Argentinien
Criaturas & Cristales heißt – vermutlich eher wenig überraschend – „Kreaturen und Kristalle“, was vielleicht schon eine erste Vorahnung davon geben könnte, worum es in diesem Spiel geht. Es ist ein kartenbasiertes Fantasyspiel von Martin Venturini, das 1-5 Leute wahlweise kompetitiv oder kooperativ spielen können. Man spielt einen Charakter, den man im Laufe des Spiels über Märkte und durch Tempel hetzt und dort mit Fertigkeiten und Ausrüstung zu verbessern trachtet, um sich in einer feindlichen Welt durchzusetzen. Das beinhaltet aber eben nicht nur den Kampf gegen böse Monster, sondern auch die Auseinandersetzung mit anderen Charakteren in einer speziellen Arena, wo man unter Beweis stellen kann, dass man besser ist als die anderen. Criaturas y Cristales erscheint bei 3D Fantasy in gleich drei verschieden teuren Ausstattungen, jeweils illustriert von Emmanuel Bou und gestaltet von Daiana Diaz.
Bei MendoZen erscheint in diesen Tagen Pegó el Zonda Ancestral von Munir Ots, illustriert von Fernando Carmona. In diesem Spiel begeben wir uns in die Geschichte der Region Cuyo in West-Argentinien zur Ethnie der Huarpe. Verschiedene Stämme treten in einen Wettstreit darum, die Gunst der Götter zu erlangen, was sie vor allem durch die Beherrschung des Zonda-Windes unter Beweis stellen wollen. Mit Hilfe verschiedener Spielarten dieses Windes greift man die anderen an und fügt ihnen Schaden zu, wenn sie sich nicht durch andere Naturphänomene schützen können. Das Ganze findet in Form von Karten und Kartenkombinationen statt, die man ausspielt, und zwar so lange, bis nur noch ein*e Spieler*in übrig ist und damit dank göttlicher Gunst gewonnen hat.
Bei Rewe Juegos ist soeben eine brandneue Auflage des 2015er-Titels Los Caminos de Alicia (Die Wege der Alice) von Matías Esandi und Amelia Pereyra erschienen, diesmal zwar nicht in einer schicken Metalldose wie das Original, dafür aber mit einer Erweiterung.Von einem zentralen Ort aus legt man ein Labyrinth aus sechseckigen Wegeplättchen aus. In dem Labyrinth tauchen hier und da besondere Plättchen mit Szenen aus Alice in Wunderland auf, die dann bestimmte Auswirkungen auf das Spiel haben. Jede*r Spieler*in verfolgt auf dem Weg durch das Labyrinth ein anderes Ziel. Da das hier das gefühlt hundertste Spiel zum Thema Alice in Wunderland ist, dem ich begegne (ich würde mich wundern, wenn es zu irgendeiner anderen literarischen Vorlage mehr verschiedene Spiele gäbe), habe ich kapituliert und mir das Buch soeben bestellt. Ich muss das wohl doch mal lesen, um mitreden zu können.
Schließlich habe ich noch zwei Kurznachrichten aus Argentinien:
Bei Tinkuy erscheint eine Erweiterung zum Spiel Contame, über das ich hier schon mal berichtet hatte. Die Erweiterung heißt Contame Inicio und enthält neue Karten zum Storytelling-Spiel. Und am 24. und 25. November findet in Buenos Aires die Veranstaltung Innovando el Juego statt, an der ich im weiteren Sinne auch teilnehmen werde, leider nur virtuell: Am Samstag um 18:30 deutscher Zeit werde ich live über Skype interviewt. Das Ganze soll es hinterher wohl auch auf Youtube geben, aber im Moment finde ich es einfach erstmal toll, so einer Veranstaltung zumindest ein bisschen nahe sein kann. Ich freue mich schon sehr drauf, obwohl ich noch gar nicht richtig weiß, was mich da erwartet.
Brasilien
Bei Diversao Offline hat Roberto Tostes 2017 mit Sobrevivência na Amazônia (Überleben im Amazonas) den ersten Preis im Prototypenwettbewerb gewonnen. Nun hat er eine Crowdfunding-Kampagne für sein Spiel gestartet, um es zur Veröffentlichung zu bringen. Die Spieler*innen haben sich per Fallschirm im Amazonas-Gebiet absetzen lassen, um wenig erforschte Gebiete zu erkunden. Sie schlagen sich nun durch das unwegsame Gelände bis zum Abholpunkt durch. Dabei lauern Gefahren, aber auch die Möglichkeit, durch das Fotografieren von vom Aussterben bedrohten Tierarten Extrapunkte zu bekommen. Um zu überleben, müssen die wackeren Forscher*innen sich Nahrung und Wasser besorgen, und alle vier Runden müssen sie ein Nachtlager bauen, weil es dunkel wird. Sobrevivência na Amazônia ist von Manoela Boianovsky und Orly Wanders illustriert worden und soll im Eigenverlag erscheinen.
Über Wagner Gerlach und den Clube do Tabuleiro de Campinas hatte ich hier schon mal was geschrieben. Entgangen war mir dabei Equilíbrio, das schon aus dem Frühjahr zu stammen scheint. Dabei handelt es sich wiederum um ein Spiel, das aus vermeintlichen Wegwerfprodukten selbst gebaut werden kann, das man sich also nicht zu kaufen braucht (und auch nicht kaufen kann). Aus Flaschendeckeln wird eine sechseckiges Spielfeld ausgelegt, auf dem weitere (teilweise beklebte) Deckel liegen. Mit seiner Spielfigur bewegt man sich über dieses Feld und versucht, fünf verschiedene Elemente (Wasser, Erde, Feuer, Metall und Holz) einzusammeln, die man dann gegen ein Yin-Yang-Symbol eintauschen kann. Beim Einsammeln bekommt die Auslage Löcher, die die Bewegung erschweren; tauscht man allerdings ein Symbol ein, kann man die fünf Elemente wieder in den Spielplan einfügen, um neue taktische Optionen zu erhalten. Wer zuerst drei Yin-Yang-Symbole eingetauscht hat, gewinnt.
Und im September hatte ich mal über Meeple Heist berichtet, in der Annahme, dass dessen Veröffentlichung bei Papaya Editora kurz bevorstünde. Gestern erfuhr ich nun, dass Papaya Editora den Betrieb komplett einstellt. Alle Rechte an ihren Spielen haben sie an Ludens Spirit verkauft, einen offenbar größeren Verlag. Was dieser mit den ganzen Rechten machen wird, weiß ich noch nicht, aber zumindest die Veröffentlichung von Meeple Heist sollte gesichert sein. Aktuell ist es für Januar 2019 angekündigt. Wir werden sehen.
Mexiko
Bei Miniaturenspielen auf Kickstarter zucke ich normalerweise auch dann mit den Schultern, wenn ein Haufen Leute lechzend die Tage bis zur Veröffentlichung zählt, weil ja sooo coole Miniaturen dabei sind. Für mich sehen diese klassischen Fantasy-Miniaturen irgendwie immer so ziemlich gleich aus. Keinesfalls in diese Kategorie gehört aber War for Chicken Island, das zur Zeit auf Kickstarter ziemliche Mühe hat, das Finanzierungsziel zu erreichen. Dabei sehen die Miniaturen hier ausnahmsweise mal wirklich einigermaßen cool aus. Es handelt sich nämlich um Hühner, die auf einer viel zu kleinen Insel um die knappen Ressourcen kämpfen. Dabei geht es ihnen aber trotz der martialischen Bewaffnung weniger darum, anderen die Schädel einzuschlagen, als darum, sie abzuklatschen, weil das Punkte gibt, die man zum Gewinnen braucht. Läuft aufs Gleiche raus, aber ohne, dass jemand ausscheiden würde. War for Chicken Island stammt von Ivan Escalante, der es auch illustriert hat. Der Verlag heißt Draco Games, und ich fand das Kickstarter-Video phasenweise durchaus putzig. Aktueller Stand ist, dass es einen Relaunch geben dürfte, obwohl die endgültige Entscheidung (mit Stand von gestern) noch aussteht.
Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung durch die Rechte-Inhaber*innen.