Zurück in der Normalität – während ich die ersten Messe-Neuheiten ausprobiere, haben sich wieder ein paar Lateinamerika-Nachrichten angesammelt. Viel Spaß beim Lesen.
Argentinien
Dragqueens hatte ich als Spielthema noch nicht gesehen, glaube ich. Das hat sich vor Kurzem geändert, denn zur Zeit läuft eine Crowdfunding-Kampagne für Las Divas von Mariano Medina Gouguet (im Selbstverlag). Laut Cover geht es nicht darum, eine Dragqueen zu sein… sondern die BESTE. Es gibt verschiedene Dragqueens mit verschiedenen Zielen, von denen man eine verdeckt zieht. Die eine möchte viele Kameras auf sich gerichtet sehen, eine andere Ruhm, wieder eine andere möchte die anderen schlecht machen. Es gibt eine kleine Zahl von verschiedenen Karten mit unterschiedlichen Funktionen, die man zieht und ausspielt. Wer zuerst sein persönliches Ziel erreicht, gewinnt. Illustriert wurde Las Divas von David Salamanca R..
Vor Jahren erregte Friedemann Friese mit einem Solospiel namens Freitag Aufsehen. Einige Jahre später bringt nun Super Noob Games ein Solospiel namens Lunes (Montag) heraus. Wie man sich denken kann, geht es dabei keineswegs um eine einsame Insel, sondern um etwas ganz Anderes, nämlich den unbeliebtesten Tag der Woche im Büro. Dabei versucht man, selbiges zu verlassen, ohne dass der Chef einem auf die Schliche kommt. Man bewegt sich durch das variabel aufgebaute Bürogebäude, erfüllt unterwegs ein paar Aufträge und versteckt sich vor dem Chef. Und gelegentlich sollte man Kaffee nachtanken (auch das kennt man schon von Friedemann Friese, wenn auch in ziemlich anderer Weise). Wenn man es schafft, nach draußen zu kommen, gewinnt man. Lunes ist von Aibel Nassif und Julián Tunni, der auch auf die Illustrationen beigesteuert hat.
Chile
Bereits im Juni hatte ich das Spiel Corruptia von Camila Muñoz Vilar und Fernando Casals Caro lobend erwähnt, von dem ich einen fortgeschrittenen Prototypen beim Spieleautorentreffen in Göttingen spielen konnte. In Chile erscheint das Spiel in diesem Monat im Verlag ZXG. Bei Corruptia schlüpfen die Spieler*innen in die Rolle von Politiker*innen, die möglichst mächtig werden wollen. Auf einigen zu Beginn ausliegenden Karten stehen Meeple herum, das sind sozusagen die Leute, die im Rahmen der zugrundeliegenden Politik für das auf der Karte angegebene Projekt eingespannt sind. Reihum legen die Spieler*innen aus ihrer Hand Karten auf den Tisch und versuchen, Meeple aus der Auslage auf die neuen Karten zu ziehen. Am Ende werden nämlich die zusammenhängenden Karten einer Farbe mit der Zahl der auf der Kartengruppe stehenden Meeple multipliziert, und dann bekommt man für jede Karte der Farbe, die man noch auf der Hand hält, Punkte. Leider ist das Ausspielen der Karten nicht so einfach, es gibt bestimmte formale Anforderungen, aber eben auch eine Abstimmung im Parlament darüber. Da sollte man sich sicher sein, genügend Verbündete zu haben oder, wenn das mal nicht der Fall sein sollte, die anderen Spieler*innen zu erpressen oder zu bestechen. Wie bei vielen Verhandlungsspielen, die man zum ersten Mal spielt, waren wir zu Beginn unserer Partie noch ziemlich zurückhaltend, weil wir die Folgen unserer Aktionen noch nicht so recht einschätzen konnten. Im weiteren Spielverlauf wurden die Absprachen und Verhandlungen dann immer lauter und interessanter. Ein wirklich schönes Spiel, über dessen Erscheinen ich mich sehr freue. In Essen war es schon beim Nicegameshop erhältlich (und dort könnt Ihr es auch hinterher noch kriegen).
Wer sich jetzt grämt, dass viele dieser Spiele hierzulande noch schwierig zu kriegen sind, freut sich vielleicht mal wieder über die Möglichkeit, ein Spiel per Print und Play selbst erstellen zu können, und zwar La Marca del Cthulhu. Das ist eine Art Deduktionsspiel, in dem man versucht, die Identität anderer herauszufinden (natürlich am besten, ohne dabei wahnsinnig zu werden). Zunächst würfelt man und darf dann je nach Würfelergebnis bestimmte Plättchen in einer Auslage platzieren, mit denen man, wenn sie passen, Aktionen ausführen darf. Jeder Charakter hat dabei verschiedene Spielziele (wobei alle überleben wollen). Einige haben das Ziel, Erkenntnisse zu gewinnen, andere arbeiten darauf hin, dass ein bestimmter anderer Charakter stirbt. Erschienen ist das Ganze unter dem Verlagsnamen Nebrall Games.
Peru
In Excavatumbas von Autor und Illustrator Juan Diego Leon buddeln die Spieler*innen auf einem Friedhof nach Schätzen, wobei sie bestrebt sind, Wertvolles von Wertlosem zu trennen. Und natürlich müssen sie dafür sorgen, dass die anderen nicht mit den besten Stücken abhauen, also wird auch untereinander munter geklaut und sabotiert. Aber Achtung, auf dem Friedhof treiben auch drei Gespenster ihr Unwesen. Wenn der dritte auftaucht, macht er der Sache ein Ende, und bis dahin sollte man möglichst viele Schätze eingesackt haben. Excavatumbas ist unter dem Verlagsnamen Black Lion Games erschienen.