Auf dem Blätterpfad durch den Mülldschungel

Die drei R („Reduce, Reuse, Recycle“ / Reduzieren, Wiederverwenden, Recyclen) sind ja so ein Motto für den sparsamen Umgang mit den knappen Ressourcen unserer Erde. Auf politischer Ebene habe ich eher das Gefühl, dass eine aktuelle Sau durchs Dorf getrieben wird, die es ganz bequem macht, die anderen Probleme zu ignorieren. Hier und da wird ein bisschen rumgedoktert, was vielleicht auch besser ist als nichts, aber ein ganzheitliches Konzept scheint es nicht zu geben. Am Ende kommt es dann doch stark auf jeden und jede Einzelne/n an. Manche Menschen bemühen sich redlich und mehr oder weniger erfolgreich darum, andere ordnen es anderen Interessen unter und wieder andere sind sich des Problems und seiner Lösungen vielleicht gar nicht bewusst. Ob Letzteres in Kolumbien stärker ausgeprägt ist als hierzulande, vermag ich nicht zu beurteilen, aber zumindest erschien es für Mariacaro Aldana ein drängendes Problem zu sein, sodass sie ein Spiel namens Eco-Marketing entwickelt hat, das eine größere Souveränität im Umgang mit Abfällen vermitteln soll. Sie hat es mir letztes Jahr zur Messe in Essen zukommen lassen, und ich möchte jetzt ein bisschen darüber erzählen.

Eco-Marketing
Das Spiel kommt in einer ungewöhnlichen Verpackung daher, nämlich einer zugeknöpften Tasche. Mal was anderes.

Worum geht’s?

Wer dran ist, führt nacheinander diverse Aktionen durch. Man zieht eine offene Karte aus der Auslage (die erst am Ende einer Runde wieder aufgefüllt wird), kann weitere verdeckte Karten hinzukaufen (was allerdings Punkte kostet), kann eine Restmüllkarte entsorgen (wenn der entsprechende Platz in der Restmüllauslage frei ist, sonst muss man erst warten, bis der Müll abtransportiert wurde), kann Altpapier und Plastikflaschen verkaufen und schließlich aus den gesammelten Karten (die man als Rohstoffe ansehen kann) diverse Gegenstände herstellen, für die es wiederum Punkte gibt. Wer anschließend zu viele Karten hat, muss einige abwerfen, was aber allerdings Punkte kostet. Reihum machen das nun alle, und anschließend bietet man mit seinem Geld darum, in der nächsten Runde zuerst mit dem Kartendrafting dran zu sein. So geht es weiter, bis der Kartenstapel zweimal durchgespielt wurde. Dann gibt es noch Bonuspunkte für die Person mit dem wenigsten Müll auf der Hand, und es gewinnt, wer am meisten Punkte gesammelt hat.

Und? Macht das Spaß?

Man hätte es kaum vermutet, aber hinter dem Thema, das leicht in so ein Spiel mit erhobenem Zeigefinger hätte münden können, verbirgt sich ein fast typisches Eurogame mit gut abgeschmeckten Mechanismen. Besonders gut gefällt mir die Anbindung an die Thematik. Zuerst nimmt man sich eine Karte, denn irgendwas konsumieren wir alle. Wir können auch mehr konsumieren, was aber schlecht für unsere Öko-Bilanz ist. Wer anschließend den Restmüll angemessen entsorgt, darf sich zumindest mit einem Punkt trösten, aber allzu gut wird man den nicht los. Dann können wir Rohstoffe wie Papier und Plastikflaschen verkaufen und zum Schluss können wir den wiederverwertbaren Abfall zu nützlichen Dingen verarbeiten. Haben wir aber zuviel Müll auf der Hand gesammelt, kommt uns das teuer zu stehen, weil wir den sozusagen auf die Straße werfen. Das wirkt stimmig, und die Abfolge wird sozusagen nebenbei wunderbar erklärt. Die Aktionen sind nämlich auf dem Spielfeld durchnumeriert, sodass man eigentlich nur den Nummern folgen muss, wenn man mal vergisst, was man als nächstes tun sollte. Das hilft ungemein dabei, nach einer kurzen Erklärung in das Spiel einsteigen zu können – sowas sollte es bei komplexeren Spielen viel öfter geben (naja, vielleicht gibt es das auch schon, aber so schön wie hier habe ich es zumindest noch nirgends gesehen).

Wer wissen will, welcher Schritt im Spielzug als nächstes dran ist, kann einfach den durchnummerierten Blättern folgen. Vorbildlich!

Wenn man sich dann ein klein wenig warmgespielt hat, geht jeder einzelne Zug recht schnell vonstatten, sodass man nicht viel Downtime hat, selbst wenn man zu fünft spielt. Und wer insgesamt ein kürzeres Spiel haben möchte, kann natürlich auch den Stapel nur einmal durchspielen.

Insgesamt kann Eco-Marketing zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen – wer gern mittelkomplexe Spiele spielt, erfährt vielleicht was Neues über Recyclingmöglichkeiten, und die Leute, die das Spiel wegen ihres Interesses am Umweltschutz spielen, werden in die wunderbare Welt der modernen Brettspiele eingeführt.

Eco-Marketing

für 3 bis 5 Spieler/innen
von Mariacaro Aldana
Illustriert von Cristina León
Erschienen im Eigenverlag, 2017

Ein Gedanke zu „Auf dem Blätterpfad durch den Mülldschungel

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