Argentinien
Die erste Auflage des Spiels Bariesus von Marcos Mignola erschien bereits 2014, jetzt gibt es eine zweite Auflage bei juegosdemesa.com.ar. Die Bariesus sind mächtige Magier, die die Elemente manipulieren können. Sie versuchen, eine bestimmte Zahl von Gebieten zu erobern, indem sie Armeen von Wasser, Feuer, Luft und Erde heraufbeschwören und aufeinanderhetzen, was durch das Ausspielen von Karten geschieht. Aus den eroberten Landstrichen ziehen sie nun Steuern, mit denen sie weitere Söldner anheuern können. Wenn niemand den Kampf innerhalb von 20 Runden entscheiden kann, zerstört der Gott Kasdail das Universum, was sich eher unvorteilhaft auswirkt. Illustriert hat diese Vorstufe der Apokalypse Samanta Armonelli.
Brasilien
Ein Spiel, das ganz nach meinem Geschmack sein könnte (minimale Regeln und viel Interaktion), ist 6 Pandora von Flávia Barreto und Roberto Lago Lopes. Die Spieler*innen sind Magier*innen, die Elemente für ihre Zaubereien sammeln wollen. Um die entsprechenden Ressourcensteine zusammenzubekommen, würfelt man mit zwei Farbwürfeln, wobei die kleine Schachtel als verschließbarer Würfelbecher dient. Man behauptet etwas über sein Würfelergebnis und klaut sich danach Ressourcen zusammen, um die eigene individuelle Zielvorgabe zu erreichen, darf sich aber natürlicht nicht beim Lügen erwischen lassen. 6 Pandora ist in einer kleinen Auflage bei 4touché erschienen.
Soeben erschienen ist Macacos me Mordam! (Affen beißen mich), das erste Spiel des neuen brasilianischen Verlags Curió Jogos, der sich auf Spiele für Drei- bis Zehnjährige spezialisieren will. Die Spieler*innen sind Affen, die auf einen Baum klettern, um möglichst viele Bananen herunterzuholen. Der Baum wird während des Bekletterns erkundet, das heißt aus Stamm- und Kronenkarten dreidimensional aufgebaut. Wer zuerst sechs Bananen gesammelt hat, gewinnt. Macacos me Mordam stammt von Isabel Butcher und wurde von Taline Schubach illustriert.
Derzeit gucken ja allerhand Leute die Fußball-WM, aber wer jemals versucht hat, einem Verlag ein Sportspiel anzubieten, kann vielleicht ein Lied davon singen, wie wenig Interesse dort oft anzutreffen ist. Sportspiele gelten als Kassengift. Das sagt allerdings nichts weiter über die Qualität der Spiele aus, da gibt es ja durchaus einige, die spannend sind. Einige davon kommen dann im Selbstverlag heraus. In diesem Artikel geht es dann auch gleich mehrfach um Fußball. Wir beginnen in Brasilien mit dem Spiel Futboard von José R. Mendes, der auch die Illustrationen gemacht hat. Sein Verlag heißt MUNDUS und ist offenbar nicht nur mit Fußball beschäftigt, denn ein weiteres Spiel namens Mundus Imperial ist bereits angekündigt.
Futboard ist ein strategisches Brettspiel, in dem man sich eine Mannschaft aus Spielern mit verschiedenen Charakteristika zusammenstellt und dann abwechselnd jeweils drei Aktionen ausführt, wobei man sich zwischen fußballtypischen Aktionen wie Bewegung, Pass und Schuss entscheiden muss. Wer innerhalb von 45 Minuten die meisten Tore erzielt hat, gewinnt. Gestern ist eine Crowdfunding-Kampagne für das Spiel gestartet, die das Finanzierungsziel auch gleich am ersten Tag erreicht hat.
Chile
Ich war noch nie in Chile, aber wenn ich mir das auf einer Landkarte so angucke, wird mir schon klar, wie wichtig das Meer für ein Land von dieser Form und Lage ist. Da liegt es doch nahe, auch mal ein Spiel über die Ökosysteme der chilenischen Küste zu veröffentlichen. Das hat der Verlag Within Play mit Toskasi (von Chilo und Dani Varela) gemacht. Die Spieler*innen bewegen sich würfelgetrieben durch verschiedene Landschaften ihrer Wahl und sammeln dabei Karten ein, auf denen verschiedene Organismen abgebildet sind, die wiederum miteinander interagieren. Geschicktes Auslegen der Karten bringt Punkte ein, die am Ende zum Sieg führen können. Toskasi ist übrigens der Name einer Art von Meeraal, die in den Gewässern vor Chile vorkommt.
Kolumbien
Nivia Weizman stellt mit seiner Firma Doubble Six normalerweise aufwendig ausgestattete Holzspiele her. Nun hat er sich mal an ein „normales“ Brettspiel gewagt, und auch hier geht es um Fußball, nämlich bei Fútbol Dados (Fußballwürfel). Auf einem großen, in Quadrate eingeteilten Fußballfeld stellt man eine Mannschaft aus 11 Pöppeln auf und versucht natürlich, den Ball Richtung gegnerisches Tor zu bewegen. Dazu würfelt man jeweils mit vier Würfeln. Mit dem Ergebnis eines einzigen Würfels kann man den Ball zu einem frei stehenden Spieler passen, aber nur orthogonal oder diagonal. Bei einem Pasch kann man auch über gegnerische Spieler hinweg passen. Bei einem Drilling oder Vierling muss man nicht einmal mehr einen 45°-Winkel einhalten sondern kann auch überraschendere weite Pässe spielen. Um ein Tor zu erzielen, muss man das Netz mit genau passender Augenzahl erreichen.
Peru
Anevi Corp ist auf edukative Spiele spezialisiert. Der Verlag besteht aus Mariam Aranda, Ottoman Silva und Christopher Merino. Kürzlich sind gleich drei neue Kartenspiele von Ottoman Silva erschienen, nämlich Bio Maniac (über den menschlichen Körper), Smash Molecules (über Elemente und Moleküle) und Super Training Football (das könnt Ihr selbst erraten), außerdem schon im Februar Sembrando Agua (über die Ressource Wasser. Dieses Spiel haben sie sogar im Staatsauftrag herausgebracht). Die Spiele, die Anevi unter dem Begriff „Serious Games“ veröffentlicht, sind trotz dieses Mottos im Comic-Stil gestaltet (der Illustrator heißt Bryan Silva). Wie mir Christopher Merino schrieb, sei sich der Verlag bewusst, dass das Gehirn nicht lerne, ohne auch emotional angeregt zu sein. Sie versuchen also den Spagat zwischen Spielspaß und Wissensvermittlung. Sowas klappt zwar nicht immer gut, aber als mich gerade meine Achtjährige fragte, was ich machen würde und ich sagte, ich würde etwas über Spiele aus Peru schreiben und das sei in Südamerika, da antwortete sie: „Das weiß ich schon, Peru kommt doch in Länder Toppen vor.“ Na also.
Spiele über Essen sind (ebenso wie die über Fußball) offenbar auf der ganzen Welt beliebt, so auch in Peru. Von Javier Zapata Innocenzi kommt ein Spiel namens Perú Cocina, in dem man die Zutaten für bekannte peruanische Gerichte sammelt. Man hält Karten in der Hand, auf denen jeweils zwei Zutaten abgebildet sind. Auf dem Tisch liegen Rezeptkarten. Nach und nach legt man die Zutaten zu den Rezepten aus, muss dabei aber immer die Reihenfolge beachten und sich entscheiden, welche Zutat auf jeder Karte man wann einsetzen möchte. Was man nicht spielen kann, legt man in einen Pool, aus dem sich jede*r bedienen kann. Wer die letzte Zutat zu einem Gericht hinzufügen kann, bekommt das Gericht und dafür am Ende Punkte. Erschienen ist Perú Cocina bei Malabares.
Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber/innen.