ich früh und preisgünstig gebucht, Eintrittskarten habe ich über die Spieleautorenzunft bestellt, und ich kann bei Freund/innen in der Nähe von Essen übernachten. Verpflegung bringe ich mir überwiegend selbst mit (obwohl ich abends auch mal essen gehe). So kann ich die Kosten für das Drumherum sehr niedrig halten – aber da sind ja auch noch die Spiele. Auch da muss ich erfinderisch sein. Ich versuche, viele Tauschgeschäfte für gebrauchte Spiele zu organisieren (meist über Boardgamegeek), ebenso verkaufe ich einiges aus meiner Sammlung und kaufe andere gebrauchte Spiele und organisiere jedes Jahr einen Autor/innentausch, bei dem Spieleautor/innen überzählige Exemplare ihrer eigenen Spiele untereinander tauschen können. Für Spiele, die in Essen neu erscheinen, nützt mir allerdings auch das nicht viel, da muss dann doch Geld an den Start. Deshalb mache ich für verschiedene Verlage Übersetzungen und manchmal sonstige Arbeiten, um mir ein Essen-Budget zu verdienen. Das fällt im Vergleich zu dem mancher anderer Leute wahrscheinlich eher bescheiden aus, aber am Ende komme ich doch immer mit sehr vielen tollen Sachen nach Hause. Da hilft es mir, dass ich mich vor allem für die kleineren Spiele begeistern kann (und dass es seit letztem Jahr einen Versandservice von der Messe gibt. Vorbestellungen und Belegexemplare sammele ich möglichst schon am Donnerstag ein und schicke sie dann ab, bevor die Schlangen zu fies werden). Außerdem fahre ich ja hauptsächlich deshalb nach Essen, um tolle Leute aus der ganzen Welt zu treffen und mit ihnen glücklich zu sein. Ich muss ja gar nicht alles haben, und ein Impulskäufer war ich noch nie.

Aber trotz alledem muss ich wählerisch sein. Es gibt hunderte von Neuerscheinungen in Essen, die ich einigermaßen interessant finde, und es ist für mich wichtig, mich vorher genau zu informieren, um dann so gut wie möglich auszusuchen. Manchmal liege ich natürlich dann trotzdem daneben, aber ich tue mein Bestes, Enttäuschungen zu minimieren. Hier kommen jetzt wenige größere und viele kleinere Spiele, auf die ich ein Auge geworfen habe. Das könnt Ihr als Empfehlungen sehen, aber bitte denkt daran, dass ich die Sachen selbst auch noch nicht gespielt habe. Ich lasse jetzt ein paar deutsche Neuerscheinungen von größeren Verlagen weg, die ich hinterher ohnehin problemlos im Spieleladen finden kann. In Essen bin ich auf der Suche nach anderen Dingen. Also, folgendes ist mir ins Auge gefallen (und leider werde ich mir das selbst auch nicht alles leisten können – aber einiges möchte ich mir auch einfach nur angucken):

Essen 2017 - PowershipsWer am Donnerstag auf der Messe ist, sollte sich überlegen, schnellen Schrittes zu Cwali zu gehen und zu sehen, ob noch ein Restexemplar von Powerships von Corné van Moorsel zu kriegen ist. Ich hatte das Glück, hiervon einen Prototypen spielen zu können und habe es auch auf Kickstarter unterstützt (mein erstes erfolgreiches Kickstarter-Spiel), und ich finde es toll. Würfelspiele haben es bei mir immer ein bisschen schwer, aber bei Powerships ist das Würfeln mit einem sehr schönen Mechanismus eingebaut. Der Vorgänger Powerboats war schon schön und wird heiß gesucht. Ich hoffe für Powerships auf etwas besseres Material (bei Powerboats war der zusammengepuzzelte Plan ein bisschen wellig), aber in jedem Fall bekommt man hier ein tolles Rennspiel, wo es richtig zur Sache geht und wo man auch mal gegen einen Asteroiden dengeln kann. Macht man im Alltag ja doch eher selten.
Verlag: Cwali (1-G125)
Preis: €32. Wird vermutlich schnell ausverkauft sein – wenn es überhaupt rechtzeitig fertig wird. Es wird ein Rennen von der Fabrik zur Messe. Hoffen wir das Beste.

Ein weiteres teureres Spiel, das ich mir vorbestellt habe, ist Tokyo Highway von Naotaka Shimamoto und Yoshiaki Tomioka. Man baut aus einer Art Eisstäbchen ein Gewirr an Straßen, sehr schön dreidimensional und unregelmäßig. Als ich vor einigen Monaten zum ersten Mal davon gehört hatte, hatte ich noch gedacht: Seufz, da werde ich wohl nie drankommen. Aber dann wurde es doch ein ziemlicher Erfold, und der Verlag itten wird sogar einen eigenen Stand auf der Messe haben. Und wo ich schonmal dabei war, habe ich mir auch das Kartenspiel Hatsuden von Naotaka Shimamoto mit vorbestellt, das mir sehr empfohlen wurde.
Verlag: itten (8-C136)
Preis: €35 (Tokyo Highway), €15 (Hatsuden). Vorbestellung hier.

Kurz vor dem Hyperventilieren stand ich vor einigen Tagen, als ich von Oink Games hörte, dass sie Modern Art von Reiner Knizia neu rausbringen würden. Die Mutter aller Auktionsspiele ist ja in vielen verschiedenen Versionen erschienen, darunter einigen hübschen und einigen legendären. Keine aber ist derartig begehrt wie die, die Oink Games vor einigen Jahren unter dem Namen „Stamps“ herausgebracht hat und bei der man um Briefmarken handelt. Winzige Schachtel, tolles Design – aber Sammler/innen müssen heutzutage locker mehrere Hunderter für dieses Kleinod auf den Tisch legen, und das ist für mich außer Reichweite. Ich habe dann nachgefragt und erfahren, dass es sich um ein völlig neues Design handeln wird, das exklusiv für Deutschland und Österreich ist. Es wird größer und teurer werden als die normalen Oink-Spiele, aber es enthält eine kleine Holzstaffelei. Ich glaube, ich bin verliebt… und wenn man dann noch bedenkt, dass ich sowieso bei Oink vorbeigucken möchte, um mir Startups von Jun Sasaki zuzulegen, werde ich allemal einen genauen Blick draufwerfen. Startups ist ja schon ein Weilchen im Umlauf, aber noch auf keiner Messe präsentiert werden. Mein geschätzter Bloggerkollege Daniel von Knopfspiele nannte es neulich mal sein Lieblings-Oink-Spiel, und da kann ich dann wohl nicht dran vorbei.
Verlag: Oink Games (6-D101)
Preis: Noch unklar (Modern Art), vermutlich rund €18 (Startups)

Bleiben wir noch einen Moment bei den japanischen Spielen und wenden uns dem Stand von Japon Brand zu. In den letzten Jahren war das ja immer ein wirklich heiß umlagerter Ort, und von dort haben einige Spiele ihren Siegeszug um die Welt angetreten, wie zum Beispiel Love Letter oder Machi Koro. Japon Brand ist so eine Art Dachverband japanischer Kleinverlage. Die Spiele sind immer ein bisschen eine Wundertüte, man weiß nicht recht, was einen erwartet, auch wenn man die Regeln liest. Einige der Spiele, manchmal auch gute, findet man anschließend nie wieder irgendwo, und daher sollte man gut hingucken. Da ich für Japon Brand ein paar Spiele übersetzt habe, habe ich eine Art Extra-Budget für meinen Einkauf dort zur Verfügung… und ich werde voraussichtlich 13 der 17 angebotenen Spiele mitnehmen. Am meisten haben es mir die beiden folgenden angetan:
Da ist einmal Sakura Hunt von Yu Maruno, bei dem es darum geht, den perfekten Anblick der japanischen Kirschblüte zu erleben. Das ist eins der Spiele, die ich übersetzt habe, und die Regeln gefallen mir sehr gut, es scheint kurz und interaktiv zu sein. Das ist sicherlich auch was für einen größeren Markt, und ich würde mich nicht wundern, wenn wir das nochmal in einem anderen Verlag wiedersehen würden. Das spektakulärste Spiel, was Japon Brand mitbringt (oder sogar: was es auf der Messe geben wird), ist dieses Jahr allerdings sicherlich Samurai Dori von kamado und nettaigyo, ein Fächerwurfspiel. Sowas gibt es in Japan wohl schon länger, aber das hier ist offenbar eine neuere Version, und an die traditionellen Sachen kommt man hierzulande ja auch nicht so einfach dran. Ich habe keine Ahnung, wie oft ich die Gelegenheit haben werde, das zu spielen, aber ich freu mich drauf wie ein Schneekönig. Ihr könnt Euch ja mal dieses Video ansehen, um einen Eindruck zu bekommen.
Ebenfalls sehr ansprechend finde ich Perfect Hotel von Hiroshi Kawamura (ich denke, Ihr könnt selbst erraten, was man in dem Spiel machen muss) und das abstrakte Tagiron von Ryohei Kurahashi. Dann gibt es noch Wing Spirits von Satochika Daimon, bei dem man Tischtennisbälle anschnibbeln muss (Geschicklichkeitsspiele mag ich ja ohnehin oft), und wer eine echte Wundertüte haben will, sollte sich Ars Combinatoria von Sugioka Kazuki angucken, das ist eine Sammlung von fünf Spielen rund um die Themen Zeit und menschliche Interaktion.
Stand: Japon Brand (7-D100)
Preis: €17 (Sakura Hunt), €52 (Samurai Dori). Vorbestellung hier. Die Spiele sind ohne Vorbestellung vor Ort einen oder zwei Euro günstiger, aber wenn man darauf spekuliert, sollte man am Donnerstag auch schnell sein.

Etwas Ähnliches wie Japon Brand gibt es auch für die taiwanischen Verlage, nämlich TBD (Taiwan Boardgame Design). Da ich selbst einige Jahre in Taiwan gewohnt habe, liegt mir die dortige Szene besonders am Herzen, und ich freue mich sehr darüber, wie viele toll aussehende Spiele dieses Jahr von dort kommen. Der Renner wird sicherlich Shadows in Kyoto von Wei-Min Ling sein, über das ich ja schon etwas geschrieben hatte. Der bis vor Kurzem hierzulande noch völlig unbekannte Verlag EmperorS4 wird langsam zu einer echten Erfolgsgeschichte. Neben Shadows in Kyoto bringt er gleich noch vier weitere Spiele an den Start, von denen ich Crows Overkill von Roy Nambu sicherlich haben möchte. Dabei dreht es sich um ein Zitat aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, bei dem ein Mann, der das Rotlichtviertel verlassen muss, wenn man die ersten Vögel hört, diese am liebsten alle umbringen würde. Was ist das denn bitte für eine Thematik? Auch Herbalism von Eros Lin und Liu Xiao ist und Mystery of the Temples (ebenfalls von Wei-Min Ling) gehören in die gleiche Reihe wie Hanamikoji und Shadows in Kyoto, also fackele ich da ebenfalls  nicht lange. Mystery of the Temples ist noch dazu von Maisherly illustriert und interessiert mich schon deshalb. Aber TBD hat auch noch andere leckere Sachen zu bieten: Birdie Fight von Yuo suche ich schon länger, nun kommt es offenbar unter dem Namen Songbirds neu heraus, und in der aktuellen Ausgabe kann ich es mir erheblich besser leisten als vorher, zumal ja keine Portokosten dazukommen. Man legt Vogelkarten in Reihen aus und versucht dabei, Mehrheiten zu erlangen. Erst am Ende offenbart man allerdings, welche Vogelart man unterstützt hat. Hier heißt es, sich viele Optionen bis zum Schluss aufzubewahren. Harvest Island von Chen Chih-fan spricht mich auch sehr an, das ist wieder ein ganz anderer Stil, obwohl es auch hier wieder um Natur und Pflanzen und sowas geht. Offenbar muss man das Wetter richtig deuten, um die beste Ernte einzufahren. Taiwan Monsters Brawl von Lin Hung-Che ist wahrscheinlich außerhalb meiner persönlichen Preisklasse, sieht aber einfach sagenhaft aus. Ich freue mich ja immer, wenn Verlage mal einen neuen Weg gehen, was die Gestaltung angeht. Und hier istdas eindeutig der Fall, etwas in dieser Art habe ich noch gar nicht gesehen. Man übernimmt die Rolle eines Monsters und versucht, das Mächtigste von allen zu werden. Nebenbei lernt man als Spieler/in etwas über die Monster aus der taiwanischen Mythologie. Auch immer nützlich. Village of Horror von Tsai Huei-Chiang und Chiu Tacheng (das ich ebenfalls übersetzt habe), habe ich schon bekommen und einmal gespielt, das hat auch einen guten Eindruck gemacht. Es ist ein Werwolfspiel, aber nicht sowas, wie man denkt (es geht eher darum, sich im Laufe einer Spielrunde auf die Siegerseite zu schlagen). Schließlich habe ich gerade mit der Übersetzung zu My Story von Smoox Chen begonnen – da ist es noch ein bisschen früh, etwas Relevantes dazu zu sagen. Ihr seht hoffentlich, dass es unumgänglich ist, dem TBD-Stand einen ausgiebigen Besuch abzustatten.
Stand: TBD (7-D108)
Preise: je nach Spiel. Vorbestellung hier. Anders als bei Japon Brand sind die Spiele bei Vorbestellung ein paar Euro günstiger.

Das war’s für diese Woche. Im zweiten Teil erwarten Euch dann meine Eindrücke von ein paar Spielen, die nicht aus Asien kommen.

 

Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber/innen. 

Die Liste ist da…

Zu den von mir am heißesten ersehnten Tagen im Spielejahr gehört der, an dem Japon Brand die Liste der Spiele veröffentlicht, die sie zur Messe in Essen mitbringen wollen. Heute war es so weit – Ihr findet die Liste hier. Wie immer findet sich die ganze Bandbreite zwischen „Boah, wie hübsch!“, „Was das wohl ist?“ und „Nicht wirklich jetzt, oder?“ Einige Sachen waren in den letzten Wochen schon auf meine Beobachtungsliste gewandert, aber jetzt muss ich in den nächsten Tagen wieder fleißig Beschreibungen studieren und mal sehen, was sich lohnen könnte. Da bin ich sicher nicht allein…