Messerückblick 2019 mit Verlosung

Die Messe ist vorbei, aber die Nachwirkungen sind noch überall zu spüren. Damit meine ich nicht etwa die obligatorische Messe-Erkältung, die mich dieses Jahr erfreulicherweise verschont hat, sondern die vielen neuen Kontakte, die entstanden sind, und die alten, die wieder aufgelebt sind – ich bin voller Inspiration Wenn man seit langer Zeit jedes Jahr nach Essen fährt, sieht man ja trotz der 209000 Besucher*innen andauernd bekannte Gesichter. Es ist auch richtig schwierig, umfassend über die Messe zu berichten, weil das Gesamterlebnis aus so vielen kleinen Begegnungen und Gesprächen besteht. Aber ein paar Dinge möchte ich aus meiner Bloggerperspektive doch mal aufschreiben. Ich fasse mich möglichst kurz, damit Ihr bis zur Verlosung am Ende durchhaltet. 🙂

– Wenn man über ungewöhnliche Dinge bloggt, dann bedient man in Deutschland zwar eine Nische, aber dafür bleiben einem die Leute, die es wirklich interessiert, sehr treu. Ich habe mich jedenfalls über das immer mal eingestreute Lob gefreut – vielen Dank an IhrwisstschonwerIhrseid. Auch dass mir hier und da jemand ein Spiel gezeigt hat, das er oder sie auf meine Empfehlung hin gekauft hatte, war schön zu sehen.
Die andere Seite ist, dass ich mittlerweile in manchen Ländern, die ich nie betreten habe, bekannt bin wie ein bunter Hund. Mein erster Termin am Donnerstag mit dem Autoren und Blogger Isa R. Akbar aus Indonesien. Der führte mich gleich um eine Ecke im Archipelageek-Stand, wo ein Tisch mit zwei Mikrophonen aufgebaut war, und davor eine Kamera. Da wurde ich dann mal ein Viertelstündchen lang für ein indonesisches Blog interviewt. Das war schon ein bisschen lustig für mich – ich will ja eigentlich schöne Spiele vorstellen und nicht mich selbst. Aber irgendwie ist es natürlich auch eine Bestätigung dafür, dass ich das hier nicht alles vergeblich mache. In Brasilien ist neulich auch schon mal ein Artikel über mich erschienen.
Derlei Bekanntheit bringt es mit sich, dass ich über 25 Spiele geschenkt bekommen habe, also weit mehr, als ich selbst gekauft habe. Dazu kommen noch Belegexemplare für Übersetzungen und ein paar eingetauschte Sachen, außerdem noch ein einziges Rezensionsexemplar, das ich mir erbeten habe, und schon bin ich bei einem riesigen Stapel neuer Spiele, die alle gern gespielt werden wollen. Wir waren seit der Messe schon recht fleißig, aber es wird noch Monate dauern, bis wir mit allem durch sind. Das ist fast schon einschüchternd, aber es waren wirklich auch wieder gute Sachen dabei.

– Trotz all dieser schönen Erlebnisse muss ich feststellen, dass ich mich im Vorfeld zur Messe überarbeitet habe. Mein Versuch, über alle asiatischen Spiele in Essen zu berichten, war zu viel für eine Person, das muss ich im Rückblick leider sagen. Da ich davon ausgehe, dass im nächsten Jahr noch einmal mehr Verlage aus Asien vor Ort sein werden, muss ich das auf alle Fälle einschränken. Ich werde mich trotzdem möglichst umfassend umsehen und versuchen, potentielle Highlights herauszuheben. Immerhin habe ich eine Menge Rückmeldungen dazu bekommen und ich glaube, es hat einigen Verlagen geholfen, dass vorab über ihre Spiele berichtet wurde. Bei anderen war ich selbst überrascht – als ich mir zum Beispiel am Samstag mal Shake Up angucken wollte, bekam ich mit, dass alle 500 Exemplare bereits am Donnerstag weggegangen waren. Das hatte ich nicht vorausgesehen, während Where am I? oder auch Strategist Strategy mit ihren kleineren Auflagen eher Selbstläufer waren. Keine Sorge, über die ansonsten wirklich wenig beachteten Spiele werde ich auch weiter berichten, so zum Beispiel aus Indonesien oder Iran.

Ich hoffe, dass im nächsten Jahr mehr als drei iranische Verleger auf dem Gruppenfoto sind.
(Entschuldigt die schamlose Eigenwerbung.)

– Apropos Iran: Ich hatte mich ja sehr darüber geärgert, dass so viele Visa iranischer Verleger abgelehnt worden waren. Die Verlage haben allerdings dennoch eine beachtliche Präsenz in Essen hingezaubert, dank einiger Helfer*innen anderer Nationalitäten. Auch die Panel-Diskussion konnte stattfinden und hat interessante Einblicke gegeben. Bisher hatte ich Brasilien für den größten Brettspielmarkt ohne relevante Einbindung in den deutschen Markt gehalten. Aber der iranische Markt ist offenbar noch mal um Einiges größer. Von dort werden wir sicherlich noch viel hören.

Wenn der Autor eines Spiels nicht zur Messe kommen darf, es sich aber nicht nehmen lässt, seine Spiele persönlich zu erklären…

Weniger glimpflich ging die Geschichte mit KC aus Nigeria aus. Das deutsche Konsulat in Lagos hatte ihm einen Termin am Montag vor der Messe gegeben, um die Entscheidung über sein Visum mitzuteilen (am Dienstag sollte sein Flug gehen). Er ist dann extra für einen Tag nach Lagos geflogen, um den Termin wahrzunehmen, und bekam zu hören: „Ach, ist noch nicht fertig, kommen Sie morgen wieder.“ Das hinterlässt mich sprachlos. Wie unprofessionell ist das denn bitte? Tipp an die deutsche Regierung: Wenn Ihr Euch um den Ruf Deutschlands in der Welt sorgt, dann räumt bei Gelegenheit doch mal im Konsulat in Lagos auf.

– Welche Spiele auf der Messe nun die besten waren, kann ich überhaupt nicht beurteilen, dafür habe ich einen viel zu kleinen Ausschnitt aus der schieren Masse gespielt. Wenn ich jetzt also ein paar besonders interessante Sachen hervorhebe, dann solltet Ihr diese Einschränkung im Hinterkopf behalten. Ich will hier vier Spiele nennen, von denen zwei Prototypen sind und eins bis zu einer möglichen (und wahrscheinlichen) Neuauflage nur sehr schwer zu kriegen sein dürfte. Das vierte ist allerdings frei erhältlich. Also, ohne bestimmte Reihenfolge:
Cine Write and Trade (2x gespielt) von Nomas Kurnia und Arif Prima aus Indonesien ist ein wirklich interessantes Wortspiel, bei dem man geheime Wörter hat, die die anderen Spieler*innen erraten sollen. Dazu legt man Hinweiswörter aus, die man sich allerdings nicht frei ausdenken, sondern ersteigern muss. Selbst versucht man Hinweise aufzuschreiben, von denen man glaubt, dass mehrere andere Leute sie brauchen könnten. Dann entbrennt nämlich eine Bieterschlacht, was sehr lukrativ sein kann. Cine Write and Trade ist innovativ und spannend. Einziges Manko: Zu viert saßen wir über zwei Stunden dran (war aber keinen Moment lang langweilig). Zu zweit haben wir es unter einer Stunde geschafft, das war zwar auch nicht schlecht, aber da fehlte ein bisschen der Nervenkitzel der Auktionen. Ob man das Spiel noch kürzen kann, ohne ihm die Würze zu rauben, weiß ich nicht, aber falls das gelingen sollte, dürfte es auch hierzulande gute Chancen haben, auf den Markt zu kommen.


Der chilenische Verlag Fractal Juegos hat bisher vor allem ausländische Spiele lokalisiert. Nun steigen sie aber auch ins Verlegen eigener Titel ein. Für nächstes Jahr haben sie drei Spiele in Vorbereitung, deren Erfolg ziemlich vorgezeichnet sein dürfte. Zwei Prototypen konnte ich schon spielen. Besonders beeindruckt hat mich Tough Calls: Dystopia von Diego Burgos und Margarita Pino. Zum ersten Mal hat mich ein Hybrid zwischen Rollenspiel und Brettspiel wirklich gepackt. Eigentlich handelt es sich um eine Art Spielsystem. Man zieht zufällig ein Szenario, und dann werden Fragen gezogen beziehungsweise von einer Person ausgesucht. Dazu muss man dann seine Meinung sagen, beziehungsweise erklären, wie man mit einem Problem umgehen würde. Dann wird verdeckt abgestimmt, und wer im Laufe des Spiels die meisten Stimmen auf sich vereint hat, gewinnt. Das Tolle daran ist, dass die Fragen und die Szenarien voneinander unabhängig sind; man kann sich durch verschiedene Dystopien spielen, mit den gleichen oder eben auch immer wieder anderen Fragen, und es entsteht jedes Mal eine neue Geschichte, die immer weiter ins Detail geht. Die dystopischen Szenarien sind auch nur ein Anfang, man könnte das auf viele andere Themen umgestalten. Zwar hängt die Qualität des Ganzen natürlich sehr von der Gruppe ab, mit der man es spielt, aber Tough Calls dürfte auf alle Fälle seine Fans finden, auch über Chile hinaus. Mich würde es glatt reizen, dazu weitere Themen zu gestalten. Bei all meiner Begeisterung für dieses Spiel möchte ich trotzdem auch Tori-Tori erwähnen, ein kooperatives Spiel von Laura Mena, bei dem man ein Ökosystem vor der Zerstörung retten muss. Gar nicht so einfach, wenn die Tiere, die man vor dem Aussterben bewahren möchte, sich gern auch mal gegenseitig auffressen. Auch Tori-Tori kann ich mir gut auf dem deutschen Markt vorstellen.


Dass Hurlyburly von Rikki und Verbena Tahta erst am Sonntagnachmittag ausverkauft war, war für mich eine echte Überraschung, denn es ist ein wirklich wunderbar verschrobenes Spiel. Man baut ähnlich wie bei Super-Rhino Kartentürme, allerdings jeweils für sich. Da es nicht genug Baumaterial für alle gibt, muss man gelegentlich wieder welches freimachen, indem man die Türme der Anderen umschießt. Das macht man mit wirklich genialen kleinen Katapulten, die aus einem Standfuß, einer Spielkarte (oder im späteren Spielverlauf auch mehreren) und einer Büroklammer bestehen. Die Cocktailfähnchen, die man ohne große Spielfunktion oben auf seinen Turm stellt, runden das Ganze ab. Hab ich erwähnt, dass es auch noch großen Spaß macht? Eine Neuauflage ist von La Mame Games nicht geplant, sie warten jetzt drauf, dass ein größerer Verlag übernimmt. Das wird sicherlich geschehen.

Während ich mich vor allem in den Hallen 4 und 5 aufgehalten habe (und selbst dort nicht alles ausreichend gründlich ansehen konnte), tobte auch in den Hallen 1 bis 3 das pralle Leben. Davon hätte ich vermutlich nicht so sehr viel mitgekriegt, aber bei einer Verlosung am Samstagabend gewann ich ein Exemplar von Die Crew – Reist gemeinsam zum 9. Planeten von Thomas Sing. Das ist ein kooperatives Stichspiel, bei dem man sich durch 50 verschiedene Missionen spielt. Es geht ganz einfach los, so nach dem Motto: Eine bestimmte Person muss Karte X gewinnen. Mit ein bisschen Stichspielerfahrung ist das kein Problem. Aber die Missionen werden immer anspruchsvoller, und für die Mission 34 haben wir tatsächlich 14 Anläufe gebraucht. Es macht einfach süchtig, und wir haben über sehr viele Stunden hinweg gar nicht aufhören können. Ich kann es aus eigener Erfahrung nur zu dritt beurteilen (mit mehr Leuten könnten einige Missionen noch mal um Einiges schwieriger werden), aber wenn es zu viert und zu fünft genauso rockt, dann hat Kosmos hier das erste dicke Ausrufezeichen bei der Jagd nach dem roten Pöppel gesetzt. Ich schreibe dazu sicherlich noch mal ausführlicher was.

– Zuletzt kommt noch die angekündigte Verlosung. Ich hatte mich beim Asmodee-Presseevent angemeldet, weil das doch entspannter ist, als sich die Neuheiten in den Hallen anzugucken. Am Ausgang erwartete mich eine kleine Papiertüte mit einem Karton mit Keyforge-Karten aus der Worlds Collide-Serie. Ich habe zwar tatsächlich schon mal Keyforge gespielt, aber wer mich kennt, weiß, dass das so überhaupt nicht meins ist. Euer Glück – ich verlose nämlich jetzt welche von diesen Karten hier. Der Clou daran ist, dass sie personalisiert sind, es steht nämlich „Du bist dran!“ und Spiel 2019 drauf. Ich verlose hier dreimal je zwei Decks dieser Karten, neu und verschweißt. Wer gewinnen möchte, schreibt bitte einfach eine Mail an gamenews / at / lidude.net, in deren Betreffzeile das Wort Keyforge auftaucht. Eure Mailadressen verwende ich nur für die Auslosung und um die Gewinner*innen zu kontaktieren. Hinterher lösche ich sie wieder. Einsendeschluss ist in einer Woche, also am 18. November 2019 um 18 Uhr. Viel Glück!

Keyforge

4 Gedanken zu „Messerückblick 2019 mit Verlosung

  1. Danke auch von meiner Seite für die viele Arbeit!
    Ein paar der fernöstlichen Sachen habe ich schon gespielt: Electroplis schon vor der Messe – ein hervorragender Euro, der alten Schule (d.h.: Einfach, interaktiv, clever, in 30 MInuten spielbar). Auch Kung Fu hat mich überzeugt – ein sehr schönes Kampfspiel, bei dem man Würfelkombinationen auf Karten ablegt. Ist schon spannend, da man mit denselben Karten angreifen und verteidiegn muss. Bin normalerweise nicht so der Würfler, aber hier gefällt es!
    Guess Club musste mich erst überzeugen, aber mittlerweile schätze ich das Wettspiel doch sehr – ich werde da sicherlich bald mal ne Rezi auf der Spielbar schreiben.
    Oh, und Nicegameshop hat La Macarena wieder im programm – gefällt mir ganz ausgeziechnet (zumindest zu dritt, zu viert ist es doch arg brutal und ein Spieler kann auch mal ne ganze Runde ohne eigenes zutun verpassen).

    1. Guess Club habe ich noch nicht probiert, das war eins der Spiele, die ich mir selbst gekauft habe. Und La Macarena spiele ich überhaupt nur zu zweit oder dritt. Dann ist es toll.

    1. Noch nicht. Es soll ja erst 2020 erscheinen. Und wie schnell sie dann europäische Partnerverlage finden, weiß ich nicht. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass das klappen könnte.

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