Archiv der Kategorie: Neues aus Lateinamerika

Blockits – das erste argentinische Spiel auf dem deutschen Markt

Hier kommt mal wieder eine kleine Werbung in eigener Sache. Etwas, das ich an meinem Job mag, ist, dass ich Spiele aus fernen Ländern nach Deutschland bringen kann. Im Januar hatte ich das schon mit Drachentanz und Veggie Crash aus Taiwan machen können, und Mitte April erstmals mit einem Spiel aus Lateinamerika, nämlich mit Blockits von Alejandra Pini. Das ist zuerst 2022 unter dem Titel Juanito Blockits in Argentinien erschienen und war auch auf meiner Reise nach Chile schon überall zu sehen. Warum Juanito? Es gibt ein argentinisches Videospiel namens Juanito Arcade Mayhem, in dem eine Figur namens Juanito unter anderem Tetris-Blöcke abschießt. Die Leute dahinter waren mit dem Verlag El Dragón Azul befreundet, der nach einer passenden Einbettung für ihr Spiel Blockits suchten und dann die Optik des Videospiels übernommen haben (Illustrationen von María Paolo). Wir haben den Namen Juanito nicht mit nach Deutschland gebracht, sondern es bei Blockits belassen (wie übrigens auch der chilenische Verlag Salta pal lao).

Blockits - deutsche und argentinische Ausgabe
Links die argentinische, rechts die deutsche Ausgabe.

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Was kosten Spiele in der spanischsprachigen Welt?

Neulich habe ich auf Instagram ein paar interessante Zahlen zum Spielemarkt in einigen spanischsprachigen Ländern gefunden. Dort wurden nämlich nicht nur die absoluten Preise einiger ausgewählter Spiele verglichen, sondern diese auch in Relation zum Mindestlohn gesetzt. Und das sind ziemlich beeindruckende Zahlen, wie ich finde.

Wer kein Spanisch beherrscht, kann sich einfach mal zur dritten Folie durchklicken. Da sind die absoluten Preise für sechs ausgewählte Spiele (Terraforming Mars, Catan, Zug um Zug, Monopoly, Uno und Exploding Kittens) in Argentinien, Chile, Kolumbien, Spanien, Mexiko und Peru aufgeführt, umgerechnet in US$. Es geht dabei nicht um Importspiele, sondern um die spanischsprachigen Ausgaben. Argentiniens Krise wird einem dabei deutlich vor Augen geführt: Da wird man plötzlich ziemlich still, wenn man sieht, dass Terraforming Mars dort umgerechnet 206 Dollar kostet, mehr als das Vierfache des Preises in Spanien.

Noch wesentlich dramatischer ist der Anblick 2 Folien weiter. Dort wird der Gesamtpreis der sechs Spiele nämlich mit dem einheimischen Mindestlohn verglichen. Wer in Spanien den Mindestlohn verdient, muss 5 Tage lang schuften, um sich das ganze Spielepaket kaufen zu können. Wer mit dem argentinischen Mindestlohn gestraft ist, braucht hingegen 144 Tage dafür.

Als ich letztes Jahr in Chile war, kamen mir die Spiele, die ich dort gekauft habe, weder sonderlich teuer noch besonders billig vor. Im Vergleich zum deutschen Mindestlohn haben wir es aber in jedem Fall hier einfacher, selbst im Vergleich zu Chile, das innerhalb Lateinamerikas noch am besten abschneidet.

 

Eine Spielereise nach Chile, Teil 4

Teil 1 war hier, Teil 2 hier, Teil 3 hier.

Bis hierhin war es eine wirklich schöne Reise mit tollen Begegnungen gewesen. Aber der Kongress in Valdivia wurde dann noch mal zu einem besonderen Höhepunkt. Die Organisatoren hatten mir einen weiteren Flug von Santiago nach Valdivia gebucht, obwohl ich auch mit dem Bus hätte fahren können. Aber ich sollte mich schon während des Fluges mit zwei weiteren ausländischen Gästen treffen und ein bisschen einstimmen.

Der Flug ging morgens, und ich wollte möglichst früh los, um nicht in den Berufsverkehr zu geraten. Ich hatte mir eine Busfahrkarte von einer U-Bahnstation zum Flughafen gekauft; die Fahrt sollte 40 Minuten dauern und ich musste vorher ja noch U-Bahn fahren. Die U-Bahn in Santiago öffnet um sechs, und um kurz nach sechs war ich da. Sehr voll war es um diese Zeit noch nicht, und ich bin gut durchgekommen. Für die Flughafenbusse gab es lange Schlangen, aber da ich meine Fahrkarte vorab gebucht hatte, wurde ich durchgewinkt und es ging bald los. Zu meinem nicht geringen Erstaunen dauerte die Fahrt auch keineswegs 40, sondern weniger als 20 Minuten. Offenbar hatten auch die Busgesellschaften mehr Verkehr eingeplant. Eine Spielereise nach Chile, Teil 4 weiterlesen

Eine Spielereise nach Chile, Teil 3

Der erste Teil des Reiseberichts war hier, der zweite hier.

Am Sonnabend bin ich schon früh ins Goethe-Institut aufgebrochen, denn da sollte eine kleine Veranstaltung zu Plan Ferpecto stattfinden. Plan Ferpecto ist die chilenische Ausgabe von Mission Impractical. Meine  Verlegerin Cami hatte die Veranstaltung organisiert, und wir hatten gemeinsam so um die 15 Leute dazu eingeladen. Zum ersten Mal stand ich vor der Herausforderung, mein eigenes Spiel auf Spanisch zu spielen. Das war gar nicht so einfach, aber auf jeden Fall auch sehr lustig. Leider hatten wir nur für anderthalb Partien Zeit, sodass ich nicht mit allen Anwesenden spielen konnte – schade. Das würde ich gern irgendwann mal nachholen. Zu den schöneren Komplimenten, die ich so bekommen habe (auch diesmal wieder), gehört, dass mein Spiel ja so richtig lateinamerikanisch sei. 😊 Eine Spielereise nach Chile, Teil 3 weiterlesen

Eine Spielereise nach Chile, Teil 2

Teil 1 war hier.

Am Dienstag bin ich dann mein Tourismusprogramm angegangen und habe mich in meinen (von Deutschland aus gebuchten) Bus nach La Serena gesetzt. Diese Stadt liegt rund 450 Kilometer nördlich von Santiago an der Pazifikküste und der Bus von Santiago braucht so 6 bis 7 Stunden. Das ist aber nicht so wild, denn wenn man für einen geringen Aufpreis die gehobenere Kategorie im unteren Busteil bucht, ist es wirklich recht bequem.

Die Sitzlehnen lassen sich sehr weit zurückklappen. Ziemlich bequem.

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Eine Spielereise nach Chile, Teil 1

Jetzt schreibe ich nach längerer Pause doch mal wieder was. Es gibt nämlich was zu erzählen. Diese Geschichte fing Mitte April an, als ich aus heiterem Himmel die Anfrage kriegte, ob ich mir vorstellen könne, Ende des Jahres als Redner an einem Kongress von LudiChile teilzunehmen. LudiChile ist der Verband der chilenischen Spieleverlage. Es sei noch nicht alles fest, weil sie noch auf die Freigabe von Fördergeldern warteten, aber sie wollten halt schon mal anfragen.

Uff. Rund sechs Jahre hatte ich in diesem Blog über lateinamerikanische Spiele berichtet, aber immer aus der Ferne. Meine Informationen stammten aus Internetrecherchen und unzähligen Nachrichten, die ich mit Spieleschaffenden in Lateinamerika ausgetauscht hatte, dazu ein paar Begegnungen in Essen. Ich hatte es kaum mal ernsthaft in Betracht gezogen, an die Quelle zu reisen – ich fliege ausgesprochen ungern, und hätte mir das Ganze auch nicht wirklich leisten können. Auch wäre es mir schwergefallen, mich für ein Land zu entscheiden, denn ich hatte ja Kontakte überall hin aufgebaut. Aber nun stand plötzlich eine Einladung im Raum, mit Flug und ein paar Übernachtungen. Ich habe tatsächlich einen Moment gezögert, aber das hat mir meine Göttergattin dann schnell ausgetrieben (danke!). Ich habe also zugesagt.

Obwohl die Finanzierung noch gar nicht geklärt war, wusste ich, dass ich sofort mit den Vorbereitungen würde beginnen müssen. Ich konnte zwar einigermaßen passabel spanische Regeln lesen, aber mit den mündlichen Kenntnissen sah es doch noch ziemlich dürftig aus. Zwar hatte Victor Hugo Cisternas, der Präsident von LudiChile, mir angeboten, dass ich auf Englisch sprechen könnte und eine Übersetzung zur Verfügung gestellt werden könnte, aber das kam für mich nicht in Frage. Ich war als einziger Gast aus dem nicht-spanischsprachigen Ausland eingeladen, und ohne fortgeschrittene Spanischkenntnisse würde ich das kaum genießen können. Also habe ich mir sozusagen ein neues Hobby zugelegt und jeden Tag eine bis zwei Stunden Spanisch gelernt – mit Duolingo, mit Podcasts, mit Videos und möglichst viel Lesen und Schreiben. Eine Spielereise nach Chile, Teil 1 weiterlesen

Premio Alfonso X im Doppelpack, zweiter Teil

Wie ich vor einer Weile schon mal geschrieben hatte, wird der Premio Alfonso X dieses Mal in zwei Jahrgänge geteilt. Ich bin Euch noch die Kandidat:innen aus dem Jahrgang 2021 schuldig. Wie beim letzten Mal werde ich die Spiele, die ich Euch hier schon mal vorgestellt hatte, nur noch verlinken. Zu den anderen gibt es eine Kurzbeschreibung von mir.

1812 Argentina stammt von Sol Dillon und Diego Simonet (letzterer ist ungewöhnlicherweise argentinischer Handballprofi). Es geht um die argentinische Flagge, über deren Entstehung wohl verschiedene Geschichten kursieren. Im kooperativen Spiel weiß nur eine Person, mit wem die Flagge entworfen wurde, bei welcher Gelegenheit, an welchem Ort, und was es dabei zu essen gab. Auf dem Tisch liegt für jede dieser Fragen eine Reihe von Karten aus. Mithilfe weiterer Bildkarten muss diese Person nun Hinweise geben, damit der Rest der Gruppe die richtigen Karten in der Auslage identifizieren kann.< Erschienen ist es bei Neptuno Games, und die Illustrationen stammen von Facundo Rodríguez Valsana.

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Heiße Empfehlung: Lençóis in der Spieleschmiede

Ab und zu empfehle ich mal deutschen Verlagen ein Spiel, das ich auf meinen Streifzügen durch ferne Kontinente entdeckt habe und das mich begeistert. Ganz gelegentlich führt das dazu, dass das Spiel anschließend auf dem heimischen Markt erscheint. Wie zum Beispiel das Mikrospiel Lençóis aus Brasilien.
Seit heute ist Lençóis als Teil der Kleinen Feinen für zwei Wochen in der Spieleschmiede im Crowdfunding. Was kriegt Ihr für die 5 bis 8 Euro, die Ihr da investieren müsstet?

Lençóis
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Premio Alfonso X im Doppelpack

Wer dieses Blog regelmäßig verfolgt, weiß, dass der Premio Alfonso X, der wichtigste argentinische Spielepreis, eine besondere Rolle dafür gespielt hat. Durch die Coronakrise, die Argentinien hart getroffen hat, konnte er zwei Jahre lang nicht verliehen werden. Dieses Jahr gibt es daher nicht nur einen, sondern gleich zwei Durchgänge, einen für die Jahrgänge 2019 und 2020 und einen für 2021. Für ersteren werden die Finalisten am 15. Juni bekanntgegeben, für zweiteren am 15. Oktober. Die Spiele, die im ersten Durchgang im Rennen sind, möchte ich Euch hier wie gewohnt kurz vorstellen. Da das aber gleich 22 sind, beschränke ich mich bei einigen, die ich hier schon besprochen habe, auf einen Link zum entsprechenden früheren Artikel.

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Neue Spiele aus Lateinamerika, Teil 2/2022

Brasilien

Derzeit laufen wieder diverse Crowdfunding-Kampagnen für brasilianische Spiele. Da wäre einmal Pit Formula von Sandro Tomasetti zu nennen. Das ist 2017 schon einmal unter dem Namen Pit Crew auf Portugiesisch erschienen und soll nun über Kickstarter eine internationale Ausgabe kriegen. In Pit Formula geht es um die Formel 1, allerdings nicht so sehr um die Rennen, sondern um die Boxenstopps. Ihr deckt gleichzeitig Karten auf, auf denen Ihr die jeweiligen Schäden Eures eingefahrenen Wagens seht. Dann müsst Ihr schnell eine mathematische Grundrechenoperation ausführen und Euch die Teile grabschen, die dazugehören. Ihr könnt neben den unbedingt zu reparierenden Schäden auch weitere Sachen an Euren Wagen ausbessern, um Bonuspunkte zu bekommen. Die Illustrationen stammen von Michelangelo Almeida und VentosBR, der Verlag heißt Cyber Rhino Studios.
Eine schöne Besonderheit: Im Regelheft finden sich hier und da Kommentare des Autors Sandro Tomasetti zu einzelnen Regeln.

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