Wie ich vor einer Weile schon mal geschrieben hatte, wird der Premio Alfonso X dieses Mal in zwei Jahrgänge geteilt. Ich bin Euch noch die Kandidat:innen aus dem Jahrgang 2021 schuldig. Wie beim letzten Mal werde ich die Spiele, die ich Euch hier schon mal vorgestellt hatte, nur noch verlinken. Zu den anderen gibt es eine Kurzbeschreibung von mir.
1812 Argentina stammt von Sol Dillon und Diego Simonet (letzterer ist ungewöhnlicherweise argentinischer Handballprofi). Es geht um die argentinische Flagge, über deren Entstehung wohl verschiedene Geschichten kursieren. Im kooperativen Spiel weiß nur eine Person, mit wem die Flagge entworfen wurde, bei welcher Gelegenheit, an welchem Ort, und was es dabei zu essen gab. Auf dem Tisch liegt für jede dieser Fragen eine Reihe von Karten aus. Mithilfe weiterer Bildkarten muss diese Person nun Hinweise geben, damit der Rest der Gruppe die richtigen Karten in der Auslage identifizieren kann.< Erschienen ist es bei Neptuno Games, und die Illustrationen stammen von Facundo Rodríguez Valsana.
Republia von Fernando Gonzalez ist wohl das mit deutlichem Vorsprung komplexeste Spiel im Wettbewerb, daher kann diese Kurzvorstellung nicht so sehr detailliert ausfallen. Das Spielfeld besteht aus einer Art Koordinatensystem, um das kreisförmig acht politische Parteien angeordnet sind. Jede*r Spieler*in spielt verdeckt eine dieser Parteien und versucht, eine Figur, die die Mehrheitsmeinung des Volkes betrifft, in seine Richtung zu bewegen. Wenn diese mit dem eigenen politischen Programm übereinstimmt, gewinnt man die Partie. Wie beeinflusst man nun die Figur? Indem man Gesetze einbringt. Auf Karten stehen die Gesetzestexte, in denen einige Worte unterstrichen sind. Bringt man so ein Gesetz zur Abstimmung, muss man in seinem Plädoyer die unterstrichenen Worte verwenden, ist ansonsten aber völlig frei in seiner Präsentation; man kann die Karten komplett vorlesen oder auch vortäuschen, es ginge um etwas völlig anderes. Die Abstimmung erfolgt mit einer Wahlurne. Stimmt die Mehrheit für die Verabschiedung eines Gesetzes, wird die Figur in eine bestimmte Richtung bewegt, die auf der Karte angegeben ist. Zusätzlich tauchen Aktionskarten und vieles mehr auf, mit dem man das Abstimmungsverhalten beeinflussen kann. Republia erschien zunächst in einer Hunderter-Auflage und wird jetzt in zweiter Auflage nachgedruckt. Die Verbindung von Rollenspiel, Verhandlung und Intrige klingt für mich sehr reizvoll, allerdings ist das Spiel sehr sprachabhängig, und mir wäre es auch im Spiel eher unangenehm, eine faschistische Partei spielen zu müssen. Aber mich würde es nicht wundern, wenn wir von Republia noch mehr hören würden. An der Gestaltung des Spiels hat Abril Gonzalez mitgewirkt (nicht mit Fernando Gonzalez verwandt). 5. Premio Alfonso X: Die Kandidatenliste (Teil 2) weiterlesen →
Auch wenn die Zugriffszahlen auf mein Blog massiv drunter leiden, dass ich dauernd über so exotisches Zeugs schreibe, kann ich nicht umhin, wieder einen Blick auf den König-Alfonso-Preis in Argentinien zu werfen. Schließlich gibt es in kaum einem Land so systematische und ehrenwerte Bestrebungen, die einheimische Spieleszene aus ihrem Schattendasein herauszuheben, wie in Argentinien. Und auch dieses Jahr sind wieder interessante Sachen dabei. Genau wie im letzten Jahr nehmen 2018 erneut neun Spiele am Wettbewerb teil, die ich Euch hier kurz vorstellen möchte. Leider ist es mir dieses Mal nicht gelungen, mit allen Autor/innen und Verleger/innen in Kontakt zu treten. Daher konnte ich nicht für alle Spiele Bilder bereitstellen. Viele der Verlage haben auch keine Webseite, sondern nur eine Facebook-Präsenz, auf die ich dann entsprechend verlinkt habe.
Also, hier kommen in alphabetischer Reihenfolge die neun Spiele, die sich um den König-Alfonso-Preis beworben haben:
Bienaventurados
Bienaventurados (Die Gesegneten) ist ein Kartenspiel mit christlichem Thema. Solche Spiele sind in aller Regel Ladenhüter, aber die vier Autoren (Federico Acien, Germán Cuesta, Nicolás Passarino und Franco Toffoli) haben sich bei der Spielmechanik offenbar an Spielen wie 7 Wonders oder Sushi Go orientiert, und sowas kann ja erfahrungsgemäß durchaus erfolgreich sein. Es geht also darum, Karten herumzureichen und zu draften und damit eine möglichst punkteträchtige Auslage zu erstellen, wobei auch hier wieder die Punkte verschiedener Kartentypen voneinander abhängen. Nebenbei soll man etwas über ein gutes christliches Leben dabei lernen. Erschienen ist das Ganze bei Tëkun und es passt in eine kleine Kartenspielbox. Illustriert wurde es von Carlos Julio Sánchez Suau.
Contame
Contame (Sag es mir) ist ebenfalls ein ganz kleines Spiel. Es geht darum, Geschichten zu erzählen, indem man von verschiedenen Stapeln Karten zieht und die Bilder beziehungsweise Wörter in eine Geschichte aus einem vorgegebenen Genre einbaut. Man kann es kooperativ spielen oder auch gegeneinander (dann bekommt man Punkte, je nachdem, wie schwierig die entsprechenden Dinge in die Geschichte einzubauen waren). Zielgruppe sind offenbar vor allem Schulen und Bibliotheken, wo es ganz gut anzukommen scheint. Der Verlag Tinkuy, der aus Gloria Claro, Ariel Marcel, Daniela Azulay and Rocío Gil besteht, hat schon eine ganze Reihe kleiner Kartenspiele herausgebracht, in denen es um Poesie, Literatur und überhaupt die analoge Unterhaltung geht. Das von Pablo Patini illustrierte Contame wird da wahrscheinlich nicht das Letzte in der Reihe sein.
Corona de Hierro
Corona de Hierro (die Eisenkrone) liegt bei mir schon seit der Messe in Essen ungespielt herum, und es ist auch nicht so ganz einfach, das auf den Tisch zu bekommen, da es Karten mit spanischem Text darauf gibt. Da muss ich mal den richtigen Besuch haben, um das ausprobieren zu können. Jedenfalls geht es hier darum, im Italien des 9. Jahrhunderts der mächtigste Adlige zu werden, indem man sich mit anderen Adeligen oder dem Papst arrangiert, Burgen belagert und Schlachten gewinnt. Nebenbei hat jede/r noch ein verdecktes Ziel, und nicht unbedingt gewinnt, wer selbst neuer König wird. Corona de Hierro stammt von Franco Toffoli (der auch bei Bienaventurados die Finger im Spiel hat), ist von Luis María Dumont, Emiliano Mariani und Guillermo H. Nuñez illustriert worden und bei El Dragón Azul erschienen.
El Delirio
El Delirio (Das Delirium) von Daniel Martín ist ein abstraktes Zweierspiel, bei dem man mit pyramidenförmigen Steinen umherzieht und die Pyramiden des Gegners oder der Gegnerin einfängt. Dabei gibt es verschiedene Spielziele, aber in der Regel geht es offenbar darum, eine oder mehrere der gegnerischen schwarzen Pyramiden einzufangen. Das Spiel ist im Eigenverlag erschienen.
Epidemia
Ebenfalls im Selbstverlag ist Jonathan Agustinis Epidemia erschienen. Hier geht es darum, als letztes zu überleben. Dazu muss man seine fünf Organe schützen und die der anderen Spieler/innen angreifen, Immunsysteme manipulieren oder auch mal ein Organ austauschen. Wer fünf beschädigte Organe hat, kann nicht mehr gewinnen, aber weiterhin die anderen ärgern.
Futbolmesa
Futbolmesa (Fußballtisch) ist eine Fußballsimulation, wie der Name schon sagt. Auch hier habe ich nur wenige Informationen, aber in jedem Fall hat man Spieler mit verschiedenen Werten und bewegt mit deren Hilfe den Ball auf den Kreuzungspunkten des Spielplans entlang. Es scheint auch ein Glückselement zu geben, aber in welcher Form, habe ich nicht herausgefunden. Autor Pablo D’Andrea hat es in seinem Verlag Apóstrofe herausgebracht.
Geek Out! Masters
Von Matias Saravias schönem kleinem Würfelspiel hatte ich hier ja schon berichtet. Kurz gesagt geht es darum, möglichst oft die Zahl 42 zu würfeln. Dazu muss man die anderen Würfel drehen, neu würfeln oder abschießen, aber keinesfalls mit Drachen allein lassen. Ein kleines, handliches Spiel, das in einem Land mit ziemlich hohen Spielepreisen wahrscheinlich auch durch seinen Preis schon Pluspunkte sammeln kann. Erschienen ist es ebenfalls bei El Dragón Azul, mit Illustrationen von Gabriel Pintueles.
Magos & Tabernas
Wenn es in der Lieblingskneipe nicht mehr genug Bier gibt, ist es sicher von Vorteil, wenn man zaubern kann. Dann kann man nämlich sein eigenes Bier herzaubern sich mit den anderen Gästen um das letzte Glas Bier prügeln, indem man ihnen Feuerbälle an den Kopf wirft und sowas. So geschieht es in Adrián Novells Kartenspiel Magos & Tabernas, erschienen bei Ludocracia mit Illustrationen von Matias Pan. Leider ist auch dieses Spiel sprachabhängig, sodass es hierzulande ohne eine Übersetzung kaum große Aufmerksamkeit finden dürfte. Aber so eine Übersetzung kann ja noch kommen, wenn sich das Spiel in Argentinien durchsetzen sollte.
Magus: Aura Mortis
Magus: Aura Mortis ist eine Weiterentwicklung von Magus: Fortuna et Nostis, das Martin Oddino vor drei Jahren erstmals veröffentlicht hatte. Es ist eins der größeren Spiele im Wettbewerb. Die Spieler/innen dringen in das Schloss eines Zauberers ein und versuchen, dort verschiedene Missionen zu erfüllen. Dabei können sie zaubern, angreifen, sich bewegen und gar die ganze Struktur des Schlosses verändern (es besteht aus einem variabel aufbaubaren Spielplan). Auch ein kooperativer Modus ist dabei, bei dem alle gemeinsam gegen den bösen Erzmagier kämpfen. Illustriert wurde es von Lucas Charra und María Luz Cantisani Rovasio. Erschienen ist es bei RunDOS – ja, das heißt wirklich das, wonach es klingt, der Verlag macht auch Videospiele.
Der Sieger des diesjährigen Wettbewerbs wird am 28. April auf dem Geek Out Festival in Buenos Aires gekürt. Ich werde dann sicherlich drüber berichten.
Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber/innen.
Zu meiner großen Freude fand ich neulich das Spiel Conejos en el huerto in der Post, ein Geschenk des Autoren Luis Marcantoni (und des Verlages Ruibal Hermanos). Das Spiel, das auf Deutsch etwa „Kaninchen im Gemüsegarten“ heißen würde, hatte ja im Mai den Premio Alfonso X gewonnen, und da ich den Vorjahressieger KINMO ja sehr genossen hatte, war ich allemal neugierig. Und angesichts der ansprechenden Gestaltung hatte ich auch im Nu genug Interesse in meinem Umfeld, um es diverse Male in verschiedenen Besetzungen zu spielen.
Was für ein J!
Worum geht’s?
In einem ringförmig zusammengepuzzelten Gemüsegarten sind pro Spieler/in zwei Kaninchenfiguren unterwegs und versuchen, möglichst viel Gemüse einzusacken. Von jeder der fünf Gemüsesorten gibt es pro Spieler/in sechs Chips (weniger, wenn man ein kürzeres Spiel wünscht), die zu Beginn in der Mitte sortenrein aufgestapelt sind. Jedes Feld im Garten ist nicht nur einer Gemüsesorte zugeordnet, sondern trägt auch noch eine Würfelzahl. Wer an der Reihe ist, zählt die Zahlen auf den Feldern seiner Kaninchen zusammen und zieht mit einem Kaninchen so viele Felder im Uhrzeigersinn weiter. Am Ende des Zuges schnappt sich das Kaninchen einen Gemüsechip der Sorte, auf deren Feld es gelandet ist. Eingesammeltes Gemüse landet hinter einem Sichtschirm. Stehen aber Kaninchen auf Feldern mit der gleichen Gemüsesorte, sammelt man gleich zwei Chips ein, stehen sie gar auf dem gleichen Feld, gibt es gleich drei.
Der Gemüsegarten wird zufällg zusammengepuzzelt. So werden auch die Startpositionen der Kaninchen zufällig festgelegt.Anschließend kommen die Zahlenchips auf die einzelnen Felder, die die Zugweite bestimmen.
Wer mit seinen Zugmöglichkeiten nicht zufrieden ist, kann einen zuvor gewonnenen Gemüsechip einsetzen, um damit eine je nach Sorte vorgegebene Zahl von Feldern voranzuziehen (etwa, wenn man einen Chip opfert, um dafür zwei oder gar drei einzusammeln.
Auf dem Sichtschirm steht, wieviele Felder man laufen kann, wenn man den entsprechenden Gemüsechip abgibt. Die Wertungskarte zeigt, was das Gemüse am Ende wert ist – die linke Spalte für die Sorten, die am Ende noch vorhanden sind, die rechte für die, die bereits komplett abgeerntet wurden.
Das Spiel endet, wenn entweder drei Gemüsesorten komplett verbraucht sind, oder wenn von keiner Gemüsesorte mehr als drei Chips übrig sind. Dann zählt jedes Gemüse, das es im Garten noch gibt, pro Chip 2-3 Punkte (je nach Sorte), jedes, das komplett abgeerntet wurde, 0-1 Punkt. Um ein bisschen Variation ins Spiel zu bringen, gibt es drei verschiedene Wertungstafeln, von denen man sich vor Spielbeginn auf eine einigt. Es geht also darum, möglichst viel Gemüse von den Sorten einzusammeln, die am Ende noch übrig sind. Oder anders gesagt: Man muss verhindern, dass das Gemüse, von dem man viel hat, von den anderen komplett aufgefuttert wird.
Wie kann man das verhindern? Da kommt der Hund ins Spiel. Der soll nämlich den Garten bewachen, ist aber leider von den vielen Hoppelviechern in seinem Revier ein bisschen überfordert. Immer, wenn ein Kaninchen das Feld mit der Hundehütte betritt, läuft es sofort noch einmal genauso viele Felder weiter, wie es bis hierhin gelaufen ist. Der arme Hund wird davon alarmiert, springt sofort auf einen der Gemüsestapel in der Mitte und bewacht ihn. Das entsprechende Gemüse ist jetzt für die Kaninchen außer Reichweite – und zwar so lange, bis wieder ein Kaninchen durch das Hundehüttenfeld hoppelt und der Hund hektisch kläffend auf einen anderen Gemüsestapel springt.
Der Hund bewacht die Möhren, während sich die Kaninchen an Brokkoli und an Radieschen gütlich tun.
Und? Macht das Spaß?
Oh ja. Conejos en el huerto ist ein nahezu ideales Familienspiel. Der Einstieg fällt sehr leicht, weil die Regeln kurz und nachvollziehbar sind (allenfalls muss man sich dran erinnern, dass man in den ersten beiden Runden nicht mehr als ein Gemüse nehmen darf – das ist sicherlich eine gute Regel, um einen eventuell vorhandenen Vorteil aus den unterschiedlichen Startpositionen abzufedern). Dann kann man sich so von Zug zu Zug hangeln und versuchen, einfach möglichst viel Gemüse abzugreifen. Und spätestens gegen Ende der ersten Partie kommt man von selbst drauf, warum der Hund so wichtig ist. Wer das Spiel ein bisschen kennt, fängt dann an, auch mal einen oder zwei Züge vorauszuplanen. Oder auch nicht – unsere Siebenjährige, die eher noch nicht so viel vorausplant, hat trotzdem Spaß an der Sache.
Trotzdem kann das Spiel ziemlich in die Tiefe gehen. Das liegt vor allem am schönen Wertungsmechanismus. Ich bin zwar nicht so sicher, warum Kaninchen vor allem Gemüse lieben, von dem am Ende noch welches im Garten verblieben ist. Das kann ich thematisch nicht recht einsortieren. Aber im Spiel funktioniert das prima. Es ist fast ein bisschen wie ein Push-your-Luck-Spiel: Erfolgreich bin ich dann, wenn ich möglichst viel von einer Gemüsesorte nehme und dann dafür sorge, dass sie nicht komplett aufgebraucht wird. Wenn ich aber zu viel nehme, steigt natürlich die Wahrscheinlichkeit, dass am Ende gar nichts mehr davon übrig ist. Um das zu verhindern, brauche ich vor allem den Hund, aber ich muss dann auch im richtigen Moment versuchen, die letzten Exemplare des anderen Gemüses zu schnappen, von dem ich wenig habe, um es abzuwerten. So wird das Spiel gegen Ende interessanter, weil man langsam eine Ahnung dafür bekommt, was wichtig ist, andererseits interaktiver, da man stärker versucht, in die Pläne der anderen einzugreifen. Dadurch ist eine schöne Spannungskurve gewährleistet.
Dennoch ist Conejos en el huerto kein sonderlich konfrontatives Spiel. Ich kann niemanden daran hindern, bestimmte Gemüsesorten anzusteuern, sondern nur über das Aufbrauchen von Gemüse versuchen, den anderen die Wertung zu versauen und sie über den Hund daran hindern, das Gleiche bei mir zu machen. Normalerweise mag ich es mit etwas mehr Interaktion, aber es fühlt sich auch nicht an wie ein Multiplayer-Solitärspieler. Ich persönlich empfehle trotzdem, die am Ende vorgeschlagene Variante mit etwas weniger Gemüse zu spielen, um schneller in die interessantere Endphase vorzudringen. Aber das mag man halten, wie man will. Wiederspielbarkeit ist ohnehin gewährleistet, denn durch den flexiblen Aufbau und die verschiedenen Siegbedingungskarten nutzt sich das Spiel nicht so schnell ab.
Dass die Materialqualität nicht so ist, wie wir es in in Deutschland gewohnt sind, liegt an den besonderen Bedingungen in Argentinien (nicht für alles gibt es Produktionsstätten und die Einfuhrzölle sind enorm). Es fällt aber bei diesem Spiel wenig auf, bis auf den reichlich wabbeligen Karton, den man etwas mit Samthandschuhen anfassen sollte. Auch die Kaninchen wären aus Holz noch schöner. Dafür ist der Hund sehr originell, und die grafische Gestaltung gefällt mir allemal überhaupt sehr. Geradezu ein bisschen verliebt bin ich in die angebissene Möhre, die auf der Schachtel das „J“ darstellt. Kompliment also auch an die Illustratorin Celeste Barone.
Auf jeden Fall halte ich Conejos en el huerto für ein Spiel, das auch in Europa gut ankommen könnte. Das braucht mal einen deutschen Verlag, würde ich sagen.
Gesamteindruck: 8/10
Conejos en el huerto
für 2 bis 4 Leute (in meinen Augen umso besser, je weniger mitspielen)
von Luis Fernando Marcantoni
Illustrationen: Celeste Barone Ruibal Hermanos, 2016
(Slightly updated translation of an older article of mine, originally planned for BGG news where it remains in the queue/leicht aktualisierte Übersetzung eines älteren Artikels, die ursprünglich auf BGG News erscheinen sollte, dort aber noch immer in der Warteschleife steht)
Argentina
The third „Geek Out!“ Festival was celebrated in Buenos Aires in early May, and from what I read, it seems to have been great. Anyone who has ever organized a con like this will probably know that 2400 people the third time around are a huge success, especially when they are the first in their country trying something like this at all. I assume that many people who were there are looking forward to the 2018 event already.
For the second time, the King Alfonso Award was handed out. The winner is Conejos en el Huerto (Rabbits in the Orchard) by Luis Marcantoni, published by Ruibal Hermanos. Congratulations! While at it, the game also won „Best overall presentation“ (gotta love the letter „J“ in the title. Congratulations to artist Celeste Barone as well). I am curious whether we will hear from the rabbits outside of Argentina in the future. I just got a copy of the game on Friday and hope to be able to write more about it in the future. Co-finalist Mutant Crops has an upcoming English edition already.
In the small print run category, the winner was Star Warships by Gabriel Isaac Jalil. Again: Congratulations.
A candidate for next year’s award is scheduled for release in July. It’s Magos & Tabernas (Mages & Tavern) by Adrián Novell. Three thirsty mages enter a pub which only has one beer left. Unsurprisingly, fireballs start flying. Players are working their way towards said beer by removing obstacles on the way. Why can’t there be a good brewing spell instead?
Brazil
Brazil seems to have the largest gaming and publishing scene in Latin America by far – that’s not too surprising, I guess. I have a feeling that I am still just scratching at the surface. But I am planning to explore more of it, and am always happy to discover new things.
Still rather new on the boardgame scene is publisher Redbox from Rio de Janeiro. After a couple of fairly successful RPG publications, they started localizing foreign publications and are publishing four Brazilian games this year:
In the short economic card game Tsukiji by Leandro Pires you are a fish trader and try to manipulate the Tokyo fish market prices in a way that lets you earn more money than the other traders.
Labyrinx by Daniel Braga and Thiago Matos just finished its crowdfunding campaign. As the name suggests, you move through a labyrinth. The labyrinth is created from cards during the game and you have to make sure to remember your way home, as there is a fog of war mechanism that obscures most of the labyrinth. While you are trying to remember which way was the way out, you collect treasure, dodge traps and mess with the other players.
Micropolis by Rodrigo Rego is a tile laying game with rhombic tiles. All players try to expand a city by adding houses, parks, factories and so on. When placing certain special buildings into the city, you can add influence markers on them. The goal is to be the first player to put all your influence in.
Box prototype
Copacabana is by Rodrigo Rego as well. At the beginning of the 20th century, players transform the sleepy beach into the mixture of glamour and chaos it is known as today. Achieve this by placing tiles and getting into the most valuable streets to build the most valuable buildings.
In March I had mentioned Space Cantina by Fel Barros and Warny Marcano. Fel Barros now works for CMON which just released a new edition of Gekido: Bot Battles, a game that he had designed (together with Romulo Marques) and that was first published in 2014. With the new edition, this should become a lot more available outside Brazil. Gekido is a dice roller, in which robots smash each other in an arena.
Pablo by Marcos Mayora is one of those rather unusual games, it seems. There are 140 cards with words and categories (in various difficulty levels). Some you hold in your hand, some are on the table. One player starts to sing any song and tries to insert as many words or categories from their cards, for which they get points according to the difficulty. When someone else has a card which might fit the current song, they can start to sing along and push in their own words. You can also throw tomatoes (in the form of cardboard counters) if someone sings wrongly. If you want to have an impression how such a game works, you can see it (in Portuguese) here. Pablo is published by Mandala Jogos, and there are promo packs for different musical styles. It was named after a Brazilian music show of the Eighties and sounds like one of those games which gets you kicked out of your appartment if you play it too often.
Colombia
Colombian publisher Azahar Juegos had released the well-noticed game Xanadú in 2012, which was re-published by Quined games three years later. Now there are two new games by Azahar:
FocusX by Guillermo Solano is a card game in which you try to find matching characteristics between three cards (there are animal categories, numbers and colors). You can play it by speed or more quietly, and according to the publisher, it is suitable for players five years and up. Hot-Pota-toH! is from Xanadú designer Javier Velasquez. A stack of cards makes the rounds, and you either have to draw a card from this stack or play a card. While doing this, you try to get certain cards and avoid drawing the exploding potato. While this description might sound similar to Exploding Kittens, Hot-Pota-toH has no player elimination, but a round ends when someone explodes and everyone else then counts their points. Therefore there is a motivation to take a risk and draw cards, or sacrifice expensive carsds to avoid losing everything.
Nachdem meine ersten Überblicksartikel ganz gut angekommen sind, mache ich mich wie versprochen an die Fortsetzung. Ich habe wieder einige Kontakte knüpfen können und von spannenden neuen Projekten erfahren.
Argentinien
Am 6. Mai fand in Buenos Aires das dritte „Geek Out!“-Fest statt, und nach dem, was ich im Internet so lesen konnte, war es groß und klasse. Wer jemals selbst so etwas organisiert hat, weiß, dass 2400 Leute beim dritten Treffen ein toller Erfolg sind, und umso mehr, wenn man damit totales Neuland betritt. Ich habe gelesen, dass sogar Busse gechartert worden sind, um Leute da hinzukarren. Wahrscheinlich liegt in Argentinien gerade der eine oder die andere im Bett und träumt schon von 2018.
Zum zweiten Mal wurden die König-Alfonso-Preise verliehen. Hauptgewinner ist Conejos en el Huerto von Luis Marcantoni, erschienen bei Ruibal Hermanos. Herzlichen Glückwunsch! Das Spiel gewann bei der Gelegenheit dann auch gleich noch den Preis für die beste Gesamtpräsentation (seht Euch mal das „J“ auf dem Cover an – wie gut ist das denn? Glückwunsch auch an die Illustratorin Celeste Barone). Ich bin gespannt, ob man von den Kaninchen auch außerhalb von Argentinien noch was hören wird. Mit-Finalist Cultivos Mutantes ist auf Englisch ja schon in Vorbereitung.
In der Kategorie der Spiele in kleiner Auflage gewann Star Warships von Gabriel Isaac Jalil. Auch dazu herzlichen Glückwunsch.
Ein Bewerber um den Preis im nächsten Jahr soll demnächst erscheinen. Dabei handelt es sich um Magos & Tabernas (Magier & Tavernen) von Adrián Novell. Drei durstige Magier treffen sich in einer Kneipe, aber es ist nur noch ein einziges Bier übrig. Dass da der eine oder andere Feuerball fliegt, versteht sich von selbst. Man arbeitet sich sozusagen bis zum Bier vor, wobei man Aktionskarten einsetzt und Karten abräumt, die zwischen Magier und Bier liegen. Warum die nicht einfach neues Bier herzaubern, erfahren wir im Juli.
Brasilien
Brasilien hat offenbar klar den größten Spielemarkt in Lateinamerika. Ich habe das Gefühl, dass ich hier bisher nur an der Oberfläche kratze. Aber ich bleibe dran und freue mich ja auch darüber, weiterhin Neues entdecken zu können.
Noch recht frisch in der Brettspielszene ist der Verlag Redbox aus Rio de Janeiro. Er gibt seit einigen Jahren mit Erfolg Rollenspielmaterial heraus, hat dann ein paar ausländische Spiele lokalisiert und wagt sich in diesem Jahr zum ersten Mal mit brasilianischen Spielen an die Öffentlichkeit. Und zwar gleich vierfach:
Im kurzen Wirtschaftskartenspiel Tsukiji von Leandro Pires ist man ein/e Fischhändler/in und muss versuchen, auf dem Fischmarkt in Tokio die Preise so zu manipulieren, dass man am Ende mehr verdient hat als die anderen. Labyrinx von Daniel Braga und Thiago Matos hat hat gerade erfolgreich eine Crowdfunding-Kampagne hinter sich gebracht. Wie der Name vermuten lässt, bewegt man sich durch ein Labyrinth. Dieses entsteht im Laufe des Spiels aus Karten, und es ist wichtig, sich den Weg zu merken, denn es gibt ein „Fog of War“-Konzept, das heißt, dass Karten auf ihre Rückseite gedreht werden können. Während man also versucht, sich zu merken, wie man aus dem Labyrinth wieder rauskommen kann, sammelt man Schätze ein, weicht Fallen aus oder versucht, seine Mitspieler/innen zu ärgern. Noch ein Plättchenlegespiel ist Micropolis von Rodrigo Rego. Hier erweitern die Spieler/innen gemeinsam eine Stadt um Häuser, Parks, Fabriken und so weiter. Das Ziel ist es, zuerst alle eigenen Einflussmarker auf dem Stadtplan zu platzieren, was man beim Bau besonderer Gebäude tun kann.
Prototyp-Schachtel
Ebenfalls von Rodrigo Rego stammt Copacabana. In diesem Spiel geht es darum, zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts den verschlafenen Strand in die Mischung aus Chaos und Glamour zu verwandeln, die er heute ist. Auch hier legt man Plättchen und versucht, sich in den wertvollsten Straßen einzunisten und die wertvollsten Gebäude zu bauen.
Im März hatte ich in meinem Lateinamerika-Überblick Space Cantina von Fel Barros und Warny Marçano erwähnt. Fel Barros arbeitet mittlerweile bei Cool Mini or Not, und dort erscheint in diesen Tagen auch eine Neuauflage von Gekido: Bot Battles, ein Spiel, das er gemeinsam mit Romulo Marques schon 2014 auf Portugiesisch herausgebracht hatte und das nun für ein größeres Publikum erreichbar werden dürfte. Gekido ist ein Würfelspiel, bei dem sich Roboter in einer Arena die Köpfe einschlagen.
Pablo von Marcos Mayora macht einen sehr ungewöhnlichen Eindruck. Auf 140 Karten stehen Wörter und Kategorien (in verschiedenen Schwierigkeitsstufen). Man hat einige davon in der Hand, andere liegen auf dem Tisch. Wer dran ist, fängt an, irgendein Lied zu singen und dabei möglichst viele Wörter von den Karten einzubauen, wofür es je nach Schwierigkeit verschieden viele Punkte gibt. Hat jemand anders eine Karte auf der Hand, die auch gut zu dem Lied passen würde, kann diese/r Spieler/in anfangen, mitzusingen und die eigenen Worte oder Kategorien einzubringen. Anschließend bekommt man Punkte für die Karten, die man eingesetzt hat. Auch Tomaten (in Form von Pappcountern) kann man werfen, wenn jemand falsch singt.Wer einen Eindruck davon haben möchte, wie das Spiel abläuft, kann hier gucken. Pablo erscheint bei Mandala Jogos, und es gibt Promopäckchen für verschiedene Musikstile. Es ist nach einer brasilianischen Musikshow aus den Achtzigern benannt und klingt nach einem dieser wunderbaren Spiele, bei deren übermäßigem Gebrauch man aus seiner Mietwohnung fliegt.
Kolumbien
Der kolumbianische Verlag Azahar Juegos hatte schon 2012 mit Xanadú auf sich aufmerksam gemacht, das drei Jahre später von Quined Games neu aufgelegt wurde. Nun gibt es zwei neue Spiele von Azahar: FocusX von Guillermo Solano ist ein Kartenspiel, bei dem es darum geht, Gemeinsamkeiten zwischen jeweils drei Tierkarten zu finden (es gibt Tierkategorien, Farben und Anzahl). Man kann es auf Geschwindigkeit oder auch ruhiger spielen, und es eignet sich laut Verlag auch schon für Fünfjährige. Hot-Pota-toH! stammt vom Xanadú-Autoren Javier Velásquez. Ein Kartenstapel wandert herum, und man muss entweder eine Karte spielen oder eine Karte von diesem Stapel ziehen. Man versucht dabei, bestimmte Karten auf die Hand zu bekommen und zu vermeiden, die heiße (explodierende) Kartoffel zu bekommen. Die Beschreibung erinnert natürlich ein bisschen an Exploding Kittens, allerdings kann man bei Hot-Pota-ToH! nicht ausscheiden, sondern eine Runde endet, wenn die Kartoffel explodiert, und dann zählen die Überlebenden ihre Punkte. Es gibt also einen Anreiz, auch mal was zu riskieren, um Punkte zu bekommen, oder umgekehrt darum, Punkte zu opfern, um nicht alles zu verlieren.
Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der Rechte-Inhaber/innen.
What does Alfons X. of Castile, Galicia and León (1221-1284) have to do with gaming?Well, he commissioned the „Book of Games“ (Libro de los juegos), which contained game rules, chess problems and other things and is considered one of the most important medieval books on the subject of games. Some 730 years later, Laura and Ezequiel Wittner decided to create a game award and called it Premio Alfonso X. In 2017, it will be awarded for the second time. The submission deadline was on January 10th, and the jury has started its work.
What’s special about this prize, you may ask? Aren’t there game awards in countless countries? Every once in a while we hear that one famous game or the other is now also game of the year in Finland, Portugal or San Marino. These awards usually aim at recommending the best games to gamers who aren’t spending all their free time on BGG anyway. It is rare that a game wins a national award which the community hasn’t heard about before.
But when I tell you the titles which compete for the Premio Alfonso X this year, I will assume that hardly any of you has even heard of a single one of these games. Here we go:
King Alfonso at the advanced age of approximately 800 years.
– Chernobyl
– Ciudadano Ilustre
– Código Enigma
– Conejos en el Huerto
– Cultivos Mutantes
– Dinosaurus
– La Macarena
– Venecitas
– ZUC!
There is a simple reason for this: The Premio Alfonso X will only be awarded to Argentinian designers (or those who have lived in Argentina for at least two years). The point is therefore not to introduce the best of the international gaming scene to an Argentinian audience, but to promote local design and publication efforts so Argentinian games can compete with those from the outside world. Before, domestic games often went entirely unnoticed, partly caused by the fact that production quality and artwork was decidedly mediocre. One geek wrote to me that if I saw the component quality of the Argentinian edition of Catan, I would cry. For those who want to have a look themselves, here is an unboxing video. You can admire the sturdy box at about 7:45 and later the precision of the tile cutting.
This needs to improve, so there is a special award for overall production value as well. And lastly, only games are admitted which state the names of the designers and artists. Somewhat reminiscent of the situation in Germany 30 years ago (but the SdJ jury didn’t mention the designers in the first years, either).
So if there is a prize aimed at promoting domestic games, it doesn’t seem like some nationalistic nonsense, but like an honest effort to make gaming more popular in Argentina. If I wasn’t from Germany, a country with a strong gaming scene, I might be grateful for something like that over here.
You might get an idea about the size of the Argentinian gaming scene when you hear that the nine titles competing for this year’s prize aren’t the finalists or anything, but they are the entire field of contestants (well apart from four submissions in a separate category; games with a circulation of under 50, so essentially prototypes). In other words, that’s more or less what was published in Argentina by local designers in 2016. I assume many of you have purchased more than nine games in 2017 already…
It is probably still a long way to go until the vision of one Argentinian publisher comes true and gaming becomes as popular as football. But you have to start somewhere.
By now, all contestants have their own BGG entries. So let me give you a quick introduction: Chernobyl is a cooperative game in which you try to rescue survivors from the destroyed reactor. To win the game, you’ll have to bring them to the helipad. There is a competitive mode as well. Chernobyl was designed by Gonzalo Emanuel Aguetti and published by Yamat.
Ciudadano Ilustre („Famous Citizen“) was crowdfunded, easily breaking its modest target of $737. It’s a trivia game with geography questions mostly about Argentina, but apparently also about some other places. The designers are Vera Mignaqui and Eugenia Pérez, with the latter doing the artwork, too. Código Enigma („Enigma Code“) is set in WWII and of course it’s about deciphering German codes. For that, the players collect card sets and try to prevent others from doing the same. Apparently the Germans are also interfering at times. Designers are Joel Pellegrino Hotham and Silvina Fontenla, who also did the artwork. It was published by JuegosdeMesa.com.ar.
In Conejos en el Huerto („Rabbits in the Orchard“), the players move their two rabbits through the variably set up garden and try to collect valuable vegetables. Their position determines which type of vegetable they can reach. A watchdog is doing its best to stop them. This game was designed by Luis Fernando Marcantoni, with artwork by Celeste Barone. It was published by Ruibal Hermanos S.A.
Dinosaurus is a microgame with just 36 cards. Dinosaurs from different eras run around on a fantasy island and fight for food. Their favorite snacks are plants, mammals and each other. It was designed and illustrated by Amelia Pereyra and Matías Esandi and published by Rewe Juegos.
La Macarena is a witch or magician looking for a new apprentice. The players collect cards with four elements, and whoever has most of one kind can eventually exchange them against amulets with which they can gain La Macarena’s favor. The game was designed and published by five people under the group name Maldón, with illustrations by Chilean celebrity Alberto Montt. Two of the designers were at the Nuremberg toy fair, so this is the only candidate game that I have actually played myself.
With Venecitas, Joel Pellegrino Hotham has a second game in the race (and he did the illustrations together with Silvina Fontenla as well). Venecitas are some kind of Venetian mosaic tiles, and the goal is to collect colors. You roll a color die, may turn it by one edge, and then everyone gets the color facing them, while the active player also gets the color on top. Certain color combos can be exchanged against victory points. Venecitas was also published by JuegosdeMesa.com.ar.
Zuc! is a party game designed and self-published by Agustin Carpaneto, in which you try not to draw a bomb card (because if you do, you lose). When it’s your turn, you can play cards to shield you from an explosion, force others to draw additional cards or avoid drawing any yourself. Illustrations are by Mariana Ponte.
Those of you who would like to know more about the small print run category can check out the respective bgg entries for Arte de Batalla, Cerrojo, Kallat and Star Warships.
Who will win? There are several votes taken into consideration for determining the winners. A jury of eight people has the biggest weight in the decision. It includes a few well-known BGG users like lolcese, Mos Blues and Pastor_Mora as well as last year’s winner Bruss Brussco (whose game KINMO has become a family favorite in our house). 13 Argentinian gaming clubs also cast their votes (ensuring that the games get played by many people in the first place), and there will be some kind of public facebook vote as well.
The award ceremony will take place at the Geek Out Festival in Buenos Aires on the 6th of May, where more than 1500 people are expected.
If you read Spanish, you can learn a lot about the Argentinian gaming scene on the Geek Out website. I find this initiative very impressive and commendable.
Note: If you have anything to share about new games from Latin America, please contact me. I will try to write about these games once in a while.
König Alfonso X., dargestellt im Libro de los juegos
Was hat Alfons X., der von 1221 bis 1284 lebte und König von Kastilien und Leon war, mit der Spieleszene zu tun? Einiges. In seinem Auftrag entstand das Libro de los Juegos, das „Buch der Spiele“, das Spielregeln, Schachprobleme und weiteres enthielt. Es ist eines der bedeutendsten mittelalterlichen Bücher zum Thema Spiele überhaupt. Gut 730 Jahre später beschlossen einige Leute in Argentinien, einen Spielepreis zu vergeben und nannten ihn Premio Alfonso X. Dieses Jahr wird er zum zweiten Mal vergeben. Am zehnten Januar ist die Einsendefrist abgelaufen und die Jury hat ihre Arbeit aufgenommen.
Geek Out! ist eine Art Sammelstelle der argentinischen Spielebewegung
Dass ich angefangen habe, mich für lateinamerikanische Spiele zu interessieren, hatte ich ja neulich mit der Rezension zu KINMO schon angedeutet. Erst nachdem ich jenen Artikel geschrieben hatte, erfuhr ich, dass KINMO einen argentinischen Spielepreis gewonnen hatte, und beschloss, mir die Sache mal ein bisschen genauer anzusehen. Das war – Ihr ahnt es schon – der Premio Alfonso X gewesen, und zwar im Jahr 2016, bei dessen erster Verleihung.
Nun gibt es in sehr vielen Ländern Spielepreise. Zwar hat keiner von ihnen auch nur annähernd die gleiche Bedeutung wie der Titel Spiel des Jahres, aber man liest doch immer mal wieder, dass dieses oder jenes bekannte Spiel nun auch noch in Norwegen, Portugal und San Marino als bestes Spiel des Jahrgangs ausgezeichnet worden sei. Die Preise haben in der Regel natürlich das Ziel, dem Publikum im jeweiligen Land die interessantesten aktuellen Neuerscheinungen vorzustellen. Für Deutsche ist das meist weniger spannend, weil man die meisten Titel eben doch schon kennt, wenn man sich einigermaßen für die Spieleszene interessiert.
Wenn ich jetzt allerdings die Kandidat/innen für den diesjährigen Premio Alfonso X aufzähle, vermute ich mal, dass kaum jemand von Euch auch nur von einem einzigen dieser Spiele jemals was gehört hat. Bitte schön:
König Alfonso im fortgeschrittenen Alter von knapp 800 Jahren
– Chernobyl
– Ciudadano Ilustre
– Código Enigma
– Conejos en el Huerto
– Cultivos Mutantes
– Dinosaurus
– La Macarena
– Venecitas
– ZUC!
Dass wir jetzt hier in eine völlig neue Welt eintauchen, hat einen ganz einfachen Grund: Der Premio Alfonso X wird nur an argentinische Autor/innen verliehen (oder an Leute, die seit mindestens zwei Jahren in Argentinien leben). Paradoxerweise war es nämlich so, dass die einheimischen Spiele in der Spieleszene kaum beachtet wurden. Teilweise lag das auch daran, dass in Argentinien die Produktionsqualität von Spielen oft miserabel war. Ein Argentinier schrieb mir, wenn ich das Spielmaterial der argentinischen Ausgabe der Siedler von Catan sehen könnte, würde ich weinen (ein Unboxing-Video gibt es hier – die Schachtelqualität könnt Ihr bei etwa 7:45 bewundern, danach dann die Passgenauigkeit der Teile). Das muss sich also bessern. Auch dazu soll der Preis beitragen, und es gibt auch einen Sonderpreis für die beste Produktionsqualität. Und schließlich sind nur Spiele zugelassen, bei denen der Name des Autors oder der Autorin genannt ist. Das liegt mir natürlich besonders am Herzen, weil es mich an die Situation in Deutschland vor 30 Jahren erinnert, als die Autor/innennennung auch erstmal durchgesetzt werden musste. Selbst die Jury Spiel des Jahres nannte in den ersten Jahren die Autor/innen in ihren Publikationen nicht.
Wenn dort jetzt also ein Preis nur für Einheimische ins Leben gerufen wird, ist das eher kein nationalistischer Unfug, sondern ein ehrlicher Versuch, die einheimische Autor/innenschaft zu stärken und innerhalb des Landes zu zeigen, dass auch von dort gute Spiele kommen können. Wenn ich nicht aus Deutschland, einem Land mit einer sehr stark entwickelten Spieleszene kommen würde, würde ich mir so etwas hier vielleicht auch wünschen.
In Argentinien gibt es insgesamt allemal eine viel kleinere Szene als hierzulande. Die neun genannten Spiele sind nämlich nicht irgendwie die, die in die Endrunde gekommen sind, sondern das gesamte Teilnehmer/innenfeld (na gut, das stimmt nicht ganz, es gibt noch eine Art Prototypen- und Kleinstauflagenwettbewerb mit vier teilnehmenden Spielen). Anders ausgedrückt: In Argentinien sind 2016 ungefähr neun Spiele einheimischer Autor/innen erschienen. Ich vermute mal, einige meiner geschätzten Leser/innen haben in diesem Jahr schon mehr Spiele gekauft als neun…
Was gibt es über die Spiele zu sagen?
Es war gar nicht so einfach, etwas über die Kandidat/innen herauszufinden. Aber einiges ist doch zusammengekommen – hier ist eine Übersicht:
Chernobyl ist ein kooperatives Spiel, bei dem es darum geht, Überlebende aus dem havarierten Reaktor zu retten. Um das Spiel zu gewinnen, muss man sie zum Hubschrauberlandeplatz bringen können. Auch ein kompetitiver Modus ist dabei. Chernobyl stammt von Gonzalo Emanuel Aguetti und ist bei Yamat erschienen.
Ciudadano Ilustre („Berühmter Bürger“) ist mit einer Crowdfunding-Kampagne finanziert worden, die das bescheidene Ziel von 737 US$ locker übertroffen hat. Es handelt sich um ein Quizspiel mit Fragen zu geographischen Themen. Die Autorinnen sind Vera Mignaqui und Eugenia Pérez. Von letzterer stammt auch die Gestaltung. Die Webseite zum Spiel ist hier zu finden.
Código Enigma („Enigma-Code“) spielt im zweiten Weltkrieg und es geht natürlich darum, deutsche Codes zu entschlüsseln. Dazu sammelt man Kartensets und versucht, die anderen daran zu hindern. Offenbar spucken einem die Deutschen auch gelegentlich in die Suppe. Autor/innen sind Joel Pellegrino Hotham und Silvina Fontenla, die Illustrationen stammen ebenfalls von den beiden. Der Verlag heißt JuegosdeMesa.com.ar.
Bei Conejos en el Huerto („Kaninchen im Obstgarten“) haben die Spieler/innen je zwei Kaninchenfiguren und ziehen damit durch den zufällig aufgebauten Garten. Dabei versuchen sie, möglichst wertvolles Gemüse einzusammeln, wobei ihre Position bestimmt, welches Gemüse sie sich holen können. Ein Wachhund tut sein Bestes, das zu verhindern. Das Spiel stammt von Luis Marcantoni und wurde von Celeste Barone gestaltet. Erschienen ist es bei Ruibal Hermanos S.A.
Cultivos Mutantes („Mutierte Feldfrüchte“) ist ein kurzes Worker-Placement-Spiel von Sebastián Koziner (mit Illustrationen von Rocío Ogñenovich), bei dem man versucht, mutierte Pflanzen anzubauen und damit Punkte einzustreichen. Erschienen ist es bei El Dragón Azul und OK Ediciones.
Dinosaurus ist ein Kartenspiel mit nur 36 Karten. Auf einer fantastischen Insel laufen Dinosaurier aus verschiedenen Zeiten herum und balgen sich um Nahrung. Besonders gern fressen sie Pflanzen, Säugetiere und natürlich einander. Erschienen ist es bei Rewe Juegos. Die Autor/innen und Künstler/innen sind Amelia Pereyra und Matías Esandi.
La Macarena ist eine Hexe oder Magierin, die eine neue Auszubildende sucht. Die Spieler/innen sammeln Karten mit vier Elementen, und wer am meisten von einer Sorte hat, kann sie irgendwann gegen Amulette eintauschen, womit man dann die Gunst der Macarena gewinnt. Das Spiel ist bei Maldón erschienen, das ist ein Autor/innenkollektiv aus fünf Leuten, und der Illustrator ist Alberto Montt. Einer aus dem Kollektiv kommt auch zur Messe nach Nürnberg, und ich freue mich schon sehr auf ein Treffen.
Mit Venecitas ist Joel Pellegrino Hotham ein zweites Mal im Rennen (und die Illustrationen hat er ebenfalls zusammen mit Silvina Fontenla zusammen gemacht). Ich bin nicht ganz schlau draus geworden, was Venecitas genau heißt, aber es geht darum, Farben zu sammeln. Man würfelt mit einem sechsseitigen Farbwürfel, kann diesen um eine Kante drehen und dann erhält jede/r die Farbe, die ihm oder ihr zugewandt ist. Der oder die aktive Spieler/in erhält außerdem die Farbe, die oben liegt. Bestimmte Farbkombinationen kann man dann gegen Siegpunktchips tauschen. Auch hier ist der Verlag JuegosdeMesa.com.ar.
ZUC! stammt von Agustin Carpaneto. Es ist ein lockeres Kartenspiel, bei dem man versucht, keine Bombenkarte zu ziehen (dann hat man nämlich verloren). Wer dran ist, kann mit Handkarten zum Beispiel verhindern, selbst Karten zu ziehen oder andere dazu bringen, mehr Karten zu ziehen. Die Illustrationen sind von Mariana Ponte. Es ist im Eigenverlag erschienen – die Facebook-Seite ist hier.
Wer wird gewinnen? Das entscheidet sich auf drei Ebenen. Die gewichtigste Stimme hat eine Jury aus acht Spielern und Autoren, der unter anderem der Vorjahressieger Bruss Brussco angehört. Außerdem fließen die Stimmen aus dreizehn argentinischen Spieleclubs mit ein (womit gewährleistet ist, dass eine Menge Leute die Spiele überhaupt spielen). Auch auf Facebook soll es noch eine Abstimmung geben. Zu bewerten sind die fünf besten Spiele mit 5-4-3-2-1 Punkten. Ein weiterer Preis geht an das am besten gestaltete Spiel. Die Preisverleihung findet dann am 6. Mai auf dem Geek-Out!-Festival in Buenos Aires statt, zu dem diesmal mehr als die 1500 Leute vom letzten Jahr erwartet werden. Danach werde ich natürlich wieder berichten, was herausgekommen ist.
Wer Spanisch lesen kann, findet übrigens auch auf der Geek-Out!-Seite viele Informationen über die Spieleszene in Argentinien. Ich bin wirklich beeindruckt, was dort im Moment auf die Beine gestellt wird und freue mich, daran ein bisschen teilhaben zu können.
Alle Spiele-Bilder und Logos mit freundlicher Genehmigung der Rechte-Inhaber/innen. Vielen Dank!
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