Landwirtschaft im Ruhrgebiet

Ja ja, ich weiß, Ihr assoziiert den Ruhrpott eher mit rauchenden Schloten und kohleverschmierten Bergarbeitern. Aber an diesem Wochenende lohnt sich ein Besuch dort vielleicht auch mal für die Leute, die mehr auf Viehzucht als auf Schwerindustrie stehen. Denn auf der Messe in Essen wird Blöde Kuh von Florian Racky der Öffentlichkeit vorgestellt, bei dem man sich mit Nutztieren herumplagt. Da mir die Drei Hasen in der Abendsonne schon vor einigen Wochen ein Exemplar zugeschickt hatten, hatte ich die Gelegenheit, das immer mal wieder zu spielen und möchte es Euch noch mal ans Herz legen.

Worum geht’s?

Jede Menge Kühe, Pferde, Schweine und Schafe sind ausgebüxt, und nun sollen sie wieder eingefangen werden. Leider gibt es einige blöde Tiere unter ihnen, und die will man eben nicht haben, denn sie zählen am Ende Miese.
Zu Beginn hat man neun Karten auf der Hand und versucht, diese zügig loszuwerden. Man kann Karten entweder einzeln abspielen (dann muss je nach Tierart entweder jemand eine Karte ziehen oder es wird je ein Tier nach links geschoben), oder als Paar zweier gleicher Tiere. Wenn man zwei Karten als Paar spielt, dann wandert das blöde Tier im Uhrzeigersinn einen Platz weiter auf dem Tisch herum (beim ersten Paar einer Tierart landet das blöde Tier erstmal überhaupt auf dem Tisch, und zwar links von der Person, die das Paar gespielt hat). Hat jemand keine Karten mehr, endet die Runde. Wer nun am meisten oder zweitmeisten Karten auf der Hand hat, bekommt Minuspunktkarten – und wenn man blöde Tiere vor sich liegen hat, steckt man diese als Minuspunktkarten ebenfalls ein. Wer nach drei Runden die wenigsten Minuspunkte kassiert hat, gewinnt das Spiel.

Niedliche Tiere!

Und? Macht das Spaß?

Die Zeiten sind hart – Spiele, die mir bei der ersten Partie wenig Spaß machen, haben kaum eine Chance, wieder auf den Tisch zu kommen. Das liegt gar nicht nur daran, dass ich auf Teufel komm raus möglichst viele neue Spiele ausprobieren möchte, sondern daran, dass es sowohl in meiner Familie als auch in meiner Haupt-Spielgruppe eine starke Tendenz gibt, Dauerbrenner immer wieder zu spielen. Für neue Spiele ist es nicht ganz einfach, in diesen Zirkel einzubrechen. Alle Beteiligten müssen in der ersten Partie zumindest das Potential erkennen können, sonst landen die Spiele schnell wieder auf dem Wegtauschstapel.
Blöde Kuh hatte bei uns keinen so guten Start, da ich es zuerst mit zwei Kindern und einer Jugendlichen gespielt habe, die wenig konzentriert waren und kaum Interesse zeigten, sich Gedanken darüber zu machen, wie man es gut spielt. So wirkte es etwas beliebig. Wahrscheinlich war es ein Glücksfall, dass ich selbst gerade ein bisschen angenervt von der Unruhe in der Gruppe war und dem Spiel ein bisschen aus Trotz unbedingt eine zweite Chance geben wollte. Diese Chance bot sich dann bald, und seither sind noch einige weitere in ganz verschiedener Besetzung dazugekommen. Ich muss sagen: Je öfter ich Blöde Kuh spiele, desto lieber mag ich es (obwohl ich meistens fürchterlich verliere).
Das zugrundeliegende Dilemma ist schnell erfasst. Spiele ich oft einzelne Karten, werde ich meine Karten nicht schnell genug los. Spiele ich Pärchen, wandern meistens Minuspunkte auf mich zu. Da heißt es gut abwägen und manchmal auch abwarten. Die Zahl von neun Karten auf der Hand ist geschickt gewählt. Im Durchschnitt haben die Spieler*innen dadurch je ein Pärchen von jeder Tierart auf der Hand, zusätzlich aber auch noch eine einzelne Karte. Also gehen die einzelnen Tiere immer so ungefähr einmal rund um den Tisch. Oft ist es daher so, dass ich nicht so gern ein neues blödes Tier ins Spiel bringe, sondern eher darauf hoffe, dass das jemand auf der anderen Seite des Tisches tut. Verlassen kann man sich aber natürlich nicht auf solche Statistiken; es ist nicht so selten, dass ich am Ende noch mit einem Pärchen auf der Hand da sitze, es aber nicht ausspielen möchte, weil das entsprechende Tier zu meiner Rechten liegt. Hier heißt es, immer einen guten Überblick zu bewahren, damit man am Ende nicht in die Röhre guckt.

Tiere, die niemand haben will! Diese Tiere werden von Runde zu Runde übler.

Bei Blöde Kuh gewinnt zwar jemand (und natürlich freut man sich, wenn man in einer Runde mal gar keine Punkte kassiert), aber letztlich liegt die Aufmerksamkeit doch meistens bei denjenigen, die die meisten Minuspunkte bekommen. Blöde Kuh ist zwar kein klassisches Ärgerspiel, weil man dafür zu defensiv spielt, aber man kann sich trotzdem auch in insgesamt aussichtslosen Situationen freuen, anderen noch was reinwürgen zu können. Mit seinen simplen Regeln und dem kleinen Preis ist es damit ein ziemlich ideales Familienspiel, wobei ich es mit mehr Leuten noch etwas lustiger finde als zu dritt. Ein bisschen Konzentration braucht man trotzdem – ich war erstaunt, dass es in verschiedenen Gruppen immer wieder Leuten schwer fiel, die Spielreihenfolge einzuhalten – sie waren versucht, immer dann Karten zu spielen, wenn ein blödes Tier vor ihnen landete, egal, wer die dazugehörigen Karten ausgespielt hatte.
Dass das Spiel sehr ansprechend gestaltet ist, brauche ich bei den Drei Hasen in der Abendsonne wohl nicht mehr extra dazuzuschreiben. Allerdings haben sie mit Florian Biege mal wieder einen neuen Illustrator beschäftigt, der auch bei Monster-Bande, ihrer anderen Messeneuheit, in Erscheinung tritt (dort auch noch als Autor). Aber dem kann man ruhig noch weitere Aufträge geben, finde ich (mir gefällt die Kartenrückseite übrigens diesmal besonders gut).

Also schaut in Essen ruhig mal am Stand 3-G101 vorbei und probiert die Blöde Kuh aus – für so ein kleines Kartenspiel sollten auch die Messebesucher*innen, die nicht mit dem Lieferwagen vor die Hallen fahren, noch Platz finden.

Blöde Kuh
für 3 bis 6 Leute
von Florian Racky
Illustrationen: Florian Biege
Drei Hasen in der Abendsonne, 2018

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