Neue Spiele aus Lateinamerika, Teil 1/2019

Willkommen im neuen Jahr. Ich habe mir vorgenommen, die regelmäßigen Übersichtsartikel jeden ersten und dritten Montag im Monat beizubehalten. Aber ich nummeriere jetzt einfach durch, das ist einfacher für mich. Los geht’s!

Argentinien

Nachdem ich jahrzehntelang kein Schachspiel mehr in der Hand gehabt hatte, bat mich neulich aus heiterem Himmel jemand darum, ihr das Spiel beizubringen. Im Wesentlichen konnte ich das noch, und ich kann eine gewisse Faszination für Schach nicht verhehlen, obwohl ich doch im Allgemeinen eher ganz andere Spiele bevorzuge. Aber an Schach ist eine Sache doch toll: Auf der ganzen Welt gibt es eine Menge Fans, und so hat Schach auch eine Art völkerverbindende Funktion, ähnlich wie zum Beispiel Fußball. Aber Schach ist eben nur für zwei Leute, was dann doch ein großer Unterschied ist. Und so gibt es immer wieder Versuche, Schachvarianten für mehr Leute herauszubringen. Alex „Vikingoviejo“ Schmidt aus Buenos Aires ist nicht der erste, der sich an Schach für vier Leute versucht, aber er stellt erstens schöne Spiele her und hat zweitens in seinem Spiel Der Hügelkönig ein zusätzliches Element eingebaut. In der Mitte des Spielfeldes befindet sich ein Hügel, und das Spielziel ist es, den eigenen König auf diesen Hügel zu ziehen. Das Spiel ist aus variablen Elementen zusammengesetzt und es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, das Spielfeld aufzubauen.

Brasilien

Im Dezember ist bei MS Jogos ein neues Spiel von Marcos Macri erschienen. Es heißt Xingu und behandelt den Kontakt zwischen brasilianischen Ureinwohner*innen des Xingú-Gebietes mit den ankommenden Weißen Ende des 19. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit wurden dort Telegrafenleitungen verlegt, was zur „Entdeckung“ mehrerer Stämme führte, nicht unbedingt zum Vorteil dieser. Die Spieler*innen führen nun jeweils einen dieser Stämme und müssen versuchen, trotz Gewalt, eingeschleppter Krankheiten und Gefahr durch Sklavenhandel zu überleben. Wer mehr über den geschichtlichen Hintergrund wissen möchte, kann auf Wikipedia hier und hier ein paar Informationen finden. Die Gestaltung des umfangreich ausgestatteten Worker-Placement-Spiels hat Diego Sanchez übernommen.

Schon seit einer Weile auf meiner Beobachtungsliste steht Abstratus, das nicht nur  ungewöhnlich aussieht, sondern mich auch mit seinem Spielkonzept sofort anspricht, da ich sowohl Kreativ- als auch Bauspiele mag. Die Spieler*innen haben jeweils einen Satz abstrakte Teile, meist aus Holz, und ziehen dann je eine Karte, auf der ein Wort steht. Nun bauen sie aus ihren Teilen das, was auf der Karte steht. Die Karten werden dann mit einigen Karten vom Stapel zusammen gemischt, und alle müssen darauf tippen, welche Skulptur welches Wort abbilden soll. Vergleichbar also vielleicht mit dem wunderbaren Krazy Wordz, aber eben nicht mit Wörtern, sondern mit Skulpturen. Erschaffen haben das Ganze Thelma Löbel, Auber Bettinelli und Alberto Duvinier, die auch unter dem Namen Zebra5 auftreten. Erschienen ist es bei Ludens Spirit.

Chile

Tesoro Maldito heißt Verfluchter Schatz und ist ein kürzlich erschienenes Spiel von Alexander Larrain und Ignacio Roldan, erschienen bei Half-Zombie Games. Die Spieler*innen steuern dabei semi-kooperativ eine Expedition durch einen Dungeon, wobei sie mit anonym ausgespielten Karten darüber abstimmen, wohin die Gruppe als nächstes ziehen soll. Dabei sammeln sie Schätze ein, die aber persönlich zu verstehen sind, denn am Ende gewinnt, wer die meisten Schätze in Sicherheit gebracht hat. Natürlich wird der Dungeon auch bewacht, und es ist überhaupt eine gute Idee, den Ausflug in die Tiefe erstmal zu überleben. Illustriert wurde Tesoro Maldito von Osmel Adelso Castellano Marchena.

Mexiko

Im Dezember hatte ich ja schon die Roll A Game Expo angekündigt, auf der auch die Quetzalera verliehen werden sollte. Mit rund 1200 Besucher*innen war es Mexikos bisher wohl größte Spielemesse. Bei der Vorstellung der Kandidatenspiele für den Preis war mir allerdings durchgerutscht, dass die Liste, die ich da hatte, gar nicht vollständig war. Und so tauchen unter den 8 Finalisten (im Bild) auch gleich drei Spiele auf, die ich nicht auf der Rechnung gehabt hatte, auch wenn ich schon früher über sie berichtet hatte. Gewonnen hat eins davon, nämlich Cooks & Crooks von Luis Muñoz und Andrés Novelo (im gelben T-Shirt). Auf dem Treppchen landeten außerdem noch Seat Wars von Andrés Ayala (Mitte) und Geisha von Ana Coronado (vierte von rechts). Es gab also einen Dreifach-Triumph für Detestable Games, die auch schon für 2019 einige Neuerscheinungen angekündigt haben. Wir dürfen gespannt sein.

 

Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung durch die Rechte-Inhaber*innen. 

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