König Alfonso blickt wieder nach Argentinien

Auch wenn die Zugriffszahlen auf mein Blog massiv drunter leiden, dass ich dauernd über so exotisches Zeugs schreibe, kann ich nicht umhin, wieder einen Blick auf den König-Alfonso-Preis in Argentinien zu werfen. Schließlich gibt es in kaum einem Land so systematische und ehrenwerte Bestrebungen, die einheimische Spieleszene aus ihrem Schattendasein herauszuheben, wie in Argentinien. Und auch dieses Jahr sind wieder interessante Sachen dabei. Genau wie im letzten Jahr nehmen 2018 erneut neun Spiele am Wettbewerb teil, die ich Euch hier kurz vorstellen möchte. Leider ist es mir dieses Mal nicht gelungen, mit allen Autor/innen und Verleger/innen in Kontakt zu treten. Daher konnte ich nicht für alle Spiele Bilder bereitstellen. Viele der Verlage haben auch keine Webseite, sondern nur eine Facebook-Präsenz, auf die ich dann entsprechend verlinkt habe.

Also, hier kommen in alphabetischer Reihenfolge die neun Spiele, die sich um den König-Alfonso-Preis beworben haben:

Bienaventurados

Bienaventurados (Die Gesegneten) ist ein Kartenspiel mit christlichem Thema. Solche Spiele sind in aller Regel Ladenhüter, aber die vier Autoren (Federico Acien, Germán Cuesta, Nicolás Passarino und Franco Toffoli) haben sich bei der Spielmechanik offenbar an Spielen wie 7 Wonders oder Sushi Go orientiert, und sowas kann ja erfahrungsgemäß durchaus erfolgreich sein. Es geht also darum, Karten herumzureichen und zu draften und damit eine möglichst punkteträchtige Auslage zu erstellen, wobei auch hier wieder die Punkte verschiedener Kartentypen voneinander abhängen. Nebenbei soll man etwas über ein gutes christliches Leben dabei lernen. Erschienen ist das Ganze bei Tëkun und es passt in eine kleine Kartenspielbox. Illustriert wurde es von Carlos Julio Sánchez Suau.

Contame

Contame (Sag es mir) ist ebenfalls ein ganz kleines Spiel. Es geht darum, Geschichten zu erzählen, indem man von verschiedenen Stapeln Karten zieht und die Bilder beziehungsweise Wörter in eine Geschichte aus einem vorgegebenen Genre einbaut. Man kann es kooperativ spielen oder auch gegeneinander (dann bekommt man Punkte, je nachdem, wie schwierig die entsprechenden Dinge in die Geschichte einzubauen waren). Zielgruppe sind offenbar vor allem Schulen und Bibliotheken, wo es ganz gut anzukommen scheint. Der Verlag Tinkuy, der aus Gloria Claro, Ariel Marcel, Daniela Azulay and Rocío Gil besteht, hat schon eine ganze Reihe kleiner Kartenspiele herausgebracht, in denen es um Poesie, Literatur und überhaupt die analoge Unterhaltung geht. Das von Pablo Patini illustrierte Contame wird da wahrscheinlich nicht das Letzte in der Reihe sein.

Corona de Hierro

Corona de Hierro (die Eisenkrone) liegt bei mir schon seit der Messe in Essen ungespielt herum, und es ist auch nicht so ganz einfach, das auf den Tisch zu bekommen, da es Karten mit spanischem Text darauf gibt. Da muss ich mal den richtigen Besuch haben, um das ausprobieren zu können. Jedenfalls geht es hier darum, im Italien des 9. Jahrhunderts der mächtigste Adlige zu werden, indem man sich mit anderen Adeligen oder dem Papst arrangiert, Burgen belagert und Schlachten gewinnt. Nebenbei hat jede/r noch ein verdecktes Ziel, und nicht unbedingt gewinnt, wer selbst neuer König wird. Corona de Hierro stammt von Franco Toffoli (der auch bei Bienaventurados die Finger im Spiel hat), ist von Luis María Dumont, Emiliano Mariani und Guillermo H. Nuñez illustriert worden und bei El Dragón Azul erschienen.

El Delirio

El Delirio (Das Delirium) von Daniel Martín ist ein abstraktes Zweierspiel, bei dem man mit pyramidenförmigen Steinen umherzieht und die Pyramiden des Gegners oder der Gegnerin einfängt. Dabei gibt es verschiedene Spielziele, aber in der Regel geht es offenbar darum, eine oder mehrere der gegnerischen schwarzen Pyramiden einzufangen. Das Spiel ist im Eigenverlag erschienen.

Epidemia

Ebenfalls im Selbstverlag ist Jonathan Agustinis Epidemia erschienen. Hier geht es darum, als letztes zu überleben. Dazu muss man seine fünf Organe schützen und die der anderen Spieler/innen angreifen, Immunsysteme manipulieren oder auch mal ein Organ austauschen. Wer fünf beschädigte Organe hat, kann nicht mehr gewinnen, aber weiterhin die anderen ärgern.

Futbolmesa

Futbolmesa (Fußballtisch) ist eine Fußballsimulation, wie der Name schon sagt. Auch hier habe ich nur wenige Informationen, aber in jedem Fall hat man Spieler mit verschiedenen Werten und bewegt mit deren Hilfe den Ball auf den Kreuzungspunkten des Spielplans entlang. Es scheint auch ein Glückselement zu geben, aber in welcher Form, habe ich nicht herausgefunden. Autor Pablo D’Andrea hat es in seinem Verlag Apóstrofe herausgebracht.

Geek Out! Masters

Geek Out! MastersVon Matias Saravias schönem kleinem Würfelspiel hatte ich hier ja schon berichtet. Kurz gesagt geht es darum, möglichst oft die Zahl 42 zu würfeln. Dazu muss man die anderen Würfel drehen, neu würfeln oder abschießen, aber keinesfalls mit Drachen allein lassen. Ein kleines, handliches Spiel, das in einem Land mit ziemlich hohen Spielepreisen wahrscheinlich auch durch seinen Preis schon Pluspunkte sammeln kann. Erschienen ist es ebenfalls bei El Dragón Azul, mit Illustrationen von Gabriel Pintueles.

Magos & Tabernas

Wenn es in der Lieblingskneipe nicht mehr genug Bier gibt, ist es sicher von Vorteil, wenn man zaubern kann. Dann kann man nämlich sein eigenes Bier herzaubern sich mit den anderen Gästen um das letzte Glas Bier prügeln, indem man ihnen Feuerbälle an den Kopf wirft und sowas. So geschieht es in Adrián Novells Kartenspiel Magos & Tabernas, erschienen bei Ludocracia mit Illustrationen von Matias Pan. Leider ist auch dieses Spiel sprachabhängig, sodass es hierzulande ohne eine Übersetzung kaum große Aufmerksamkeit finden dürfte. Aber so eine Übersetzung kann ja noch kommen, wenn sich das Spiel in Argentinien durchsetzen sollte.

Magus: Aura Mortis

Magus: Aura Mortis ist eine Weiterentwicklung von Magus: Fortuna et Nostis, das Martin Oddino vor drei Jahren erstmals veröffentlicht hatte. Es ist eins der größeren Spiele im Wettbewerb. Die Spieler/innen dringen in das Schloss eines Zauberers ein und versuchen, dort verschiedene Missionen zu erfüllen. Dabei können sie zaubern, angreifen, sich bewegen und gar die ganze Struktur des Schlosses verändern (es besteht aus einem variabel aufbaubaren Spielplan). Auch ein kooperativer Modus ist dabei, bei dem alle gemeinsam gegen den bösen Erzmagier kämpfen. Illustriert wurde es von Lucas Charra und María Luz Cantisani Rovasio. Erschienen ist es bei RunDOS – ja, das heißt wirklich das, wonach es klingt, der Verlag macht auch Videospiele.

Der Sieger des diesjährigen Wettbewerbs wird am 28. April auf dem Geek Out Festival in Buenos Aires gekürt. Ich werde dann sicherlich drüber berichten.

 

Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber/innen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert