Die Katze rafft es nicht.

Belratti kommt weder aus fernen Ländern, noch ist es ein wirklicher Geheimtipp. Der Sieg im Hippodice-Wettbewerb wird zwar außerhalb der Fachwelt normalerweise eher wenig beachtet, aber der Gewinn der Fairplay-Scouting-Wertung auf der Messe in Essen ließ doch ein paar Leute aufhorchen. Und auch bei uns ist das Spiel sehr gut angekommen. Darum will ich ihm hier ein paar Zeilen widmen.

Belratti

Worum geht’s?

Museumsdirektor Katz bestellt bei Maler Eule ein paar Bilder für eine Ausstellung. Leider schummelt Kunstfälscher Belratti ein paar seiner eigenen Werke in das Paket, das im Museum eintrifft. Katz muss nun herausfinden, welche Bilder die Originale und welche die Fälschungen sind.

Katz und Eule

Belratti ist ein kooperatives Spiel, das vor allem aus Bildkarten besteht (von denen jede*r einige auf die Hand nimmt). Die Spielgruppe teilt sich ungefähr zur Hälfte in Katz und Eule auf. Das Katz-Team deckt nun zwei Bildkarten auf und bittet das Eule-Team um zwei bis sieben Bilder, die zu den beiden aufgedeckten Bildern passen. Die Eule-Spieler*innen suchen dann aus ihren Handkarten passende heraus. Ob sie sich an Farbe, Form, Bedeutung, Name oder sonstwelchen Ähnlichkeiten orientieren, ist ihnen frei überlassen.  Sie dürfen sich untereinander nur darüber verständigen, wer wie viele zu der Gesamtzahl beisteuert, aber keine Hinweise über den Inhalt geben. Die gesammelten Karten werden nun zusammen mit vier weiteren Karten vom Stapel gemischt und an Museumsdirektor Katz übergeben.

Oben wachte Belratti. In der Mitte liegen die Aktionskarten (dazu gleich mehr). Unten sind die beiden Karten, die die Themen der Ausstellung vorgeben.

Nun schlägt die Stunde von Katz. Die Karten werden aufgedeckt, und die Katz-Spieler*innen müssen herausfinden, welche Bilder die Originale und welche die Fälschungen sind, und außerdem, welches der Originalbilder zu welcher Ausstellungskarte passt. Da gibt es so gut wie nie eine schnelle Einigkeit, und so entspinnt sich meist eine ziemlich heiße Diskussion, aus der sich Eule allerdings strikt heraushalten muss. Wenn Katz alle Bilder zugeordnet hat, löst Eule das Ganze auf. Richtig zugeordnete Bilder kommen auf den Punktestapel, Fälschungen auf einen Belratti-Stapel. Im selten, aber gelegentlich vorkommenden Fall, dass ein Originalbild der falschen Ausstellungskarte zugeordnet wurde, wird die Karte einfach abgeworfen und niemand bekommt einen Punkt dafür.
Nach der Runde wandern die Rollen eine Position weiter, so dass man manchmal Katz und manchmal Eule ist. Das Spiel endet in der Runde, in der Belratti seine sechste Karte eingeschmuggelt hat. Dann wird der Punktestapel durchgezählt und mit einer Skala verglichen. Je mehr Punkte man hat, desto besser das Ergebnis.

Zehn Bilder muss Katz begutachten. Doch welche gehören zur linken Vorgabe, welche zur rechten, und welche sind von Belratti?

Das sind die Grundregeln. Zusätzlich gibt es noch vier Aktionskarten, zwei für Katz und zwei für Eule. Sie bieten verschiedene Möglichkeiten, das Rundenergebnis zu verbessern. Allerdings werden sie nach Gebrauch umgedreht. Auf der Rückseite steht eine Zahl. Nur wenn man eine perfekte Runde spielt, in der man genau diese Zahl an Bildern von Eule richtig zuordnet, wird die Karte wieder aktiviert.

Späterer Spielverlauf. Belratti hat mittlerweile vier Punkte gesammelt, die Spielgruppe den Stapel links. Zwei Aktionskarten sind im Moment deaktiviert.

Und? Macht das Spaß?

Belratti besteht eigentlich hauptsächlich aus Diskussionen. So eine Auseinandersetzung darüber, welches Bild echt und welches gefälscht sein könnte, kann sich manchmal richtig hinziehen, und es ist wirklich interessant, wie unterschiedlich Leute Bilder wahrnehmen. Insbesondere, wenn die Gruppe aus Kindern und Erwachsenen zusammengemischt ist, ergeben sich oft Missverständnisse, da diese einfach verschieden ticken. Und dann sieht man die verzweifelten Eule-Spieler*innen zusammensinken, weil Katz die so offensichtlich passenden Karten nicht erkannt hat. Wer so etwas mag, wird mit Belratti sicherlich glücklich.
Ein bisschen Taktik kommt durch die Aktionskarten ins Spiel, die ein sehr cleveres Spielelement sind. Natürlich würde der Mechanismus auch ohne diese Karten funktionieren, aber die umgedrehten Karten setzen Katz einfach unter Druck, eine bestimmte Zahl von Bildern zu fordern, was nicht nur taktische Überlegungen, sondern auch Abwechslung ins Spiel bringt. Da perfekte Runden eher selten sind, ist das Reaktivieren einer verbrauchten Karte ein besonderes Fest, den man sich gemeinsam auf die Fahnen schreiben kann. Und die an und für sich belanglose Skala, an der man den Grad seines Erfolgs ablesen kann, sorgt dafür, dass man es immer noch ein bisschen besser machen möchte. Ich habe Belratti in allen Gruppengrößen von 3 bis 7 gespielt, wobei es ganz verschiedene Gruppen waren. Aber es blieb dabei nur sehr selten bei einer einzelnen Partie, meistens wollten wir gleich noch mal. Die 30 Punkte, die das Optimalergebnis darstellen, haben wir nur einmal fast erreicht, unser Durchschnitt liegt vielleicht bei etwas mehr als der Hälfte davon. Aber wir geben nicht auf…

Und noch ein Beispiel: Welche Bilder gehören nach links, welche nach rechts, und welche vier sind von Belratti?

So, möchte jemand mitraten? Beide Beispiele enthalten Original-Eule-Bilder zu den jeweiligen Themen aus unseren Partien, die Belratti-Bilder habe ich zufällig dazu aufgedeckt. Ihr dürft Eure Tipps gern in den Kommentaren hinterlassen – wenn es auf Interesse stößt, löse ich es in ein paar Tagen auf.

Wer übrigens wissen möchte, woher der seltsame Name Belratti kommt, kann das hier nachlesen.

Belratti

für 3 bis 7 Personen (ideal: 4-7)
von Michael Loth
Illustriert von Anna O., Meike P., Frauke K., Friederike C., Cathy H., Gwen B. und Jörne K.
Mogel-Verlag 2018

6 Gedanken zu „Die Katze rafft es nicht.

  1. Dann versuche ich es mal…Ich denke zum Turm gehören die Eistüte (ähnliche Form) und die Windmühle (ebenfalls ein turmartiges Gebäude). Zur Schnecke würde ich das Ohr (Hörschnecke) und die Finger zuweisen (sehen den Fühlern ähnlich). Dann wird es schwerer, ich würde das Kleeblatt noch hinzunehmen, da Schnecken bestimmt auf so Grünzeug stehen und die Mausefalle, weil man Schnecken aus eben diesem Grund lieber nicht im Garten haben möchte.

    Es könnte allerdings auch das Pferd (beides Tiere) gemeint sein und das Feuer erinnert mich irgendwie an den Turm (Burg, Mittelalter). Ich bin gespannt auf die Auflösung 🙂

      1. Oh, ja gerne. Hab ich beim Überfliegen nicht bemerkt, dass da noch mehr aufzulösen ist.

        Ich würde dem Fliegenpilz das UFO (gleiche Form), den Totenschädel (tödlich) und den Mund (gleiche Farben) zuordnen. Zum Toilettenpapier den Kackhaufen (liegt auf der Hand) und die CD (ebenfalls ein Loch in der Mitte, wie wenn man seitlich auf eine Toilettenpapierrolle schaut). Dann fehlt noch ein Bild. Irgendwas in mir möchte den Geldsack dem Toilettenpapier zuordnen, aber begründen kann ich es nicht.
        Vermutlich ist eher der Kreisel, der von der Form einem Fliegenpilz ähnelt, der auf dem Kopf steht.

  2. Tja, was soll ich sagen: Du warst von allen Teilnehmenden am nächsten dran, Sonja. 😀
    Beim ersten Bild hast Du fast völlig richtig gelegen. Nur der Mund gehörte zum Toilettenpapier, das ja sozusagen auch die Zunge rausstreckt (ähnliche Form). Aber immerhin kein Punkt für Belratti.
    Beim zweiten Bild gab es mehr Missverständnisse. Eis, Windmühle, Kleeblatt und Finger waren richtig. Ohr und Mausefalle waren von Belratti. Das Pferd wurde mit Rittern assoziiert und gehörte zum Turm. Und dann war da noch der Föhn, ausgewählt von meiner neunjährigen Tochter und von anderen Kindern am Tisch problemlos erkannt – der gehörte zum Turm, denn Kinder assoziieren Türme offenbar vor allem mit Rapunzel. Insbesondere mit dem Film „Rapunzel – neu verföhnt“.
    Danke fürs Mitmachen! Schade, dass nicht mehr gerätselt haben, aber was soll’s.

    1. Yeah! 😉 Danke für die Rätselaufgabe, ich mag so etwas immer 🙂

      Das Pferd wäre ja fast in meiner Auswahl gelandet, allerdings zur Schnecke assoziiert.

      Der Fön zum Turm könnte eigentlich genau von mir sein, Rapunzel ist eine meiner liebsten Disney-Prinzessinnen. Da ich aber nur wenige Mitspieler habe, die auch so denken denken, versuche ich mir dies abzugewöhnen 😀

      Auf jeden Fall ein tolles Spiel und immer wieder schön zu sehen, was für Assoziationen die Spieler erkennen!

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