Die Japon-Brand-Liste für 2018 ist da!

Für mich läutet die Veröffentlichung der Japon-Brand-Liste für Essen immer ein bisschen die Vorfreude auf die Messe ein. Und die Liste ist nun online! Wie immer ist noch nicht völlig klar, ob nicht noch was dazukommen könnte, aber auch jetzt schon sind einige spannende Sachen zu sehen.

Für diejenigen, die Japon Brand noch nicht kennen: Japon Brand ist eine gemeinnützige Organisation, die jedes Jahr eine Reihe Spiele von japanischen Kleinverlagen nach Essen mitbringt, jeweils in begrenzter Anzahl zwischen ungefähr 10 und 300 Stück. Wer sichergehen will, ein bestimmtes Spiel zu bekommen, sollte es unbedingt vorbestellen und dann in Essen abholen. Auf gut Glück zum Japon-Brand-Stand zu gehen, hat allenfalls direkt zu Messebeginn am Donnerstagmorgen wirklich gute Aussichten auf Erfolg. Die Chancen, hinterher noch an die Spiele heranzukommen, sind nicht so sehr hoch, obwohl einige der Spiele von der Messe aus ihren Siegeszug um die Welt angetreten haben (wie zum Beispiel Love Letter und Machi Koro).

Da ich auch dieses Jahr wieder für Japon Brand als Übersetzer im Einsatz bin, habe ich die Spiele, für die ich eingeteilt bin, schon bekommen und auch einige ausprobieren können. Zu denen (und einigen anderen) möchte ich hier erste Kurzeinschätzungen geben. Wahrscheinlich werden zu dem einen oder anderen Spiel auch noch ausführlichere Rezensionen folgen.

Animale Tattica

Autor Susumu Kawasaki war hier vor einigen Jahren mit dem lockeren Ablegespiel R-Öko (erschienen bei Amigo) in Erscheinung getreten. Sein neues Spiel ist seiner eigenen Aussage nach von Der Große Dalmuti inspiriert. So sehr ähnlich finde ich die beiden Spiele allerdings nicht. Vier verschiedene Tierarten (Hund, Katze, Pinguin und Bär) treten in einen Wettbewerb ein. Jede*r Spieler*in kontrolliert eine Tierart und versucht, die Karten aus der Hand zuerst loszuwerden. Dabei kann man Einzelkarten oder Paare, Drillinge und so weiter legen – muss aber entweder gleich viele Karten legen, die höher sind, oder mehr Karten mit der gleichen Gesamtsumme. Uns hat es Spaß gemacht, obwohl es das Rad nicht neu erfindet. Meine Tochter fand es aber allein schon wegen der sehr japanischen Illustrationen klasse.

Fruit Friends

Fruit Friends von Takaaki Sayama und Toshiki Arao erinnert an …aber bitte mit Sahne!. Man teilt seine sieben Handkarten in drei Pärchen und eine Abwerfkarte ein. Dann wählen die beiden nächsten Spieler*innen je ein Pärchen aus und man selbst bekommt das übrig gebliebene. Auf diese Weise sammelt man ein Pärchen nach dem anderen ein. Auf den Karten sind Obstsorten zu sehen, die jeweils eine Punkteskala haben. Viele Karten sind in der Regel besser als wenige, aber es gibt auch Sorten, bei denen man eine gewisse Höchstzahl nicht überschreiten sollte, will man nicht plötzlich ohne Punkte dastehen. Fruit Friends hat uns Spaß gemacht und es hat einen schönen Ärgerfaktor, aber es fehlt ihm die Leichtigkeit von …aber bitte mit Sahne!. Dafür kommt es mit seinen winzigen Karten in einer sehr kompakten Schachtel daher, was für mich ja immer ein Vorteil ist.

KUAN

Von den bisher ausprobierten Spielen ist KUAN (von Hajime Watanabe) das, was hier am besten angekommen ist. Wer mich kennt, weiß, dass das genau in meine Kerbe haut. Es ist ein abstraktes Zweierspiel mit extrem simplen Regeln, bei dem es darum geht, entweder fünf gleichfarbige Steine in einer Reihe zu haben oder es dem Gegenüber unmöglich zu machen, einen gültigen Zug zu spielen. Der Clou: Beide Spieler*innen spielen mit beiden Farben. Wer simple abstrakte Spiele mag, sollte unbedingt einen Blick auf KUAN werfen.

Monster Empire

Eine Runde Monster Empire (von F. Ephraim) ist eine Mischung aus Dixit und Monstertotwürfeln. Auf dem Spielfeld stehen sehr cool aussehende Monster herum, die Schätze bewachen. Das Ziel ist, zuerst sechs verschiedene Juwelen zu sammeln. Dazu muss man sie den Monstern wegnehmen. Der Haken daran ist, dass die meisten Monster für eine*n Spieler*in allein eher zu stark sind. Daher möchte man ein paar andere Leute mit ins Boot holen, aber natürlich nicht so viele, dass am Ende kaum noch Schätze übrig bleiben. Also beschreibt man das Monster, das man angreifen möchte, so vage, dass eine möglichst passende Zahl von Mitstreiter*innen den Hinweis versteht. Und dann wuppt man sich mit dem Monster. Das ist ein ziemlich bizarrer Spaß, der für meine Verhältnisse zwar eine Spur zu lange dauert, den ich aber durchaus auch noch öfter spielen würde.

Mayfly

In Mayfly von Kyu Takai versucht man als eine Gruppe von Flussgottheiten, eine (männliche) Eintagsfliege so zu füttern und zu stärken, dass sie am Ende ihre Partnerin finden und Nachkommen zeugen kann. Mayfly ist ein so wunderbar japanisches Spiel, das in einem deutschen Verlag wahrscheinlich keine Chance hätte. Die unkonventionelle Thematik und ein kleines Gimmick im Schachteldesign würden wahrscheinlich die meisten Leute hierzulande verständnislos den Kopf schütteln lassen. Aber mich hat es natürlich neugierig gemacht. Es ist schwer zu gewinnen und kann wahrscheinlich frustrierend sein, aber ich würde es noch weiter versuchen wollen.

Von den noch ungespielten Spielen ist mir eins besonders ins Auge gefallen:

Eye My Favorite Things

Immer wieder frage ich mich, wie man bei Stichspielen überhaupt noch was Neues erfinden kann. Und dann kommt sowas wie Eye My Favorite Things von Daiki Aoyama und Pepe_R raus. Dabei stellt man der Person zu seiner Linken eine Frage, zum Beispiel nach ihren Lieblingsfilmen. Diese schreibt dann sechs Filme auf, bewertet sich mit Zahlen von 0 bis 5, steckt sie zusammen mit der entsprechenden Zahlenkarte in Kartenhüllen und gibt sie einem. Mit diesen Karten, deren Werte man nicht kennt, sondern nur durch das Einschätzen der Person vermuten kann, spielt man dann ein Stichspiel, bei dem erst nach und nach klar wird, welche Karte wie viel wert ist. Freunde von mir hatten schon die Gelegenheit es auszuprobieren und waren begeistert. Dass ich das auch haben möchte, werdet Ihr mir nachsehen. Laut Japon-Brand-Webseite gibt es von diesem Spiel nur sehr wenige Exemplare, also hurtig.

Das sind die Spiele, die mich besonders reizen. Aber auch für andere Geschmäcker dürfte auf der derzeit 17 Spiele langen Liste wieder einiges dabei sein. Viel Spaß beim Stöbern!

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