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Messevorschau 2019, Japan (Teil 2) – Oink Games, Grandoor Games, Gotta2 und andere

Endspurt! Hier kommen noch ein paar japanische Verlage, die auf der Messe vertreten sein werden. Der erste Teil war hier.

JAPAN

Der in Deutschland wahrscheinlich bekannteste japanische Verlag ist Oink Games (5-D100), die ja sogar eine deutsche Zweigstelle haben. Oink Games stellt in Essen diesmal vier Spiele vor, von denen ich zwei schon in Nürnberg gesehen hatte, allerdings noch nicht in deutschen Versionen.

Oink Games
Foto der japanischen Ausgabe in Nürnberg, Februar 2019

Das von mir bislang am heißesten erwartete Spiel der Messe ist Mr. Face von Jun Sasaki. Das Spiel basiert auf einem an und für sich bekannten Mechanismus: Jemand zieht eine Aufgabe und erschafft etwas, die anderen werfen Aufgaben aus ihrer Hand in den Topf und dann muss man herausfinden, welche Aufgabe die Originalaufgabe war. Das Ganze findet bei Mr. Face mit Gesichtsausdrücken statt, die man aus wenigen simplen Teilen auslegen muss. Wenn man sich drauf einlässt, kann man Messevorschau 2019, Japan (Teil 2) – Oink Games, Grandoor Games, Gotta2 und andere weiterlesen

Drei Tage im Oktober – die Messevorschau 2018 (Teil 2)

Im zweiten Teil meiner Essen-Vorschau geht es um Spiele aus Taiwan. Zu Taiwan habe ich eine besondere Beziehung, da gucke ich besonders genau hin. „Leider“ kommen mittlerweile viel zu viele Spiele aus Taiwan, als dass ich alle ausprobieren könnte. Auch  mischen sich die Nationalitäten längst – es kommen Spiele von Autor*innen aus anderen Ländern aus Taiwan – nicht mehr nur aus Japan. Aber interessant finde ich trotzdem vieles, und ich habe zumindest versucht, mir einen Überblick zu verschaffen. Also, auf geht’s:

Taiwan Boardgame Design (TBD) ist, wie das auch bei Japon Brand der Fall ist, ein Zusammenschluss von taiwanischen Verlagen, die einen gemeinsamen Stand in Essen betreiben (5-C122). Aus diesem Stand sind in den letzten Jahren immer wieder Perlen hervorgetreten, und ein genauerer Blick lohnt allemal. In diesem Jahr sind gefühlt mehr große Spiele dabei als in den letzten (ich selbst stehe ja mehr auf kleinere Sachen, und mein Budget reicht auch kaum dafür, mehrere größere Sachen zu kaufen). Aber auch für die großen Schachteln finden sich ja immer viele Interessent*innen, also wollen wir mal gucken:
Am meisten lockt mich persönlich Dice Fishing (€18) von Satoru Nakamura, obwohl ich ja eigentlich gar kein so großer Würfelspieler bin. Es gibt eine Art Versteigerungsmechanismus, bei der man damit bietet, mit wie wenigen Würfeln man ein bestimmtes Ergebnis erreichen zu können glaubt. Bei Push Your Luck werde ich leicht schwach, solche Spiele mag ich einfach. Dice Fishing erscheint bei Homosapiens Lab. Cat Rescue von Ta-Te Wu erscheint bei Sunrise Tornado Studio und ist in zwei Versionen erhältlich, einer kompakt eingetüteten für €8 und einer schicken mit Schachtel für €13. Es ist ein kooperatives Spiel, bei dem man streunende Katzen versorgt, in ein Tierheim bringt und dann zur Adoption vermittelt. Wer es vorbestellt, bekommt noch einen rosa Katzenmeeple dazu. Auch Zong-Hua Yangs Spiel mit dem schlichten Namen Taiwan (Good Game Studio, €42) zieht mich an, obwohl es mir am Ende wahrscheinlich zu groß sein wird. Aber immerhin geht es um die Entwicklung Taiwans nach dem zweiten Weltkrieg, und ein Spiel aus Taiwan über Taiwan finde ich natürlich spannend, weil ich selbst mal zwei Jahre dort gewohnt habe. Das sind so die Sachen, die mich am meisten interessieren, aber das ist noch lange nicht alles, was es am TBD-Stand zu entdecken geben wird. Wer mehr über die vielen anderen Spiele wissen will, kann sich auf der Vorbestellungsseite umsehen, wo es auch noch ein paar Spiele aus dem letzten Jahr zu ergattern gibt. Drei Tage im Oktober – die Messevorschau 2018 (Teil 2) weiterlesen

Kommissar Victor kämpft gegen die Vögel (und Aschenputtel)

Wenn man viele Spiele spielt, bleibt es leider nicht aus, dass man manchmal mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede sieht. Das muss nicht schlimm sein, wenn man die entsprechenden Spiele in größerem zeitlichem Abstand spielt. Ich habe allerdings zwei solche Spiele aus Essen mitgebracht, die ich dann beide recht bald danach gespielt habe. Die Ähnlichkeit ist für mich so stark, dass ich nicht vorhabe, beide Spiele zu behalten. Die Rede ist von Commissioner Victor: The Lost Paintings Case sowie Songbirds (auch bekannt als Birdie Fight).

Worum geht’s?

Kommissar Victor sucht einen Gemäldedieb. Es gibt 32 Verdächtige, die alle ziemlich ähnlich aussehen, sich aber jeweils in Augen, Frisur und Bart unterscheiden. Victors Untergebene (die Spieler/innen) überlegen nun, wer es wirklich gewesen sein könnte. Dazu legen sie in jeder Runde je ein Kärtchen in eine Auslage in der Mitte und können ein bereits ausliegendes an eine beliebige andere Stelle verschieben. Außerdem hat man einen Unschuldsmarker, mit dem man verhindern kann, dass ein bestimmtes Kärtchen von anderen verschoben wird. Am Ende ist die Auslage 5 x 5 Kärtchen groß und die Spieler/innen haben noch je ein Kärtchen auf der Hand. Dann wird geguckt, ob gleiche Merkmale in einer Reihe mindestens dreimal auftreten. Dafür gibt es Punkte, wenn sie mit den Merkmalen des Hauptverdächtigen auf der Hand übereinstimmen. Wer auf diese Weise die meisten Punkte sammelt, gewinnt das Spiel.

Commissioner Victor

Auch im Wald füllen die Singvögel eine Auslage von 5 x 5 Karten auf. Allerdings haben sie keine Gemälde stibitzt, sondern stecken ihr Revier ab. Die Auslage hat für jede Zeile und jede Spalte je einen Punktechip. Man legt in jeder Runde eine Vogelkarte hinein, wobei es von jeder der vier Vogelarten Karten von 1 bis 7 gibt. Wenn eine Reihe voll ist, gewinnt die Vogelart den Chip, die in der Reihe den höchsten Gesamtwert hatte – bei Gleichstand gewinnt allerdings die zweithöchste. Auch hier spielt man, bis man nur noch eine Karte in der Hand hat. Deren Wert zählt man zu den Punkten hinzu, die die entsprechende Vogelart im Spiel bekommen hat. Das sind die Gesamtpunkte für die Runde (man soll zwei Runden spielen). Im Spiel zu viert taucht noch eine Krähe auf, die in bestimmten Reihen Minuspunkte verteilen kann.

Und? Was haben diese Spiele jetzt gemeinsam?

In beiden Fällen hat man Karten in der Hand, von denen man eine als Gewinnkarte einsetzen möchte. Mit den anderen Karten versucht man, die eine Karte wertvoller zu machen. Das ist immer ein Dilemma, denn es gibt dann meistens eine perfekte Position, wo man diese letzte Karte hinlegen könnte, um richtig viele Punkte abzuräumen – aber leider hätte man sie dann ja nicht mehr auf der Hand und würde gar nicht mehr davon profitieren. Während des Spiels muss man darum immer darauf achten, ob es einen Zeitpunkt zum Richtungswechsel gibt, bei dem man sich entschließt, doch lieber eine andere Karte als Punktekarte aufzuheben als ursprünglich geplant. Dieser Mechanismus gefällt mir grundsätzlich sehr gut, er ist simpel und eingängig, aber gleichzeitig fordernd. Außerdem hat er so eine passive Interaktivität – jeder Zug, den man macht, greift unweigerlich in die Pläne der anderen Spieler/innen ein, ohne dass es wirklich konfrontativ wäre. An solchen Spielen werden wohl eher keine Beziehungen zerbrechen.

In Details unterscheiden sich die beiden natürlich trotzdem (es sind ja keine Plagiate oder so, sondern eher parallele Entwicklungen). Bei Kommissar Victor zieht man während des Spiels Karten nach, sodass man nicht von Anfang an weiß, worauf man hinzielen sollte. Es gibt also mehr Anlässe für Taktikwechsel. während man bei Songbirds von Anfang an weiß, was man zur Verfügung hat und lediglich versucht, die Mitspieler/innen darüber ein bisschen im Unklaren zu lassen. Letzteres fühlt sich ein bisschen purer an.

Aber jetzt habe ich lange um den heißen Brei herumgeredet. Egal, wie ähnlich ich die beiden Spiele finden mag, in der Gestaltung unterscheiden sie sich massiv. Die Köpfe bei Kommissar Victor wirken uninspiriert und auf mich auch altmodisch (was ich jetzt mal nicht als Kompliment meine), das Thema komplett aufgesetzt (was soll der Titel überhaupt sagen?) und ich zumindest habe es das Spielerlebnis als sehr mechanisch empfunden, ohne an irgendeiner Stelle die Vorstellung zu haben, dass die letzte in meiner Hand irgendein Verdächtiger sein könnte. Bei Songbirds kann ich mir zumindest mit etwas Mühe vorstellen, dass da Vögel in einem Wald ihr Revier abstecken. Und wenn einem das nicht gelingt, dann kann sich das Auge zumindest an der hübschen Gestaltung erfreuen. Dass die Vögel einer Farbe alle verschieden aussehen, empfinde ich als ein großes Plus (bei Victor sehen im Gegensatz dazu die unterschiedlichen Figuren eher gleich aus).

Die Vögel einer Farbe sehen alle verschieden aus.

Bei Songbirds gibt es noch eine ziemlich seltsame Regel, nämlich die, dass man zwei Runden spielen muss, um mit den kumulierten Punkten eine/n Gewinner/in zu ermitteln. Das hat sich allerdings gar nicht bewährt, und ich würde das so auch nicht mehr gern spielen. Eine Runde reicht völlig. Die Punktechips sorgen zwar für etwas Abwechslung von Partie zu Partie, aber man hat halt kaum eine Chance, mehrere kleinere statt einer größeren Wertung für sich zu entscheiden. Da typischerweise sehr oft Spieler/innen in der Wertung nahe aneinander liegen, hat man, wenn man in der ersten Runde abgeschlagen ist, nahezu keine Hoffnung mehr auf eine Aufholjagd in der zweiten. Das kann zu Frust führen. Spielt man zu zweit, sind Unentschieden nicht so selten. Wenn ich ein Spiel zweimal hintereinander spiele, einmal gewinne und einmal verliere, ist das harmonisch. Wenn ich die beiden Partien aber zu Runden eines Gesamtspiels erkläre, das am Ende unentschieden ausgeht, finde ich es eher unbefriedigend. Dass man zwei Runden spielen soll, ist auch in den Regeln seltsam unauffällig geschrieben. Recht so, ich würde das einfach streichen.

Wenn ich nur eins der beiden Spiele behalte, dann wird es Songbirds sein (wobei ich eben jeweils nur eine Runde spielen würde) – aber auch bei diesem bin ich mir nicht sicher, denn da ist ja auch noch Too Many Cinderellas, das ich hier bereits vor knapp zwei Jahren rezensiert hatte. Auch bei diesem gibt es den gleichen Grundgedanken: Man legt Karten aus, die es einem ermöglichen sollen, mit den Karten, die man auf der Hand behält, zu gewinnen. Verglichen mit Kommissar Victor und Songbirds setzt Too Many Cinderellas sich in so ziemlich jedem Punkt durch: Es hat die coolste Gestaltung, das Thema ist am nachvollziehbarsten (und gleichzeitig am schrägsten), es ist am schnellsten gespielt und es wird dabei am meisten gelacht und geschimpft. Und schließlich braucht man sich nur mal die drei Schachteln zusammen anzusehen. Mein überfülltes Regal sagt mir, wer bleiben darf und wer gehen muss.

Drei Verlage mit unterschiedlichen Auffassungen von passenden Schachtelgrößen.

Commissioner Victor and the Lost Paintings Case
für 2 bis 4 Ermittler/innen
von Krzysztof Matusik, der das Spiel auch illustriert hat
Tailor Games, 2016

Songbirds
für 2 bis 4 Piepmätze
von
ゆお (Yuo)
Illustrationen von ことり寧子 (Kotori Neiko)
Erschienen bei Homosapiens Lab, 2017 (
Erstausgabe 2016 bei こっち屋 (Kocchiya))

Vier Tage im Oktober – Teil 1

Ich kann es nicht leugnen – die Messe in Essen ist ein echter Fixpunkt in meinem Leben geworden. 1990 war mein erstes Mal, und seit 1995 habe ich sie nur zweimal verpasst. Für mich ist es schon immer ein harter Schlag, wenn es mit dem Urlaub nicht hinhaut und ich nur über das Wochenende hin kann. Dieses Jahr sieht es wieder gut aus, ich fahre Mittwochnachmittag hier los und kann dann Donnerstag früh am Start sein.
In den Wochen und Monaten vorher bin ich im Kopf aber mit der Messe auch schon gut beschäftigt. Ich habe nämlich eigentlich kein Budget für Spiele und muss da ein bisschen erfinderisch sein. Meine Fahrkarten habe ich früh und preisgünstig gebucht, Eintrittskarten habe ich über die Spieleautorenzunft bestellt, und ich kann bei Freund/innen in der Nähe von Essen übernachten. Verpflegung bringe ich mir überwiegend selbst mit (obwohl ich abends auch mal essen gehe). So kann ich die Kosten für das Drumherum sehr niedrig halten – aber da sind ja auch noch die Spiele. Auch da muss ich erfinderisch sein. Ich versuche, viele Tauschgeschäfte für gebrauchte Spiele zu organisieren (meist über Boardgamegeek), ebenso verkaufe ich einiges aus meiner Sammlung und kaufe andere gebrauchte Spiele und organisiere jedes Jahr einen Autor/innentausch, bei dem Spieleautor/innen überzählige Exemplare ihrer eigenen Spiele untereinander tauschen können. Für Spiele, die in Essen neu erscheinen, nützt mir allerdings auch das nicht viel, da muss dann doch Geld an den Start. Deshalb mache ich für verschiedene Verlage Übersetzungen und manchmal sonstige Arbeiten, um mir ein Essen-Budget zu verdienen. Das fällt im Vergleich zu dem mancher anderer Leute wahrscheinlich eher bescheiden aus, aber am Ende komme ich doch immer mit sehr vielen tollen Sachen nach Hause. Da hilft es mir, dass ich mich vor allem für die kleineren Spiele begeistern kann (und dass es seit letztem Jahr einen Versandservice von der Messe gibt. Vorbestellungen und Belegexemplare sammele ich möglichst schon am Donnerstag ein und schicke sie dann ab, bevor die Schlangen zu fies werden). Außerdem fahre ich ja hauptsächlich deshalb nach Essen, um tolle Leute aus der ganzen Welt zu treffen und mit ihnen glücklich zu sein. Ich muss ja gar nicht alles haben, und ein Impulskäufer war ich noch nie.

Aber trotz alledem muss ich wählerisch sein. Es gibt hunderte von Neuerscheinungen in Essen, die ich einigermaßen interessant finde, und es ist für mich wichtig, mich vorher genau zu informieren, um dann so gut wie möglich auszusuchen. Manchmal liege ich natürlich dann trotzdem daneben, aber ich tue mein Bestes, Enttäuschungen zu minimieren. Hier kommen jetzt wenige größere und viele kleinere Spiele, auf die ich ein Auge geworfen habe. Das könnt Ihr als Empfehlungen sehen, aber bitte denkt daran, dass ich die Sachen selbst auch noch nicht gespielt habe. Ich lasse jetzt ein paar deutsche Neuerscheinungen von größeren Verlagen weg, die ich hinterher ohnehin problemlos im Spieleladen finden kann. In Essen bin ich auf der Suche nach anderen Dingen. Also, folgendes ist mir ins Auge gefallen (und leider werde ich mir das selbst auch nicht alles leisten können – aber einiges möchte ich mir auch einfach nur angucken):

Essen 2017 - PowershipsWer am Donnerstag auf der Messe ist, sollte sich überlegen, schnellen Schrittes zu Cwali zu gehen und zu sehen, ob noch ein Restexemplar von Powerships von Corné van Moorsel zu kriegen ist. Ich hatte das Glück, hiervon einen Prototypen spielen zu können und habe es auch auf Kickstarter unterstützt (mein erstes erfolgreiches Kickstarter-Spiel), und ich finde es toll. Würfelspiele haben es bei mir immer ein bisschen schwer, aber bei Powerships ist das Würfeln mit einem sehr schönen Mechanismus eingebaut. Der Vorgänger Powerboats war schon schön und wird heiß gesucht. Ich hoffe für Powerships auf etwas besseres Material (bei Powerboats war der zusammengepuzzelte Plan ein bisschen wellig), aber in jedem Fall bekommt man hier ein tolles Rennspiel, wo es richtig zur Sache geht und wo man auch mal gegen einen Asteroiden dengeln kann. Macht man im Alltag ja doch eher selten.
Verlag: Cwali (1-G125)
Preis: €32. Wird vermutlich schnell ausverkauft sein – wenn es überhaupt rechtzeitig fertig wird. Es wird ein Rennen von der Fabrik zur Messe. Hoffen wir das Beste.

Ein weiteres teureres Spiel, das ich mir vorbestellt habe, ist Tokyo Highway von Naotaka Shimamoto und Yoshiaki Tomioka. Man baut aus einer Art Eisstäbchen ein Gewirr an Straßen, sehr schön dreidimensional und unregelmäßig. Als ich vor einigen Monaten zum ersten Mal davon gehört hatte, hatte ich noch gedacht: Seufz, da werde ich wohl nie drankommen. Aber dann wurde es doch ein ziemlicher Erfold, und der Verlag itten wird sogar einen eigenen Stand auf der Messe haben. Und wo ich schonmal dabei war, habe ich mir auch das Kartenspiel Hatsuden von Naotaka Shimamoto mit vorbestellt, das mir sehr empfohlen wurde.
Verlag: itten (8-C136)
Preis: €35 (Tokyo Highway), €15 (Hatsuden). Vorbestellung hier.

Kurz vor dem Hyperventilieren stand ich vor einigen Tagen, als ich von Oink Games hörte, dass sie Modern Art von Reiner Knizia neu rausbringen würden. Die Mutter aller Auktionsspiele ist ja in vielen verschiedenen Versionen erschienen, darunter einigen hübschen und einigen legendären. Keine aber ist derartig begehrt wie die, die Oink Games vor einigen Jahren unter dem Namen „Stamps“ herausgebracht hat und bei der man um Briefmarken handelt. Winzige Schachtel, tolles Design – aber Sammler/innen müssen heutzutage locker mehrere Hunderter für dieses Kleinod auf den Tisch legen, und das ist für mich außer Reichweite. Ich habe dann nachgefragt und erfahren, dass es sich um ein völlig neues Design handeln wird, das exklusiv für Deutschland und Österreich ist. Es wird größer und teurer werden als die normalen Oink-Spiele, aber es enthält eine kleine Holzstaffelei. Ich glaube, ich bin verliebt… und wenn man dann noch bedenkt, dass ich sowieso bei Oink vorbeigucken möchte, um mir Startups von Jun Sasaki zuzulegen, werde ich allemal einen genauen Blick draufwerfen. Startups ist ja schon ein Weilchen im Umlauf, aber noch auf keiner Messe präsentiert werden. Mein geschätzter Bloggerkollege Daniel von Knopfspiele nannte es neulich mal sein Lieblings-Oink-Spiel, und da kann ich dann wohl nicht dran vorbei.
Verlag: Oink Games (6-D101)
Preis: Noch unklar (Modern Art), vermutlich rund €18 (Startups)

Bleiben wir noch einen Moment bei den japanischen Spielen und wenden uns dem Stand von Japon Brand zu. In den letzten Jahren war das ja immer ein wirklich heiß umlagerter Ort, und von dort haben einige Spiele ihren Siegeszug um die Welt angetreten, wie zum Beispiel Love Letter oder Machi Koro. Japon Brand ist so eine Art Dachverband japanischer Kleinverlage. Die Spiele sind immer ein bisschen eine Wundertüte, man weiß nicht recht, was einen erwartet, auch wenn man die Regeln liest. Einige der Spiele, manchmal auch gute, findet man anschließend nie wieder irgendwo, und daher sollte man gut hingucken. Da ich für Japon Brand ein paar Spiele übersetzt habe, habe ich eine Art Extra-Budget für meinen Einkauf dort zur Verfügung… und ich werde voraussichtlich 13 der 17 angebotenen Spiele mitnehmen. Am meisten haben es mir die beiden folgenden angetan:
Da ist einmal Sakura Hunt von Yu Maruno, bei dem es darum geht, den perfekten Anblick der japanischen Kirschblüte zu erleben. Das ist eins der Spiele, die ich übersetzt habe, und die Regeln gefallen mir sehr gut, es scheint kurz und interaktiv zu sein. Das ist sicherlich auch was für einen größeren Markt, und ich würde mich nicht wundern, wenn wir das nochmal in einem anderen Verlag wiedersehen würden. Das spektakulärste Spiel, was Japon Brand mitbringt (oder sogar: was es auf der Messe geben wird), ist dieses Jahr allerdings sicherlich Samurai Dori von kamado und nettaigyo, ein Fächerwurfspiel. Sowas gibt es in Japan wohl schon länger, aber das hier ist offenbar eine neuere Version, und an die traditionellen Sachen kommt man hierzulande ja auch nicht so einfach dran. Ich habe keine Ahnung, wie oft ich die Gelegenheit haben werde, das zu spielen, aber ich freu mich drauf wie ein Schneekönig. Ihr könnt Euch ja mal dieses Video ansehen, um einen Eindruck zu bekommen.
Ebenfalls sehr ansprechend finde ich Perfect Hotel von Hiroshi Kawamura (ich denke, Ihr könnt selbst erraten, was man in dem Spiel machen muss) und das abstrakte Tagiron von Ryohei Kurahashi. Dann gibt es noch Wing Spirits von Satochika Daimon, bei dem man Tischtennisbälle anschnibbeln muss (Geschicklichkeitsspiele mag ich ja ohnehin oft), und wer eine echte Wundertüte haben will, sollte sich Ars Combinatoria von Sugioka Kazuki angucken, das ist eine Sammlung von fünf Spielen rund um die Themen Zeit und menschliche Interaktion.
Stand: Japon Brand (7-D100)
Preis: €17 (Sakura Hunt), €52 (Samurai Dori). Vorbestellung hier. Die Spiele sind ohne Vorbestellung vor Ort einen oder zwei Euro günstiger, aber wenn man darauf spekuliert, sollte man am Donnerstag auch schnell sein.

Etwas Ähnliches wie Japon Brand gibt es auch für die taiwanischen Verlage, nämlich TBD (Taiwan Boardgame Design). Da ich selbst einige Jahre in Taiwan gewohnt habe, liegt mir die dortige Szene besonders am Herzen, und ich freue mich sehr darüber, wie viele toll aussehende Spiele dieses Jahr von dort kommen. Der Renner wird sicherlich Shadows in Kyoto von Wei-Min Ling sein, über das ich ja schon etwas geschrieben hatte. Der bis vor Kurzem hierzulande noch völlig unbekannte Verlag EmperorS4 wird langsam zu einer echten Erfolgsgeschichte. Neben Shadows in Kyoto bringt er gleich noch vier weitere Spiele an den Start, von denen ich Crows Overkill von Roy Nambu sicherlich haben möchte. Dabei dreht es sich um ein Zitat aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, bei dem ein Mann, der das Rotlichtviertel verlassen muss, wenn man die ersten Vögel hört, diese am liebsten alle umbringen würde. Was ist das denn bitte für eine Thematik? Auch Herbalism von Eros Lin und Liu Xiao ist und Mystery of the Temples (ebenfalls von Wei-Min Ling) gehören in die gleiche Reihe wie Hanamikoji und Shadows in Kyoto, also fackele ich da ebenfalls  nicht lange. Mystery of the Temples ist noch dazu von Maisherly illustriert und interessiert mich schon deshalb. Aber TBD hat auch noch andere leckere Sachen zu bieten: Birdie Fight von Yuo suche ich schon länger, nun kommt es offenbar unter dem Namen Songbirds neu heraus, und in der aktuellen Ausgabe kann ich es mir erheblich besser leisten als vorher, zumal ja keine Portokosten dazukommen. Man legt Vogelkarten in Reihen aus und versucht dabei, Mehrheiten zu erlangen. Erst am Ende offenbart man allerdings, welche Vogelart man unterstützt hat. Hier heißt es, sich viele Optionen bis zum Schluss aufzubewahren. Harvest Island von Chen Chih-fan spricht mich auch sehr an, das ist wieder ein ganz anderer Stil, obwohl es auch hier wieder um Natur und Pflanzen und sowas geht. Offenbar muss man das Wetter richtig deuten, um die beste Ernte einzufahren. Taiwan Monsters Brawl von Lin Hung-Che ist wahrscheinlich außerhalb meiner persönlichen Preisklasse, sieht aber einfach sagenhaft aus. Ich freue mich ja immer, wenn Verlage mal einen neuen Weg gehen, was die Gestaltung angeht. Und hier istdas eindeutig der Fall, etwas in dieser Art habe ich noch gar nicht gesehen. Man übernimmt die Rolle eines Monsters und versucht, das Mächtigste von allen zu werden. Nebenbei lernt man als Spieler/in etwas über die Monster aus der taiwanischen Mythologie. Auch immer nützlich. Village of Horror von Tsai Huei-Chiang und Chiu Tacheng (das ich ebenfalls übersetzt habe), habe ich schon bekommen und einmal gespielt, das hat auch einen guten Eindruck gemacht. Es ist ein Werwolfspiel, aber nicht sowas, wie man denkt (es geht eher darum, sich im Laufe einer Spielrunde auf die Siegerseite zu schlagen). Schließlich habe ich gerade mit der Übersetzung zu My Story von Smoox Chen begonnen – da ist es noch ein bisschen früh, etwas Relevantes dazu zu sagen. Ihr seht hoffentlich, dass es unumgänglich ist, dem TBD-Stand einen ausgiebigen Besuch abzustatten.
Stand: TBD (7-D108)
Preise: je nach Spiel. Vorbestellung hier. Anders als bei Japon Brand sind die Spiele bei Vorbestellung ein paar Euro günstiger.

Das war’s für diese Woche. Im zweiten Teil erwarten Euch dann meine Eindrücke von ein paar Spielen, die nicht aus Asien kommen.

 

Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber/innen.