Argentinien
Ich kann gar nicht genug betonen, wie wichtig das Spiel KINMO von Bruss Brussco für dieses Blog war. Hätte mir das nicht 2016 ein netter Mensch nach Essen mitgebracht und mir damit eine neue Spielewelt eröffnet, wäre ich vielleicht irgendwann in der Masse der reinen Rezensionsblogs untergegangen. Ich hatte hier schon vor einem Jahr berichtet, dass eine neue Auflage des seit längerem vergriffenen Spiels geplant sei. Die ist nun beim deutlich reichweitenstärken Verlag Ruibal erschienen, in einer für argentinische Verhältnisse sehr imposanten Auflage. Ich habe bisher auch nur die offiziellen Fotos und kann die Karten nicht im Detail beurteilen, aber die Originalillustratorin Juliana Bernabeu war wieder federführend, was ein gutes Zeichen ist. Wer bei der nächsten Argentinienreise ein schönes Souvenir sucht, sollte hier reichhaltig zuschlagen. Meine Meinung zu KINMO habe ich hier aufgeschrieben (wenn ich diese Rezension heute lese, muss ich ein bisschen schmunzeln. Damals habe ich paar Sachen kritisiert, die mich heute gar nicht mehr stören. Und es kommt in unserer Familie immer noch des Öfteren auf den Tisch – es hat sich also gut gehalten).
Brasilien
In Brasilien ist der meistbeachtete Spielepreis der Prêmio Ludopedia, und der ist mal wieder vergeben worden. Neben diversen Kategorien wie bestes Blog, bester Podcast und so weiter gibt es bei den Preisen für die besten Spiele jeweils eine allgemeine Kategorie und eine speziell für einheimische Spiele, außerdem jeweils einen Jury- und einen Publikumspreis. In der Expert:innen- und Familienkategorie gab es diesmal Einigung: Erstere ging an Paper Dungeons von Leandro Pires, das Ihr aus meiner Berichterstattung über die Spiel Digital schon kennen könntet (oder aus dem Beepleradio), zweitere an Marvel Comic Hunters von Robert Coelho (was auch keine Überraschung war – ich hatte darüber hier nicht geschrieben, weil ich bisher keinen Kontakt zum Verlag Bucaneiros Jogos herstellen konnte). Bei den Kinderspielen hat sich die Jury für Foco Total von Jersey Giuliano entschieden, das Publikum für Universo das Emoções von Juliana Negrão. Alle Ergebnisse findet Ihr hier, von dort aus auch jeweils Links zu den Spielebeschreibungen (auf Portugiesisch).
Camisa 12 heißt so viel wie Trikot 12, was schon verrät, dass es um Fußballfans geht. Der Spielplan ist ein Stadion, und jede:r Spieler:in füllt die Blöcke auf einer Seite davon mit Fangruppen(plättchen), die verschiedene Aktionen durchführen: Sie schwenken Fahnen, singen, brennen Pyros ab und so weiter. Die einzelnen Aktionen treiben das eigene Team auf einer Punkteleiste vorwärts, und wenn bestimmte Schwellen überschritten werden, fällt ein Tor. Der Clou ist, dass die Fans jedes Teams, das im Spiel enthalten ist, bestimmte Sonderfähigkeiten hat. Ich habe das Spiel einmal mit Autor Rodrigo Rego auf Tabletopia gespielt, und sein Team Vasco da Gama ist offenbar für unmögliche Aufholjagden bekannt. So wurde aus meinem komfortablem 3:1-Vorsprung mit Fluminense auf den letzten Metern tatsächlich noch ein 3:4. Statt der offiziellen Clubnamen werden im Spiel aus Lizenzgründen allerdings die Spitznamen der Teams verwendet.
Camisa 12 ist ein schnelles Zweierspiel, das ausschließlich die Fans in den Mittelpunkt stellt. Es erscheint bei Dijon Jogos, mit Illustrationen von Daniel Bogni.
Chile
Selva: La Fuerza de la Naturaleza („Dschungel: Die Kraft der Natur“) ist ein Sammelkartenspiel mit edukativem Anspruch. Im Spiel wechseln sich Tag- und Nachtphasen ab, und in jeder Phase können verschiedene Tiere angreifen, je nach ihrem Lebensrhythmus. Ziel ist es, das gegnerische Alphatier auf Null Lebenspunkte zu bringen. Schöne Idee: Die Boosterpäckchen werden in Papierumschlägen verkauft, um die Umwelt zu entlasten. Selva stammt von Segundo Almonacid und erscheint unter dem Label Linea sur. Die Illustrationen stammen von Ariel Gutiérrez, Paula Rodríguez, Mauricio Sepúlveda und Belén Venegas.
Man braucht keine prophetischen Fähigkeiten, um vorherzusagen, dass Mazescape ein größerer Erfolg werden dürfte. Es ist ein Solitärpuzzle der beiden chilenischen Autoren Víctor Hugo Cisternas und Pablo Céspedes, das jetzt in den ersten zwei Inkarnationen (Ariadne und Labyrinthos) bei Devir erscheint. Menschen aus meiner Generation, die noch gelernt haben, sich mit Falk-Plänen zu orientieren, sind hier eventuell im Vorteil. Es geht nämlich darum, den Weg durch ein Labyrinth zu finden (und dabei möglichst auch noch Schätze einzusammeln). Dabei muss der Plan allerdings immer wieder ein- und ausgefaltet werden. Mal laufen wir auf der Vorderseite, mal auf der Rückseite entlang, mit dem vermeintlich simplen Ziel, von A nach B zu gelangen. Jedes Set enthält sieben Pläne in ansteigender Schwierigkeit, die einen wahrscheinlich ganz schön ins Schwitzen bringen werden. Wer einen Vorgeschmack darauf haben möchte, wie sich das anfühlt, kann hier eine einfache Simulation ausprobieren.
Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung durch die Rechte-Inhaber:innen.