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Vier Tage im Oktober – vom November aus betrachtet

Es ist vollbracht – ich bin aus Essen zurück, habe mich ausgeschlafen und bin wieder im Alltag angekommen. Es war eine wunderbare Reise, die ich trotz gelegentlichem Stress und viel Schlepperei total genossen habe. Hier kommt ein kleiner Bericht über ein paar Sachen, die ich in Essen gemacht habe (wer wissen will, was mich im Vorfeld interessiert hatte, kann hier anfangen zu lesen):

Mich am Erscheinen meiner eigenen Spiele freuen:

Nachdem ich schon gedacht hatte, dass ich irgendwie verflucht sei, waren meine Spiele Mission Impractical und Unmöglich!? endlich mal wie geplant erhältlich. Die Promo für Mission Impractical zwar erst ab Freitag, aber immerhin. Es gab dabei sehr nette Kontakte mit den Verlagen, auch neue. Mal sehen, was dabei noch herauskommt.

Essen

Neue Spiele kaufen:

Da habe ich mich ziemlich zurückgehalten. Gekauft habe ich Pandemic Legacy 2 und Pot de Vin, außerdem Tokyo Highway und Hatsuden. Es wäre noch eins mehr gewesen, wenn ich gewusst hätte, dass es Rocky Road a la Mode nur auf Vorbestellung gab. So weiß ich noch nicht, wie ich da mal drankommen soll. Pandemic Legacy habe ich bei Asmodee direkt gekauft und mich dafür brav angestellt (dauerte nicht sehr lange). Später erfuhr ich dann, dass ich es vielleicht anderswo noch billiger hätte kriegen können, aber da hätte ich viel Zeit mit Vergleichen verloren. Die war mir zu kostbar, also habe ich nichts bereut. Und da ich halt so wenig Sachen neu kaufe, fällt das insgesamt nicht so ins Gewicht.

Essen

Gebrauchte Spiele kaufen und tauschen:

Das habe ich in viel größerem Umfang gemacht. Über die Auktionen und den Massentausch bei Boardgamegeek kam viel zusammen. Ein paar Sachen, die ich schon länger mal haben wollte, anderes, was mir so erst aufgefallen war. Da sind sicherlich einige Perlen dabei, die ich dann in den nächsten Monaten entdecken kann. Trotzdem sollte ich diese Aktivitäten im nächsten Jahr etwas reduzieren, weil die Vorarbeit doch recht stressig war. Und stressen will ich mich in Zukunft ohnehin weniger.
(Ein Foto von den Spielen kann ich leider noch nicht präsentieren, die sind noch im Paket unterwegs – siehe weiter unten.)

Rezensionsexemplare abholen

Ich war vor der Messe von zwei Verlagen gefragt worden, ob ich ihre Spiele rezensieren könnte. Ich bin da immer ein wenig zurückhaltend, da ich mich nicht gern unter Druck setzen möchte, wann ich was schreibe. Mir ist es halt lieber, über Spiele zu schreiben, die ich sowieso spiele, als Spiele deshalb zu spielen, weil ich mich verpflichtet fühle, sie zu rezensieren. Wenn ich mit einem Spiel nichts anfangen kann, spiele ich es nur in seltenen Ausnahmefällen oft genug, um mir eine fundierte Meinung bilden zu können. Von mir aus spreche ich Verlage auch nur dann an, wenn ich die Wahrscheinlichkeit für hoch halte, dass ich das entsprechende Spiel auch mag. In Essen waren es diesmal zwei solche Spiele, die den Weg zu mir gefunden haben: Dream Catchers und Der Baum. Dream Catchers habe ich auch schon gespielt, allerdings war ich an dem Abend schon so müde, dass ich die Regeln gar nicht wirklich gut aufnehmen konnte. Dafür brauche ich etwas mehr Ruhe.
(Ein Foto von den Spielen kann ich leider noch nicht präsentieren, die sind noch im Paket unterwegs –  siehe weiter unten.)

Sonstige Spiele von Verlagen bekommen:

Das sind die Spiele, die nicht an Rezensionsanforderungen gekoppelt sind (obwohl ich sicher über einige davon was schreiben werde), sondern aus anderen Gründen in mein Gepäck gewandert sind. Danke dafür!

Sachen für andere besorgen und mir Sachen mitbringen lassen:

Vor einigen Jahren habe ich auf Boardgamegeek die Essen Mule List ins Leben gerufen. Das hat sich mittlerweile zu einer schönen Tradition entwickelt. Viele Leute kommen mit leeren Koffern nach Essen, und ich habe die Gelegenheit genutzt, mir Spiele aus Argentinien, Kolumbien und Malaysia mitbringen zu lassen, an die ich sonst nie herankommen würde. Dafür bin ich jetzt meinerseits fleißig dabei, Pakete in diverse Länder zu schicken, weil ich für eine ganze Reihe Leute Sachen in Essen eingekauft habe. Das ist eine einfache und schöne Art, jemanden glücklich zu machen, und auch diejenigen können sich an der Messe freuen, die nicht selbst hinfahren konnten.

Diese Sachen habe ich für andere Leute besorgt…
… und diese habe ich selbst mitgebracht bekommen (zwei aus Argentinien, zwei aus Brasilien, acht aus Kolumbien und ein Spiel aus Malaysia).

Sachen verschicken:

Als Bahnfahrer bin ich auf Paketdienst-Stand nahezu angewiesen. Ich fand 20 Euro einschließlich Packmaterial pro Riesenpaket (15-25 Kilo) auch nicht übertrieben und habe Donnerstag („kommt mit Glück diesen Samstag, sonst Anfang der Woche an“), Freitag und Samstag („Meinen Sie, dass das bis nächsten Samstag da ist? Das wäre mir extrem wichtig, da ich die Spiele am Sonntag brauche.“ – Großes Staunen, als ob ich völlig verrückt wäre, das anzuzweifeln, und von Herzen eine Zusicherung) jeweils ein solches Paket abgegeben. Das letzte war deshalb so wichtig, weil ich an diesem Sonntag Mission Impractical auf dem Paderborner Spieletag präsentieren wollte und durchaus noch die eine oder andere Möglichkeit gehabt hätte, ein paar Exemplare nach Hause zu verfrachten.

Am Mittwoch teilte mir meine Frau dann mit, dass ein DPD-Fahrer eine Art Klingelstreich gemacht hätte, sie habe ihn aber noch wegfahren sehen. Keine Benachrichtigung im Briefkasten. Ich habe dann bei Mail Boxes Etc. angerufen (das ist die Firma, die in Essen den Stand betreibt) und erfuhr dort, dass der Fahrer das Paket bei einem Laden in der Nähe abgegeben habe. Ich also mit dem Handwagen los, aber das Paket war dort nicht. Immerhin konnte ich es Donnerstagnachmittag dort abholen. Ich hatte MBE am Telefon schon mitgetteilt, wie wichtig das dritte Paket sei. Am Donnerstag habe ich dann noch mehrfach angerufen, um zu erfahren, ob vielleicht weitere Pakete von mir in die Irre gelaufen seien. Ebenso am Freitag – wo ich dann beim vierten Gespräch erfuhr, dass die Pakete NOCH IN ESSEN seien (und auch nicht in der Reihenfolge ihrer Einlieferung, sondern irgendwie bearbeitet würden). Ich könne aber die Expresslieferung mit Samstagszustellung wählen, wenn es mir so wichtig wäre. Für 90 Euro. Schönen Dank. Und wieder präsentiere ich mein Spiel auf einem Con, ohne eine nennenswerte Anzahl von Exemplaren dabeizuhaben.

Grundsätzlich kommt das Zeugs wohl eirgendwann an, aber man braucht offenbar extrem viel Glück oder kriegt am Ende noch so schöne Angebote wie ich. Nächstes Jahr bin ich im Zweifelsfall wieder auf diese Firma angewiesen. Aber irgendwas, das in irgendeiner Weise dringend ist, vertraue ich diesen Leuten sicher nicht wieder an.

Leute treffen:

Das ist der eigentliche Grund, warum ich nach Essen fahre. Einmal ist es als Spieleautor natürlich für mich wichtig, mit Verlagen, Spieler/innen und anderen Autor/innen im Austausch zu stehen. Als Blogger möchte ich andere Blogger/innen treffen, außerdem Leute, die interessante Geschichten zu erzählen haben. Und dann gibt es natürlich noch die vielen Zufallsbegegnungen und die Chance, nette Leute kennenzulernen. Ein paar Highlights waren ein längeres Gespräch mit zwei Verleger/innen aus Chile, Treffen mit meinen eigenen Verlagen, einen bekannten Autoren beim Spielen von Mission Impractical zu ertappen, und ein ganzes Grüppchen von Kolumbianer/innen zu treffen, die mir nicht nur viele Spiele mitgebracht hatten, sondern auch leidenschaftliche Spieler/innen sind. Merke: Aus Kolumbien kommen die coolsten Schachteln!

Coole Schachteln aus Kolumbien von außen…
… und von innen (der linke Schachtelboden entfaltet sich zu einem Spielplan).

Zu einem Blogger/innentreffen gehen

Das Ganze nannte sich Meet ’n Play, und es waren immerhin gut 40 Blogger/innen anwesend. Ich habe mich auf eine kleine Ecke beschränkt und ein paar Leute kennengelernt. Und mich dann auch zum Spielen mit ihnen hingesetzt. Leider lag da gerade Dice Forge auf dem Tisch, eins von diesen modernen Spielen. Völlig überdesigntes Spielbrett, fürchterlich hässliche und zum Spielbrett nicht passende Würfel, kleinstteilige Entscheidungen, staubtrocken. Am Ende habe ich mit einem Zug das Feld von hinten aufgerollt und gewonnen – und dabei absolut gar nichts empfunden. Es gibt so schöne Spiele auf der Welt. Muss man da seine Zeit mit Dice Forge verbringen? Ich freue mich mal wieder an der Nische, in der ich mich normalerweise bewege.
Ach ja, das Blogger/innentreffen war gesponsort von Merz-Verlag, Spielwiese, Asmodee und Sipgate und als solches eine gute Idee. Da würde ich nächstes Jahr durchaus wieder hingehen.

Spielen:

Ja, gespielt habe ich auch ein bisschen. Außer Dice Forge noch Adios Calavera von Martin Schlegel (sehr schönes abstraktes Spiel), Samurai Gardener von Hisashi Hayashi (nicht ganz meins, obwohl es interessante Mechanismen hat), Tagiron von Ryohei Kurahashi (interessantes Deduktionsspiel, gern wieder), Omiga von Andreas Schleicher (cool!) sowie Dream Catchers von Gabriel Leow (siehe oben). Ein paar weitere Spiele habe ich ganz kurz angespielt. Aber das Spielen steht für mich nicht im Vordergrund, das passiert vor allem hinterher. Auf der Messe selbst geht es mir eher um die Begegnungen.

Standdienste machen:

Ich habe drei Standdienste gemacht: Einen bei einer Postspielzeitung namens KSK, die ich seit 1995 abonniert habe und mit der wir uns immer einen spendenfinanzierten Stand als Treffpunkt leisten („die teuerste Messegarderobe der Welt“), und zweimal bei der Spieleautorenzunft. Während ich mich in manchen Jahren auch etwas geduckt hatte, wenn es um solche Standdienste ging, habe ich sie dieses Jahr ausgesprochen genossen. Es ist erstens schön, einen festen Anlaufpunkt für Leute zu haben, die einen gern treffen wollen, und zweitens manchmal richtig eine kleine Oase der Ruhe, wenn man mal dort sitzt, Gespräche in entspanntem Tempo führen oder zwischendurch auch einfach mal entspannen kann. Das mache ich nächstes Jahr bestimmt wieder.

Bis Montag in Essen bleiben:

Zum vermutlich ersten Mal seit dem späten 20. Jahrhundert hatte ich den Montag nach der Messe frei (und Dienstag natürlich sowieso). Was für ein Luxus! Es hatte sich erst ergeben, als ich meine Fahrkarten schon lange gebucht hatte, sodass ich ein bisschen bedauert hatte, nicht von vornherein einen Tag länger in Essen einzuplanen und am Montag entspannt zurückzufahren. Als sich dann am Sonntagmorgen herausstellte, dass Norddeutschland mit Zügen nicht durchfahrbar sein würde, kriegte ich sogleich von meinen Gastgeber/innen das Angebot, doch noch eine Nacht zu bleiben. Montagmittag fuhren die Züge wieder fast normal, wenn es auch ein wenig voll war. Abgesehen davon, dass ich meine Familie etwas vermisst habe, bin ich wohl selten so entspannt von einer Spielemesse zurückgekommen. Auch das sollte ich in künftigen Jahren einfach einzuplanen versuchen.

Welche Eindrücke bleiben nun?

Dass die Messe von Jahr zu Jahr wächst, daran bin ich gewöhnt. Aber der Sprung vom letzten zu diesem Jahr war gefühlt gewaltig, schon fast erschlagend. Ich muss mich einfach von der Hoffnung verabschieden, halbwegs all das, was mich interessieren würde, auch sehen zu können. Das Wachstum liegt aber nicht nur daran, dass es immer mehr Stände gibt, sondern auch daran, dass viele Stände gegenüber früher gewachsen sind, zum Teil erheblich. Am deutlichsten konnte man das sicherlich am Stand von Asmodee ausmachen. Früher habe ich jahrelang für Amigo als Erklärer gearbeitet, und die hatten traditionell den größten Stand auf der Messe. Nun, der Amigo-Stand ist immer noch so groß, wie er schon immer war. Aber Asmodee hat jetzt grob geschätzt die fünffache Ausstellungsfläche wie Amigo. Dazu kommen gewaltige Bildschirme und eine erhebliche Beschallung der Umwelt. Es fühlte sich ein bisschen unheimlich an, fand ich, wie eine Zurschaustellung von Marktmacht. Oder vielleicht auch so, wie ich mir eine Computerspielmesse oder sowas vorstellen würde. Andererseits war die Fläche pro Spiel so enorm, dass ich eher wenig Anlass hatte, mich länger in dieser Hallenhälfte aufzuhalten. Die Dichte an interessanten Spielen war anderswo doch viel höher.

Die Dichte an Leuten dagegen war nirgends so groß wie vor den Toiletten. Die Schlangen waren allenthalben erheblich. Im nächsten Jahr wird die Messe wohl wieder an die mittlerweile neu errichtete Ostseite des Geländes zurückkehren, und ich hoffe, dass dort die Zahl der sanitären Anlagen erhöht wurde.

Aber vor allem war ich mal wieder überwältigt von der positiven Stimmung, die allenthalben geherrscht hat. Man trifft so viele tolle Leute, und alle scheinen sich aufrichtig zu freuen, einen zu sehen (bis auf den Comicladenbesitzer, der mich geradezu verscheucht hat, als ich nach dem Spieleverlag fragte, der laut Messeplan eigentlich an seiner Stelle stehen sollte). Mit der guten Stimmung kann man auch die vielen Menschen, die sich durch die Hallen wälzen, ganz gut verkraften, ob mit Kindern, Koffern, Rollstühlen, Smartphones vor der Nase oder auch ohne. Spiele sind für alle da, und so soll es auch bleiben. Ich komme jedenfalls sehr gern wieder nach Essen.

Vier Tage im Oktober – Teil 2

Da bin ich wieder mit dem zweiten Teil meiner Essen-Vorschau. Letzte Woche hatte ich mich vor allem mit den Spielen aus Asien beschäftigt, weil die ja auch einen Schwerpunkt auf diesem Blog darstellen. Heute kommt der bunte Rest, der mir so ins Auge gefallen ist. Ich habe ein bisschen gezögert, wann ein guter Moment für diesen Artikel ist, denn es kommen ja immer noch alle Nase lang neue Ankündigungen. Aber irgendwann ist es dann auch mal gut, ein paar Überraschungen sollen ja auch noch übrig bleiben. Also, was ist sonst noch an spannenden Spielen zu erwarten?

Essen 2017Ich bring’s gleich mal hinter mich – Pandemic Legacy, Season 2 von Rob Daviau und Matt Leacock wird von vielen Leuten derartig heiß erwartet, dass ich erstaunlich wenig Diskussionen darüber sehe. Immerhin ist erst vor wenigen Tagen die Bestätigung gekommen, dass es tatsächlich bis zur Messe fertig wird. Pandemic Legacy ist zwar eins der Spiele, die man auch nach der Messe noch gut bekommen wird, aber ich brauche ein englischsprachiges Exemplar, und die waren letztes Jahr so teuer, dass ich hier lieber in Essen zuschlage. Was es dann wirklich kosten wird, ist noch ganz unklar. Auf der Z-Man-Seite kann man es zwar schon vorbestellen (unabhängig von der Messe), aber was man dann dafür bezahlen muss, erfährt man nicht. Das finde ich eigentlich skurril, aber dass das überhaupt geht, zeigt die Anziehungskraft, die diese Wundertüte darstellt. Und auch ich werde, wenn es nicht noch viel teurer ist als vermutet, wohl zuschlagen, denn der erste Teil hat uns ein so tolles Spielerlebnis beschert, dass meine beiden Mitspielerinnen es gar nicht abwarten können, wieder zusammen zu spielen. Ich hoffe auch, dass es mir dann wieder etwas regelmäßigere Spieleabende beschert als ich im Moment normalerweise habe. Mehr brauche ich zu diesem Spiel wohl gar nicht zu sagen. Wer den ersten Teil nicht kennt, soll halt den erstmal spielen, alle anderen haben ohnehin ihre feste Meinung dazu.
Verlag: Z-Man Games (englisch), Asmodee (deutsch)
Preis: Voraussichtlich rund €80, ich hoffe, es ist in Essen etwas billiger. 🙁

Pot-de-VinThunderGryph Games war mir bis vor Kurzem noch kein Begriff gewesen. Jetzt aber machen sie eine überarbeitete Ausgabe von Sapotagem von Fel Barros und Warny Marçano, und da werde ich hellhörig – ich hatte das ja neulich schon in diesem Blog erwähnt. Das neue Spiel heißt Pot de Vin. Ich freue mich schon sehr drauf, weil ich Sapotagem prima fand. Bei der Gelegenheit möchte ich mir dann gleich auch noch Tao Long von Dox Lucchin und Pedro Latro angucken, ein abstraktes Spiel, das im Netz hervorragende Bewertungen bekommen hat. Leider bin ich nicht so sicher, was für eine Version in Essen angeboten wird, da gibt es wohl verschiedene. Aber einen Blick ist es bestimmt wert.
Verlag: ThunderGryph Games (3-F116)
Preis: €15 (Pot de Vin), €25 (Tao Long)

Adios Calavera! ist ein neues Spiel von Martin Schlegel. Es verwendet offenbar den gleichen Grundmechanismus wie 90 Grad, sieht aber dennoch völlig anders aus (und um Missverständnisse zu vermeiden, sei darauf hingewiesen, dass Martin Schlegel diesen Mechanismus schon einige Jahre vor dem Erscheinen von 90 Grad in seinem Spiel Quatrix eingeführt hatte – das hatte ich vorher nur nicht gekannt). Nicht nur, weil es verschiedene spezielle Fähigkeiten einzelner Steine gibt, sondern auch, weil die Spieler/innen konsequenterweise im 90-Grad-Winkel zueinander sitzen. 90 Grad gehört ja zu meinen Lieblingsspielen, und so muss ich auch auf Adios Calavera mal ein Auge werfen.
Verlag: Mücke Spiele (3-K106)
Preis: €19

Schon länger war ich auf der Suche nach Wat’n dat? von Claude Weber. Entsprechend habe ich mich gefreut, dass es davon eine Neuauflage geben wird, und zwar bei den Nürnberger-Spielkarten-Verlag. Es ist ein Kreativspiel, bei dem zwei Leute zusammen etwas gestalten müssen, sich aber ähnlich wie bei Teamwork nicht absprechen dürfen. Ich hoffe, dass es eine bezahlbare und hübsche Ausgabe wird. Wenn das Geld knapp wird, kriege ich das aber eben auch später noch.
Verlag: Nürnberger-Spielkarten-Verlag
Preis: Noch unklar.

Eine Erwähnung wert ist vielleicht auch Rob ’n Run von Michael Luu. Dieser hatte 2013 in Göttingen das Spieleautorenstipendium gewonnen, und der Prototyp von Rob’n Run war eins seiner beiden Spiele gewesen. Michael Luu hatte damals mit einem seiner Spiele den Sohn eines anderen Spieleautoren so beeindruckt, dass der am zweiten Tag des Treffens mit einem selbstgebastelten Nachbau auftauchte. Da freut es mich besonders, dass jetzt endlich eine Veröffentlichung für den Hamburger Autoren herausgesprungen ist. Wenn man dann bedenkt, dass auch die Siegerin von 2015, Sophia Wagner, mit Noria ein vielbeachtetes Veröffentlichungsdebüt feiert. Ein gutes Jahr also für die Stipendiat/innen!
Verlag: PD-Verlag (2-F110)
Preis: UVP ist €34,80, den Essen-Preis weiß ich noch nicht.

Kleine Spiele, die mich anziehen, gibt es wieder so viele, dass es hoffnungslos ist, alle genauer anzugucken – vom Kaufen ganz zu schweigen. Eine Ausnahme möchte ich aber für das Spiel mit dem seltsamen Namen Rocky Road à la Mode von Joshua J Mills machen, bei dem man mit dem Eiswagen in der Nachbarschaft herumzuckelt und Leute glücklich macht. Da mach ich mit.
Verlag: Kanga Games (7-C119)
Preis: €14

Da ich nebenbei immer auf der Suche nach guten Spielen für den Sprachunterricht bin, habe ich außerdem ein Auge auf Untold: Adventures Await von John Fiore und Rory O’Connor geworfen. Das ist ein kooperatives Geschichtenerzählspiel auf der Basis von Rory’s Story Cubes. Angekündigt ist bisher nur eine englische Version, aber ich will mir mal angucken, wie sprachabhängig das ist.
Verlag: The Creativity Hub (3-P101)
Preis: €25

Noch was ganz Schräges ist A Tale of Pirates von Asger Harding Granerud, Daniel Skjold Pedersen und Daniele Tascini, die ja jeder für sich schon erfolgreich Spiele gemacht haben. Sie haben sich zusammengetan, um ein rundenbasiertes Echtzeitspiel zu entwickeln. Es wird von einer App unterstützt, aber man packt auch Sanduhren auf ein großes Piratenschiff und steuert das durch Klippen und an Kraken vorbei. Ich stehe ja eigentlich gar nicht so auf App-unterstützte Spiele, und mein Budget ist auch ausgereizt, aber das Autorentagebuch (englisch) hat meine Aufmerksamkeit dann doch erregt und ich hoffe, ich habe die Chance, das in Essen zumindest mal auszuprobieren.
Verlag: Cranio Creations (1-A118)
Preis: €50

Ein ganz besonderes Projekt ist Steal this Game von Dávid Turczi. Letztes Jahr gab es auf der Messe leider viele Diebstähle (achtet im Gedränge bitte auf Eure Wertsachen!). LudiCreations war eines der Opfer, weil ihre Kasse abhanden kam. In wunderbarer Manier hat der Verlag das dann in ein Mikrospiel namens Steal this Game umgewandelt und mit einer Crowdfunding-Kampagne die Verluste wieder reingeholt. Dieses Jahr kann man dort eine Art Live Escape Room spielen. Wenn es einem gelingt, das Sicherheitssystem von LudiCreations zu überwinden, darf man „Steal this Game“ stehlen. Eine solche Sitzung für 1 bis 3 Personen kostet 15 Euro. Ich weiß nur wenig über das Spiel selbst, habe aber ein Faible für Leute, die die Dinge positiv sehen.
Verlag: LudiCreations (1-D129)

Alles das, was ich hier jetzt aufgelistet habe, sind natürlich subjektive Empfehlungen. Ich mag nicht so gern Würfelspiele, meine Frau mag keine Plättchenlegespiele, ich spiele oft in gemischtsprachlichen Gruppen und meide daher sprachabhängige Spiele weitgehend. Euros wo man hier Punkte macht und da Mehrheiten sichert und dort am schnellsten handelt und am Ende eine Punkteleiste ausgewertet wird, sind auch nicht mein Ding. Und Spiele, die weniger als eine Stunde dauern, kommen bei uns einfach viel öfter auf den Tisch als längere Sachen, und daher kaufe ich sie auch eher. Das heißt nicht, dass die Spiele, die ich hier nicht erwähne, alle schlecht sind, ich vermeide es nur, mir Sachen ins Regal zu stellen, die ich dann sowieso nicht gespielt kriege. Es ist nur eine ganz persönliche Liste. Macht Euch einfach eine eigene, anstatt mir nachzulaufen. 🙂

Mission ImpracticalEin bisschen abseits von meiner persönlichen Neugierliste erlaube ich mir auch noch ein wenig Eigenwerbung. Nach den Problemen mit der Auslieferung im letzten Jahr sollte Mission Impractical dieses Jahr endlich in vernünftigen Stückzahlen erhältlich sein. Außerdem gibt es wohl ein kleines Promo-Päckchen mit zusätzlichen Karten (kostenlos). Am Stand von Helvetiq ist gleichzeitig Unmöglich!? zu kriegen, das kooperative Spiel der Abenteurer der Extreme. Ein Besuch bei Helvetiq könnte sich für diejenigen, die sich für kleine Spieleschachteln interessieren, ohnehin lohnen, da gibt es auch noch einiges zu entdecken. Ich werde meistens hin und herlaufen, aber sicherlich an beiden Ständen des Öfteren zu finden sein. Wer mich treffen möchte, kann sich auch einfach melden, vielleicht kriegen wir dann was vereinbart.

Verlage: Vennerød (3-L116), Helvetiq (3-G110)
Preis: voraussichtlich €20 (Mission Impractical), €15 (Unmöglich!?)

Soviel für heute. Egal, was Ihr auf der Messe vorhabt, ich wünsche Euch viel Spaß, tolle Begegnungen, und natürlich, dass Ihr Euer neues Lieblingsspiel kennenlernt.

(P.S.: Wer wissen will, wie’s am Ende war, lese hier: Vier Tage im Oktober – vom November aus betrachtet)

Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber/innen.