Von Schlangen, Leitern und RAGE

Am 15. und 16. Dezember findet im mexikanischen Guadalajara RAGE (Roll a Game Expo) statt, ein recht groß angelegtes Projekt, das wohl Mexikos erste richtige Spielemesse werden dürfte. Um die Verlage und Autor*innen zu überzeugen, vor Ort zu sein, wurde ein mexikanischer Spielepreis ins Leben gerufen, der in verschiedenen Kategorien verliehen werden soll. Eine Jury trifft die Auswahl, aber einen Publikumspreis soll es auch geben. In Essen hatte ich schon die Gelegenheit, ein Modell der Trophäe zu bestaunen, nämlich die Quetzalera (englisch: Quetzaladder). Das ist ein Wortspiel aus Quetzalcoatl und Escalera, wobei Quetzalcoatl eine mittelamerikanische Schlangengottheit ist und Escalera Leiter heißt – Ihr kennt vielleicht „Snakes and Ladders“, das klassische Leiterspiel. Die Schlange windet sich also durch eine Leiter.

Zu meiner Freude wird es auch einen Preis speziell für mexikanische Spiele geben, und zwar für die, die sich auf der Messe präsentieren. Die Spanne reicht da von fortgeschrittenen Prototypen bis zu bereits veröffentlichten Sachen. Auch Rollenspiele sind dabei. Für mich als Blogger ist dieser Preis auch deshalb sehr toll, weil ich plötzlich von einer Menge Spiele erfahre, von denen ich bisher noch nichts gewusst hatte. In der mexikanischen Spieleszene scheint doch mehr los zu sein, als ich bisher vermutet hatte – Mexiko ist ja so ein bisschen der schlafende Riese unter den lateinamerikanischen Spielenationen. Wir werden sehen, ob die Messe da einen richtigen Schub gibt. Zu hoffen wäre es.

Über War for Chicken Island von Ivan Escalante hatte ich beim letzten Mal schon berichtet. Die Kampagne ist allerdings abgebrochen und neu gestartet worden, diesmal mit geringerem Finanzierungsziel und wesentlich größerem Erfolg – das war ein himmelweiter Unterschied zum ersten Anlauf. Die Miniaturen finde ich immer noch witzig. Auch Tierra y Libertad von Saúl Sánchez ist ja zur Zeit im Crowdfunding, wie Ihr spätestens seit letzter Woche wissen dürftet. Und auch Kanyimajo von Ramón López habe ich hier schon vorgestellt. Wer ist noch dabei?

Für 2019 ist Geisha von Ana Coronado bei Detestable Games angekündigt. Erwartungsgemäß spielt das in Kyoto, und verschiedene Geishas versuchen, die erfolgreichste zu sein. Dazu feilen sie an ihren Fähigkeiten wie Dichtkunst, Ikebana, Musik und so weiter. Durchgeführt wird das in Form eines Worker-Placement-Spiels, wobei man an den Orten, wo man etwas tun möchte, Minispiele spielt. Ich bin vielleicht nicht der erfahrenste Worker-Placement-Spieler unter der Sonne, aber mir ist so ein Konzept noch nicht untergekommen, und Minispiele finde ich ja oft reizvoll. Die Illustrationen stammen von Daniel Sotomayor.

Ebenfalls bei Detestable Games soll Meeplepalooza von Kina Jager und Santos Artigas erscheinen. In diesem Drafting-Spiel gründet man eine Rockband und nimmt an einem Festival teil – dabei will man natürlich die Band sein, über die am Ende alle sprechen. Um das hinzukriegen, braucht man Musiker*innen, Instrumente und gute Songs, die man selbst schreiben muss, indem man Noten auf Notenblätter einträgt. Dazu ein paar gute Soli, und schon wird man berühmt. Die Illustrationen kommen von jemandem mit dem Namen Nabs.
Sowohl für Geisha als auch für Meeplepalooza soll es 2019 Crowdfunding-Kampagnen geben.

Bound spielt in der Zukunft, genauer gesagt im Jahr 2048. Alle Menschen haben Zugang zu Bound, einer Art Nachfolger des Internets. Die Spieler*innen versuchen als Hacker*innen, dieses Netz zu dominieren und ihre Gegner*innen daraus zu entfernen. Eine*r ist Shade, ein Super-Hacker und der erfolgreichste Kriminelle. Die anderen eifern ihm nach und dürfen ebenfalls vor nichts zurückscheuen, um an die Spitze zu kommen. Bound stammt von einem Autorentrio, nämlich José Pablo Lara Robles, Erick I. García Rodríguez und Juan A. Velázquez Ovando. Für die Gestaltung zeichnen E. Kazunari Shiraki Merida und Enrique Palos Reynoso verantwortlich.

Mentes Voladores ist ein Partyspiel von Luis Alfredo Cortés, das er gemeinsam mit Cristián Bredee gestaltet hat. Dabei hat jede*r Spieler*in einen Verstandsfrosch aus Plastik, oder besser gesagt drei davon. In jeder Runde geht es um einen Belohnungschip. Dann wird eine Aufgabenkarte aufgedeckt. Als Antwort schnippt man den entsprechenden seiner Verstandsfrösche in die Box – wer das zuerst schafft, gewinnt den Chip, vorausgesetzt natürlich, dass es der richtige Frosch war. Warum Frosch? Nun, die Dinger sehen ungefähr so aus wie die Frösche aus diesen Schnippsspielen aus meiner Kindheit. Unter dem Label Lúdika y Artefactos soll Mentes Voladores im Februar 2019 erscheinen.

Dark Maiden von Lis Luna ist ein kooperatives Kartenspiel für bis zu drei Leute, bei denen man sich durch vier Orte kämpft und dort Gegenstände einsammelt, um anschließend einem bösen Endgegner gegenüberzutreten. Bis dahin sollte man natürlich stark genug dafür sein. Die Illustrationen kommen von gleich sechs verschiedenen Künstler*innen und Studios, und Dark Maiden erscheint unter dem Label Sun Fairy Games.

 

Sajkab ist der Name einer Welt, in die verschiedene historische Völker durch mysteriöse Strudel gelangt sind: Mayas, Spartaner und so weiter. Dort führen sie die Kämpfe, die sie von zu Hause gewohnt ware, gegeneinander fort. Das ist die Geschichte, die uns Omar Benítez mit seinem Spiel Sajkab erzählt. Es ist ein kartengesteuertes Brettspiel, bei dem die Spieler*innen Figuren durch teils unwegsames Terrain bewegen und versuchen, in Kämpfen die Vormacht zu erringen. Illustriert wurde Sajkab von Damiant.

Meine wilden Rollenspielzeiten sind lange vorbei, und normalerweise schreibe ich hier nichts über Rollenspiele, aber für Leyendas de Elden (Legenden von Elden) mache ich mal eine Ausnahme, denn es bewirbt sich wie andere Spiele auch um den Quetzalera-Preis. Ich weiß bisher über Leyendas de Elden, dass es ein möglichst zugängliches Rollenspiel sein soll, das auch unerfahrene Rollenspieler*innen oder echte Neulinge anspricht. Zu den einfachen Regeln sollen dann ungewöhnliche Charakterklassen kommen, und das ganze spielt in einer Welt, die Fantasy und Science Fiction verschmelzen lässt. Leyendas de Elden stammt von Daniel Ortiz und erscheint unter dem Label OR15 Gamelab. Dieser Verlag hat außerdem noch ein weiteres Spiel im Rennen, nämlich ein Kartenspiel von Guillermo Esquivias, das aber erst auf der Expo enthüllt werden soll. Da darf man also gespannt sein.

In Colorbugs (Farbkäfer) von Israel Ramos wollen die berühmtesten Künstler*innen des Gartens, nämlich Vincent Van Bugh, Frida Kohlor, Pabug Picasso and Salvabug Dalí, ihre Gemälde vollenden. Jede*r von ihnen hat eigene Ziele in Form von Sekundärfarben hinter einem Sichtschirm. Um diese Ziele zu erfüllen, müssen sie die Grundfarben, die sie im Garten finden, zusammenmischen. Die teils entzückenden Illustrationen stammen von Julieta Maldonado. Der Verlag heißt Ludens Games und hat in dem einen Jahr, das es ihn gibt schon diverse Spiele auf den Markt gebracht, von abstrakten über edukative bis hin zu Partyspielen.

Chakkan ist ein Deckbuilding-Spiel für zwei Personen. Ich bin in diesem Genre leider nicht so sehr bewandert, aber für mich neu war dabei ein Push-Your-Luck-Mechanismus: Von seinem Deck legt man 8 Karten in eine verdeckt Auslage und deckt davon zwei auf. Wenn sie in Farbe oder Zahl übereinstimmen, darf man weitere aufdecken – deckt man aber eine falsche auf, muss man alle wieder hinlegen. Oder man hört auf, nimmt die aufgedeckten Karten auf die Hand und kann diese dann einsetzen. Das Spiel selbst ist ein Kampfspiel, bei dem man versucht, die Gegnerin auf 0 Punkte zu bringen. Das Spiel samt der Illustrationen stammt von Juan José Cabrera Fernandez und ist bei Another Game erschienen.

Über drei weitere Spiele habe ich leider keine wesentlichen Informationen finden können:
Code 10: Chase the Alien von Jorge Velázquez
Demon Hunters von Hugo Hernández (vermutlich ebenfalls ein Rollenspiel)
Party Booster von Alberto Sánchez

Über die Ergebnisse berichte ich dann beizeiten.

Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung durch die Rechte-Inhaber*innen.

3 Gedanken zu „Von Schlangen, Leitern und RAGE

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