Ich habe in meinem Spielerdasein mittlerweile tausende von Spielen ausprobiert, und dennoch viele davon sehr intensiv gespielt– 30, 50 oder über 100 Partien sind durchaus keine Seltenheit bei mir. Aber unter all diesen vielen Spielen gibt es nur drei, die ich für wirklich perfekt halte. Perfekt – was soll das eigentlich heißen? Dieses Prädikat vergebe ich nur, wenn mir auch nach intensiver Beschäftigung mit einem Spiel wirklich absolut gar nichts auffällt, was mich stören würde. Eins dieser drei Spiele ist KLASK von Mikkel Bertelsen.
Worum geht‘s?
KLASK besteht aus einem massiven Gestell, auf dessen beiden Seiten sich die Spieler*innen hinsetzen.Auf eine Spielfläche setzt man einen Kunststoffstab auf, mit dem man dann durch Magnetkraft einen Griffstab unter dem Tisch verbindet. In der Mitte der Spielfläche werden drei kleine Magneten platziert. Kurz vor jeder Grundlinie befindet sich ein „Tor“ in Form einer runden Vertiefung. Außerdem gibt es einen Ball.
Wenn ich Anstoß habe, verstetze ich den Ball mit dem Kunststoffstab in Bewegung. Ab dann wird es hektisch. Denn es gibt dreieinhalb Situationen, in denen mein Gegenüber einen Punkt bekommen kann:
– Wenn der Ball in meinem Tor liegenbleibt
– Wenn ich selbst mit meinem Stab in mein Tor falle (dann macht es ein lautest „Kla(s)k“-Geräusch, von dem das Spiel seinen Namen hat)
– Wenn zwei der drei kleinen Magneten an meinem Stab andocken
(Die dreieinhalbte Gefahr ist, dass ich die Kontrolle über meinen Stab verliere und nicht wiedererlangen kann. Das ist sehr selten, kann aber tatsächlich bei zu wildem Spiel mal vorkommen.)
Wer zuerst sechs Punkte erzielt hat, gewinnt die Partie.
Und? Macht das Spaß?
Absolut: JA! Der Hauptmechnismus, mit einem Magneten unter dem Tisch eine Figur über dem Tisch zu führen, ist natürlich nicht neu, den kennt man spätestens seit Weykick. Bertelsen hat durch das Kombinieren der verschiedenen Punktemechanismen aus KLASK aber ein wirkliches Meisterwerk daraus gemacht. Natürlich versucht man, den Ball ins gegnerische Tor zu bringen, wenn man ihn hat. Aber dabei muss man einerseits im eigenen Rückraum aufpassen, dass man nicht selbst in sein Tor reinfällt (besonders bei der Abwehr kann das passieren), beim Angriff dagegen droht die Gefahr, Magneten anzuziehen. Die Magneten sind der eigentliche Clou an KLASK, denn sie fliegen und rollen natürlich auf dem Spielfeld herum, das sich dadurch ständig verändert. Zu Beginn versucht man, diese mit Hilfe des Balls in die gegnerische Hälfte, oder idealerweise gleich gegen den gegnerischen Stab zu schießen. Wer ein bisschen geübter ist, kann die Magneten aber auch direkt schießen, denn wie Magneten so sind, haben sie eine Seite, mit der sie vom Stab angezogen werden und eine, mit der sie abgestoßen werden. Die beiden Seiten sind verschieden markiert (wenn das auch in der Hektik manchmal schwer zu sehen ist). Man ist also nicht zur Untätigkeit verdammt, wenn das Gegenüber den Ball in der eigenen Hälfte hält, sondern kann störend eingreifen. Richtige Profis schaffen es sogar, die Magneten direkt von der Mittellinie wegzuschießen (obwohl unter der Spielfläche eine Trennwand ist, damit man sich nicht in die Quere kommt – wer sich Videos von Turnieren anguckt, kann solche Finessen da des öfteren bewundern. Links findet Ihr in diesem älteren Artikel auf Du bist dran!).
Die ständige Überforderung durch die verschiedenen Gefahrenquellen hält beide Spieler*innen permanent auf Trab. Das ist das ganze Geheimnis von KLASK, und das macht den unendlichen Wiederspielreiz aus. Natürlich muss man Geschicklichkeitsspiele grundsätzlich mögen, sonst ist man hier falsch. Aber das tue ich ja, und in dieser Kategorie ist KLASK wahrlich ein Geniestreich.
Zu kritisieren habe ich wirklich nichts. Die Spielfläche verkratzt zwar schnell, aber das hat bei uns bisher keinen Einfluss auf die Spielbarkeit gehabt. Von Asger Harding Granerud (der hier auf Youtube ein paar Tricks zeigt) habe ich gehört, dass er mehrere Exemplare pro Jahr verbraucht, aber der spielt auch täglich vielfach, und auf Extremniveau. Bei uns konnte ich noch keine Beeinträchtigung des Spiels durch Abnutzung erkennen.
Mittlerweile gibt es auch eine Viererversion von KLASK mit rundem Spielfeld. Die habe ich nur in Essen mal kurz ausprobieren können. Macht auch Laune, aber perfekt ist KLASK für mich eben zu zweit. Wer beim Anblick von Geschicklichkeitsspielen ohnehin ein gieriges Kribbeln verspürt, sollte KLASK also unbedingt ausprobieren.
Klask
für 2 Leute
von Mikkel Bertelsen
Meine Ausgabe ist von Competo/Marektoy, in Deutschland ist heute die (baugleiche) von Game Factory üblich. Die Originalausgabe erschien bei KLASK ApS, 2014
Schöner Artikel, kleine Korrektur, das abschlagen der Magneten ist nicht erlaubt bzw. wird international nicht absichtlich gespielt. Es gibt Spieler die fahren mit dem Striker ( Spielfigur) gegen die Wand und schlagen somit den Magneten ab, dies ist ein Foul. Verliert man den Magneten während des Spiels ist das ok. Eine feste Regel gibt es leider nicht. International sind die Spieler auf so hohem Niveau das sie den Striker vorher stoppen und nicht gegen die Wand fahren.
LG Ingo Ebel ( Deutscher Meister)
Danke für den Hinweis, Ingo – das wusste ich tatsächlich nicht, weil es ja nicht in den Regeln steht. Ich aktualisiere meinen Text dann mal. Was ist denn die Sanktion bei einem Foul? Punkt für die andere Seite?
Auch das ist nicht klar geregelt. Der Spielraum reicht von Biskits wieder anheften. Punkt für den Gegner nach Verwarnung . Oder es gibt auch die Möglichkeit gelbe Karte, rote Karte…Disqualifikation. Ich habe die Frage mal in unsere WM Gruppe gestellt, weil ich leider einen Gegner habe der das permanent spielt. Argument es ist ja nicht verboten. Wie gesagt bei der WM ist das kein Problem weil, kein Spieler das absichtlich spielt. Die Spielweise macht das Spiel aber uninteressanter, der Reiz des Spiels lebt auch von den vielen Möglichkeiten Punkte zu erzielen. Dazu gehört eben auch die zwei Magnete. Man nimmt dem Spiel damit etwas, finde ich. Zumal dazu nicht viel Geschick notwendig ist mit dem Striker gegen die Wand zu schlagen.