Wer mein Blog aufmerksam liest, weiß, dass ich besonders auf einfache Spiele stehe. Wenige Regeln, schneller Einstieg, viel Lachen. Ich habe gegen strategische Tiefe gar nichts einzuwenden (im Gegenteil), aber viele bei Vielspieler/innen heiß begehrte Spiele sind mir einfach zu tüddelig, da fehlt mir die klare Linie. Und ich bin halt mit kurzen Spielen sehr glücklich, weil ich die viel, viel öfter spiele als längere. Während viele das Konzept „Filler“ als Spiel begreifen, mit dem man die Wartezeit überbrückt, bis alle da sind, oder als Absacker nach einem langen Spieleabend, „fülle“ ich meinen Tag gern mal mit kurzen Spielen. Die Kinder wollen was spielen, aber ich habe nur noch eine halbe Stunde Zeit, bis ich zum Abendkurs los muss? Da kriegen wir doch locker noch zwei, drei kleine Spielchen unter. Das passiert einfach öfter, als wochenlang im Voraus herumzuplanen, bis ich eine passende Spielgruppe für ein großes Spiel beisammen habe (auch wenn ich diese Gelegenheit gelegentlich ebenfalls mal zu ergreifen versuche).
Zudem habe ich ja eine Schwäche für exotische Spiele, und so war ich ganz aus dem Häuschen, als ich vor einer Weile bei einer Spieleverlosung Hedgehog’s Dilemma gewann, ein erstens japanisches und zweitens unglaublich simples Kartenspiel. Genau das Richtige für mich also. Könnte man meinen. Oder?
Das Spiel besteht aus schön illustrierten Karten mit den Zahlen 1 bis 4 und fünf Herzchips. Sechs Karten bekommt man auf die Hand, außerdem werden so viele Karten offen auf dem Tisch ausgelegt, wie Leute mitspielen.
Dann legen alle je eine Karte verdeckt vor sich hin. Alle decken gleichzeitig auf, und wenn man eine Zahl gespielt hat, die auch auf dem Tisch liegt, kann man sich beide Karten nehmen. Allerdings nur, wenn es keine Konkurrenz um diese Karte gibt, sonst bekommt sie keiner. Liegen beispielsweise in einem Viererspiel 2-3-4-4 aus, eine spielt eine 3 und drei spielen eine 4, bekommt die eine die beiden Dreierkarten, die anderen bekommen nichts. Im Extremfall bekommt also jede/r eine Karte, im anderen Extremfall niemand.
Eine Sonderrolle spielen die Seeigel (mit der Nummer 1). Kann jemand ein Einerpärchen einstreichen, ist die höchste Zahl auf dem Tsich blockiert und kann nicht genommen werden.
Nach sechs Runden zählt man, wie viele Punkte man eingesackt hat. Wer die meisten hat, bekommte einen Herzchip (bei Gleichstand werden mehrere vergeben). Sind die fünf Herzchips aufgebraucht, endet das Spiel und wer am meisten Herzen hat, gewinnt.
Simpler geht’s wirklich kaum. Wahrscheinlich gibt es viele, die bei so einem Spiel schreiend davonlaufen: Gleichzeitige Wahl von Aktionen, kurze Spieldauer, kein echter Tiefgang, deutlicher Glücksfaktor – das muss man schon mögen. Bei uns kommt es trotzdem gut an. Die Bilder sind extrem charmant (wenn auch nicht wirklich übersichtlich – macht nichts, nur die Zahlen spielen eine Rolle), und der Ärgerfaktor ist hoch. So gibt es immer was zu lachen. Man könnte das mit beliebigen Karten mit Zahlen von 1 bis 4 spielen, aber ohne die schönen Illustrationen hat es einfach viel weniger Stil, fürchte ich.
Besonders putzig ist übrigens die Spielregel, die in Form eines winzigen Comics vorliegt. Gut, dass das Spiel so simpel ist, denn das Englisch ist schaurig, und kompliziertere Regeln würde man unter Umständen gar nicht kapieren. So aber kann nicht viel schiefgehen.
Also, Finger weg, wenn Ihr nur komplexe Spiele mit ausgefeilten Strategien mögt. Wer zwischendurch mal was zum Ärgern und zum Lachen haben will und herrliche Illustrationen mag, ist hier goldrichtig.
Gesamteindruck: 7/10
Hedgehog’s dilemma (ヘッジホッグジレンマ)
von Pesu Nabeno (鍋野ぺす)
für 3 bis 5 Leute
Illustrationen von Tama Nabeno (鍋野たま)
Verlag: Nabeno Kikaku (鍋野企画25), 2015