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Mein Spiel, das hat fünf Ecken

Ich habe eigentlich nur einen Spielpartner, mit dem ich öfter mal abstrakte Zweierspiele spiele. Mittlerweile sind aber meistens auch noch andere Leute dabei, wenn ich mich mit ihm treffe, daher ist das seltener geworden. Daher freut es mich, dass meine sechsjährige Tochter gerade ein ziemliches Interesse an solchen Spielen entwickelt, denn ich habe doch eine Reihe davon zu Hause und es ist schön, wenn die auch ab und zu gespielt werden. Die schwerere Kost halte ich noch ein bisschen zurück, aber im Wesentlichen hole ich gern das raus, was sie gern spielen möchte.

Im Moment bittet sie mich öfter mal, Cairo Corridor zu spielen – diesem Wunsch komme ich gern nach. Es ist ein abstraktes Zweierspiel der sehr einfachen Sorte, schnell erklärt und schnell gespielt.

Das Besondere an Cairo Corridor ist, dass es mit Fünfecken gespielt wird. Fünfecke sind kein einfaches Spielmaterial. Schon beim Basteln von Prototypen stellen sie einen gewissen Aufwand dar, und damit gar eine Fläche zu füllen, ist eine Herausforderung. Kein Wunder, dass Quadrate und Sechsecke in der Spielewelt vorherrschen. Autor Markus Hagenauer hat sich bei seinem Fünfeckmuster an einem Straßenpflaster in Kairo orientiert. Wenn man so ein Straßenpflaster vor dem Haus hätte, könnte man mit ein bisschen Kreide sehr schön Cairo Corridor spielen… aber wie dem auch sei, mich hat das Spiel schon deshalb interessiert. Zweitens bin ich begeistert, wenn jemand ein schönes Spiel mit so einfachen Regeln erschafft. Die sind eine A5-Seite lang (wovon bestenfalls ein Drittel Text ist). Kurz gesagt:

Die beiden Spieler/innen legen abwechselnd solange je eins ihrer Fünfecke auf das Spielfeld, bis nur noch ein Korridor übrig ist, der die vier Spielfeldränder miteinander verbindet. Wer dann mehr Fünfecke an diesem Korridor anliegen hat, gewinnt.

Das ist alles – das wird in den Regeln noch ein klein bisschen bebildert. Sowas ist ganz nach meinem Geschmack.

Cairo Corridor
Eine heiß umkämpfte Partie, die Rot mit 13:11 für sich entscheidet. Ein am Ende doch verschlossener Korridor ist gut zu sehen.

Und? Macht das Spaß?

Ja, ich finde es spannend. Die Partien können sehr unterschiedlich verlaufen. Am Anfang kann alles passieren – ob man am Rand baut oder zentraler, immer kann es sein, dass der Korridor am Ende doch woanders langführt. Manchmal bauen auch beide im Wesentlichen an der gleichen Route entlang, dann kann es um Kleinigkeiten gehen. Man kann zwar ein paar Züge im Voraus planen, aber es gibt eben doch immer mal wieder überraschende Wendungen. Es bietet sich an, gleich mehrere Partien nacheinander zu spielen (eine dauert vielleicht zehn Minuten, wenn man nicht zu grüblerisch veranlagt ist) und verschiedene Vorgehensweisen auszuprobieren. Genau das, was ich mag.

Das Material ist aus lasergeschnittenem Kunststoff, gut verarbeitet, sodass die Fünfecke perfekt zusammenpassen. Dazu ein aufrollbarer Spielplan im Schlampermäppchen, wie von nestorgames gewohnt. Einzig die Regeln verknicken darin, die sollte man separat aufbewahren. Außerdem sollte man aufpassen, dass man das Mäppchen nicht zu stark belastet (eventuell aufrecht hinstellen), sonst hat der Spielplan irgendwann auch Knicke.

Cairo Corridor ist kein Spiel, das ich andauernd spiele, aber ich freue mich jedesmal, wenn ich es hervorkrame. Mich würde es also gar nicht stören, wenn meine Tochter auch in Zukunft öfter danach fragen würde.

Gesamtwertung: 7/10

Cairo Corridor
für 2 Personen
von Markus Hagenauer
Gestaltung: Néstor Romeral Andrés
Verlag: nestorgames, 2013