Affen hauen, Klunker klauen

Meistens orientiere ich mich ja eher nach Osten, wenn es um Spiele geht. Aber auch der Westen hat Spiele zu bieten, die man hier eher selten zu Gesicht bekommt. Zu diesen gehört zum Beispiel KINMO aus Argentinien, das ich mir zur Spielemesse in Essen hatte mitbringen lassen und das mittlerweile in unserer Familie des Öfteren auf den Tisch kommt.

KINMO

Der Name KINMO kommt aus einer Kombination von KINg und MOnkey, es geht also sozusagen darum, der König der Affen zu werden. Das kann man dadurch erreichen, dass man vier verschiedene Juwelen in Besitz nimmt. Leider wollen die anderen Affen das auch, und so beginnt ein wildes Gehaue und Geklaue.

In der Tischmitte liegen zunächst (je nach Spieler/innenzahl unterschiedlich viele) Juwelen in vier Farben, wobei die Farben unterschiedlich häufig vertreten und auch verschieden viel wert sind. Auf der Hand hat man fünf Karten. Darunter gibt Juwelenkarten, Hammerkarten, Sackkarten und Pflasterkarten. Wer dran ist hat fünf Möglichkeiten:
– Mit jemandem eine Karte austauschen (wobei Absprachen unverbindlich sind)
– Beliebig viele Karten abwerfen und wieder auf fünf Karten auffüllen
– Die oberste Karte vom Ablagestapel nehmen und dafür zwei andere Karten abwerfen (dann hat man eben eine Karte weniger auf der Hand)
– Drei gleiche Karten ausspielen und die Hand wieder auf fünf Karten auffüllen. Bei drei Juwelenkarten nimmt man sich ein Juwel aus dem Vorrat (die Karten gibt es in vier Farben, so dass man keine freie Auswahl hat), mit drei Hammerkarten kann man jemanden auf den Kopf hauen und ihm einen Schadenspunkt zufügen, mit drei Pflasterkarten kann man einen Schadenspunkt heilen und mit drei Sackkarten kann man jemandem das am wenigsten wertvolle Juwel abnehmen.
– Von drei Juwelen der gleichen Farbe zwei gegen ein beliebiges anderes aus dem Vorrat tauschen.

Wer den dritten Schadenspunkt bekommt, fällt in Ohnmacht und muss alle Juwelen in den Vorrat zurücklegen (bis auf einen, den der Affe bekommt, der einem den Schlag versetzt hat). Wird jemand zweimal ohnmächtig, verliert er oder sie das Spiel und es gewinnt, wer die wertvollsten Juwelen hat. Meist endet das Spiel allerdings schon vorher dadurch, dass jemand vier verschiedene Juwelen eingesammelt hat.

KINMO
Karten, Juwelen, Schadens- und Lebenspunkte

Und? Macht das Spaß?

Wenn man nicht allzu viel Tiefgang erwartet, dann durchaus – bei meiner Familie kommt es gut an. Langfristige Strategien kann man normalerweise nicht einsetzen, da man ja nur fünf Karten auf der Hand haben kann. Spielt man eine Dreierkombination aus, hat man bestenfalls noch zwei aufgesparte Karten plus das, was man zufällig nachzieht. Über eine gelungene Aktion hinaus kann man also kaum planen. Dafür macht es eben Spaß, andere Leute mit dem Hammer über den Kopf zu hauen und ihnen ihre Juwelen abzunehmen. Die einzelnen Mechanismen greifen dabei gut ineinander. Abgesehen von der selteneren Situation, wo ein/e Spieler/in in Ohnmacht geschlagen wird, wandern die Juwelen nur in eine Richtung, nämlich aus dem Vorrat zu den Spieler/innen, sodass das Spiel sich nicht ewig hinziehen kann. Man muss dann eben nur noch dafür sorgen, dass die Juwelen in der richtigen Kombination bei einem selbst landen. Zu schnell geht es aber auch nicht zu Ende, dafür sorgt die Regel, dass man beim Klauen das am wenigsten wertvolle Juwel nehmen muss, anstatt beliebig auszusuchen. Das hat also alles Hand und Fuß.

Dennoch gibt es öfter mal Situationen, wo man mit seinen Handkarten nicht viel anfangen kann. Am Anfang braucht man zum Beispiel noch keine Heilungskarten, solange einen niemand gehauen hat. Auch Klaukarten können nutzlos sein, solange noch niemand Juwelen hat. Und sinnvoll aufsparen kann man die Karten auch nicht, weil man eben nur Karten für eine gelungene Aktion auf der Hand halten kann. Dann kann es passieren, dass man eine Handvoll nicht benötigter Karten abwirft und die gleichen nachzieht. Wenn das mehrmals hintereinander passiert, ist es natürlich nicht besonders befriedigend – da das Spiel aber ziemlich flott voranschreitet, ist das insgesamt zu verschmerzen. Am Ende werden auch die Juwelenkarten weniger wertvoll, weil man sich die Juwelen ja nur aus dem allgemeinen Vorrat nehmen darf, und da liegt unter Umständen nichts mehr, was einen interessiert.

Und obwohl die Auswahl an Aktionen begrenzt ist, gibt es doch gelegentlich interessante Entscheidungen zu treffen. Soll ich jemanden auf den Kopf hauen, der schon einen Schadenspunkt hat? Dann könnte jemand anders ihn oder sie k.o. schlagen und sich ein Juwel unter den Nagel reißen. Die Dynamik dabei ist sehr unterschiedlich, je nachdem, wie viele Leute mitspielen. Zu zweit überzeugt KINMO nicht unbedingt. Je mehr Leute dabei sind, desto mehr Action ist (aber natürlich dauert es auch länger, bis man wieder dran ist. Zügiges Spiel ist unbedingt empfohlen und ergibt sich meist ohnehin).

Das Spielmaterial überzeugt insgesamt, und die Schachtel finde ich sogar richtig schön. Leider ist sie aus eher dünner Pappe, da hätte ich mir was Stabileres gewünscht. Für einen Verlagserstling ist das aber sehr ordentlich geworden. Argentinien hat halt nicht so eine ausgeprägte Spieleszene, daher ist das Spiel aus deutscher Perspektive auch eher teuer, aber bin trotzdem froh, dass ich es in die Finger gekriegt habe. Und jetzt entschuldigt mich, ich muss dringend wieder mit dem Hammer auf meine Familie losgehen…

Gesamteindruck: 7/10

KINMO
von Bruss Brussco
für 2 bis 10 hinterlistige Affen
Illustrationen: Juliana Bernabeu
Pasacronos, 2015

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