Und weiter geht’s mit der Kandidatenliste für den Premio Alfonso:
Republia von Fernando Gonzalez ist wohl das mit deutlichem Vorsprung komplexeste Spiel im Wettbewerb, daher kann diese Kurzvorstellung nicht so sehr detailliert ausfallen. Das Spielfeld besteht aus einer Art Koordinatensystem, um das kreisförmig acht politische Parteien angeordnet sind. Jede*r Spieler*in spielt verdeckt eine dieser Parteien und versucht, eine Figur, die die Mehrheitsmeinung des Volkes betrifft, in seine Richtung zu bewegen. Wenn diese mit dem eigenen politischen Programm übereinstimmt, gewinnt man die Partie. Wie beeinflusst man nun die Figur? Indem man Gesetze einbringt. Auf Karten stehen die Gesetzestexte, in denen einige Worte unterstrichen sind. Bringt man so ein Gesetz zur Abstimmung, muss man in seinem Plädoyer die unterstrichenen Worte verwenden, ist ansonsten aber völlig frei in seiner Präsentation; man kann die Karten komplett vorlesen oder auch vortäuschen, es ginge um etwas völlig anderes. Die Abstimmung erfolgt mit einer Wahlurne. Stimmt die Mehrheit für die Verabschiedung eines Gesetzes, wird die Figur in eine bestimmte Richtung bewegt, die auf der Karte angegeben ist. Zusätzlich tauchen Aktionskarten und vieles mehr auf, mit dem man das Abstimmungsverhalten beeinflussen kann. Republia erschien zunächst in einer Hunderter-Auflage und wird jetzt in zweiter Auflage nachgedruckt. Die Verbindung von Rollenspiel, Verhandlung und Intrige klingt für mich sehr reizvoll, allerdings ist das Spiel sehr sprachabhängig, und mir wäre es auch im Spiel eher unangenehm, eine faschistische Partei spielen zu müssen. Aber mich würde es nicht wundern, wenn wir von Republia noch mehr hören würden. An der Gestaltung des Spiels hat Abril Gonzalez mitgewirkt (nicht mit Fernando Gonzalez verwandt).
Ebenso wie Emiliano Gunckel hat auch Dario Ariel Levin zwei Spiele im Rennen. Diese hat er selbst illustriert und unter seinem Label Juegos Nivel veröffentlicht.
Das eine heißt GUAU! (Wau!) und ist ein simples Legespiel für kleine Kinder, bei dem sie eine Pfotenspur von ihrem Stapel bis zu einem Ziel in der Tischmitte legen müssen. Reihum deckt man Karten auf. Wenn auf einer Karte eine Pfotenspur zu sehen ist, legt man sie in einer fortlaufenden Reihe aus. Deckt man ein Hindernis auf, muss dieses in folgenden Zügen erst wieder überdeckt werden. Andere Karten erfordern einen Schritt zurück, oder man muss eine Karte an eine andere Spur legen. Wer zuerst eine Reihe von sieben Fußspuren gelegt hat, gewinnt.
Letra+Letra richtet sich an etwas ältere Kinder, die gerade schreiben lernen. Das Spiel besteht aus zwei Arten von Karten, nämlich Buchstabenkarten und Bilderkarten. Es enthält zwei Spielmodi. Beim ersten bekommt man ein paar Bildkarten auf die Hand und muss die Buchstabenkarten sammeln, um das abgebildete Ding zu schreiben. Die Karten werden nacheinander aufgedeckt und man muss sich jeweils spontan entscheiden, ob man sie haben möchte oder nicht. Allerdings darf man nur bis zu sechs Karten sammeln – hat man mit diesen noch keine Möglichkeit, ein Wort zu bilden, muss man eine Bildkarte abwerfen. Wer zuerst zwei Wörter richtig schreibt, gewinnt.
Im zweiten Spielmodus hat man Buchstabenkarten auf der Hand und es werden nach und nach Bildkarten abgebildet. In seinem Spielzug zieht man jeweils eine Buchstabenkarte und wirft eine ab. Dazwischen kann man versuchen, eins der abgebildeten Wörter aus seinen Karten auszulegen und damit an sich zu nehmen. Wer zuerst vier Bildkarten gesammelt hat, gewinnt.
Der Name Olvir steht für eine Fantasywelt, auf der man sich in den Kampf gegen böse Monster stürzt, um Reichtum, Ruhm und Ehre zu erlangen. Das Spielfeld wird frei zusammengepuzzelt, und dann bewegen sich die Spieler*innen darauf umher und versuchen, die Monster zu erlegen, die das Land unsicher machen. Für erfolgreiche Kämpfe gibt es Belohnungen, aber es ist auch wichtig, zwischendurch mal in einer Stadt vorbeizuschauen, um mit seinen Taten zu prahlen, denn das Ganze ist als großer Jagdwettbewerb anzusehen. Olvir stammt von Sebastián und Ulises Real und ist bei einem Verlag namens Cuis erschienen. Sebastián Real hat auch die Illustrationen in einem ansprechenden Comic-Stil beigesteuert.
Revelación (Offenbarung) von Lucio Casares ist ein seltsames Spiel. Die Grundregeln sind nämlich eins zu eins von Sagaland übernommen. Zu dieser Basis ist allerdings so einiges dazugekommen. So gibt es unterschiedliche Charaktereigenschaften verschiedener Spielfiguren, die Möglichkeit, Dinge durch die Landschaft zu schleppen, Aktionskarten, Gold zum Kaufen verschiedener Sonderfähigkeiten und als besonderes Gimmick ein elektronisches Spielbrett. Man hat zwischendurch die Möglichkeit, einen sogenannten Expeditionsbaum zu befragen. Dazu sucht man sich eine von drei Farben aus und drückt auf einen Knopf an dem Baum. Nach kurzer Zeit gehen auf dem Spielfeld ein paar Lämpchen in verschiedenen Farben an, und man muss nun innerhalb weniger Sekunden (bevor die Lichter wieder ausgehen) entscheiden, ob man zu einem Feld mit der gewählten Farbe springen möchte. Mich hat an Sagaland immer das fast endlose Würfeln gestört, mit dem man das Zielfeld genau zu erreichen versucht und das die Spieldauer insbesondere mit mehr als drei Leuten durch das ständige Rausschmeißen ins Unendliche ziehen konnte. Dieses Problem bleibt bestehen, obwohl der Rest des Spiels durch die dynamischere Bewegung und die neuen Aktionsmöglichkeiten unter Umständen beschleunigt worden und interessanter sein könnte. Die Gestaltung des Spiel stammt von Damián Conci.
Das war sie, die diesjährige Liste der Spiele, die sich um den mittlerweile fünften Premio Alfonso bewerben. Vom ganz einfachen Kinderspiel bis zum hochkomplexen Politdiskussionsdrama ist alles dabei. Wie üblich ist damit zu rechnen, dass drei Spiele in eine Art Finale kommen, bevor dann auf dem Geek Out Fest am 21. Juni der Preisträger feststeht. Wir dürfen gespannt sein.
Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung durch die Rechte-Inhaber*innen.