Unter den japanischen Spielen, die ich für die Messe in Essen übersetzt hatte, hatte mich eines besonders interessiert, nämlich Fan & Mallet von Katsumasa Tomioka (einigen vielleicht schon von Ninja Taisen bekannt). Ein nicht zu langes Zweierspiel mit sehr schöner Grafik und ein paar interessanten Spielideen – das sollte doch einen Test wert sein. Hier kommt mein Spielbericht.
Der Gott des Reichtums und der Gott der Armut tragen einen Wettstreit darüber aus, wer ein Dorf kontrollieren kann. Dabei sind sie auf ihre Helferlein angewiesen, und das sind einerseits Artefaktgeister (nach der Vorstellung, dass sehr alte Gegenstände irgendwann belebt sind) und andererseits kindliche Hausgeister. Beide sind durch Karten in jeweils sechs Farben repräsentiert – jede/r Spieler/in bekommt einen Satz mit Artefaktgeistern der Werte 1-4 in jeder Farbe, sowie jeweils einen Hausgeist in den sechs Farben. Von seinen gemischten Karten nimmt man sich sechs in die Hand und legt den Rest als Nachziehstapel bereit.
Das Dorf besteht aus 12 Häusern (je eins pro Farbe und Spieler/in), die man ringförmig auslegt. Außerdem liegen in der Mitte Holzscheibchen pro Spieler/in – wer seine zuerst loswird, gewinnt das Spiel.
Ein Spielzug läuft so ab, dass man eine Karte aus der Hand an das nächste Haus im Uhrzeigersinn legt, an dem noch keine Karte der gewählten Farbe liegt, und dann seine Spielfigur dort hinzieht. Anschließend zieht man noch eine Karte nach. Sobald an einem Haus fünf Karten liegen, prüft man, wer dort mehr Punkte hat. Der/diejenige legt dann ein Scheibchen auf das Haus und nimmt es damit in Besitz. Punkte gibt es für die Artefaktgeister (1 bis 4 pro Karte) und für die Hausgeister. Die Hausgeister sind eigentlich nur einen Punkt wert, können aber bis zu vier Bonuspunkte sammeln. Jeder der sechs Hausgeister hat dafür verschiedene Kriterien, ihre Punktzahl hängt aber immer von den anderen Karten im entsprechenden Haus ab.
Und? Macht das Spaß?
Mir schon. Das Spiel ermöglicht einen schnellen Einstieg, denn die Regeln sind nur eine Seite lang (plus eine zweite Seite mit Erklärungen für die sechs Hausgeister), und wirklich kompliziert ist auch nix, zumal man ja in jedem Spielzug eine von nur sechs Karten spielen muss. Trotzdem gilt es beim Spielen aufzupassen, denn aus der Spielsituation ergeben sich doch erstaunlich viele Möglichkeiten, besonders im Mittelteil des Spiels. Das hat mich beeindruckt.
Am Anfang setzt man seine Figur mehr oder weniger Schritt für Schritt voran und legt Karten an die ersten Häuser, ohne viel vorherplanen zu können. Nach ungefähr einer Umrundung geht es allerdings schon erheblich lebhafter zu, die beiden Figuren umkreisen das Dorf immer schneller (das kam mri fast wie in einem Zeichentrickfilm vor, wo zwei miteinander kämpfen und man nur so kringelige Liniien und Staubwolken sieht), und gegen Ende ist man zwar immer noch schnell, aber die Möglichkeiten nehmen immer weiter ab, denn für jede Karte gibt es irgendwann nur noch ein mögliches Haus, und wenn der Nachziehstapel aufgebraucht ist, hat man ja auch immer weniger Karten auf der Hand. Dann wickelt man die letzten Häuser noch ab und das Spiel endet.
Sehr wichtig ist es, als erste/r ein Haus zu besetzen, denn das gibt einen Sonderpunkt. Ich glaube, die wichtigste Funktion dieser Regel ist, schon zu Beginn des Spiels Spannung hineinzubringen. Wenn man den/die Gegner/in im richtigen Moment überrundet, hat man eine gute Chance, die fünfte Karte zuerst irgendwo anzulegen. Das ist schon sehr gelungen.
Wie ernsthaft man das Spiel spielt, kann man ein bisschen selbst bestimmen. Wenn man gegen Ende jeweils nachsieht, welche Karten schon raus sind, kann man ja sehr genau wissen, was der/die andere noch auf der Hand hat beziehungsweise was noch nachkommt. Oder man geht es etwas lockerer an, dann macht das Spiel trotzdem Spaß, finde ich.
Die Grafik gefällt mir sehr gut. Ich habe ja ein Faible für etwas ungewöhnlichere Gestaltungen, weil ich einfach schon so viele Spiele gespielt habe, dass mich die ewig gleichen Ideen schon mal langweilen können. In der Beziehung wirkt Fan & Mallet aus europäischer Sicht allemal frisch. Die belebten Gegenstände wirken auf sympathische Weise skurril, finde ich. Trotzdem fällt es mir etwas schwer, die Übersicht zu behalten; man braucht für die Unterscheidung zwischen lila und braun sowie zwischen grün und blau schon gutes Licht.
Letztlich hat man mit Fan & Mallet ein sehr schön gestaltetes Spiel, bei dem ein klassisches Mehrheitensystem mit einem interessanten Zugmechanismus aufgepeppt wird. Hier wird das Rad nicht neu erfunden, aber auf alle Fälle ansprechend interpretiert. Wer also noch ein Zweierspiel sucht, das nicht jede/r im Regal stehen hat, sollte sich auf der Messe gleich am Donnerstag Morgen zum Stand von Japon Brand aufmachen (oder es zur Sicherheit vorbestellen).
Gesamteindruck: 8/10
Fan & Mallet (団扇と小槌)
von Katsumasa Tomioka (冨岡克正)
für zwei Leute
Illustrationen: Yusuke Mamada (ママダ ユースケ)
Verlag: Table Cross, 2015