Einige von Euch warten vielleicht noch auf den zweiten Teil meines Kamerun-Artikels – das tue ich auch, mir fehlt aber noch Bildmaterial (und ein paar Details), bei dem ich auf andere angewiesen bin. Das wird eher noch ein paar Wochen dauern. Naja, eilt ja nicht. Dafür habe ich jetzt den Spieleautor Rabin Koko Lomami aus der Demokratischen Republik Kongo aufgetan und mich mit ihm in Verbindung gesetzt. Er war so nett, mir ein paar Fragen zu beantworten.1
Lomami kommt aus der Hauptstadt Kinshasa. Er engagiert sich in einer NGO namens Communauté Africaine des Ludothèques (Afrikanische Ludothekengemeinschaft, wobei der Begriff Ludothek in Afrika oft nicht nur Gesellschaftsspiele, sondern auch Spielzeug umfasst). Die Organisation befindet sich zwar noch im Aufbau und es gibt noch keine Webseite, aber ich habe dann mal allgemein gegoogelt und festgestellt, dass es doch in diversen afrikanischen Ländern isolierte Ludothekenprojekte zu geben scheint. Leider bin ich dabei auch auf ein paar gescheiterte Finanzierungsversuche gestoßen, aber ganz offenbar gibt es da einiges an Initiative, solche Ludotheken einzurichten. Ich halte es daher für ein sehr unterstützenswertes Projekt, da eine internationale Kooperation anzustreben, denn Ludotheken könnten in Afrika viel Gutes bewirken. Spielen ist schließlich ein Erkenntnismotor, nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene.
Lomamis Plan, Spiele zu entwickeln, entstand beim Gipfel der Frankophonie in Kinshasa. Er entwickelte zunächst das Spiel Francofocarte, mit dem er zur Stärkung des Frankophoniegedankens beitragen wollte. Francofocarte befasst sich mit der französischen Sprache (der offiziellen Amtssprache in der DR Kongo). Es vermischt Lautlehre (Vokale, Konsonanten, Silben) mit Wissen über die Mitgliedsländer der Frankophonie (was nicht nur rein französischsprachige Länder sind). Das findet offenbar als eine Art Quizspiel statt. Als Spielziel gibt Lomami konsequenterweise nicht Punkte oder so etwas an, sondern die Stärkung des Wissens über die Sprache und die Länder. Da die öffentliche Bildung in Französisch stattfindet (trotz der mehr als 200 Sprachen, die in der Demokratischen Republik Kongo gesprochen werden), ist das Spiel auf Französisch, wobei es sich laut Lomami auch auf andere Sprachen übertragen ließe.
Der schlechte Zustand des Bildungswesens im Kongo trieb ihn dann dazu an, weitere Spiele zu anderen Themen zu erschaffen, wie Mathematik, Umwelt oder Sport. Bei seinen Spielen steht also klar der Bildungsaspekt im Vordergrund, beziehungsweise spielerisches Lernen.
Inzwischen hat sein Projekt einen festen Ort auf der sogenannten Place des Évolués (Platz der Entwicklungen, wenn mich mein Französisch nicht täuscht). In der belgischen Kolonialzeit2 war dieser Teil der Stadt den Weißen vorbehalten, die Einheimischen durften ihn nicht betreten. Seinen Namen verdankt er der Tatsache, dass sich diese Zustände inzwischen geändert haben. Dort präsentiert Lomami seine Spiele. Allerdings gibt es von jedem dieser Spiele jeweils nur wenige handgemachte Exemplare, da im Kongo keine geeigneten Produktionsstätten für eine Serienfertigung vorhanden sind. Dieses Problem zieht sich ja auch durch die anderen afrikanischen Länder, über die ich hier schon berichtet habe. Das lässt sich nicht so einfach lösen, insbesondere nicht für einen einzelnen Spieleautoren. Also bleibt nur Improvisation und das Hinarbeiten auf bessere Zeiten, was in Nigeria ja zum Beispiel auch schon Früchte getragen hat. Trotz der enormen Schwierigkeiten, denen Autor:innen wie Lomami sich gegenübersehen, bin ich zuversichtlich, dass wir in Zukunft auch in weiteren afrikanischen Ländern Spieleprojekte sehen werden. Wahrscheinlich existieren auch schon diverse, von denen ich aber noch nichts erfahren habe. Ich bleibe dran.
Alle Bilder wurden mir freundlicherweise von Rabin Koko Lomami zur Verfügung gestellt.
1 P.S.: Ich musste für das Gespräch den Google Translator verwenden, da mein Französisch doch sehr limitiert ist. Ich hoffe, mir sind dabei keine Fehler unterlaufen.
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