Wie Ihr vielleicht bemerkt habt, habe ich mit meinem Blog eine kleine Pause eingelegt. Das war nicht so richtig geplant, aber die meisten von uns haben sich ja ich in den letzten Wochen auf eine neue Situation einstellen müssen. So ging es auch mir. Es gibt noch ein paar Spiele, die ich oft genug gespielt habe, um über sie schreiben zu können – das versuche ich, in den nächsten Wochen hinzukriegen. Aber ansonsten ist es natürlich schwer, Rezensionen zu schreiben, wenn man nicht die Gelegenheit hat, Spiele in verschiedenen Gruppen auszuprobieren. Wie ich damit umgehe, weiß ich noch nicht genau. Das Ganze dürfte sich ja noch längere Zeit hinziehen. Mittlerweile habe ich ein paar Spiele über Skype, Zoom und Discord gespielt, aber das ist eben nicht ganz das Gleiche.
Wie auch immer, von der ganzen Krise relativ wenig betroffen sind erstmal meine Artikel über neue Spiele aus Lateinamerika. Zwar sind auch dort die meisten Crowdfunding-Kampagnen, die ich in meinem Kalender hatte, auf unbestimmte Zeit verschoben worden, aber ich schreibe hier ja auch öfter über Spiele, die schon in den letzten Wochen und Monaten erschienen sind und von denen ich so nach und nach erfahren habe. Das mache ich auch heute. Noch geht mir das Material nicht aus, aber ich muss halt sehen, wie gut ich die Autor*innen und Verlagsleute noch erreichen kann. Wir werden sehen. Jetzt aber Vorhang auf für ein paar Spiele, von denen ich erfahren habe:
Argentinien
Vor ein paar Wochen hatte ich hier über die Kandidatenspiele für den Premio Alfonso X vorgestellt. Dabei waren auch zwei Spiele von Dario Ariel Levin und seinem Verlag Juegos Nivel gewesen. Dieser hat allerdings noch zwei weitere herausgebracht, die nicht im Wettbewerb stehen. Das erste davon heißt Trasnochada, was meinem Verständnis nach so viel wie „übernächtigt“ heißt. Es geht darum, am längsten durchzuhalten, ohne einzuschlafen. Schäfchenkarten werden aufgedeckt, und man muss verhindern, dass die Schäfchen über die eigenen Zäune springen, denn wenn sie es tun und man dabei sein viertes Schäfchen zählt, schläft man ein. Der Mechanismus dazu ist ein einfacher Würfelmechanismus, aber dazu kommen halt noch ein paar Spezialkarten wie Wecker oder Licht, mit denen man das Unvermeidliche weiter herauszögern kann.
Schließlich gibt es von Levin noch MemoLetras, ein Buchstabengedächtnisspiel. Dabei hat man mehrere Karten mit vierbuchstabigen Wörtern auf der Hand und fängt an, in der verdeckten Kartenauslage Buchstabenkarten umzudrehen. Ziel ist es, die Buchstaben für die Wörter auf der Hand zu finden und dann in einem Zug alle vier aufzudecken, um die Handkarte ablegen zu können. Wer seine Handkarten zuerst abgelegt hat, gewinnt. Es gibt auch noch eine Variante, in der alle Wörter offen liegen und für alle zugänglich sind.
Brasilien
In Brasilien lief seit einigen Wochen eine Vorauswahl für den Prêmio Ludopedia. Ludopedia ist eine Art brasilianisches Boardgamegeek, zwar international betrachtet deutlich weniger umfangreich als das große Vorbild, aber für brasilianische Spiele natürlich viel kompletter. Seit gestern stehen in verschiedenen Kategorien jeweils fünf Finalisten fest. Für dieses Blog sind vor allem die Kategorien Bestes einheimisches Familienspiel, Bestes einheimisches Expertenspiel und Bestes einheimisches Kinderspiel interessant. Dass ich von den Kinderspielen hier bisher nur eins vorgestellt hatte, ist keine große Überraschung für mich, die sind oft viel schwerer zu finden. In den anderen Kategorien hatte ich zumindest über die Spiele berichtet, die nur in Brasilien erschienen waren („einheimisch“ ist nämlich nach der Nationalität der Autor*innen definiert, nicht nach dem Erscheinungsort. Und Der Kartograph brauche ich hier wahrscheinlich wirklich nicht mehr vorzustellen). Abgesehen von den Brett- und Kartenspielen wird übrigens auch über Rollenspiele, Spielemedien und anderes abgestimmt.
Bis zum 20. April läuft die Publikumsabstimmung. Parallel dazu wird eine Jury entscheiden, und die Ergebnisse werden auch getrennt voneinander aufgelistet werden.
Mexiko
Ein Trading-Card-Spiel mit dem seltsamen Namen Domhan Rhapsodie ist bereits vor zwei Jahren in Mexiko als Print and Play erschienen. Vor Kurzem kam nun eine käuflich zu erwerbende Version heraus, zwar textabhängig, aber auf Englisch. Wie in so vielen Trading-Card-Spielen kämpft man gegeneinander, indem man Karten aufeinander hetzt. Jede*r Spieler*in hat zu Beginn fünf Kristalle, und wer seinen letzten verliert, verliert das Spiel. Einen Kristall verliert man, wenn man bei einem gegnerischen Angriff keine Karten mehr vor sich ausliegen hat. Ob das der Fall ist, hängt von einer Art Vorgeplänkelphase ab, in der man Karten auslegt und besondere Fähigkeiten zum Einsatz bringt. Wenn ich es richtig durchschaue, sind schon diverse Sets auf dem Markt. Domhan Rhapsodie wird unter dem Verlagsnamen Batchee Blacky Boards vertrieben, und als Autor*in wird nur BK-Works angegeben.
Peru
Jorge Tello Aliaga hatte ich hier wegen seiner Blobbies schon gelegentlich erwähnt. Nun hat er in seinem Verlag Pers ein Brettspiel namens INKAS: The Legend herausgebracht, das als englischsprachiges Print and Play zur Verfügung steht, für das aber im späteren Jahresverlauf auch eine Kickstarter-Kampagne mit Miniaturen geplant ist. Die Print-and-Play-Variante gibt es in einer kleineren und einer größeren Variante, je nachdem, wie viel Aufwand man betreiben möchte. Im Spiel geht es um eine Ursprungslegende der Inka. Inka und Chanka streiten darum, als erstes den Ort zu finden, an dem die Stadt Cusco gegründet werden soll. In der legendären Zeit, in der das Ganze spielt, muss man sich dafür aber auch mit Göttern, Drachen und Geistern auseinandersetzen. Aliaga schreibt auf seiner Webseite, dass das Spiel auch einer Stärkung der Identität der Quechua-Sprecher*innen bewirken soll. Diese stehen in Peru unter Druck, sodass ihre Sprache insgesamt bedroht ist. Für Deutsche ist die Verwendung langer Ortsnamen auf Quechua im Spiel wahrscheinlich ungewohnt, aber ich finde, dass man sich mit so etwas durchaus mal auseinandersetzen kann.
Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung durch die Rechte-Inhaber*innen.