Was ich auf der Spiel Digital digital gespielt habe

Ich wollte ja noch ein paar Eindrücke zu Spielen nachreichen, die ich während der Spiel Digital auf Tabletopia gespielt habe. Ich finde es nicht immer so ganz einfach, Spiele zu beurteilen, die ich nur virtuell gespielt habe, daher ist das alles mit ein bisschen Vorsicht zu genießen. Aber ich glaube schon, dass ein paar dieser Spiele einen zweiten Blick lohnen. Ich hab sie jetzt mal alphabetisch sortiert.

2 x Belaad: The Land of Swords and Quills (Ehsan Nazarzadeh; Islima Games/Roomiz Games)

Ein iranisches Spiel, das in der Blütezeit des islamischen Mittelalters angesiedelt ist. Das Königreich spielt gegen sein Volk (bei ungeraden Spieler*innenzahlen kommt noch der Assassinenorden dazu). Im Vorfeld sah das für mich zwar hübsch, aber gar nicht so interessant aus, sondern eher nach stumpfem Punktesammeln. Ich war dann aber sehr angenehm überrascht, weil es höchst interaktiv und immer wieder spannend war. Insbesondere das Kampfsystem hat mir sehr gut gefallen, weil es mit einfachen Mitteln Spannung und Gelächter ausgelöst hat. Ich habe es einmal zu viert und einmal zu dritt gespielt. Zu dritt ist es asymmetrisch und war schwerer zu spielen, hatte aber seinen ganz eigenen Reiz. Zu viert (oder mehr) spielt man im Team, sowas gefällt mir ohnehin gut. Es soll im November erscheinen und ich überlege mir schon, wie ich da rankomme.
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Belo Jardim (Marta Giardini; Mitra Criaçao)

Ein brasilianisches Kinderspiel, das ich hauptsächlich ausprobiert habe, weil es gerade vorhanden war und ich wusste, dass es in Brasilien schon mal einen Kinderspielpreis gewonnen hatte. Und weil meine Tochter gerade daneben stand und wissen wollte, was es damit auf sich hat. Sehr hübsches Spielmaterial, aber erstens auf Tabletopia nur beschränkt spielbar und zweitens sind meine Kinder schon über das Zielgruppenalter hinaus.
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2 x Captain Bluff (Torsten Landsvogt; Helvetiq)

Es geht um Gepäck auf einem Flughafen, das in die richtige Richtung geschickt werden muss. Man will seine Karten loswerden, indem ich sie an Gepäckbänder anlege und hoffe, dass diese zu den richtigen Flugzeugen führen. Nichts sensationell Neuartiges, aber die Mechanismen greifen gut ineinander und ich hab mich hinreichend amüsiert, um es gleich noch mal zu spielen. Wer Bluffspiele mag, kommt hier auch auf seine Kosten.
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Kompromat (Rob Fisher und Adam Porter; Helvetiq)

Kompromat ist ein Zweierspiel, das auf 17+4 basiert. Man legt an vier ausliegende Siegpunktekarten teilweise verdeckt Zahlenkarten an, ohne dabei in der Summe über 21 zu kommen. Wer mehr geboten hat, kriegt die Karte. Es gibt dann ein paar Sonderkarten, mit denen man das Ganze manipulieren kann, und Strafchips, die zusätzliche Würze ins Spiel bringen. Jeder davon bringt am Ende einen Punkt, aber wenn man zu viele davon kassiert (durch Überschreiten von 21 oder durch den Erwerb bestimmter Karten), dann verliert man sofort. Das passt auch gut zum 17+4-Konzept. Die Illustrationen waren nicht so ganz nach meinem Geschmack, aber das Spiel selbst war jederzeit spannend.
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Macaron (Ta-Te Wu; Sunrise Tornado Game Studio/Taiwan Boardgame Design)

Ein pfiffiges Stichspiel um französisches Gebäck. In einer Bietrunde legt man zwei Geschmacksrichtungen als Trümpfe und eine weitere als Allergen fest. Für jeden Stich bekommt man einen Punkt, ist aber ein Allergen drin, bekommt man nix. Man kann eine Wette darauf abgeben, wie viele Stiche man ungefähr bekommt, was Bonus- oder Strafpunkte nach sich ziehen kann. Eine schöne Besonderheit sind die zwei Trumpffarben (die parallel laufen – wird eine davon angespielt, ist die zweite in diesem Stich kein Trumpf). Das funktioniert ganz prima und hat mir sehr viel Spaß gemacht. Auch einen Solomodus gibt es (!). Macaron soll Mitte November auf Kickstarter kommen, und wer Stichspiele mag, sollte da ein Auge drauf haben.
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2 x Partout (Adrian Dußler; SpielMr)

Partout kannte ich schon und mag es auch sehr. Ein Stichspiel eines jungen Verlags aus Würzburg. Dazu schreibe ich bei Gelegenheit mal eine Rezension, denke ich, jetzt, wo ich auch den Teammodus kenne.
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Soberano (Lincoln Castro und Eduardo Damotta; Conclave Editora)

In diesem brasilianischen Deckbauspiel geht es darum, sich Einfluss auf bestimmte in der Tischmitte ausliegende Personen zu sichern. Dafür muss man auf bestimmte Kombinationen auf der Hand sparen. So ganz warm geworden bin ich damit noch nicht, obwohl ich glaube, dass das auch am mangelnden Spielfluss durch Tabletopia gelegen haben könnte. Schöne Idee: Am Ende seines Zuges wirft man seine ungenutzten Handkarten auf seinen Ablagestapel und zieht neue. Man kann aber eine seiner Karten offen vor sich auslegen und sie für die nächste Runde reservieren (dann nimmt man sie wieder auf die Hand). Solange sie ausliegt, dürfen die anderen die Fähigkeit dieser Karte nicht nutzen. Daraus ergeben sich interessante Möglichkeiten.
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(Von Soberano habe ich leider keine Aufnahme gemacht, und der Raum ist nicht mehr offen.)

2 x Super Team (Amir Salamati; Roomiz Games)

Eine Fußballsimulation für zwei Leute, die ich dynamisch und interessant fand. Es gibt einen Deckabbaumechanismus und ein bisschen Ressourcenmanagement: Man kann beim Ausspiel bestimmter Karten Sternchen sammeln, und die entweder hier und da für Boni ausgeben, oder sie für den einen Schuß aus fünfzig Metern oder die entscheidende Blutgrätsche im Fünfmeterraum aufsparen. Schöne Umsetzung des Aspekts Erschöpfung: Beim Ausspiel einiger anspruchsvoller Spielzugkarten bekommt man eine Müdigkeitskarte, die man sich auf den Nachzugstapel legt. Mit so einer Müdigkeitskarte kann man nur sehr limitierte Sachen machen, und die sammeln sich halt im eigenen Stapel an. Super Team ist für Dezember angekündigt, und da bin ich auch scharf drauf.
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The Three Little Wolves (Poki Chen und Smoox Chen; Poki Design/Taiwan Boardgame Design)

Sehr süßes Spiel um das Bauen von Häusern. Man stapelt Stockwerkkarten aufeinander und muss im richtigen Moment seine Wolfsmarker in die Häuser der anderen schicken, wo es jeweils nur einen Wohnplatz gibt. Am Ende wird das kleinste Haus jeder Farbe abgerissen, und nur Wölfe in noch stehenden Häusern zählen Punkte. Den richtigen Zeitpunkt zum Aussenden der Wölfe zu finden, ist das entscheidende Element. Das spielt sich in ner Viertelstunde so weg, sieht sehr niedlich knuffig aus und ich freu mich drauf, das mit meiner Familie zu spielen (hab‘s übersetzt und es ist unterwegs zu mir).
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Zener (Carlos Seabra; Mitra Criaçao)

Ein Zweierspiel mit sehr einfachen Regeln, bei dem man jeweils mit zweien seiner fünf Steine in gerader Linie ein Feld zieht, bis jemand hinten auf der Gegenseite das Feld verlässt und dadurch gewinnt. Der Clou ist, dass ich in meinem ersten Zug immer genau den gleichen Stein ziehen muss, wie mein Gegenüber im zweiten Zug vorher. Schaffe ich es, einen gegnerischen Stein zu blockieren, indem ich einen von meinen draufstelle, kann ich mit dem entsprechenden Zug meiner Farbe meinen zweiten Zug machen, und mein*e Gegner*in muss auf den ersten Zug verzichten. Zener ist ein schönes abstraktes Spiel, das von allen Sachen, die ich gespielt habe, am besten für Tabletopia geeignet ist – man kann das ganze Spielfeld übersehen, man muss nur ein paar Steine verschieben und nichts umdrehen, abräumen, mischen oder sonstwas. Das werde ich vielleicht bei Gelegenheit noch mal spielen wollen.
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Keins dieser Spiele fand ich richtig schlecht, das ist doch schon mal eine sehr ordentliche Quote! Partout besitze ich schon länger, Three Little Wolves ist im Anmarsch und Belaad, Macaron und Super Team kommen vielleicht eines Tages noch dazu, aber die sind eben auch alle noch nicht erschienen.

Einige weitere Spiele, die mich interessieren, habe ich ausgelassen und mich stattdessen mit den Autor*innen oder anderen Leuten für nach der Messe verabredet. Da ich nichts zu kaufen gefunden habe, hatte das ja keine Eile.

Einige der Screenshots sind nicht von Originalsituationen, sondern nachgestellt, weil ich das beim Spielen vergessen hatte. Ich hoffe, ich habe keine unsinnigen Sachen aufgebaut.

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