Neue Spiele aus Lateinamerika, Teil 8/2021

Argentinien

Caracoles heißt auf Deutsch Schnecken, ist aber auch der Name eines Zweierspiels, das jüngst in Argentinien erschienen ist. Darin wollen zwei Schnecken in einem japanischen Dorffest das beste Essen abgreifen. Dazu müssen sie ihre Schleimspur auf möglichst punktereichen Nahrungstäfelchen hinterlassen, aus denen das Spielfeld variabel zusammengesetzt ist. Die Bewegung wird mit einem Satz Karten durchgeführt. Und dann gibt es da auch noch einen „Salmurai“ („Salzmurai“), dem man tunlichst aus dem Weg gehen sollte.
Caracoles stammt von Sebastian Benitez und ist von Nino Mancinelli illustriert worden. Das Spielmaterial ist überwiegend aus Holz, und der (Eigen-)Verlag heißt Azteca.

Julián Bracco und sein Verlag Epica Juegos sind mit patriotischen Spielen über die argentinische Geschichte bekannt geworden. Nachdem er mit Medusa anderes Terrain betreten hat, folgt nun mit Cómo Como („Wie ich esse“) erstmals ein Kinderspiel. Als Thema nennt er die argentinische Lebensmittelsouveränität. Letztlich handelt es sich aber um ein einfaches Set-Sammelspiel, das auf Argentinienplänen gespielt wird. Je nach Alter der Spielenden variieren die Regeln in ihrer Komplexität. Grundsätzlich zieht man in seinem Zug je nach Feld, auf dem man sich befindet, einen bis mehrere Essenschips aus einem Beutel, von denen man einen auf die eigene Auslage platzieren kann. Wer diese Auslage zuerst gefüllt hat, gewinnt das Spiel. Die Illustrationen stammen von Paulina Amelia Pereyra und María Macarena Bermúdez Barrios.

Brasilien

Regicida („König:innenmord“) heißt ein Spiel von Roberto Pinheiro, in dem sich verschiedene Adelshäuser um die Krone streiten. Auf dem Tisch entsteht im Laufe des Spiels eine Auslage mit Wappenkarten, die zu den einzelnen Häusern gehören. Wenn diese komplett ist, kann, wer dran ist, zwei Karten austauschen und eine davon umdrehen und damit unbeweglich machen. Je nachdem, wo die Wappen am Ende liegen, gibt es Punkte für die einzelnen Häuser – aber noch weiß niemand, wer welches Haus führt. Das Haus mit den meisten Punkten macht sich zur Krönung bereit, aber dann gibt es noch die Mordphase, bei der jede:r auf eine andere Person zeigt, die er verdächtigt, das siegreiche Haus zu führen. Zeigen nicht genügend Finger auf die richtige Person, gewinnt diese. Falls doch, wird sie ermordet und es gewinnt die Partei mit den meisten Punkten, die am Mord beteiligt war.
Regicida wurde im Eigenverlag veröffentlicht und von Lavinia Underbougth illustriert.

Der Autor Rodrigo Rego (hier hatte ich ihn zuletzt wegen Herdeiros do Khan und Emboscados erwähnt), stellte sich neulich in seinem Blog die Frage, ob ein goldenes Zeitalter für brasilianische Autor:innen angebrochen sei, und beantwortete diese mit einem vorsichtigen „Ja“. Allerdings nur teilweise wegen der mittlerweile besser gewordenen einheimischen Spiele und vor allem mit dem hohen Dollarkurs. Dieser mache das Importieren ausländischer Spiele so unattraktiv wie das Exportieren brasilianischer Spiele attraktiv. Da die brasilianischen Verlage inzwischen ihre Spiele günstiger anbieten könnten als die populären Importtitel (größere Spiele können in Brasilien empfindlich teuer sein), falle ihnen die Konkurrenzfähigkeit also ein bisschen in den Schoß. Das solle aber nicht davon ablenken, dass auch die Qualität der brasilianischen Entwicklungen einen gewissen Schub gemacht habe.
Tja, die Geschichte mit dem Dollarkurs kann ich hier natürlich nur von außen betrachten. Aber dass brasilianische Spiele in den letzten ein bis zwei Jahren deutlich stärker ins Rampenlicht treten als früher, ist ja nicht zu übersehen. Ich glaube, dass das auch bei wieder sinkenden Dollarkursen nicht wieder weggeht. Dafür sind die Themen und die Qualität der Spiele mittlerweile zu gut. Ich freue mich jedenfalls schon auf die nächsten brasilianischen Perlen.

Chile

Dra. Motus y los Cordis ist zwar gerade auf der spanischen Plattform Verkami im Crowdfunding, stammt aber eigentlich aus Chile (der chilenische Verlag Boreal Ediciones hat sich dafür mit Tero Ediciones aus Spanien zusammengetan). Die Titelfigur, Dr. Motus, ist eine geniale Wissenschaftlerin, die Robotern beibringen möchte, sich wie Menschen zu verhalten. Leider hapert es bei den Gefühlen noch etwas, und im Spiel gilt es, diesen Mangel zu beseitigen. Die Rolle der Dr. Motus wechselt reihum. Wer dran ist, zieht eine Karte und liest eine der draufstehenden Situationen vor. Nun müssen die anderen jeweils eine Bildkarte aus ihrer Hand auswählen, die möglichst gut zu der Situation passt. Wer das nach Ansicht von Dr. Motus am besten hinkriegt, bekommt einen Punkt. Auch eine kooperative Version ist im Spiel enthalten.
Durch die europäische Crowdfunding-Plattform ist Dra. Motus für Deutsche wesentlich einfacher zu bekommen als sonst bei lateinamerikanischen Spielen üblich. Das Spiel stammt von Pablo Carcamo und Victor Garrido, und die Illustrationen hat Juanca Cortes beigesteuert.

Bildquelle

Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung durch die Rechte-Inhaber:innen.

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