Oink Games gehört zu diesen Verlagen, bei denen mich jedes Spiel neugierig macht. Das liegt am kleinen Format, an der oft spektakulären grafischen Gestaltung, aber vor allem daran, dass ich schon eine ganze Reihe von kleinen Perlen bei Oink entdeckt habe. Wie auch Tricks and the Phantom, das ich vor einer Weile netterweise von Oink Games zur Verfügung gestellt bekommen habe und Euch hier vorstellen möchte.
Worum geht‘s?
Tricks and the Phantom besteht vor allem aus elf durchnummerierten Karten (von 1 bis 10, wobei die 1, das Phantom, doppelt dabei ist). Dabei gibt es jeweils drei Karten in Blau, Rot und Gelb. Man hat zwei dieser Karten auf der Hand (drei sind verdeckt aus dem Spiel) und legt zunächst mal reihum eine davon verdeckt auf den Tisch. Auf diese Karte legt man einen Marker in der Farbe der Karte. Spielt man ein Phantom, darf man die Farbe des Markers frei wählen. Haben alle ihre Karte gespielt, legt man in umgekehrter Reihenfolge wiederum reihum einen Lupenmarker auf eine der Karten, und zwar auf die, von der man vermutet, dass sie die höchste ist. Diese ist nämlich die Verbrecher*in-Karte. Anschließend werden die Karten aufgedeckt. Wer Verbrecher*in ist, bekommt einen Punkt; wer richtig getippt hat, bekommt umso mehr Punkte, je weniger andere den gleichen Tipp abgegeben haben.
Was soll daran schwierig sein? Nun, die niedrigeren Karten haben alle noch eine spezielle Fähigkeit. Die Vier etwa nimmt die Neun aus dem Spiel, die Drei gewinnt, wenn alle anderen gespielten Karten fünf oder höher sind, und so weiter. Und das Phantom? Das ist niemals Verbrecher*in, aber wenn man darauf getippt hat, verliert man einen Punkt an das Phantom. So interagiert jede Karte mit den anderen. Da es von jeder Farbe nur drei Karten gibt, kann man aus der Farbe der Marker so seine Vermutungen anstellen, wer was gespielt haben könnte. Nach der ersten Runde folgt eine zweite mit der zweiten Handkarte, anschließend wird neu gemischt. Wer zuerst zehn Punkte erzielt hat, gewinnt das Spiel.
Spielt man zu dritt, kommt ein Dummy ins Spiel – eine Karte liegt jeweils offen. Außerdem beginnt man mit drei Handkarten und legt eine davon vor der ersten Runde verdeckt in die Tischmitte. Man spielt dann mit den beiden verbleibenden Karten die beiden Runden aus.
Und? Macht das Spaß?
Das kommt erstmal drauf an, wie viele Leute mitmachen. Zu zweit hat es uns nicht so gefallen, das wirkte wie eine „Wir müssen da irgendwas anbieten“-Lösung und hat keinen rechten Spielfluss aufkommen lassen. Zu dritt oder viert sieht das aber schon ganz anders aus. Ich glaube, dass Tricks and the Phantom Kontrollfreaks zum Wahnsinn treiben könnte, denn es ist eben nicht möglich, einen todsicheren Plan zu entwickeln und abzuspulen. Jede Aktion ist eine Wette auf das, was die anderen denken und tun. Nach einigen Runden merkt man dann, dass das Deduktionselement nur zu einem Teil aus „ich weiß, welche Karten schon weg sind“ besteht. Mindestens ebenso wichtig ist das Beobachten der Mitspieler*innen. Das ist insbesondere im Spiel zu dritt ganz wichtig, weil man immer mal wieder aus den Tipps der anderen schließen kann, welche Karte sie zu Beginn der Runde weggelegt haben dürften. Auch hier gilt: Sicher ist nichts. Das bedeutet aber nicht, dass alles Zufall ist. Das Bluff-Element kommt natürlich vor allem beim Einsatz der Phantome zum Tragen, wenn man auch mal auf seine eigene Karte tippen muss, um die anderen auf die falsche Spur zu locken. Aber auch mit dem Einsatz ganz normaler Karten kann man andere verwirren, denn der richtige Tipp wird am Ende ja potentiell stärker belohnt als der oder die Verbrecher*in.
Wenn ich etwas kritisieren kann, ist es vor allem, dass das Ziel von zehn Siegpunkten in meinen Augen eher zu hoch gegriffen ist. Schließlich laufen die einzelnen Runden formal gleich ab und erzählen keine fortlaufende Geschichte, und man kann sich auch nicht verbünden, um jemanden zu stoppen oder sowas. Während jede einzelne Runde spannend ist, ist das bloße Aufaddieren der Punkte doch eher unspektakulär. Daher kann man das Spielziel in meinen Augen ruhig ein bisschen niedriger ansetzen und lieber öfter spielen.
Tricks and the Phantom ist alles andere als ein seichtes Spiel – manchmal rauchen die Gehirnwindungen ganz schön, um die Auswirkungen aller Karten aufeinander im Blick zu behalten. Ich empfehle es allen, die echte Interaktion und Emotionen suchen, und die sich diebisch freuen können, mal jemanden reingelegt zu haben.
Tricks and the Phantom ist einer meiner drei Tipps im Rahmen der Weihnachts-Empfehlungsaktion des Beeple-Netzwerks. Wer wissen will, was die anderen so empfehlen, darf sich gern hier umgucken.
Tricks and the Phantom
für 2 bis 4 Personen (besser 3 oder 4)
von Takashi Saito
Illustriert von Jun Sasaki
Oink Games, 2018 (Erstausgabe bei BrainBrainGames 2017)
Ein sehr schönes Spiel! Ich hatte das Gefühl, es gingf im Vergleich zu anderen Oinkspielen etwas unter, vermutlich weiol es etwas kontra-induktiv ist – aber für mich ist es ein kleines Highlight!