Mein Bericht über den Premio Alfonso X war 2017 eine Art Initialzündung für dieses Blog, und daher liegt mir mir dieser argentinische Spielepreis bis heute besonders am Herzen. Ich war aber gelinde gesagt etwas überrascht, als ich die Liste mit den diesjährigen 10 Kandidaten sah, da ich bis dahin überhaupt nur von der Hälfte der Spiele gehört hatte (und von zwei weiteren erst kurz davor). Es war also wieder einiges an Recherche nötig, um mich auf den neuesten Stand zu bringen. Hier stelle ich Euch die Liste vor. Um das Ganze nicht zu unhandlich werden zu lassen, teile ich das Ganze in zwei Artikel auf (der zweite folgt voraussichtlich am Donnerstag).
Über Lab Rats von Lucas Charra (erschienen bei runDOS Studio) hatte ich hier schon berichtet. Ich zitiere mich mal selbst:
Aus einem schrecklichen Labor wollen die mutierten Laborratten flüchten. Dazu müssen sie sich ihrer jeweils verschiedenen Mutationen bedienen und Tränke sammeln, um sich gegen die verschiedenen Gefahren zur Wehr zu setzen, die hinter den Türen auf sie lauern. Die Türen werden aber zum Teil von den Spieler*innen verdeckt ausgelegt, sodass es kein reiner Zufall ist, was hinter diesen wartet. Um eine Runde erfolgreich zu gestalten (und vor allem zu überleben), muss man sein Glück herausfordern und die richtige Zahl von Karten aufdecken. Wer genügend Ratten aus dem Labor geschickt oder auf andere Weise genügend Käsebelohnungen gesammelt hat, gewinnt das Spiel, das von Lucas Charra und María Luz Cantisani Rovasio ansprechend illustriert wurde.
Auch Criaturas & Cristales war hier schon Thema:
Criaturas & Cristales heißt – vermutlich eher wenig überraschend – “Kreaturen und Kristalle”, was vielleicht schon eine erste Vorahnung davon geben könnte, worum es in diesem Spiel geht. Es ist ein kartenbasiertes Fantasyspiel von Martín Venturini, das 1-5 Leute wahlweise kompetitiv oder kooperativ spielen können. Man spielt einen Charakter, den man im Laufe des Spiels über Märkte und durch Tempel hetzt und dort mit Fertigkeiten und Ausrüstung zu verbessern trachtet, um sich in einer feindlichen Welt durchzusetzen. Das beinhaltet aber eben nicht nur den Kampf gegen böse Monster, sondern auch die Auseinandersetzung mit anderen Charakteren in einer speziellen Arena, wo man unter Beweis stellen kann, dass man besser ist als die anderen. Criaturas & Cristales erscheint bei 3D Fantasy in gleich drei verschieden teuren Ausstattungen, jeweils illustriert von Emmanuel Bou und gestaltet von Daiana Diaz.
Am Wettbewerb nimmt das Spiel in seiner Grundausstattung teil.
Schließlich geht auch noch Animal Color ins Rennen (zitiert von hier): Eine Art Spielesammlung ist Animal Color von Adán Gabiola, das Ende dieser Woche erscheinen soll. Mit den 42 Karten kann man insgesamt 16 verschiedene Spiele spielen, die eine ziemliche Bandbreite abdecken, von Kinderspielen über Solitärspiele bis hin zu konfrontativen und kooperativen Erwachsenenspielen. Gar nicht so einfach, das zusammenfassend zu beschreiben – aber die Spiele sollen auf jeden Fall kinder- oder zumindest familientauglich sein. Gabiola hat Animal Color selbst illustriert und in seinem Verlag Anfis herausgebracht.
Alles andere war Neuland für mich. Zum Beispiel die beiden Spiele Originarios und Patago¡Ñam! von Emiliano Gunckel, die dieser in seinem Eigenverlag Ludogonia Juegos Patagónicos veröffentlicht (und selbst illustriert) hat.
Originarios ist ein simples Würfelspiel, das die Jagd nach Essen im Volk der Tehuelche simuliert. Die Tehuelche leben im Süden Patagoniens – wer mehr wissen möchte, findet den entsprechenden Wikipedia-Eintrag hier. Im Spiel geht es darum, erfolgreich zu jagen, wozu man aber zunächst Waffen anfertigen muss. Es gibt zwei Arten von Würfeln, Handwerkswürfel und Jagdwürfel. Man muss sich jeweils entscheiden, mit welchen man würfelt. Entweder man baut sich Waffen oder man geht auf die Jagd. Die verschiedenen Tiere können allerdings nur mit bestimmten Waffen erlegt werden. Um erfolgreich zu sein, muss man jeweils ein Pärchen würfeln. Scheitert eine Jagd, verliert man allerdings auch eine Waffe. Wer zuerst eine bestimmte Anzahl von Tieren erlegt hat, gewinnt.
Das Wort Patago¡Ñam! ist aus Patagonia und Ñam zusammengesetzt – ersteres bezeichnet die südliche Region Südamerikas, und zweiteres heißt sowas wie „Mjam, lecker!“ Auch in diesem einfachen Kartenspiel geht es um Tiere aus Patagonien. Diesmal möchte man sie nicht jagen, sondern füttern, allerdings mit dem Hintergedanken, dass sie dann von den anderen Spieler*innen zu einem selbst überlaufen. Die Tiere liegen in offenen Stapeln vor den Spieler*innen, und durch Ausspielen der passenden Futterkarten kann man jeweils die oberste Karte unter den eigenen Stapel stecken, der dadurch möglichst wertvoll werden sollte. Zwischendurch tauchen unter den Tieren aasfressende Vögel auf, mit denen man die Balance des Spiels beeinflussen kann, und auch Aktionskarten gibt es.
Den Rest der Spiele stelle ich Euch dann im nächsten Teil vor. Da sind noch spannende Sachen dabei, versprochen!
Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung durch die Rechte-Inhaber*innen.