Ich habe in Lateinamerika in meiner Pause eine ganze Menge verpasst, beziehungsweise nur kurze Notizen gemacht, wenn ich was gefunden habe, ohne mir die Spiele genauer anzugucken. Die Sachen, die ich hier vorstelle, sind zum Teil schon letztes Jahr erschienen, aber ich denke mal, für die meisten von Euch dürften sie trotzdem noch neu sein. Meine alte Frequenz von zwei solchen Artikeln im Monat kann ich sicher nicht mehr durchhalten, aber ich versuche, es wenigstens ab und zu hinzukriegen.
Brasilien
Eine sehr erfolgreiche Catarse-Kampagne hat <strong>Mar de Mentiras</strong> (Meer der Lügen) von Vinicius Szabo und Bruno Zinneck hinter sich. Der Titel bedeutet Meer der Tränen, und es geht darum, die Kontrolle über ein Schiff zu übernehmen – der alte Käpt‘n ist nämlich plötzlich verschwunden. Jetzt heißt es, ordentlich Seemannsgarn zu spinnen. Man legt nämlich verdeckt Karten aus der Hand und beschreibt die Situation, die darauf steht (oder sagt sie zumindest an, wobei der Spaß wohl in der Ausschmückung besteht). Damit kann ich mir wertvolle Besatzungsmitglieder schnappen. Die anderen dürfen anzweifeln, dass die Geschichte wirklich mit der ausgespielten Karte übereinstimmt. Wenn niemand zweifelt und ich gelogen habe, bekomme ich weitere Besatzungsmitglieder aus der Mitte, und am Ende geht es darum, viele Besatzungsmitglieder auf meine Seite zu ziehen und damit das Spiel zu gewinnen.
Mar de Mentiras ist bei Cordilheira Games erschienen.
Kolumbien
Victor Duarte hatte für seinen Erstling Sacrificio eine der spektakulärsten Spieleschachteln überhaupt gestaltet. Da ist es kein Wunder, dass ich aufmerksam werde, wenn es etwas Neues von ihm gibt. Das ist in diesem Fall Abuela Co. In diesem Kartenspiel treten Großmütter gegeneinander an, um das beste kolumbianische Essen zu kochen. Dabei wollen sie aber auch schneller sein als ihre Konkurrentinnen, und dabei ist ihnen jedes Mittel recht, also versalzen sie diesen im wahrsten Sinne des Wortes die Suppe. Abuela Co. ist bei Maqi Board Games in Zusammenarbeit mit Creo Mi Juego erschienen und wurde nicht von Duarte selbst, sondern von Manuel Jacobo Monroy illustriert.
Mexiko
Das Roll & Write Aban! hat kürzlich eine erfolgreiche Kickstarterkampagne hinter sich gebracht. Dabei handelt es sich allerdings erstmal nur um eine Kampagne für Print&Play-Files. Eine gedruckte Ausgabe soll später folgen. Bei Aban! pflanzt man verschiedene Pflanzen auf ein persönliches Feld und versucht, damit bestimmte Muster zu bilden. Gleichzeitig muss man eine fleischfressende Pflanze füttern, was immer dann passiert, wenn der eine Würfel, der jeweils auf dem Tisch liegen bleibt, die Zahl der eigenen fleischfressenden Pflanze zeigt. Es geht also nicht nur darum, welche Würfel man nimmt, sondern auch um den Würfel, den niemand nimmt. Aban! stammt von Ricardo Dzib und ist beim Roll and Write Design Contest auf Boardgamegeek (und anderswo) mehrfach ausgezeichnet worden. Der Verlag heißt Lighthouse Games und der Illustrator Miguel Valenzuela Beltrán.
* Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung durch die Rechte-Inhaber:innen.