Neue Spiele aus Lateinamerika, Teil 1/2020

Frohes neues Jahr allerseits, ich hoffe, Ihr seid gut rübergekommen. Mir hat die kleine Auszeit gut getan, und ich habe sie natürlich auch gut zu nutzen versucht. Dazu schreibe ich vielleicht demnächst noch mal ein bisschen mehr. Aber jetzt ist erster Montag im Monat, und da kommt wie gewohnt meine Übersicht über neue Spiele aus Lateinamerika. Viel Spaß beim Lesen.

Argentinien

Neue Spiele aus Lateinamerika: Mazmorras de Puestosombrio, DeusastradosMazmorras de Puestosombrio (Verliese von Puestosombrio) ist ein kooperativer Dungeoncrawler von Fernando Luque, bei dem die Spieler*innen die in einem Dungeon herumlaufenden Monster besiegen müssen, um das Städtchen Puestosombrio vor dem Untergang zu bewahren. Der Schutzzauber, der die Monster dort einsperrt, wird nämlich langsam altersschwach und kann das geballte Böse nicht mehr lange aufhalten. Die Spieler*innen rüsten sich also aus, erkunden das Verlies und metzgen die bösen Viecher dahin. Das gibt zwar Schätze und bessere Fähigkeiten, doch je länger das Spiel andauert, desto stärker wird auch der Endgegner. Der Verlag heißt Sion Juegos, und die Illustrationen sind von Julieta Altamirano und Fabián Fucci.

Brasilien

TGM Editora hat auf einen Schlag zwei neue Spiele herausgebracht. Das eine heißt Sirvam o Rei (Diene – oder serviere – dem König) und stammt von Joshua Kritz. Es ähnelt Cabo (basiert also wie dieses auf dem Spiel Golf), wobei die vier verdeckten Karten Gerichte sind, die man servieren möchte und es verschiedene Monarch*innen mit verschiedenen Geschmäckern gibt, die sich nicht alle auf die gleiche Weise zufriedenstellen lassen. Im Spiel geht es dann darum, die eigene Auslage darauf zuzuschneiden. Wer die perfekte Speisenfolge zusammengestellt zu haben glaubt, läutet die (letzte) Servierrunde ein. Illustriert wurde Sirvam o Rei von Diego Sá.

Das zweite neue TGM-Spiel ist Deusastrados (ein Wortspiel mit „desastrados“: ungeschickt, und „deus“: Gott) von Alexander Francisco. In Deusastradosdiesem hat das Chaos einen Wettstreit unter den Göttern ausgerufen, wer die besten Lebewesen erschaffen kann. Die Spieler*innen schlüpfen in die Rolle dieser Götter und legen in einer simultanen Hektikphase Körperteilkarten aus, aus denen möglichst gut den Anforderungen entsprechende Wesen entstehen sollen. Nicht passende Teile jubelt man der Konkurrenz unter. Anschließend setzen die Götter ihre speziellen Fähigkeiten ein und versuchen, mit ihren erschaffenen Wesen möglichst viele Punkte einzuheimsen. Der Illustrator von Deusastrados heißt Guilherme Cavalcante.

Chile

Crónicas del Estallido ist ein Spiel über die sozialen Proteste, die seit Oktober in Chile stattfinden. Das Spiel ähnelt Anno Domini, ist aber kooperativ. Das heißt, es gibt Karten, auf deren einer Seite ein Ereignis steht, auf der anderen Seite das gleiche Ereignis mit dem Datum, an dem es stattgefunden hat. Die Spieler*innen haben die Karten mit der datumslosen Seite vor sich liegen fügen reihum je eine ihrer Karten in die Chronologie ein, wobei sie in der Gruppe über die richtige Position diskutieren können. Wenn jede*r nur noch zwei Karten vor sich liegen hat, wird aufgelöst. Für jede richtig platzierte Karte gibt es einen Punkt, und man versucht als Gruppe, möglichst viele Punkte zu erreichen. Ein wesentlicher Unterschied zu Anno Domini ist, dass alle Karten sich letztlich auf zusammenhängende Ereignisse beziehen, was beim Einordnen sicherlich hilft. Andererseits geht es nicht um Jahreszahlen, sondern um Tage. Ziel des Spiels ist es, die Abfolge der Ereignisse in Erinnerung zu behalten.
Crónicas del Estallido ist bei Fractal Juegos erschienen. Anstatt einzelne Autor*innen auf der Schachtel zu nennen, enthält das Spiel eine lange Dankesliste an diejenigen, die dazu beigetragen haben. Außerdem wird auf jeder Karte der oder die Illustrator*in genannt. Das Spiel lässt sich als Print & Play kostenlos herunterladen, ist aber nicht nur stark sprachabhängig, sondern erfordert auch Detailwissen, das in Deutschland wahrscheinlich nur wenige Leute haben dürften.

Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung durch die Rechte-Inhaber*innen.

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