Neue Spiele aus Lateinamerika, Teil 4/2020

Nach dem eher kurzen Beitrag vom letzten Mal habe ich inzwischen wieder genug Material für drei oder vier Artikel gefunden – das wird mich noch ne Weile auf Trab halten. Die Spielewelt steht halt nicht still. Schauen wir gleich mal rein:

Argentinien

Gogo Challenge, Avatar SpiritsGogo Challenge ist ein Solitärpuzzle im Mikrospielformat, das man aber auch auf Zeit (und dann auch gegeneinander) spielen kann. Es gibt bisher zwei Ausgaben mit verschiedenen Schwierigkeitsstufen, die aber in sich jeweils auch noch mal abgestuft werden können. Allen gemeinsam ist, dass man quadratische, doppelseitig bedruckte Kärtchen so zu einem größeren Quadrat zusammenpuzzeln muss, dass benachbarte Kärtchen gleiche Farbpunkte zeigen. Je nach Schwierigkeitsgrad macht man das mit 9 oder mit 16 Karten, mit Jokerkarten oder ohne, und mit einem einfarbigen umlaufenden Rand oder ohne.
Eine dritte Version soll in einigen Monaten dazukommen. Gogo Challenge stammt von Emilio Feijóo und ist von Cecilia Martinez illustriert worden.

Brasilien

Ich hatte hier im Laufe der Zeit über drei Spiele des Verlags K&M Jogos berichtet (Uga Uga Bufapum, Treta do Anzol und Azzelij). Am 6. 2. gab nun Verleger Mário Sérgio bekannt, dass er den Verlag mit sofortiger Wirkung schließen würde. Als Grund gab er vor allem an, dass ihm die Verlagsarbeit immer mehr den Spaß am Spielen selbst geraubt hatte. Als ich das las, musste ich ein bisschen daran denken, wie es ist, wenn man jemandem erzählt, dass man nebenbei Spieleautor ist. Das zaubert doch vielen ein Lächeln aufs Gesicht – wenn man sich dann aber ein bisschen länger darüber unterhält, kommt auch das zum Vorschein, was ich „den unromantischen Teil des Spieleautorendaseins“ nenne: Neben der eigentlichen Spieleentwicklung läuft man Verlagen hinterher, muss sich mit Verträgen auseinandersetzen, Werbung machen, freiberufliche Einnahmen in seiner Steuererklärung und beim Wohngeldantrag deklarieren, und so weiter. Als Verleger ist das sicherlich noch erheblich mehr, und auch wenn ich noch immer viel Spaß an der Sache habe, kann ich eine Übersättigung und Überforderung sehr gut nachvollziehen (das geht mir manchmal ja beim Bloggen schon so). Ich wünsche Mário Sérgio jedenfalls, dass er den Spaß am Spielen wiederfindet. Vielleicht hört man von seinen eigenen Spielen ja auf anderem Wege noch mal was.

Chile

Avatar SpiritsAvatar Spirits ist ein Kartenspiel für 2 Personen, bei dem man die Stärken seiner Karten und seines Charakters geschickt kombinieren muss, um die Willenskraft des Gegners oder der Gegnerin auf Null zu bringen bringen. Es ist von Videospielen inspiriert und stammt von einem Autoren (und Illustratoren), der unter dem Pseudonym „Gedanken“ arbeitet. Eine Print & Play-Version mit vorläufigen Grafiken lässt sich hier herunterladen. Gegen Ende 2020 soll Avatar Spirits dann als gedruckte Ausgabe erscheinen, die durch verschiedene Erweiterungen die Möglichkeit bietet, sich individuell abgestimmte Decks zusammenzustellen. Die aktuelle Version steht auch auf Tabletopia zur Verfügung (allerdings nur im vereinfachten Trainingsmodus).

Mexiko

Im Vergleich zu Deutsch oder gar Englisch bildet Spanisch mit seiner Schrift die Standardaussprache ziemlich gut ab. Trotzdem kann es natürlich vorkommen, dass man sich bei der Schreibweise eines Wortes nicht sicher ist. Abhilfe schafft vielleicht Mina Navarros Kartenspiel Ponle Acento (Setz den Akzent), bei dem man abstrakte Rechtschreibregeln in der Praxis erkennen muss. Ein*e Spieler*in liest dabei eine Regel vor, und dann suchen die Spieler*innen auf den offen vor ihnen ausliegenden Karten Wörter, auf die diese Regel zutrifft. Finden sie welche, legen sie die entsprechende(n) Karte(n) auf die Regelkarte, wobei pro Runde nur zwei Karten gewertet werden. Da heißt es also schnell sein. Korrekt gespielte Karten kann man sammeln und später gegen Siegpunkte eintauschen. Wer zuerst 3 Siegpunkte hat, gewinnt. Gestaltet hat Ponle Acento Rubén Hernández.

Peru

Leute, die sich in der lateinamerikanischen Geschichte besser auskennen als ich, wissen vielleicht, dass Agustín Gamarra (1785 bis 1841) gleich zweimal Präsident von Peru war. Wer bei einem Spiel namens Gamarra jetzt allerdings eine Historiensimulation vermutet, liegt damit gründlich falsch. Nach Gamarra ist nämlich auch ein bedeutendes Textilzentrum in der Hauptstadt Lima benannt worden, und um dieses Zentrum geht es im gleichnamigen Kartenspiel von Edu Cáceres. Die Spieler*innen stürmen sich ins Getümmel, um dort einzukaufen. Dabei treffen sie auf eine Menge Personen, die man dort eben so finden kann: Sicherheitsleute, zwielichtige Gestalten, Neureiche, Hausangestellte und so weiter. Ziel der Spieler*innen ist es, einen Satz Kleidungsstücke einzukaufen und gleichzeitig die anderen an ebendiesem Vorhaben zu hindern. Der Illustrator ist James Hart und der Verlag heißt Juegos4Ases.

Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung durch die Rechte-Inhaber*innen

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