Noch relativ jung ist der Verlag Galbs Games, der mit zweieinhalb Spielen auf der Spiel Digital vertreten sein wird. Zweieinhalb? Nun, Marãná von Felipe Galéry geht erst Mitte Oktober ins Crowdfunding auf Catarse und ist ein stark sprachabhängiges Kartenspiel auf Portugiesisch, das für die meisten Besucher*innen aus anderen Ländern im Moment noch nicht so interessant sein dürfte. Es geht um indigene Kultur und Folklore in Brasilien. Es soll Videos und Bilder geben, aber das darf man eher als Vorankündigung verbuchen.
Dafür sind die beiden anderen Galbs-Spiele auf Tabletopia zu finden. Da wäre zuerst einmal Interceptor, ein Mikrospiel für zwei Teams aus je zwei Spieler*innen. Der US-amerikanische Verlag Button Shy hatte nämlich dazu aufgerufen, ein Spiel zu entwickeln, das aus 18 exakt gleichen Karten besteht. Gewinner der Ausschreibung wurde eben Interceptor von Felipe Galéry, Ingrid Spangler und Gabriel Santana. Die Karten haben auf einer Seite zwei verschiedene Hälften. Jede*r Spieler*in legt verdeckt eine Karte vor sich, und es geht darum, dass die (einander jeweils gegenübersitzenden) Teampartner*innen sie so hinlegen, dass jeweils die gleiche Hälfte aufeinander zeigt. Das kriegt man dadurch hin, dass man vor dem Spiel geheime Sginale vereinbart, mit denen man sich auf eine Ausrichtung verständigt. Aber wehe, es gibt Missverständnisse oder das gegnerische Team kann die Signale gar entschlüsseln, dann werden die Botschaften schnell abgefangen und man verliert das Spiel. Ich dachte zunächst, das Spiel sei für eine Plattform wie Tabletopia gar nicht geeignet, aber tatsächlich entwickeln sich da offenbar einfach andere Signale als im Live-Spiel. Interceptor wird auch in den USA bei Button Shy erscheinen, ein deutscher Verlag wird noch gesucht.
Bereits ausprobieren konnte ich Lençóis (von Felipe Galéry und Gabriel Santana), das ebenfalls ein Mikrospiel ist. Bei diesem liegen sechs Karten in einer Auslage auf dem Tisch und die Spieler*innen kriegen je zwei auf die Hand. Ziel ist es, den Schlüssel und die Schatztruhe auf die Hand zu bekommen, dann gewinnt man sofort. Wer Schlüssel und Gewitter auf der Hand hat, scheidet dagegen aus, und man kann auch gewinnen, indem man als letztes übrig bleibt. In jeder Runde spielt man eine Karte in die Auslage und nimmt eine auf (in beliebiger Reihenfolge). Die ausgespielten Karten haben Effekte, die meistens darin bestehen, dass man die Position einiger Karten verändert oder sich Karten anschauen darf (es gibt übrigens zwei verschiedene Rückseiten, sodass man nicht völlig ahnungslos ist). Mir hat Lençóis gut gefallen, aber die Leichtigkeit, mit der man es wohl als Kartenspiel spielen kann, geht bei Tabletopia natürlich ein bisschen verloren. Trotzdem ein heißer Tipp für diejenigen, die sich für simple, aber gemeine Kartenspiele begeistern können.
Eine Übersicht über alle meine Vorschauartikel zur Spiel Digital gibt es hier.