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Essen-Vorfreude, in Worte und eine kleine Liste gekleidet

Immer näher rückt die Messe in Essen, und obwohl ich mich riesig drauf freue und andauernd irgendwas über Neuerscheinungen lese, kann ich nicht ansatzweise sagen, dass ich einen Überblick darüber hätte, was da alles neu erscheint. Wahrscheinlich ist meine Perspektive ohnehin ein bisschen anders als die der meisten Vielspieler/innen.

Erstens interessieren mich nur sehr wenige große, materialaufwändige Spiele mit komplexen Regeln und langer Spieldauer. Das, was in den einschlägigen Facebook-Gruppen die Herzen höher schlagen lässt, lässt mich oft einigermaßen kalt. Mitspielen würde ich sowas, aber kaufen? Das lohnt sich für mich nicht, es würde einfach viel zu selten auf den Tisch kommen. Für mich sind die komplexen Spiele ein bisschen wie gute Kinofilme, ich lasse mich ganz gern mal drauf ein und genieße das dann auch, aber dann bin ich auch damit durch und habe nur eher selten das wirkliche Verlangen, sie nochmal zu spielen. Glücklicherweise passt diese Haltung ganz gut zu meinem Budget – kurze, knackige Kartenspiele sind normalerweise viel billiger.

Zweitens habe ich nämlich nicht wirklich viel Geld für Spiele-Neuanschaffungen übrig. Ich kaufe nur einen Bruchteil meiner Spiele neu, die meisten tausche ich entweder ein oder kaufe sie gebraucht, oder bekomme welche, wenn ich Verlagen mit Übersetzungen oder Lektorat oder sonstigen Gefälligkeiten aushelfe. Entsprechend gerate ich auch in Essen nicht unbedingt in einen Kaufrausch, obwohl ich dort dann doch mal zuschlage (und das, was ich anschließend aus den Koffern hole, bei Normalspieler/innen wahrscheinlich den Eindruck völliger Übergeschnapptheit hinterlässt). Etwas von meinen Übersetzungshonoraren fließt voraussichtlich in Spiele. Aber nebenbei verbringe ich eine Menge Zeit damit, ältere Spiele zu tauschen, die gar nichts mit der aktuellen Messe zu tun haben. Trotzdem bietet sich das an, weil ohne Portokosten eben wesentlich leichter ein guter Tausch möglich ist.

Drittens fahre ich eigentlich gar nicht in erster Linie nach Essen, um viele neue Spiele kennen zu lernen. Viel wichtiger ist es mir, liebe Leute wiederzutreffen, die ich sonst nicht so oft zu sehen bekomme. Wenn man mit dem einen oder der anderen dann auch mal was spielt, um so besser. Aber ich stehe und sitze auch viel rum und rede mit anderen. Dieses Jahr wird das möglicherweise besonders einfach, weil ich wahrscheinlich viel Zeit am Stand von Lautapelit / Vennerød (3-L116, neben dem Stand der Spielbox) sein werde, um Mission Impractical zu erklären. Dabei ergeben sich bestimmt auch viele Gespräche. Dadurch habe ich zum Angucken vieler Spiele gar keine Zeit. In den drei Tagen, die ich hoffentlich zur Verfügung habe, kann ich auf keinen Fall alles ansehen, was mich grundsätzlich interessieren würde. Ich siebe daher im Vorfeld kräftig aus. Spiele von großen deutschen Verlagen, die noch im Weihnachtsgeschäft im Handel sind, muss ich nicht unbedingt ein paar Wochen vor allen anderen auf dem Tisch haben, die werde ich auch später noch in die Finger kriegen. Japanische, taiwanische, russische oder sonstige Raritäten sind mir eher einen zweiten Blick wert, denn an die komme ich unter Umständen später gar nicht mehr dran.

Aber na gut, wo es alle tun, kann ich ja auch mal eine Handvoll Spiele preisgeben, auf die ich mich neben Mission Impractical besonders freue und die vielleicht nicht in jeder Auf-die-Messe-freu-Liste auftauchen (alphabetisch sortiert, ohne weitere Wertung. Die Beschreibungen mögen nicht völlig zuverlässig sein, ich hab die Spiele ja noch nicht selbst in der Hand gehabt):

BaRRacuda von Christoph Cantzler, erscheint bei den Drei Hasen in der Abendsonne

Ein Handelsspiel um Strandbars, bei dem alle langsam pleite gehen, man aber gegebenenfalls andere unterstützen muss, damit diese erst dann vor die Hunde gehen, wenn man selbst in Führung liegt. Solche Bluff- und Verhandlungsspiele sind genau mein Ding, das sollte passen.

Cattack! No.1 von Azumi Date, erscheint bei GoccoGames

Katzen spielen Volleyball. Man versucht mittels Karten den Ball über das Netz zu hauen. Macht man einen Punkt, legt sich eine Katze aus dem eigenen Team schlafen, sodass eine Lücke im eigenen Feld entsteht. Das kann das andere Team ausnutzen (es wird zu viert gespielt) und den Ball genau da hinspielen. Dann gibt es wiederum einen Punkt, aber der Ball trifft die schlafende Katze, die dadurch natürlich wieder aufwacht. Wie verrückt ist das denn?

Hanamikoji von Kota Nakayama, erschienen bei EmperorS4 Games

Ein Kartenspiel für zwei, bei dem man die Gunst von Geishas erringen muss. Sehr schön illustriert und in seiner ersten Auflage schon überschwänglich gelobt. Ich übersetze gerade die erfreulich kurzen Regeln ins Deutsche, und das klingt alles prima.

Sapotagem von Fel Barros und Warny Marcano, erschienen bei Ace Studios

Ein Stichspiel, das eigentlich nicht übermäßig innovativ klingt, aber ebenfalls schön aufgemacht ist. Ich freue mich deshalb besonders darauf, weil ich einen der Autoren angeschrieben hatte und der sich sehr gefreut hat, dass sich jemand außerhalb Brasiliens für das Spiel interessiert. Er kommt selbst nach Essen und bringt mir eins mit. Immer schön, Leute aus ganz anderen Gegenden der Welt kennen zu lernen, mit denen man eine Leidenschaft teilt. Und Sapotagem passt direkt in mein Beuteschema – es klingt interessant, sieht gut aus und ist wahrscheinlich nach dem 16. Oktober ziemlich unerreichbar für mich.

Das sind ein paar der Spiele, die mich besonders locken. Was sie dann wirklich taugen, muss man sehen, aber ich bin optimistisch.

Vielleicht noch ein paar unvermeidliche Bemerkungen zur Messe insgesamt: Sie wächst dieses Jahr noch mal erheblich (vielleicht kommt mir das aber auch nur deshalb besonders extrem vor, weil ich letztes Jahr ja nicht hin konnte). Sieben Hallen und um die 1200 Neuerscheinungen sind schon ehrfurchterweckend. Eine besondere Neuerung, deren Wirkung erheblich sein könnte, ist der Versandservice, den es erstmals gibt. Dort kann man seine Neuerwerbungen direkt nach Hause schicken. Ich kaufe ja nicht so viel, dass das für mich relevant wäre, aber wer ansonsten wie ich mit dem Zug nach Hause fährt und mehr Geld als Arme zum Schleppen hat, freut sich vielleicht drüber. Ganz zu schweigen von den Leuten, die mit dem Flugzeug anreisen und teilweise Stunden damit verbracht haben, ihr Gepäck flugtauglich zu machen (beziehungsweise im Zweifelsfall nicht von ihrem Budget, sondern eher von ihrer Tragekapazität von weiteren Einkäufen abgehalten werden). Ich rechne jedenfalls mit ziemlichen Schlangen am Versandstand. 

Eins vielleicht noch hinterher, was ich seit letztem Jahr im Hinterkopf habe. Neben der eigentlichen Spielemesse gibt es in Essen auch noch die Comic Action, halt eine Comic-Messe. Die ist im Vergleich zum Spieleteil sehr klein und gehört irgendwie seit Jahren zum Gesamtbild. Ich selbst lese zwar hier und da Comics, bin aber sicherlich nicht Teil der Zielgruppe für eine Comicmesse. Dafür habe ich einen alten Freund, der dort zu sitzen und zu zeichnen pflegt. Der hat letztes Jahr nach der Messe einen Blogbeitrag geschrieben, in dem er ein paar Probleme mit der Comic Action anspricht. Ich finde das ganz lesenswert, denn obwohl es den wirklich boomenden Spieleteil der Messe nicht unmittelbar zu betreffen scheint, kann man daraus auch sehen, was kleine Änderungen bewirken können. Schließlich ist es auch bei den Spielen so, dass die Messe nicht nur aus den riesigen Ständen der Großverlage besteht, sondern eben ganz besonders auch aus den Ständen der kleinen und kleinsten Verlage. Und der Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen, zu plaudern oder auch gar nichts zu tun. Natürlich kann die Messe nur überleben, wenn das ein Randphänomen bleibt, aber wenn es ganz wegfiele und es nur noch Verkaufsstände gäbe, wäre sie für mich auch kaum noch interessant. Daher hoffe ich, dass auch die Comic Action nicht vor die Hunde geht.

Das war’s für heute. Eine Rezension gibt es auf alle Fälle noch vor der Messe, ob noch mehr kommt, wird sich zeigen (erfahrungsgemäß wird es mit den letzten Vorbereitungen nochmal turbulent). Hinterher sollte ich dann aber wieder einiges zu schreiben haben…

Die Spielwarenmesse in Nürnberg aus Sicht eines Spielers und Spieleautors

Viele Spielefans sind schon ein bis mehrere Male auf der Spielemesse in Essen gewesen (bei mir sind es so ungefähr 20 Besuche gewesen). Einige von uns haben sogar die Anfänge in der Essener Volkshochschule in den Achtzigern noch miterlebt (da kann ich selbst nicht mithalten, mein erstes Mal war 1990, als ich vom Rollen- und Simulationsspielverein 252 e.V. dafür angeheuert wurde, zufällig vorbeigehenden Leuten zu erklären, was ein Rollenspiel ist. Lang, lang ist’s her). Die Spielemesse findet im Oktober statt und läutet sozusagen das Weihnachtsgeschäft ein – Spiele, die dort vorgestellt werden, nehmen am Kaufrausch noch teil. Essen ist ein sagenhaftes Ereignis: 150.000 Leute (über 4 Tage verteilt), gut 40.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, und viele Gelegenheiten zum Spielen, Ausprobieren, Schnäppchenjagen und Geheimtipps hinterherhecheln, die man sonst im Spieleladen nicht kaufen kann.
Sozusagen der Gegenpol zu Essen ist die Spielwarenmesse in Nürnberg, die jedes Jahr Ende Januar/Anfang Februar stattfindet. Wer Essen für ein Großereignis hält, muss jetzt mal kurz den Atem anhalten: Das Messegelände in Nürnberg umfasst etwa 160.000 Quadratmeter und ist bis zum Rand voll mit Neuheiten aus der Welt der Spielwaren. Allerdings sind da natürlich nicht nur Spiele, sondern auch Modelleisenbahnen, Karnevalskostüme, Teddybären, ferngesteuerte Hubschrauber, peinlicher Plastikmüll und was nicht alles vertreten. Auch Hersteller von Verpackungslösungen, Transportideen und sowas haben Stände, da findet man auch einiges Ungewöhnliche. Der „kleine“ Ausschnitt, der von den Spieleverlagen belegt wird, ist aber immer noch ziemlich imposant und mehrere Hallen groß. Anders als in Essen kann man die Spiele dort allerdings nicht kaufen und auch nur in geringem Umfang spielen. Auch die Menschenmassen fehlen (wenn man mal von dem Gedrängel in der U-Bahn nach Toresschluss absieht), denn die Spielwarenmesse ist nur für Fachpublikum geöffnet. Um eine Eintrittskarte zu bestellen, muss man also für die Presse, einen Verlag, einen Spielwarenladen oder irgendsowas arbeiten, oder sich von einem solchen einladen lassen. Ich selbst war als Mitglied der Spieleautorenzunft dort; freier Eintritt in Nürnberg ist einer der zahlreichen Vorzüge, die die Mitgliedschaft bietet. Trotz der leereren Gänge sind die Messehallen reichlich unübersichtlich, wie ich finde. Wer auf die Idee gekommen ist, ungleichmäßig sechseckige Messehallen zu bauen, bei denen man nie genau weiß, an welcher Wand man sich gerade entlangbewegt (die Standwände sind gern mal drei Meter hoch und man kann nicht darüber hinweggucken), schämt sich hoffentlich mittlerweile dafür.

Spielwarenmesse Nürnberg 2016

Für Deko ist vor den Eingängen massig Platz.
Für Deko ist vor den Eingängen massig Platz.
Das sind reine Deko-Tische, keine Spieltische.
Das sind reine Deko-Tische, keine Spieltische.

Da ich nur anderthalb Tage Zeit hatte (Samstag ganztägig und Sonntag bis zum frühen Nachmittag), habe ich gar nicht erst den Versuch gemacht, mir alles anzusehen, sondern mich überwiegend auf die Hallen 10.1 und 10.2 beschränkt, die sich die Spieleverlage mit einigen anderen ausstellenden Firmen teilen. Wer wirklich alles sehen möchte, hat sogar die Gelegenheit, mit Shuttlebussen zum anderen Ende der Hallen zu fahren. Wirklich zeitsparend ist das meiner Erfahrung nach allerdings nicht, zumal ich in einem Jahr mal von betont desinteressierten Einweisern mit einem Haufen anderer Opfer zusammen nicht in den Bus geschickt wurde, der direkt zum Haupteingang fuhr, sondern in den, der den Schlenker über den völlig verstopften Parkplatz machte. Nach einer knappen Stunde oder so bin ich ausgestiegen und zu Fuß eine Viertelstunde lang zurückgelaufen, um aus dem Stau herauszukommen. Wer sich wie ich vor allem für die Spiele interessiert, kann direkt bei Halle 10 anfangen, das ist praktischerweise fast direkt am Haupteingang.
Wenn man sich nun die Verlagsstände anguckt, was kann man dann dort sehen? Große Verlage wie Ravensburger, Kosmos, Amigo und so weiter haben in ihren Ständen eine Art Parcours eingerichtet, auf dem man an allen Neuheiten vorbeigeschleust wird. An jedem Tisch steht dann jemand (oder läuft mit einer Gruppe mit) und erklärt kurz Wissenswertes zum Produkt. Die Spiele sind dabei oft noch gar nicht fertig produziert, sondern es gibt nur professionell gestaltete Prototypen zu sehen. Man bekommt dann eben eine Kurzerklärung, die Information, wann etwas auf den Markt kommen soll, zu welcher Serie es gehört, welche Zielgruppe und welche Altersstufen es ansprechen soll, ob Fernsehwerbung geplant ist und so weiter – lauter Dinge, die für mich selbst kaum relevant sind. Und während Spieleverlage in der Regel eher entspannt mit sowas umgehen, ist es zum Beispiel bei Lego strikt verboten, Fotos im Stand zu machen – dafür gibt es die Pressemappen. Zielgruppe der Messe sind eben nicht Spieler/innen (obwohl man auch also solcher spannende Gespräche anzetteln kann), sondern vor allem Händler/innen und die Presse, und diese Hintergrundinformationen gehören zum Nürnberg-Erlebnis einfach dazu. Bei kleineren Ständen, deren Belegschaft aus einer bis einer Handvoll Personen besteht, gibt es durchaus auch mal die Chance, ein kürzeres Spiel auszuprobieren oder ein längeres anzuspielen. Das ist aber nur bei einer Minderheit der Stände überhaupt möglich.

Was soll das Ganze dann? Warum sollte man nach Nürnberg fahren? Wer keine beruflichen Temrine dort hat, kann natürlich versuchen, einen Überblick über die anstehenden Neuerscheinungen zu bekommen, und außerdem eine Menge interessante Leute treffen. Entweder begibt man sich dazu an ihren jeweiligen Stand und spricht sie an, oder man verabredet sich im Vorfeld mit ihnen, oder man hängt gelegentlich im von der Spieleautorenzunft eingerichteten Spielecafé herum, einer Art Ruhe-Oase im Messetreiben. Für solche Gespräche ist Nürnberg besser geeignet als Essen, weil der Hintergrundlärm fehlt. Als Spieleautor hatte ich diesmal keine neuen Prototypen mitgebracht, sondern hatte nur einen Verlagstermin, bei dem es um eine anstehende Neuerscheinung ging – ich konnte mir Beispielarbeiten des Grafikers angucken, habe erfahren, dass das Spiel bis zur Essener Messe im Oktober fertig sein sollte und ein paar weitere Details besprochen. Klar, das hätte man auch per Mail machen können, aber der direkte Kontakt ist doch sehr wertvoll, und kaum jemand kann ja quer durch die Welt oder auch nur durch Deutschland reisen, um in den einzelnen Verlagen persönlich vorstellig zu werden. Nürnberg ist daher ein ideales Pflaster für solche Gespräche, weil fast alle Verlage für einige Tage unter einem Dach vertreten sind.

Übrigens lasse ich es mir dann doch nicht nehmen, jedes Mal zwei Stände aufzusuchen, die nichts mit Spielen zu tun haben, nämlich Lego und Playmobil. Das sind einfach Kindheitsnachwirkungen. Die Führung durch den Playmobilstand ist normalerweise sehr nett, allerdings hatte ich dieses Jahr etwas Pech, weil selbst beim dritten Anlauf alles belegt war und ich mich einer schon losgelaufenen Gruppe anschließen musste. Diese war aber schon so groß, dass ich kaum etwas von den Erklärungen hören konnte. Dafür konnte ich dann die Neuheiten (überwiegend in Vitrinen) bestaunen, mich an einigen technischen Innovationen erfreuen (Flammen mit Saugnäpfen, die man an verschiedene Modelle anpappen und dann mit dem Feuerwehrschlauch wieder runterspritzen kann! Cool!) und feststellen, dass Playmobil zwar technisch innovativ, aber ansonsten gemütlich altmodisch geblieben ist – es gibt so gut wie keine Lizenzprodukte von Filmen oder sowas, brav werden Jungen- und Mädchenserien voneinander getrennt und die Welt ist insgesamt noch in Ordnung. Ich freue mich auf das nächste Mal.
Lego hingegen hatte diesmal in meinen Augen kaum spektakuläre Neuheiten zu bieten. Soundsoviel neue Star-Wars-Fahrzeuge („auch für die Fans der klassischen Filme“, wurde da erklärt, während wir vor irgendsonem Ding aus Episode I-III standen), Superheldenlizenzen, eine neue Reihe mit Kämpfen von guten Rittern gegen böse Monster, nichts, was mich vom Hocker gerissen hätte. Dafür scheint sich Lego die in letzter Zeit ja zum Teil beißende Kritik an seiner Geschlechtereinteilung ein bisschen zu Herzen genommen zu haben – da findet sich doch tatsächlich ein Vater mit Baby im Kinderwagen (in der gleichen Packung wie der erste Rollstuhlfahrer im Firmenportfolio) oder eine mutige Prinzessin, die in irgendso einem Kampfvehikel den Kreaturen des Bösen entgegen tritt. Und die Lego Friends sind auch nicht mehr ausschließlich damit beschäftigt, Pferde zu dressieren und Muffins zu backen, sondern sind jetzt zum Beispiel auch astronomisch tätig. Bin durchaus gespannt, wie viel Erfolg diese zaghaften Versuche haben. Und die Führung war gegenüber dem vorletzten Jahr (2015 konnte ich leider nicht zur Messe) deutlich besser organisiert, man war durch Kopfhörer mit der Erklärerin verbunden und konnte auch mal einen Seitenblick wagen, ohne etwas zu verpassen. Das war früher doch ein ziemlicher Viehtrieb geworfen, das fühlte sich diesmal viel besser an.
Lego hat wahrscheinlich den größten Messestand überhaupt. Ich habe spaßeshalber mal nachgefragt: An den sechs Tagen der Messe waren insgesamt – festhalten – 520 Mitarbeiter/innen vor Ort (380 am Spitzentag). Die größten Stände in Essen bieten vielleicht gut ein Zehntel davon auf, was zeigt, wie klein Spieleverlage im Vergleich zu Spielzeugriesen immer noch sind.

Ja, diesen fast lebensgroßen Legoritter fand ich zwar auch cool...
Ja, diesen fast lebensgroßen Legoritter fand ich zwar auch cool…
... aber ganz so cool wie offenbar manch andere/r dann doch wieder nicht.
… aber ganz so cool wie offenbar manch andere/r dann doch wieder nicht.

Insgesamt ist die Messe in meinen Augen dann attraktiv, wenn man entweder Konkretes dort zu tun hat oder man ohnehin in der Nähe wohnt und keinen allzu großen Aufwand betreiben muss, um mal hinzufahren. Schön ist es zum Beispiel, eine überschaubare Anzahl von Terminen zu vereinbaren und viel Zeit dazwischen frei zu lassen, damit man Zeit hat, sich einfach irgendwo festzuquatschen oder mit irgendwas zu spielen – dann kann die Messe ein tolles Erlebnis sein.

Mein LIeblingsfoto von der Messe (ist schon von 2011) - von einer Firma, die Karnevalskostüme herstellt.
Mein Lieblingsfoto von der Messe (ist schon von 2011) – von einer Firma, die Karnevalskostüme herstellt.