Argentinien
Auch in Argentinien sind Politikspiele offenbar beliebt, wie man am Beispiel von Ballotage („Stichwahl“) von Diego Barderi und Francisco Rossetto sehen kann. In Ballotage stellen die Spieler*innen eine Liste für die vier Kandidat*innen ihrer Partei auf. Dann wirft jede*r ein paar Wahlzettel in eine Urne. Mit einer bestimmten Zahl von Stimmen kommt jeweils ein*e Kandidat*in von einer Liste auf dem Spielfeld um einen Rang nach oben. Wer das zum dritten Mal schafft, wird Präsident*in. Das bedeutet allerdings nicht, dass wer die entsprechende Partei führt, punktet. Vielmehr hängt das von geheimen Zielen ab, die man hat – man versucht also gar nicht unbedingt immer, die eigenen Leute zu pushen. Außerdem kann man seine Stimmen immer nur für eine Liste abgeben, nie für eine Person, was ein ziemliches Taktieren erfordern dürfte, damit aus der Liste auch die richtigen Leute nach oben kommen. Ein nettes Gimmick ist die tatsächliche Abstimmung per Wahlurne, was für ein Politikspiel ja sehr stilecht ist. Ballotage ist von Guillermo Taylor (TAY) illustriert worden. Wer des Spanischen mächtig ist, kann sich hier ein Video ansehen (das man auch mit wenig Spanischkenntnissen einigermaßen verstehen dürfte. Das Spiel selbst ist sprachunabhängig).
Von Rugby haben die meisten Deutschen wahrscheinlich gar keine genauere Vorstellung (wobei ich mich ausnehmen muss: Ich habe mal die Halbfinals und das Finale der Deutschen Hochschulmeisterschaften im Rugby Sevens miterleben dürfen, und das war ausgesprochen beeindruckend). In Argentinien hingegen stellt sich die Sachen etwas anders dar, denn Argentinien hat eine sehr starke Rugby-Nationalmannschaft, die es einst bis auf Platz 3 der Weltrangliste geschafft hat und auch heute noch die Mannschaften aus den traditionellen Rugby-Hochburgen vor eine ernsthafte Herausforderung stellt. Also sollte es nicht verwundern, dass es dort auch Spiele über Rugby gibt.
Tercer Tiempo ist ein Rugby-Deckbauspiel. Die Karten stellen entweder Fähigkeiten dar, mit denen man auf dem Feld voranzukommen versucht. Andere Karten hingegen sind Taktikkarten, mit denen man entweder Fähigkeitenkarten zu komplexeren Spielzügen kombinieren oder die gegnerischen Mannschaft behindern kann. Das Spiel stammt von Ariel Mennucci und ist bei 2 Creativos erschienen. Illustriert wurde es von Matías Iribarren.
Brasilien
Meeple Heist von Thiago Bonaventura und Emivaldo Sousa scheint ein ungewöhnliches Spiel zu sein. Die Spieler*innen führen jeweils eine spezialisierte Gangsterbande an, die ein Casino ausrauben möchte. Dazu laufen im Casino (also auf dem Spielfeld) 16 Meeple in vier verschiedenen Farben herum. Man versucht nun, diese in die besten Positionen zu bringen. Für jede*n Spezialist*in gibt es eine Position, an der man am meisten Geld damit absahnen kann. Leider gibt es dabei zwei Probleme. Erstens hat jede*r Spieler*in einen Satz Karten, der angibt, welche Meeple-Farbe welche Person repräsentiert – die Meeples, die meine Safeknackerin darstellen ist, können für jemand anders den Muskelmann repräsentieren. Nun könnte man wunderbar bluffen, aber da tritt das zweite Problem auf: Für jede meiner Personen muss ich im Laufe des Spiels eine spezielle Fluchtplankarte ausspielen, um am Ende nicht leer auszugehen. Damit wissen die anderen zwar noch nicht, zu welcher Farbe die Karte gehört, aber im Laufe der Partie wird immer klarer, aus wem sich mein Team überhaupt zusammensetzt. Und je mehr Informationen auf dem Tisch liegen, desto gezielter können mir die anderen in die Suppe spucken. Das würde ich gern mal spielen. Im letzten Jahr gab es ein Crowdfunding-Projekt für Meeple Heist, jetzt steht das Erscheinen bei Papaya Editora offenbar kurz bevor. Die Illustrationen stammen von Matheus Astolfo.
Kolumbien
In Animal Warriors treten Menschen in einem Kampf gegen Tiere an. Ich bin nicht sicher, ob ich alles richtig verstanden habe (Videos auf Spanisch zu verstehen fällt mir immer noch schwer), aber ich versuche mal, es so zu beschreiben:
Die Karten stellen Figuren dar, die zu verschiedenen Clans gehören. Sie haben Angriffs- und Verteidigungswerte, können sich aber auch gegenseitig unterstützen. Ziel ist es, die gegnerischen Reihen zu durchbrechen und dem Gegenüber sämtliche Lebenspunkte zu rauben. Dazu gibt es eine Art Spielplan, auf dem die Karten, aber auch Bonuschips liegen, die die eigenen Karten aufwerten können. Das Ganze kommt in einer Grundbox und diversen Extra-Kartendecks daher, die man separat erwerben kann. Animal Warriors stammt von Jhon Edicson Cárdenas Hernández.
Peru
Schon im Frühjahr erschienen, aber bei mir noch etwas untergegangen, ist Kontiki’s Adventure von Roberto Ballón und Cristina Frisancho (die es auch gestaltet haben). Im Spiel geht es um die Abenteuer der Tikis, kleiner Geister aus dem alten Peru, in einem Labyrinth aus verdeckten Karten. Die Spieler*innen müssen Altäre und die passenden Opfergaben finden, und wer zuerst den Ausgang in der Farbe des zuletzt aktivierten Altars erreicht, gewinnt das Spiel. Natürlich gibt es wie in jedem anständigen Labyrinth auch Zaubersprüche und Fallen und sowas, und die Geister versuchen, das zu ihrem Vorteil (oder dem Nachteil anderer) auszunutzen. Kontiki’s Adventure soll dem peruanischen Publikum die präkolumbianische Geschichte, aber auch die moderne Welt der Brettspiele näherbringen. Der Verlag heißt KON Juegos.
Venezuela
Schach heißt auf Spanisch Ajedrez. Und drei heißt auf Spanisch tres. Wenn dann ein Spiel namens Ajetrez herauskommt, kann man sich schon denken, dass es eine Schachvariante für drei Spieler*innen sein dürfte, und so ist es auch. Aber Ajetrez ist offenbar gar nicht der offizielle Name dieses venezolanischen Spiels, denn eigentlich heißt es Los Tres Reinos (Die drei Königreiche). Kommt aber auf’s Gleiche raus. Auf einem runden Spielfeld treten die Herrscher dreier Königreiche gegeneinander an. Ziel ist es natürlich, sich zum Herrn aller drei Reiche aufzuschwingen. Zum Teil kommen dabei Schachregeln zum Einsatz, aber es gibt 57 statt der zu erwartenden 48 Spielfiguren, und auch Verhandlungen spielen eine Rolle. Außerdem gibt es offenbar einiges an Hintergrundgeschichte zu entdecken. Los Tres Reinos wurde von José V. Morillo I. entwickelt und ist im Selbstverlag erschienen.
Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der Rechte-Inhaber*innen.
Danke
CALABOZO CRIOLLO VENEZUELA!
Amigo Hilkman, gracias por haber tomado en cuenta a Los Tres Reinos, un juego considerado un paso más allá del ajedrez, en nuestro corto tiempo en el mercado hemos visto una gran aceptación por parte de los jugadores, esperamos que pronto podamos estar en su ciudad mostrando el juego, estamos seguros que cuando participe en una contienda quedará enamorado de este apasionante juego de estilo medieval.
Si le gusta el ajedrez, amará a Los Tres Reinos.