Schlagwort-Archive: Reiner Knizia

Messevorschau 2019: Korea (Teil 3) – DiceTree, OPEN ‚N PLAY

Wenn das hier online geht, dürfte die offizielle Liste der Aussteller*innen bereits veröffentlicht sein – die sehe ich in den nächsten Tagen durch und versuche dann, die Reste noch für Euch zusammenzustellen. Ein paar Artikel kommen vor der Messe auf alle Fälle noch. Aus Korea ist es sogar noch eine ganze Menge, wenn auch keine Originaltitel:

KOREA

Modern Art von DiceTreeEiner der Gründe, warum ich gern über den Tellerrand hinausblicke und mich mit Spielen aus fernen Ländern beschäftige, ist, dass die Spiele dort oft ganz anders gestaltet sind als Messevorschau 2019: Korea (Teil 3) – DiceTree, OPEN ‚N PLAY weiterlesen

39 zum Ersten… zum Zweiten… uuund… ?

Es gibt so Spiele, die ein Genre geradezu definieren. Das muss nicht unbedingt daran liegen, dass sie komplett neue Mechanismen einführen. Manchmal schaffen sie es auch einfach, das Wesentliche an einer Spielidee in den Vordergrund zu stellen.

Ein solches Beispiel ist Reiner Knizias Klassiker Modern Art, der mittlerweile 25 Jahre auf dem Buckel hat und in der Zeit in rund einem Dutzend verschieden gestalteter Ausgaben erschienen ist. Zur Messe in Essen kam mal wieder eine neue heraus, nämlich von Oink Games. Als ich erstmals davon hörte, hab ich mich kaum eingekriegt, denn Oink hatte Modern Art schon einmal als „Stamps“ herausgebracht, aber in einer so kleinen Auflage, dass das heutzutage unerschwinglich ist (selbst wenn es einem mal über den Weg laufen sollte). Aber die neue Ausgabe ist tatsächlich neu, nur für den deutschsprachigen Markt lizenziert, und zwar doppelt so groß wie das gewohnte Oink-Format, aber dennoch mit allen Merkmalen, die für den Verlag üblich sind.

Modern Art
Bild: Oink Games

Worum geht’s?

Die Spieler/innen führen Auktionshäuser in den Metropolen der Welt. Dort handeln sie mit modernen Bildern von fünf Künstler/innen, die im Spiel durch Karten dargestellt sind. Reihum versteigern sie ein Bild. Wer am meisten bietet, bekommt das Bild, und der/die Auktionator/in das Geld. Sobald von einer/einem Künstler/in fünf Bilder angeboten wurden, endet die Runde und die Bilder werden bewertet. Die Bilder von der/dem Künstler/in, von dem oder der am meisten Bilder angeboten wurden, sind nun 30 wert, für den zweiten Platz gibt es 20 und für den dritten 10. Man verkauft die Bilder sofort (sie kommen aus dem Spiel). Das Ganze spielt man vier Runden lang durch, wobei die Werte der Bilder aufsummiert werden, also am Ende jeweils zwischen 0 und 120 liegen können. Wer anschließend am meisten Geld besitzt, gewinnt.
Auf jedem Bild ist eine Auktionsform abgebildet, die man anwenden muss, wenn man das entsprechende Bild versteigern will. Beispielsweise durch verdeckte Gebote, Reinrufen, einmaliges Steigern reihum, und so weiter. Natürlich versucht man immer, ein Bild mit der besten Auktionsform für die jeweilige Situation auszuwählen.

Und? Macht das Spaß?

Modern Art ist auch nach 25 Jahren über jeden Zweifel erhaben. Da passt so ziemlich alles. Es gibt eine vernünftige Spannungskurve, da die Bilder immer wertvoller werden, man kann taktieren oder vorpreschen, man kann einigermaßen kalkulieren, was der eigene Optimalzug ist, aber dennoch durch einen überraschenden Schachzug anderer Spieler/innen ins Hintertreffen geraten. Das ist einfach eine runde Sache. Richtiges Timing ist dabei das Wichtigste. Das fünfte Bild, das das Ende der Versteigerung auslöst, schenkt man nämlich sozusagen her (man hat keine Einnahmen daraus, kann aber die Runde im richtigen Moment beenden). Das ist immer wieder eine schwere Entscheidung und ein sehr cleverer Mechanismus. Ja, keine Frage, Modern Art ist ein tolles Spiel. Klare Voraussetzung ist allerdings, dass man Versteigerungsspiele mag. Wer daran keine Freude hat, wird Modern Art verabscheuen, weil das Spiel eben nahezu nur aus Versteigerungen besteht. Ich selbst mag das Genre sehr und bin einfach fasziniert davon, wie Knizia es hier auf seine Essenz reduziert hat.

Jahrelang hatte ich eine alte Hans-im-Glück-Ausgabe im Regal, deren Schachtel zwar schon ziemlich runtergerockt war, die aber Kultstatus genoss. Ich erinnere mich gut an die Bieter/innenschlachten um die Bilder fiktiver Künstler/innen wie Yoko, Krypto und Karl Gitter. Allerdings hatten sich die Zeiten etwas gewandelt, und die Leute, mit denen ich das Spiel früher öfter gespielt hatte, waren nicht mehr ohne Weiteres verfügbar. Neuen Spieler/innen den Charme dieser Ausgabe von Modern Art nahezubringen, war aber manchmal schwer, sie sahen darin wohl doch eher so einen Spiele-Oldtimer.

Modern Art

Als mir vor einigen Wochen dann die neue Oink-Ausgabe ins Haus flatterte, war das daher doppelt gut für mich. Erstens konnte ich plötzlich auch Neulinge für das Spiel interessieren (und am Ende auch überzeugen), und zweitens den benötigten Regalplatz um mindestens 80% reduzieren. Und sie ist in meinen Augen sehr gut geworden – prima Materialqualität, keine Luft (das Spielmaterial passt gerade so in die Schachtel hinein), sehr gutes Design. Oink Games hat sogar einen längeren Artikel veröffentlicht, in dem man nachlesen kann, warum das Material so geworden ist, wie es ist. Das ist ungewöhnlich, so etwas habe ich noch nie gesehen (dort gibt es auch bessere Fotos als meine). Aber wahrscheinlich ist es eine gute Idee, denn die Ausgabe kostet 39 Euro, und ob solch ein Preis für die kleine Schachtel am Markt durchsetzbar ist, muss man erstmal sehen. Ich sage immer, dass ich selten große Spiele kaufe, aber das heißt eben auch, dass ich selten teure Spiele kaufe. Normalerweise geht das eben Hand in Hand, und 39 Euro gebe ich extrem selten aus. Es herrscht ja auf alle Fälle eine gewisse Freude an opulenten, großen Schachteln vor (obwohl das Geschrei dann groß ist, wenn so eine Schachtel viel Luft enthält). In jedem Fall ist der Preis ein Wagnis und ich bin gespannt, ob das so funktionieren wird. Als ich in Essen am Stand ein paar weitere Exemplare für andere Leute kaufte, sah ich aber, dass ich nicht der Einzige war, der gleich mehrere eingepackt hat. Irgendwo freue ich mich auch über dieses Experiment. Nicht, weil ich finde, dass Spiele unbedingt teurer werden sollten, sondern weil ich, wenn ein Spiel schon mal im oberen Preissegment angesiedelt ist, nicht auch noch mein Regal mit einer überdimensionierten Schachtel verstopfen möchte.

Auf der Messe in Essen wurden übrigens gleich drei Ausgaben des Spiels vorgestellt – neben der von Oink noch eine aus Korea und eine aus China. Die koreanische (von DiceTree Games) habe ich gesehen, die sah auch klasse aus. Tolles Material (allerdings auch ein in meinen Augen eher sinnloser überdimensionierter Holzhammer), aber eben auch eine wesentlich größere Schachtel. Und in Deutschland natürlich kaum zu bekommen. Aber letztlich zeigt es auch nur, wie attraktiv Modern Art nach all den Jahren immer noch ist.

Gesamteindruck: 9/10

Modern Art
für 3 bis 5 Leute
von Reiner Knizia
Illustrationen von Hick, Ivory, Kaminsky, Mondrian und Okamoto
Oink Games, 2017

Das Rezensionsexemplar wurde mir freundlicherweise von Oink Games zur Verfügung gestellt.

Vier Tage im Oktober – Teil 1

Ich kann es nicht leugnen – die Messe in Essen ist ein echter Fixpunkt in meinem Leben geworden. 1990 war mein erstes Mal, und seit 1995 habe ich sie nur zweimal verpasst. Für mich ist es schon immer ein harter Schlag, wenn es mit dem Urlaub nicht hinhaut und ich nur über das Wochenende hin kann. Dieses Jahr sieht es wieder gut aus, ich fahre Mittwochnachmittag hier los und kann dann Donnerstag früh am Start sein.
In den Wochen und Monaten vorher bin ich im Kopf aber mit der Messe auch schon gut beschäftigt. Ich habe nämlich eigentlich kein Budget für Spiele und muss da ein bisschen erfinderisch sein. Meine Fahrkarten habe ich früh und preisgünstig gebucht, Eintrittskarten habe ich über die Spieleautorenzunft bestellt, und ich kann bei Freund/innen in der Nähe von Essen übernachten. Verpflegung bringe ich mir überwiegend selbst mit (obwohl ich abends auch mal essen gehe). So kann ich die Kosten für das Drumherum sehr niedrig halten – aber da sind ja auch noch die Spiele. Auch da muss ich erfinderisch sein. Ich versuche, viele Tauschgeschäfte für gebrauchte Spiele zu organisieren (meist über Boardgamegeek), ebenso verkaufe ich einiges aus meiner Sammlung und kaufe andere gebrauchte Spiele und organisiere jedes Jahr einen Autor/innentausch, bei dem Spieleautor/innen überzählige Exemplare ihrer eigenen Spiele untereinander tauschen können. Für Spiele, die in Essen neu erscheinen, nützt mir allerdings auch das nicht viel, da muss dann doch Geld an den Start. Deshalb mache ich für verschiedene Verlage Übersetzungen und manchmal sonstige Arbeiten, um mir ein Essen-Budget zu verdienen. Das fällt im Vergleich zu dem mancher anderer Leute wahrscheinlich eher bescheiden aus, aber am Ende komme ich doch immer mit sehr vielen tollen Sachen nach Hause. Da hilft es mir, dass ich mich vor allem für die kleineren Spiele begeistern kann (und dass es seit letztem Jahr einen Versandservice von der Messe gibt. Vorbestellungen und Belegexemplare sammele ich möglichst schon am Donnerstag ein und schicke sie dann ab, bevor die Schlangen zu fies werden). Außerdem fahre ich ja hauptsächlich deshalb nach Essen, um tolle Leute aus der ganzen Welt zu treffen und mit ihnen glücklich zu sein. Ich muss ja gar nicht alles haben, und ein Impulskäufer war ich noch nie.

Aber trotz alledem muss ich wählerisch sein. Es gibt hunderte von Neuerscheinungen in Essen, die ich einigermaßen interessant finde, und es ist für mich wichtig, mich vorher genau zu informieren, um dann so gut wie möglich auszusuchen. Manchmal liege ich natürlich dann trotzdem daneben, aber ich tue mein Bestes, Enttäuschungen zu minimieren. Hier kommen jetzt wenige größere und viele kleinere Spiele, auf die ich ein Auge geworfen habe. Das könnt Ihr als Empfehlungen sehen, aber bitte denkt daran, dass ich die Sachen selbst auch noch nicht gespielt habe. Ich lasse jetzt ein paar deutsche Neuerscheinungen von größeren Verlagen weg, die ich hinterher ohnehin problemlos im Spieleladen finden kann. In Essen bin ich auf der Suche nach anderen Dingen. Also, folgendes ist mir ins Auge gefallen (und leider werde ich mir das selbst auch nicht alles leisten können – aber einiges möchte ich mir auch einfach nur angucken):

Essen 2017 - PowershipsWer am Donnerstag auf der Messe ist, sollte sich überlegen, schnellen Schrittes zu Cwali zu gehen und zu sehen, ob noch ein Restexemplar von Powerships von Corné van Moorsel zu kriegen ist. Ich hatte das Glück, hiervon einen Prototypen spielen zu können und habe es auch auf Kickstarter unterstützt (mein erstes erfolgreiches Kickstarter-Spiel), und ich finde es toll. Würfelspiele haben es bei mir immer ein bisschen schwer, aber bei Powerships ist das Würfeln mit einem sehr schönen Mechanismus eingebaut. Der Vorgänger Powerboats war schon schön und wird heiß gesucht. Ich hoffe für Powerships auf etwas besseres Material (bei Powerboats war der zusammengepuzzelte Plan ein bisschen wellig), aber in jedem Fall bekommt man hier ein tolles Rennspiel, wo es richtig zur Sache geht und wo man auch mal gegen einen Asteroiden dengeln kann. Macht man im Alltag ja doch eher selten.
Verlag: Cwali (1-G125)
Preis: €32. Wird vermutlich schnell ausverkauft sein – wenn es überhaupt rechtzeitig fertig wird. Es wird ein Rennen von der Fabrik zur Messe. Hoffen wir das Beste.

Ein weiteres teureres Spiel, das ich mir vorbestellt habe, ist Tokyo Highway von Naotaka Shimamoto und Yoshiaki Tomioka. Man baut aus einer Art Eisstäbchen ein Gewirr an Straßen, sehr schön dreidimensional und unregelmäßig. Als ich vor einigen Monaten zum ersten Mal davon gehört hatte, hatte ich noch gedacht: Seufz, da werde ich wohl nie drankommen. Aber dann wurde es doch ein ziemlicher Erfold, und der Verlag itten wird sogar einen eigenen Stand auf der Messe haben. Und wo ich schonmal dabei war, habe ich mir auch das Kartenspiel Hatsuden von Naotaka Shimamoto mit vorbestellt, das mir sehr empfohlen wurde.
Verlag: itten (8-C136)
Preis: €35 (Tokyo Highway), €15 (Hatsuden). Vorbestellung hier.

Kurz vor dem Hyperventilieren stand ich vor einigen Tagen, als ich von Oink Games hörte, dass sie Modern Art von Reiner Knizia neu rausbringen würden. Die Mutter aller Auktionsspiele ist ja in vielen verschiedenen Versionen erschienen, darunter einigen hübschen und einigen legendären. Keine aber ist derartig begehrt wie die, die Oink Games vor einigen Jahren unter dem Namen „Stamps“ herausgebracht hat und bei der man um Briefmarken handelt. Winzige Schachtel, tolles Design – aber Sammler/innen müssen heutzutage locker mehrere Hunderter für dieses Kleinod auf den Tisch legen, und das ist für mich außer Reichweite. Ich habe dann nachgefragt und erfahren, dass es sich um ein völlig neues Design handeln wird, das exklusiv für Deutschland und Österreich ist. Es wird größer und teurer werden als die normalen Oink-Spiele, aber es enthält eine kleine Holzstaffelei. Ich glaube, ich bin verliebt… und wenn man dann noch bedenkt, dass ich sowieso bei Oink vorbeigucken möchte, um mir Startups von Jun Sasaki zuzulegen, werde ich allemal einen genauen Blick draufwerfen. Startups ist ja schon ein Weilchen im Umlauf, aber noch auf keiner Messe präsentiert werden. Mein geschätzter Bloggerkollege Daniel von Knopfspiele nannte es neulich mal sein Lieblings-Oink-Spiel, und da kann ich dann wohl nicht dran vorbei.
Verlag: Oink Games (6-D101)
Preis: Noch unklar (Modern Art), vermutlich rund €18 (Startups)

Bleiben wir noch einen Moment bei den japanischen Spielen und wenden uns dem Stand von Japon Brand zu. In den letzten Jahren war das ja immer ein wirklich heiß umlagerter Ort, und von dort haben einige Spiele ihren Siegeszug um die Welt angetreten, wie zum Beispiel Love Letter oder Machi Koro. Japon Brand ist so eine Art Dachverband japanischer Kleinverlage. Die Spiele sind immer ein bisschen eine Wundertüte, man weiß nicht recht, was einen erwartet, auch wenn man die Regeln liest. Einige der Spiele, manchmal auch gute, findet man anschließend nie wieder irgendwo, und daher sollte man gut hingucken. Da ich für Japon Brand ein paar Spiele übersetzt habe, habe ich eine Art Extra-Budget für meinen Einkauf dort zur Verfügung… und ich werde voraussichtlich 13 der 17 angebotenen Spiele mitnehmen. Am meisten haben es mir die beiden folgenden angetan:
Da ist einmal Sakura Hunt von Yu Maruno, bei dem es darum geht, den perfekten Anblick der japanischen Kirschblüte zu erleben. Das ist eins der Spiele, die ich übersetzt habe, und die Regeln gefallen mir sehr gut, es scheint kurz und interaktiv zu sein. Das ist sicherlich auch was für einen größeren Markt, und ich würde mich nicht wundern, wenn wir das nochmal in einem anderen Verlag wiedersehen würden. Das spektakulärste Spiel, was Japon Brand mitbringt (oder sogar: was es auf der Messe geben wird), ist dieses Jahr allerdings sicherlich Samurai Dori von kamado und nettaigyo, ein Fächerwurfspiel. Sowas gibt es in Japan wohl schon länger, aber das hier ist offenbar eine neuere Version, und an die traditionellen Sachen kommt man hierzulande ja auch nicht so einfach dran. Ich habe keine Ahnung, wie oft ich die Gelegenheit haben werde, das zu spielen, aber ich freu mich drauf wie ein Schneekönig. Ihr könnt Euch ja mal dieses Video ansehen, um einen Eindruck zu bekommen.
Ebenfalls sehr ansprechend finde ich Perfect Hotel von Hiroshi Kawamura (ich denke, Ihr könnt selbst erraten, was man in dem Spiel machen muss) und das abstrakte Tagiron von Ryohei Kurahashi. Dann gibt es noch Wing Spirits von Satochika Daimon, bei dem man Tischtennisbälle anschnibbeln muss (Geschicklichkeitsspiele mag ich ja ohnehin oft), und wer eine echte Wundertüte haben will, sollte sich Ars Combinatoria von Sugioka Kazuki angucken, das ist eine Sammlung von fünf Spielen rund um die Themen Zeit und menschliche Interaktion.
Stand: Japon Brand (7-D100)
Preis: €17 (Sakura Hunt), €52 (Samurai Dori). Vorbestellung hier. Die Spiele sind ohne Vorbestellung vor Ort einen oder zwei Euro günstiger, aber wenn man darauf spekuliert, sollte man am Donnerstag auch schnell sein.

Etwas Ähnliches wie Japon Brand gibt es auch für die taiwanischen Verlage, nämlich TBD (Taiwan Boardgame Design). Da ich selbst einige Jahre in Taiwan gewohnt habe, liegt mir die dortige Szene besonders am Herzen, und ich freue mich sehr darüber, wie viele toll aussehende Spiele dieses Jahr von dort kommen. Der Renner wird sicherlich Shadows in Kyoto von Wei-Min Ling sein, über das ich ja schon etwas geschrieben hatte. Der bis vor Kurzem hierzulande noch völlig unbekannte Verlag EmperorS4 wird langsam zu einer echten Erfolgsgeschichte. Neben Shadows in Kyoto bringt er gleich noch vier weitere Spiele an den Start, von denen ich Crows Overkill von Roy Nambu sicherlich haben möchte. Dabei dreht es sich um ein Zitat aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, bei dem ein Mann, der das Rotlichtviertel verlassen muss, wenn man die ersten Vögel hört, diese am liebsten alle umbringen würde. Was ist das denn bitte für eine Thematik? Auch Herbalism von Eros Lin und Liu Xiao ist und Mystery of the Temples (ebenfalls von Wei-Min Ling) gehören in die gleiche Reihe wie Hanamikoji und Shadows in Kyoto, also fackele ich da ebenfalls  nicht lange. Mystery of the Temples ist noch dazu von Maisherly illustriert und interessiert mich schon deshalb. Aber TBD hat auch noch andere leckere Sachen zu bieten: Birdie Fight von Yuo suche ich schon länger, nun kommt es offenbar unter dem Namen Songbirds neu heraus, und in der aktuellen Ausgabe kann ich es mir erheblich besser leisten als vorher, zumal ja keine Portokosten dazukommen. Man legt Vogelkarten in Reihen aus und versucht dabei, Mehrheiten zu erlangen. Erst am Ende offenbart man allerdings, welche Vogelart man unterstützt hat. Hier heißt es, sich viele Optionen bis zum Schluss aufzubewahren. Harvest Island von Chen Chih-fan spricht mich auch sehr an, das ist wieder ein ganz anderer Stil, obwohl es auch hier wieder um Natur und Pflanzen und sowas geht. Offenbar muss man das Wetter richtig deuten, um die beste Ernte einzufahren. Taiwan Monsters Brawl von Lin Hung-Che ist wahrscheinlich außerhalb meiner persönlichen Preisklasse, sieht aber einfach sagenhaft aus. Ich freue mich ja immer, wenn Verlage mal einen neuen Weg gehen, was die Gestaltung angeht. Und hier istdas eindeutig der Fall, etwas in dieser Art habe ich noch gar nicht gesehen. Man übernimmt die Rolle eines Monsters und versucht, das Mächtigste von allen zu werden. Nebenbei lernt man als Spieler/in etwas über die Monster aus der taiwanischen Mythologie. Auch immer nützlich. Village of Horror von Tsai Huei-Chiang und Chiu Tacheng (das ich ebenfalls übersetzt habe), habe ich schon bekommen und einmal gespielt, das hat auch einen guten Eindruck gemacht. Es ist ein Werwolfspiel, aber nicht sowas, wie man denkt (es geht eher darum, sich im Laufe einer Spielrunde auf die Siegerseite zu schlagen). Schließlich habe ich gerade mit der Übersetzung zu My Story von Smoox Chen begonnen – da ist es noch ein bisschen früh, etwas Relevantes dazu zu sagen. Ihr seht hoffentlich, dass es unumgänglich ist, dem TBD-Stand einen ausgiebigen Besuch abzustatten.
Stand: TBD (7-D108)
Preise: je nach Spiel. Vorbestellung hier. Anders als bei Japon Brand sind die Spiele bei Vorbestellung ein paar Euro günstiger.

Das war’s für diese Woche. Im zweiten Teil erwarten Euch dann meine Eindrücke von ein paar Spielen, die nicht aus Asien kommen.

 

Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber/innen. 

Auf dem Weg zum Klassiker

Unter den im Vorfeld am heißesten gehandelten Neuerscheinungen auf der Messe war mir eine besonders ins Auge gefallen, nämlich Hanamikoji von Kota Nakayama. Was so unglaublich japanisch klingt, stammt zwar tatsächlich ursprünglich aus Japan, war dort aber 2013 zunächst in völlig unscheinbarer Aufmachung mit irgendso einem Blumenthema erschienen. Erst in diesem Jahr wurde es vom taiwanischen Verlag EmperorS4 mit einer Japan-Grafik versehen neu herausgebracht. Diese Aufmachung hat wohl allein schon viele Leute neugierig gemacht, und dann kamen auch noch die ersten Hinweise darauf, wie toll das Spiel wäre, und so brachen alle Dämme. Ich bin jedenfalls froh, dass ich mir schon lange vor der Messe ein paar Exemplare vorbestellt hatte, denn erwartungsgemäß war das Spiel bereits am Donnerstag Mittag ausverkauft. Ob es einen Anlass zu Verzweiflungskäufen bei Ebay gibt, muss sich zeigen. Ich bin mir völlig sicher, dass das Spiel schon bald auch in Deutschland erhältlich sein wird, und wenn nicht ein eventueller neuer europäischer Verlag törichterweise die Grafik ändert, kann man da getrost noch ein bisschen abwarten. In den USA ist eine Neuauflage noch für dieses Jahr angekündigt (Quick Simple Fun Games). Na ja, ich hab gut Reden, ich hab ja schon ein Exemplar. Aber dieses Spiel hat das Potenzial, sehr erfolgreich zu werden.

Hanamikoji

Wie geht das?

Auf dem Tisch liegt eine Reihe Geisha-Karten mit den Werten 2-2-2-3-3-4-5 aus. Jede Geisha hat einen Lieblingsgegenstand, mit dem sie besonders gern auftritt. Von diesen Gegenständen gibt es jeweils genau so viele, wie die entsprechende Zahl angibt. Die 21 Gegenstände werden gemischt, eine ungesehen entfernt und sechs an jede/n der beiden Spieler/innen verteilt.

Wer dran ist, zieht zunächst eine Karte und führt dann eine von vier möglichen Aktionen aus. Wenn beide alle vier Aktionen ausgeführt haben, endet eine Runde und die Spieler/innen erlangen die Gunst der Geishas, bei denen sie mehr Karten angelegt haben als der oder die Gegner/in. Dazu wird ein Chip von der entsprechenden Geisha-Karte auf die Seite mit mehr Karten verschoben. Hat nun noch niemand entweder die Gunst von 4 Geishas oder 11 Gesamtgunstpunkte erlangt, beginnt eine neue Runde, wobei die Chips allerdings an der aktuellen Position liegen bleiben, also nicht wieder auf ihre Startposition zurückgelegt werden.

Hanamikoji
Startauslage

Die Aktionen im Einzelnen sind:
– Eine Karte verdeckt vor sich legen, die am Ende der Runde an die passende Geisha angelegt wird.
– Zwei Karten verdeckt vor sich legen, die am Ende der Runde abgeworfen werden.
– Drei Karten spielen, von denen der/die Gegner/in sich eine aussucht und man die anderen beiden selbst bekommt. Die Karten werden sofort angelegt.
– Vier Karten in zwei Pärchen spielen. Der/die Gegner/in sucht sich ein Pärchen aus, das andere bekommt man selbst. Die Karten werden sofort angelegt.

Das ist auch schon alles. Man kann also im ersten Zug zwischen vier Aktionen wählen, im zweiten zwischen dreien, dann zweien. Am Ende muss man die verbleibende Aktion ausführen, ob man will oder nicht.

Hanamikoji
Ende einer Runde

Und? Macht das Spaß?

Aber hallo. Hanamikoji ist ein schlichtweg sensationelles Spiel, drunter mach ich’s nicht. So begeistert war ich von einem Zweierspiel zuletzt bei Uwe Rosenbergs Patchwork. Hier stimmt einfach alles. Die Regeln sind sehr eingängig, die hat man schnell gelernt. Also grübelt man über seine Taktik nach anstatt über die Regeln. So soll es sein. Und man staunt, was in den vier Aktionen alles drinsteckt. Das Anlegen an eine Kartenreihe, um einzelne Karten zu gewinnen, ist ja erstmal nicht neu, das kennt man zum Beispiel von Reiner Knizias Klassiker Schotten-Totten. Aber Hanamikoji fühlt sich völlig anders an – man kann ja nur eine einzige Karte direkt anlegen. Die drei anderen Aktionen, die man im Laufe einer Runde ausführen kann, sind letztlich eher schmerzhaft, man wirft Karten weg oder gibt sie dem/der Gegenspieler/in. Das gibt dann doch noch mal ein frisches Spielgefühl.
Auch sonst greift alles wunderbar ineinander. Von den zehn Karten, die man im Laufe einer Runde spielen kann und muss, kennt man vor seiner ersten Aktion sieben, so dass man schon mal einen grundsätzlichen Plan machen kann. Aber dann geht es schon los: Welche Aktion führt man zuerst durch? Zu Beginn ist noch einiges unklar, da muss man ein bisschen spekulieren. Aber in jedem Fall muss man für seine letzte Aktion auch alle seine verbleibenden Karten einsetzen, da gibt es in dem Moment nichts mehr zu taktieren, was das Rundenende beschleunigt – Pläne muss man eben vorher machen. Einerseits fühlt sich das ein bisschen wie ein Worker-Placement-Spiel an, man kann halt nicht überall gleichzeitig sein. Andererseits ist es auch das Gegenteil, denn während man sonst bedauert, dass man nicht alles machen kann, was man will, bedauert man bei Hanamikoji eher, dass man nicht alles vermeiden kann, was man will. Drei der vier Aktionen, die man machen kann, helfen halt dem/der Gegenspieler/in. Dadurch ist es eben auch ein hochinteraktives Spiel. Vor sich hinwurschteln ist nicht.

Gleichzeitig sorgt die geringe Auswahl an Aktionen doch dafür, dass es nicht in eine endlose Grübelei ausartet. Dass die Geishas, die einmal ihre Gunst vergeben haben, nicht mehr neutral werden, führt dazu, dass eine Partie auch nicht ewig dauert, da ist man oft mit 15 Minuten durch, wenn man es einmal kennt. Bisher hat keine meiner Partien mehr als zwei Runden gedauert.

Hanamikoji

Muss ich zu den Illustrationen noch viel sagen? Die setzen dem Gesamtwerk die Krone auf. Auch eine Geisha mit Brille ist wieder dabei, die mich natürlich an die Love-Letter-Prinzessin erinnert. Sowas würde ich gern öfter sehen.

Ihr seht schon, ich bin begeistert und kann gar nicht genug von Hanamikoji kriegen. Wenn Euch also eins vor die Füße fallen solltet, bückt Euch danach, das bereut Ihr nicht.

Gesamtwertung: 9/10

Hanamikoji
von Kota Nakayama
für zwei Personen
Illustrationen: Maisherly  (Facebook-Seite)
Erschienen bei EmperorS4 Games, 2016 (Erstausgabe mit anderer Grafik bei Takamagahara, 2013)

Live aus Berlin: Das Spiel des Jahres 2016 wird prämiert

In wenigen Stunden ist es so weit: Um 10:20 beginnt die Live-Übertragung von der Prämierung des Spiels des Jahres 2016 in Berlin. Da ich mir vorgestern heftig den Fuß verstaucht habe, sitze ich heute mit einem dicken Verband um den Fuß zu Hause und kann mir das erstmalig in meinem Leben selbst angucken und bin schon ziemlich gespannt darauf. Zwar hat die Veranstaltung noch nicht ganz die Medienwirksamkeit wie die Oscar-Nacht, der ESC oder die Auslosung irgendwelcher Fußball-Pokalrunden, aber für mich ist es natürlich interessanter als all jene zusammen.

Nun spiele ich locker 100 für mich neue Spiele jährlich, aber trotzdem ist die Situation wieder mal so wie eigentlich jedes Jahr: Ich habe von den Nominierten kaum was vorher gespielt. Erstens liegt mein Interessenschwerpunkt doch eher auf Nischenspielen, und zweitens spiele ich wegen der Kinder meist bei uns zu Hause, was gepaart mit meinem extrem schmalen Spieleanschaffungsbudget dazu führt, dass viele heiße Neuheiten erstmal an mir vorbeigehen. Es ist also keineswegs so, dass mich die Spiele nicht interessieren würden, aber es mangelt doch an Gelegenheit. Trotzdem versuche ich, mich so gut es geht informiert zu halten.

Bei den Kinderspielen fand die Prämierung schon vor einigen Wochen statt. Von den Nominierten hatte ich zuvor nur Reiner Knizias Mmm! gekannt. Das steht auch hier herum und ich habe es mit den Kindern einige Male gespielt, es hat aber keinen wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen und seine Nominierung hatte mich eher gewundert. Leo Colovinis Leo muss zum Friseur hatte ich mir auf der Messe in Nürnberg erklären lassen – es sah wunderschön und sehr einladend aus, aber eine Gelegenheit zum Ausprobieren hatte ich nicht. Und auf Marco Teubners Stone Age Junior hatte ich nur einen kurzen Blick geworfen, ich habe Stone Age nie gespielt und hatte die Junior-Version vielleicht etwas voreilig als die x-te Variante eines sehr bekannten Spieles abgetan (und nicht mal wahrgenommen, dass sie von einem anderen Autoren stammte). Eine Nominierung hatte ich auch hier nicht erwartet – und dann gewann es tatsächlich den begehrten Pöppel und mir wurde klar, dass es eine Menge Leute toll finden. Anschaffen werde ich es mir eher nicht, weil meine Kinder gerade die Schwelle zum Familienspiel überschreiten, aber spielen würde ich es nun natürlich doch gern mal.

Heute geht es aber nun um die in der Spieler/innenszene wesentlich heißer diskutierten beiden anderen Preise: Spiel des Jahres und Kennerspiel des Jahres.

Beim Kennerspiel ist es schon fast üblich, dass ich von den Nominierten keins vorher gespielt habe. Es ist keineswegs so, dass mich komplexe Spiele nicht reizen würden, aber mir fehlt einfach die Gelegenheit, sie zu spielen. Sowas kommt bestenfalls alle paar Monate mal vor, und das ist einfach zu selten, um dann die heißen Neuigkeiten wirklich zu überblicken. Trotzdem kann ich natürlich ein paar Sachen zur diesjährigen Auswahl sagen. In meinen Augen gibt es mit Pandemic Legacy von Matt Leacock und Rob Daviau einen Über-Favoriten, der mich selbst auch unheimlich reizt (seufz). Falls jemand von Euch das letzte Jahr in einer Einsiedelei oder sowas verbracht und noch nichts davon gehört haben sollte: Pandemic Legacy ist nach Risk Legacy das zweite (erfolgreiche) Spiel, das ein Legacy-Konzept verwendet. Das bedeutet, dass man eine Partie spielt und der Spielausgang permanent in die kommenden Spiele eingreift. Man muss Karten beschriften, bekleben oder ganz aus dem Spiel entfernen. Da gibt es dann kein Zurück, man „zerstört“ das Spiel also sozusagen beim Spielen. Im Falle von Pandemic Legacy spielt man bis dahin immerhin 12 bis 24 Partien, also mehr als die allermeisten Leute von ihren allermeisten Spielen sonst so spielen.

Pandemic Legacy ist in den Monaten seit seinem Erscheinen in einer solchen Geschwindigkeit auf den ersten Platz der Boardgamegeek-Rangliste hochgeschossen, dass einem Angst und Bange werden konnte. Hier ist den Machern offenbar ein wirklicher Volltreffer gelungen, und es würde mich wundern, wenn Pandemic Legacy heute nicht gewinnen würde.

Nun könnte man natürlich denken, dass die Jury ein Spiel, das man nur einmal durchspielen kann (wenn auch in Dutzenden von Stunden) nicht wirklich auf den Thron heben würde. Das allerdings zieht für mich als Argument nicht, denn mit dem sehr seltsam benamsten T.I.M.E Stories von Peggy Chassenet und Manuel Rozoy ist ein weiteres solches Spiel nominiert, wenn auch mit einem anderen Konzept. Man löst hier Fälle und erschließt sich dabei immer mehr von einer Geschichte. Zwar zerstört sich das Spiel nicht, aber irgendwann kennt man einen Fall eben komplett. Dann braucht man einen neuen, und wenn man sich den bisherigen Erfolg des Spiels ansieht, werden da auch noch eine ganze Menge auf den Markt kommen. Auch bei diesem Spiel herrscht einhellige Begeisterung. Mich selbst reizt es ebenfalls, obwohl ich es für eher unwahrscheinlich halte, dass ich das mal spielen werde, denn es ist sehr sprachabhängig und ich spiele doch in sehr vielen Fällen in gemischtsprachlichen Gruppen. Und auch wenn ich damit wahrscheinlich völlig falsch liege, kann ich nicht umhin, mich an Sherlock Holmes zu erinnern, das 1985 Spiel des Jahres wurde und das mich als Rollenspieler fürchterlich enttäuscht hat (von allen Spiel-des-Jahres-Gewinnern, die ich gespielt habe, mochte ich es am wenigsten).

Da also zwei der drei Kandidaten auf eine einmalige Spielerfahrung setzen, sieht es für mich nach einer echten Überzeugung der Jury aus, dass so etwas toll sein kann. Der dritte im Bunde, Isle of Skye von Alexander Pfister und Andreas Pelikan, zwei in letzter Zeit heiß gehandelten Autoren, wirkt für mich hier wie ein Außenseiter, obwohl auch hier die Meinungen, die ich so gehört habe, durchaus positiv sind. Man legt Plättchen und es gibt einen interessanten Bietmechanismus, das klingt durchaus nach einem Erfolgsrezept, aber eben einem eher konventionellen. Meine Prognose ist, dass es sich als Preisträger nicht wird durchsetzen können.

Auch beim Hauptpreis, dem normalen Spiel des Jahres, gibt es einen Favoriten, dennoch ist es hier in meinen Augen noch etwas spannender. Vlaada Chvátil, der Autor von Codenames, ist in den letzten Jahren immer mal wieder mit innovativen Ideen aufgefallen und so zu einem echten Publikumsliebling geworden. Bei Codenames spielen zwei Teams gegeneinander. Auf dem Tisch liegen 25 Karten mit Begriffen, und aus jedem Team muss ein/e Spieler/in dem Rest des Teams verschlüsselte Hinweise darauf geben, welche dieser Karten zum eigenen Team gehören. Die Mitspieler/innen müssen dann die Tipps entschlüsseln und auf die entsprechenden Karten zeigen. Zeigen sie allerdings auf eine Karte, die dem anderen Team gehört, helfen sie diesem, zeigen sie gar auf eine Tabu-Karte, ist das Spiel verloren, also heißt es aufpassen.

Das macht sehr viel Spaß und ziemlich süchtig (es ist der einzige Nominierte, den ich selbst schon gespielt habe, und das gleich mehrfach). Normalerweise sollte Codenames in diesem Jahr kaum eine Konkurrenz haben. Allerdings mag die Jury das anders sehen. Codenames ist durchaus anspruchsvoll und die Altersangabe „ab 14“ stellt natürlich eine Hürde dar. Zwar können auch erheblich jüngere Kinder mitspielen und tun das teilweise auch mit viel Elan (wenn auch mit teilweise durchwachsenem Erfolg), aber um das ganze Potential wirklich auskosten zu können, hilft ein großes Vokabular und etwas Lebenserfahrung doch enorm. Ein klassisches Familienspiel ist es also auf keinen Fall. Sollte das für die Jury ausschlaggebend sein und sie sich für einen anderen Kandidaten entscheiden, gibt es nächstes Jahr dann eine neue Chance, denn im Herbst erscheint Codenames Pictures, bei dem Kinder meiner Vermutung nach bessere Chancen haben, weil sie in Bildern oft andere Dinge sehen können als Erwachsene. Die Altersangabe ist dann mit „ab 10“ auch gleich ein bisschen familienfreundlicher.

Als die Nominierungen bekannt gegeben wurden, hatte man sich ja schon ein bisschen die Augen gerieben, weil Hans im Glück im Kinderspielsektor und Haba im Familienspielbereich nominiert waren. Das war so eine Art verkehrte Welt. Hans im Glück hat dann beim Kinderspiel auch gleich abgeräumt – vielleicht ist das ein gutes Omen für Rüdiger Dorns Karuba, das bei Haba erschienen ist? Ich hätte es im Frühjahr fast mal spielen können, es lag auf einem Tisch, an dem ich saß, aber dann wurden doch andere Sachen ausgepackt. Es ist ein Plättchenlegespiel, bei dem alle mit den gleichen Voraussetzungen Wege auslegen und Schätze einsammeln. Ich habe viel Lob für die sehr schnell erklärten Regeln und den flotten Spielverlauf gehört, allerdings scheint es nicht allzu interaktiv zu sein, daher ist es vielleicht nicht unbedingt meine Kragenweite. Aber das ist für die Jury ja kein Kriterium. 🙂

Der dritte im Bunde ist das im alten Ägypten angesiedelte Bauspiel Imhotep von Phil Walker-Harding, dem ich kaum Chancen einräume. Anders als bei den beiden anderen Nominierten gehen die Meinungen zu Imhotep doch stark auseinander. Einige lieben es, aber ich habe auch schon eine ganze Menge negative Stimmen gehört, es sei trocken und wenig beeinflussbar. Wie gesagt, ein eigenes Urteil kann ich mir nicht erlauben, aber die Konkurrenz scheint für Imhotep doch zu stark zu sein.

So, das soll es als Einstimmung gewesen sein. Was am Ende herauskommt, werden wir gleich sehen. Bisher habe ich mit meinen Prognosen so gut wie immer völlig daneben gelegen. Mal sehen, ob ich mich dieses Mal überraschen kann.