Die Spiel Digital – ein Ausblick

Nach den ganzen Vorschauartikeln zu den einzelnen Verlagen, die doch ziemlich in Arbeit ausgeartet waren (und die ja auch nicht die einzigen Vorbereitungen waren), will ich jetzt noch einen kleinen persönlichen Ausblick auf die kommende Spiel Digital wagen.

Wie den meisten regelmäßigen Essen-Besucher*innen wird mir vieles fehlen. Für mich steht in Essen im Mittelpunkt, dass ich viele liebe Leute treffe, die ich sonst das ganze Jahr über nicht sehen kann. Natürlich entdecke ich auch neue Spiele, aber es sind die persönlichen Begegnungen, die mich jedes Jahr in Essen so glücklich machen. Und das kann mir die Spiel Digital nicht ersetzen.

Wenn ich daher die kommenden Tage als sowas Ähnliches wie die Messe in Essen ansehen würde, wäre ich also ziemlich sicher unzufrieden. Aber in den letzten Wochen habe ich mir klargemacht, dass es eben auch kein Essen-Ersatz ist, sondern etwas Eigenständiges, das ich mir möglichst losgelöst von meinen gewohnten Vorstellungen ansehen muss. Ich habe bislang keine digitale Spieleveranstaltung besucht und lasse mich daher auf was ganz Neues ein. Und seit ich mir das klar gemacht habe, freue ich mich auch endlich drauf.

Also überlege ich einfach mal, welche Möglichkeiten mir die Spiel Digital bietet und was ihre Stärken sind. Für mich ist da natürlich das Wichtigste, dass ich dort Verlage näher kennenlernen kann, die sonst unerreichbar sind (und für die auch Essen nur mit sehr viel Aufwand zu erreichen ist). Da sind natürlich zuallererst die vielen brasilianischen Verlage, die dort ausstellen. Ich denke mal, es sind mehr, als bisher überhaupt jemals in Essen vertreten waren. Über vier von ihnen habe ich hier berichtet, aber bei mindestens fünf weiteren habe ich im Voraus nichts Wesentliches in Erfahrung bringen können. Ich habe mir einen Besuch gleich für Donnerstagmorgen vorgenommen, aber vielleicht öffnen die ihre Stände wegen der Zeitverschiebung auch erst später, das werden wir ja sehen. Auf jeden Fall gucke ich mich da um. Ebenso freut mich natürlich die Teilnahme der Verlage aus Nigeria und Indien.

Auch das Publikum dürfte internationaler werden. Zwar werden sicherlich die meisten Familien mit Kindern, die sonst aus der Region nach Essen pilgern, eher nichts mit einer digitalen Messe anfangen können, dafür dürften wir eine Menge Leute aus fernen Ländern sehen, die ohne Visastress und Reisekosten teilnehmen können. Wie viele Besucher*innen es insgesamt sein werden, ist unmöglich zu schätzen, und sämtliche Zahlen werden sowieso mit Vorsicht zu genießen sein. Laut Wikipedia waren bei der digitalen UKGE fast ebenso viele Leute wie sonst auf der analogen Veranstaltung. Wenn die Spiel Digital solche Dimensionen auch hinkriegt, wird es ganz schön voll. Andererseits gibt es nun auch die Möglichkeit, sich nur für eine Stunde umzugucken oder zwischendurch wegzugehen und dann wiederzukommen, was in Essen doch eher seltener vorkommt. So richtig vergleichbar werden die Zahlen also nicht sein. Dafür kann man auch nachts noch stöbern gehen, auch wenn da an vielen Ständen Veranstaltungspause sein dürfte. Durch die verschiedenen Zeitzonen, von denen aus die Verlage operieren, könnte da aber tatsächlich rund um die Uhr was passieren. Spielen werde ich trotzdem weniger verschiedene Sachen als normalerweise, denn Partien auf Tabletopia dauern nun mal tendenziell länger als an einem richtigen Tisch.

Die Spiel Digital kann auch neue Impulse für hinterher oder für andere Veranstaltungen setzen. Natürlich hoffe ich sehr, dass wir nächstes Jahr wieder in Essen zusammentreffen werden. Aber auch dann wird es wieder Leute geben, die nicht persönlich anreisen können. Vielleicht finden sich neue Möglichkeiten, diese in die Messe einzubinden? Solche Gedanken setzen natürlich voraus, dass bei der Spiel Digital das Meiste reibungslos funktioniert (alles wird beim ersten Mal noch nicht perfekt sein, das finde ich normal). Die Spiel Digital ist außerdem nicht die einzige Online-Veranstaltungen, und die, bei denen das Spielen stärker als das Einkaufen im Vordergrund steht, werden vielleicht andere Wege gehen. Und irgendwann wissen wir dann, welche Ideen sich durchsetzen. Es kommt ja auch darauf an, wie die einzelnen Verlage ihre Möglichkeiten nutzen und sich präsentieren. Darauf hat der Merz-Verlag auch wenig Einfluss, der stellt letztlich nur Möglichkeiten zur Verfügung. Ich hoffe sehr, dass die Verlage sich in diesem Rahmen spannende Dinge einfallen lassen.

Was noch nicht so klappen wird, wie ich mir das erhoffen würde, ist die Möglichkeit, Spiele aus aller Welt kompakt einzukaufen. In Essen gehe ich besonders am Donnerstag rum, kaufe ein und schicke dann ein großes Paket an mich nach Hause (na gut, bei einem bleibt es normalerweise nicht). Das ist einfach unheimlich bequem und das Geld, das es kostet, zumindest innerhalb von Deutschland allemal wert, denn dann kann ich den Rest der Messe mit einem kleinen Rucksack herumlaufen. Die Idee war da, das über wenige Händler wie Pegasus und Happyshops zu bündeln, sodass man während der Messe bestellt, direkt danach die Verlage ihre Sachen losschicken und wir das hier dann gesammelt und zu geringen Portokosten kriegen. Das hat leider aus verschiedenen Gründen nicht so geklappt, wie ich mir das gewünscht hätte: Viele Verlage wussten von dieser Möglichkeit gar nichts, andere haben andere Vertriebskanäle im In- und Ausland gewählt, und wieder andere konnten die benötigten Barcodes nicht bereitstellen. Iranische Verlage leiden unter den Sanktionen. Dann gibt es welche, die nur über Kickstarter vertreiben oder die sich überhaupt keine großen Gedanken darüber gemacht haben und vielleicht eher nach Handelspartner*innen in Europa suchen als Spiele an ein hiesiges Publikum verkaufen zu wollen. Insgesamt ergibt das leider einen ziemlichen Flickenteppich. Das ist natürlich nicht irgendwie die Schuld des Merz-Verlags, aber falls es eine solche Veranstaltung noch einmal geben sollte, hoffe ich, dass sich die Lage da ein bisschen konsolidiert. Ich bin ja immerhin noch in Deutschland – für Leute, die aus dem Ausland bestellen, kann das eine noch größere Hürde sein.

Ein paar weitere Sachen sind mir noch ganz unklar. Neben den vielen Verlagen haben sich ja auch viele Autor*innen mit ihren Prototypen angemeldet, mit sehr, sehr großem Vorsprung die meisten davon aus Brasilien (die haben sich da kollektiv als „Brazilian Pavilion“ organisiert). Da sind ein paar ganz spannend klingende Sachen dabei, aber ich weiß gar nicht, ob die für Publikum überhaupt zugänglich sein werden oder nur für Verlagsvertreter*innen oder die Presse. Da muss ich mich überraschen lassen.

Natürlich habe ich vor, irgendwann nach der Messe auch einen Rückblick zu veröffentlichen. Aber da bin ich normalerweise nicht ganz so schnell wie viele andere, also etwas Geduld, bitte.

Das Radioprogramm

Das Beeple-Netzwerk, in dem ich seit dem Sommer Mitglied bin, ist verantwortlich für das offizielle Radioprogramm der Spiel Digital. Wenn Ihr nachts ein paar Wiederholungen ertragen könnt, könnt Ihr uns von Donnerstag um 8 Uhr bis am Sonntag um 19:15 rund um die Uhr zuhören. Der Link ist hier – im Moment läuft da noch ein Jingle in Endlossschleife, aber sehr lange dauert es ja nicht mehr, bis es da richtig losgeht. Anders als bei kommerziellen Radiosendern müsst Ihr beim Programm etwas genauer hingucken, wenn Ihr eine bestimmte Sendung hören wollt, denn wir haben die Programmplätze nicht stundenweise gefüllt (und das mit siebzig Prozent Gedudel gestreckt), sondern viele Leute und kleine Teams haben einzelne Sendungen aufgenommen, die wir dann in Blöcke zusammengeschnitten haben. Zwischendurch gibt es dann Live-Sendungen. Ich selbst bin an vier Terminen zu hören:

– Am Donnerstag, dem 22. Oktober von 12 bis 13 Uhr hört Ihr mich gemeinsam mit Oliver Spielevater in der Community Show. Wir plaudern über erste Eindrücke vom Vormittag und von der Messe insgesamt, und zwischendurch verlosen wir ein paar Spiele.

– Am Freitag, dem 23. Oktober stelle ich zusammen mit smuker von Cliquenabend und Georgios von spielbar das Programm von Taiwan Boardgame Design vor. Wir konnten schon ein paar Sachen anspielen und haben natürlich auch zu den restlichen Spielen eine Meinung. Die Sendung läuft am Vormittag von 9:37 bis 10:37 Uhr.

– Ebenfalls am Freitag, dem 23. Oktober unterhalte ich mich nachmittags von 14:17 bis 15:15 mit Georgios von spielbar über den Spielemarkt in Brasilien. Dabei stellen wir auch Neuheiten von Galbs Games, MeepleBR und TGM Editora vor.

– Am Sonntag, dem 25. Oktober mache ich dann wieder mit Oliver Spielevater von 12:00 bis 13:00 Uhr die Community Show. Dann neigt sich die Messe ja schon dem Ende zu, und wir werden sehen, ob wir das ähnlich wehmütig erleben wie sonst in Essen. Oli macht am Samstag außerdem eine Veranstaltung im Rahmen von Spiel Digital Lokal und wird sicherlich davon berichten. Und auch eine Verlosung wird es wieder geben.

Aber auch das restliche Radioprogramm lohnt sich. Da steckt eine Menge Herzblut von einer Menge Leuten drin, also hört doch bitte auch sonst mal rein. Für das komplette Programm habe ich noch keinen Link, wir arbeiten aber fieberhaft dran. Natürlich werden die Sendungen auch nach der Messe noch abrufbar sein, falls Ihr zwischendurch mal schlafen oder spielen wollt und nicht alles schafft.

Was habe ich sonst noch vor?

– Am Donnerstag, dem 22. Oktober werde ich ab 13:30 zusammen mit Matthias von Cliquenabend auf Tabletopia gegen ein Verlagsteam von SpielMr deren Neuheit Partout spielen. Ich hatte das Spiel ja hier schon angekündigt. Bisher konnte ich es ja nur zu dritt probieren, und ich bin schon sehr gespannt auf die Viererversion.

– Am Samstag, dem 24. Oktober ab 21 Uhr unterhalte ich mich auf Zoom mit Kenechukwu Ogbuagu. Das genaue Thema steht noch nicht fest, es wird aber sicherlich um Spiele in unbekannteren Märkten (wie eben Nigeria) gehen, und über alles, was uns sonst noch einfällt. Ich erwarte ein eher lockeres Gespräch. Wer möchte, dass ich bestimmte Fragen stelle, kann mir diese gern zukommen lassen und ich versuche, die dann unterzubringen, wenn es passt. Das Gespräch könnt Ihr am Nibcard-Stand sehen. Hier ist der Direktlink zum „Event“.

Wenn ich gerade nicht selbst im Rampenlicht stehe, will ich natürlich Spiele kennenlernen und spielen. Ich habe mich ja bisher fast ausschließlich um Spiele aus Asien, Nigeria und Brasilien gekümmert und deshalb auch nur wenig mitbekommen, was ansonsten so passieren wird und worauf andere sich freuen. Peer Wandiger von Abenteuer Brettspiele hat eine Menge Spielemedienleute gefragt, auf welche Spiele sie sich am meisten freuen, und von den meisten Spielen von dieser Liste habe ich bestenfalls mal dem Namen nach gehört. Aber das ist normal, da sind ja sicherlich auch gute Sachen dabei, und über kurz oder lang wird manches davon wahrscheinlich auch bei mir auf den Tisch kommen. Aber da lasse ich mich einfach überraschen.

Noch mal kurz zusammengefasst mein Programm:

Donnerstag 12:00 – 13:00 Community-Show Beeple-Radio
13:30 – ?? Partout-Duell SpielMr-Stand
Freitag 9:37 – 10:37 Vorstellung TBD Beeple-Radio
14:17 – 15:15 Brasilianische Spiele Beeple-Radio
Samstag 21:00 – ?? Gespräch mit KC Nibcard-Stand
Sonntag 12:00 – 13:00 Community-Show Beeple-Radio

Schließlich noch zwei nützliche Links. In diesem Video erhaltet Ihr eine kleine Anleitung für die Nutzung von Tabletopia und Discord. Ich kann Euch nicht dringend genug empfehlen, Euch damit schon vor der Messe ein bisschen vertraut zu machen, wenn Ihr gleich losspielen wollt, denn am Anfang kommt man sich gerade bei Tabletopia leicht ein bisschen doof vor, bis man raus hat, wie man es einigermaßen flüssig bedient. Dieses Video gibt eine gute Einführung, und die Erklärbären der Verlage sind hoffentlich auch so weit geschult, dass sie Euch weiterhelfen können, wenn es mal klemmen sollte.

 

Und wer einen Überblick behalten möchte, was in den sozialen Medien so passiert, kann sich diese Social Media Wall von Spielama angucken.

So, dann kann‘s eigentlich losgehen. Ich hoffe ja sehr, dass ich einigen von Euch vielleicht auch zufällig über den Weg laufe, ob an irgendeinem Spieltisch oder sonstwo. Hier geht’s zur Spiel Digital. Bis dann!

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