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Das innere Brrrmmm!

Es ist schwer zu glauben, doch einst war ich jung und studierte an der Universität. Ich spielte Formule Dé mit Elan und Schwung und mein Fahrstil erweckte Begeisterung.1 Nachdem wir ungefähr drei Stunden lang um irgendwelche Rennstrecken geheizt waren, war unser einziges Gesprächsthema, wann wir uns wiedertreffen würden und bei unserer Weltmeisterschaft die nächsten Rennen abhaken würden. Wir hatten uns einen Haufen Kampagnenregeln ausgedacht, und da ich irgendwann mal im Ausverkauf in der Stadtbibliothek jede Menge Extra-Rennstrecken zu je 50 Pfennig ergattert hatte, gingen uns die Träume nicht aus. Hach, war das geil!2

Kaum 20 Jahre später habe ich einen Beruf und Kinder und Stress und keine Zeit und gucke Formule Dé im Regal an und frage mich, ob ich das jemals wieder spielen werde – und wenn ja, ob ich es immer noch so genießen würde wie früher. Eine Weltmeisterschaft über 16 lange Spieleabende? Hör doch auf. Mit den Jahren habe ich mich immer weiter von den abendfüllenden Spielen abgewandt und die kurzen, knackigen Spiele lieben gelernt. Die langen Spiele finde ich zum Teil immer noch gut, aber es gibt so fürchterlich wenige Gelegenheiten, sie zu spielen, dass ich schon einige dieser Spiele abgestoßen habe und das wohl auch Schritt für Schritt weiter tun werde. Aber wenn ich an das verzweifelte Verrecken des fünften Gangs vor der Haarnadelkurve denke, werde ich immer noch wehmütig…

Das heißt, ich wurde wehmütig – jetzt brauche ich das nicht mehr zu werden, denn seit einigen Wochen nenne ich Powerships mein Eigen, und das löst fast alles aus, was Formule Dé mir damals an Gefühlen beschert hat. Und das (je nach Zahl der Spieler/innen) in zwanzig bis sechzig Minuten. Wunderbar!

Powerships

Worum geht’s?

Auf einem flexibel zusammengebauten Sonnensystemplan fliegt man mit seinen Powerships (=Raumschiffen) im Kreis herum. Der Parcours wird beliebig mit drei oder vier Bojen markiert, die man umfliegen muss. Leider ist der Weltraum voll mit Sternenstaub, seltsamen Strömungen und natürlich anderen Planeten – und wer mit den Zusatzregeln spielt, bekommt auch noch einen mobilen Kometen vor die Nase gesetzt. All diese Dinge müssen umflogen werden, denn wenn man mit Vollgas dagegenprallt, ist das gar nicht gut.

Zu jeder Schiffsfigur, die auf dem großen Plan steht, hat der oder die entsprechende Spieler/in eine kleine Tafel mit fünf Feldern vor sich liegen. Auf jedes dieser Felder kann man nach und nach einen dreiseitigen Würfel platzieren – ja, Ihr habt richtig gehört, es gibt originelle und gut funktionierende Würfel mit drei Seiten. Auf dem Startfeld hat man noch die Geschwindigkeit Null. Dann nimmt man sich einen Würfel, würfelt damit und zieht die entsprechende Zahl von Feldern in gerader Linie voran. Bevor man zieht, darf man auf dem Hexfelderplan die Ausrichtung seines Raumschiffs um sechzig Grad ändern oder nicht. Aber niemals kann man schärfere Kurven fliegen. In der zweiten Runde hat man den Würfel aus der ersten Runde noch liegen und kann sich nun überlegen, ob man einen Würfel dazunimmt und ob man den Würfel aus der ersten Runde liegenlassen oder erneut würfeln will. Dann zieht man das neue Gesamtergebnis. Und so weiter. In jeder Runde darf man maximal einen Würfel entfernen oder hinzufügen, und außerdem beliebig viele der schon vorhandenen Würfel noch einmal würfeln. Prallt man gegen ein Hindernis oder die Mauer am Rande des Sonnensystems, bremst man abrupt ab, verliert alle Würfel und bekommt einen Schadenspunkt, sodass die Maximalzahl an Würfeln (zu Beginn fünf) um einen sinkt. Und man muss halt wieder im ersten Gang anfahren.

Dieses Powership ist bereits einmal irgendwo gegengestoßen und kann daher nur noch mit vier Würfeln fliegen (oder einmal aussetzen, um den Schaden zu reparieren).

Und? Macht das Spaß?

Ja, total. So soll ein Rennspiel sein. Strecken zum richtigen Gasgeben wechseln sich mit engen Kurven ab, und die hohe Kunst ist, nicht zu viel Geschwindigkeit zu verschenken. Das ist im Grunde genommen auch ganz simpel. Das Push-Your-Luck-Element findet in einem engen Rahmen statt. Da man ja alte Würfel stehen lassen kann, ist anders als bei Formule Dé die Würfelspanne recht begrenzt, das heißt, dass sich die zu fliegende Strecke ganz gut abschätzen beziehungsweise planen lässt. Wenn es dann aber doch mal schief geht, weil man zum Beispiel lauter Dreier würfelt, gibt es zwei mögliche Probleme: Entweder man prallt irgendwo gegen, oder (oft noch schlimmer), man muss das Powership in eine Richtung drehen, in der man die zu hohe Zahl ausfliegen kann. So kommt man dann plötzlich sehr weit von der Idealstrecke ab und muss zusehen, schnellstmöglich wieder draufzukommen. Das kann gelegentlich zu veritablen Irrflügen führen. Wenn man es andererseits schafft, auf eine der seltenen Strecken zu kommen, wo man mal 20 Felder geradeaus fliegen kann und richtig auf die Tube drückt, ertappt man sich leicht dabei, dass man triumphierend „Brrrmmm!“ sagt, während man den anderen davonzieht. Dass man im nächsten Zug vielleicht schon wieder einem Hindernis ausweichen muss und seinen Vorsprung wieder einbüßt, interessiert da nicht, man lebt ganz im Moment.

Kann’s jetzt endlich losgehen?

Powerships ist an und für sich ein einfaches Spiel. Man guckt sich an, wo man am besten langfliegen sollte und versucht dann, diese Idealspur möglichst einzuhalten. Die Interaktion mit den anderen Powerships ist gering, nur gelegentlich steht mal jemand genau da, wo man gerade hin wollte, sodass man dahinter zum Stehen kommt (was aber nicht als Crash zählt). Das kommt natürlich umso öfter vor, je mehr Leute mitspielen. Zu zweit oder dritt ist das selten, daher kommt die richtige Würze erst mit mehr Leuten ins Spiel. Andererseits kann man zu zweit auch mal ein kleines Rennen in zwanzig Minuten fliegen, und Spaß macht das auch.
Außerdem kann man das Sonnensystem aus einzelnen Modulen flexibel zusammenpuzzeln. Statt einen erheblichen Teil meines Regalplatzes für verschiedene Rennstrecken zu verbrauchen, habe ich nun lauter verschiedene Strecken in einer leidlich kompakten Schachtel. Noch so ein echter Vorzug.

Es gibt also wesentlich komplexere Rennspiele, und wer gern stundenlang an tiefgreifenden Strategien für die nächste Kurve feilt, ist hier völlig fehl am Platze. Dafür ist man hier ratzfatz wieder dran, weil es keine großen Grübelorgien gibt, und der schnelle Spielfluss passt einfach genau zum Weltraumrennen.

Ich habe mit Powerships jedenfalls genau das Rennspiel gefunden, das ich brauche – schnell, locker und mit dem inneren „Brrrmmm!“ Mal sehen, wie lange ich Formule Dé noch aufhebe. Was soll ich mit einem perfekten Spiel, das ich nicht mehr spiele?3

Powerships
für 2 bis 7 Leute
von Corné van Moorsel
Illustriert von Steven Tu
Cwali, 2018

1 Ganz frei nach Das Triangel von Georg Kreisler.
2 Kleine Anekdote am Rand: In unserer Eurogames-Version war damals eine Regel-Unklarheit. Wir haben sie streng ausgelegt und damit das Spiel etwas härter gemacht. Ich weiß noch, wie ich damals in Essen mit jemandem von Eurogames über diese Regelauslegung diskutiert habe und er sich weigerte anzuerkennen, dass die Regel missverständlich formuliert war. Beweisen konnte ich es ihm nicht, da sie zwar das Spiel verkauften, aber kein offenes Exemplar dahatten. In Essen. Wow. Ist nicht mein Lieblingsverlag geworden.
3 Aber Blood Royale steht immer noch in meinem Schatzschrank. Falls ich meine Rente noch erleben sollte, rekrutiere ich in meinem Altenheim mal vier andere senile Leute und zocke ein Wochenende durch.

Vier Tage im Oktober – Teil 1

Ich kann es nicht leugnen – die Messe in Essen ist ein echter Fixpunkt in meinem Leben geworden. 1990 war mein erstes Mal, und seit 1995 habe ich sie nur zweimal verpasst. Für mich ist es schon immer ein harter Schlag, wenn es mit dem Urlaub nicht hinhaut und ich nur über das Wochenende hin kann. Dieses Jahr sieht es wieder gut aus, ich fahre Mittwochnachmittag hier los und kann dann Donnerstag früh am Start sein.
In den Wochen und Monaten vorher bin ich im Kopf aber mit der Messe auch schon gut beschäftigt. Ich habe nämlich eigentlich kein Budget für Spiele und muss da ein bisschen erfinderisch sein. Meine Fahrkarten habe ich früh und preisgünstig gebucht, Eintrittskarten habe ich über die Spieleautorenzunft bestellt, und ich kann bei Freund/innen in der Nähe von Essen übernachten. Verpflegung bringe ich mir überwiegend selbst mit (obwohl ich abends auch mal essen gehe). So kann ich die Kosten für das Drumherum sehr niedrig halten – aber da sind ja auch noch die Spiele. Auch da muss ich erfinderisch sein. Ich versuche, viele Tauschgeschäfte für gebrauchte Spiele zu organisieren (meist über Boardgamegeek), ebenso verkaufe ich einiges aus meiner Sammlung und kaufe andere gebrauchte Spiele und organisiere jedes Jahr einen Autor/innentausch, bei dem Spieleautor/innen überzählige Exemplare ihrer eigenen Spiele untereinander tauschen können. Für Spiele, die in Essen neu erscheinen, nützt mir allerdings auch das nicht viel, da muss dann doch Geld an den Start. Deshalb mache ich für verschiedene Verlage Übersetzungen und manchmal sonstige Arbeiten, um mir ein Essen-Budget zu verdienen. Das fällt im Vergleich zu dem mancher anderer Leute wahrscheinlich eher bescheiden aus, aber am Ende komme ich doch immer mit sehr vielen tollen Sachen nach Hause. Da hilft es mir, dass ich mich vor allem für die kleineren Spiele begeistern kann (und dass es seit letztem Jahr einen Versandservice von der Messe gibt. Vorbestellungen und Belegexemplare sammele ich möglichst schon am Donnerstag ein und schicke sie dann ab, bevor die Schlangen zu fies werden). Außerdem fahre ich ja hauptsächlich deshalb nach Essen, um tolle Leute aus der ganzen Welt zu treffen und mit ihnen glücklich zu sein. Ich muss ja gar nicht alles haben, und ein Impulskäufer war ich noch nie.

Aber trotz alledem muss ich wählerisch sein. Es gibt hunderte von Neuerscheinungen in Essen, die ich einigermaßen interessant finde, und es ist für mich wichtig, mich vorher genau zu informieren, um dann so gut wie möglich auszusuchen. Manchmal liege ich natürlich dann trotzdem daneben, aber ich tue mein Bestes, Enttäuschungen zu minimieren. Hier kommen jetzt wenige größere und viele kleinere Spiele, auf die ich ein Auge geworfen habe. Das könnt Ihr als Empfehlungen sehen, aber bitte denkt daran, dass ich die Sachen selbst auch noch nicht gespielt habe. Ich lasse jetzt ein paar deutsche Neuerscheinungen von größeren Verlagen weg, die ich hinterher ohnehin problemlos im Spieleladen finden kann. In Essen bin ich auf der Suche nach anderen Dingen. Also, folgendes ist mir ins Auge gefallen (und leider werde ich mir das selbst auch nicht alles leisten können – aber einiges möchte ich mir auch einfach nur angucken):

Essen 2017 - PowershipsWer am Donnerstag auf der Messe ist, sollte sich überlegen, schnellen Schrittes zu Cwali zu gehen und zu sehen, ob noch ein Restexemplar von Powerships von Corné van Moorsel zu kriegen ist. Ich hatte das Glück, hiervon einen Prototypen spielen zu können und habe es auch auf Kickstarter unterstützt (mein erstes erfolgreiches Kickstarter-Spiel), und ich finde es toll. Würfelspiele haben es bei mir immer ein bisschen schwer, aber bei Powerships ist das Würfeln mit einem sehr schönen Mechanismus eingebaut. Der Vorgänger Powerboats war schon schön und wird heiß gesucht. Ich hoffe für Powerships auf etwas besseres Material (bei Powerboats war der zusammengepuzzelte Plan ein bisschen wellig), aber in jedem Fall bekommt man hier ein tolles Rennspiel, wo es richtig zur Sache geht und wo man auch mal gegen einen Asteroiden dengeln kann. Macht man im Alltag ja doch eher selten.
Verlag: Cwali (1-G125)
Preis: €32. Wird vermutlich schnell ausverkauft sein – wenn es überhaupt rechtzeitig fertig wird. Es wird ein Rennen von der Fabrik zur Messe. Hoffen wir das Beste.

Ein weiteres teureres Spiel, das ich mir vorbestellt habe, ist Tokyo Highway von Naotaka Shimamoto und Yoshiaki Tomioka. Man baut aus einer Art Eisstäbchen ein Gewirr an Straßen, sehr schön dreidimensional und unregelmäßig. Als ich vor einigen Monaten zum ersten Mal davon gehört hatte, hatte ich noch gedacht: Seufz, da werde ich wohl nie drankommen. Aber dann wurde es doch ein ziemlicher Erfold, und der Verlag itten wird sogar einen eigenen Stand auf der Messe haben. Und wo ich schonmal dabei war, habe ich mir auch das Kartenspiel Hatsuden von Naotaka Shimamoto mit vorbestellt, das mir sehr empfohlen wurde.
Verlag: itten (8-C136)
Preis: €35 (Tokyo Highway), €15 (Hatsuden). Vorbestellung hier.

Kurz vor dem Hyperventilieren stand ich vor einigen Tagen, als ich von Oink Games hörte, dass sie Modern Art von Reiner Knizia neu rausbringen würden. Die Mutter aller Auktionsspiele ist ja in vielen verschiedenen Versionen erschienen, darunter einigen hübschen und einigen legendären. Keine aber ist derartig begehrt wie die, die Oink Games vor einigen Jahren unter dem Namen „Stamps“ herausgebracht hat und bei der man um Briefmarken handelt. Winzige Schachtel, tolles Design – aber Sammler/innen müssen heutzutage locker mehrere Hunderter für dieses Kleinod auf den Tisch legen, und das ist für mich außer Reichweite. Ich habe dann nachgefragt und erfahren, dass es sich um ein völlig neues Design handeln wird, das exklusiv für Deutschland und Österreich ist. Es wird größer und teurer werden als die normalen Oink-Spiele, aber es enthält eine kleine Holzstaffelei. Ich glaube, ich bin verliebt… und wenn man dann noch bedenkt, dass ich sowieso bei Oink vorbeigucken möchte, um mir Startups von Jun Sasaki zuzulegen, werde ich allemal einen genauen Blick draufwerfen. Startups ist ja schon ein Weilchen im Umlauf, aber noch auf keiner Messe präsentiert werden. Mein geschätzter Bloggerkollege Daniel von Knopfspiele nannte es neulich mal sein Lieblings-Oink-Spiel, und da kann ich dann wohl nicht dran vorbei.
Verlag: Oink Games (6-D101)
Preis: Noch unklar (Modern Art), vermutlich rund €18 (Startups)

Bleiben wir noch einen Moment bei den japanischen Spielen und wenden uns dem Stand von Japon Brand zu. In den letzten Jahren war das ja immer ein wirklich heiß umlagerter Ort, und von dort haben einige Spiele ihren Siegeszug um die Welt angetreten, wie zum Beispiel Love Letter oder Machi Koro. Japon Brand ist so eine Art Dachverband japanischer Kleinverlage. Die Spiele sind immer ein bisschen eine Wundertüte, man weiß nicht recht, was einen erwartet, auch wenn man die Regeln liest. Einige der Spiele, manchmal auch gute, findet man anschließend nie wieder irgendwo, und daher sollte man gut hingucken. Da ich für Japon Brand ein paar Spiele übersetzt habe, habe ich eine Art Extra-Budget für meinen Einkauf dort zur Verfügung… und ich werde voraussichtlich 13 der 17 angebotenen Spiele mitnehmen. Am meisten haben es mir die beiden folgenden angetan:
Da ist einmal Sakura Hunt von Yu Maruno, bei dem es darum geht, den perfekten Anblick der japanischen Kirschblüte zu erleben. Das ist eins der Spiele, die ich übersetzt habe, und die Regeln gefallen mir sehr gut, es scheint kurz und interaktiv zu sein. Das ist sicherlich auch was für einen größeren Markt, und ich würde mich nicht wundern, wenn wir das nochmal in einem anderen Verlag wiedersehen würden. Das spektakulärste Spiel, was Japon Brand mitbringt (oder sogar: was es auf der Messe geben wird), ist dieses Jahr allerdings sicherlich Samurai Dori von kamado und nettaigyo, ein Fächerwurfspiel. Sowas gibt es in Japan wohl schon länger, aber das hier ist offenbar eine neuere Version, und an die traditionellen Sachen kommt man hierzulande ja auch nicht so einfach dran. Ich habe keine Ahnung, wie oft ich die Gelegenheit haben werde, das zu spielen, aber ich freu mich drauf wie ein Schneekönig. Ihr könnt Euch ja mal dieses Video ansehen, um einen Eindruck zu bekommen.
Ebenfalls sehr ansprechend finde ich Perfect Hotel von Hiroshi Kawamura (ich denke, Ihr könnt selbst erraten, was man in dem Spiel machen muss) und das abstrakte Tagiron von Ryohei Kurahashi. Dann gibt es noch Wing Spirits von Satochika Daimon, bei dem man Tischtennisbälle anschnibbeln muss (Geschicklichkeitsspiele mag ich ja ohnehin oft), und wer eine echte Wundertüte haben will, sollte sich Ars Combinatoria von Sugioka Kazuki angucken, das ist eine Sammlung von fünf Spielen rund um die Themen Zeit und menschliche Interaktion.
Stand: Japon Brand (7-D100)
Preis: €17 (Sakura Hunt), €52 (Samurai Dori). Vorbestellung hier. Die Spiele sind ohne Vorbestellung vor Ort einen oder zwei Euro günstiger, aber wenn man darauf spekuliert, sollte man am Donnerstag auch schnell sein.

Etwas Ähnliches wie Japon Brand gibt es auch für die taiwanischen Verlage, nämlich TBD (Taiwan Boardgame Design). Da ich selbst einige Jahre in Taiwan gewohnt habe, liegt mir die dortige Szene besonders am Herzen, und ich freue mich sehr darüber, wie viele toll aussehende Spiele dieses Jahr von dort kommen. Der Renner wird sicherlich Shadows in Kyoto von Wei-Min Ling sein, über das ich ja schon etwas geschrieben hatte. Der bis vor Kurzem hierzulande noch völlig unbekannte Verlag EmperorS4 wird langsam zu einer echten Erfolgsgeschichte. Neben Shadows in Kyoto bringt er gleich noch vier weitere Spiele an den Start, von denen ich Crows Overkill von Roy Nambu sicherlich haben möchte. Dabei dreht es sich um ein Zitat aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, bei dem ein Mann, der das Rotlichtviertel verlassen muss, wenn man die ersten Vögel hört, diese am liebsten alle umbringen würde. Was ist das denn bitte für eine Thematik? Auch Herbalism von Eros Lin und Liu Xiao ist und Mystery of the Temples (ebenfalls von Wei-Min Ling) gehören in die gleiche Reihe wie Hanamikoji und Shadows in Kyoto, also fackele ich da ebenfalls  nicht lange. Mystery of the Temples ist noch dazu von Maisherly illustriert und interessiert mich schon deshalb. Aber TBD hat auch noch andere leckere Sachen zu bieten: Birdie Fight von Yuo suche ich schon länger, nun kommt es offenbar unter dem Namen Songbirds neu heraus, und in der aktuellen Ausgabe kann ich es mir erheblich besser leisten als vorher, zumal ja keine Portokosten dazukommen. Man legt Vogelkarten in Reihen aus und versucht dabei, Mehrheiten zu erlangen. Erst am Ende offenbart man allerdings, welche Vogelart man unterstützt hat. Hier heißt es, sich viele Optionen bis zum Schluss aufzubewahren. Harvest Island von Chen Chih-fan spricht mich auch sehr an, das ist wieder ein ganz anderer Stil, obwohl es auch hier wieder um Natur und Pflanzen und sowas geht. Offenbar muss man das Wetter richtig deuten, um die beste Ernte einzufahren. Taiwan Monsters Brawl von Lin Hung-Che ist wahrscheinlich außerhalb meiner persönlichen Preisklasse, sieht aber einfach sagenhaft aus. Ich freue mich ja immer, wenn Verlage mal einen neuen Weg gehen, was die Gestaltung angeht. Und hier istdas eindeutig der Fall, etwas in dieser Art habe ich noch gar nicht gesehen. Man übernimmt die Rolle eines Monsters und versucht, das Mächtigste von allen zu werden. Nebenbei lernt man als Spieler/in etwas über die Monster aus der taiwanischen Mythologie. Auch immer nützlich. Village of Horror von Tsai Huei-Chiang und Chiu Tacheng (das ich ebenfalls übersetzt habe), habe ich schon bekommen und einmal gespielt, das hat auch einen guten Eindruck gemacht. Es ist ein Werwolfspiel, aber nicht sowas, wie man denkt (es geht eher darum, sich im Laufe einer Spielrunde auf die Siegerseite zu schlagen). Schließlich habe ich gerade mit der Übersetzung zu My Story von Smoox Chen begonnen – da ist es noch ein bisschen früh, etwas Relevantes dazu zu sagen. Ihr seht hoffentlich, dass es unumgänglich ist, dem TBD-Stand einen ausgiebigen Besuch abzustatten.
Stand: TBD (7-D108)
Preise: je nach Spiel. Vorbestellung hier. Anders als bei Japon Brand sind die Spiele bei Vorbestellung ein paar Euro günstiger.

Das war’s für diese Woche. Im zweiten Teil erwarten Euch dann meine Eindrücke von ein paar Spielen, die nicht aus Asien kommen.

 

Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber/innen.